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Politologe über Trumps Populismus„Er bestimmt, wer das Volk ist“

Donald Trump ist ein Paradepopulist, sagt Jan-Werner Müller. Ein Gespräch über rechte Elitenkritik, die AfD und Gefahren für Europa.

Die Marke Populismus umringt vom Volk Foto: dpa
Sabine am Orde
Interview von Sabine am Orde

taz: Herr Müller, ist mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten die westliche Demokratie in Gefahr?

Jan-Werner Müller: Man sollte diese Wahl nicht als Beweis dafür ansehen, dass Demokratie nicht funktioniert. Aber sie ist kein völlig überraschender Betriebsunfall. Die Rechten in der amerikanischen Politik haben bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten keinen wirklichen Respekt vor den bestehen Institutionen gezeigt, sondern gehen mit ihnen schon aus kurzsichtigen parteipolitischen Interessen schon fast frivol rücksichtslos um – denken Sie an die government shutdowns der Republikaner. Deshalb ist es auch keine Überraschung, dass nach Umfragen 40 Prozent der Amerikaner kein Vertrauen mehr in diese Institutionen haben.

Jetzt haben die US-Amerikaner einen frauenfeindlichen und rassistischen Populisten, den anfangs niemand ernst nahm, zum Präsidenten gewählt. Wie konnte es dazu kommen?

Das kann man nach zwei Tagen noch nicht genau sagen. Wir sollten Trump, dem wir sonst nichts glauben, seine Erzählung nicht einfach so abnehmen. Repräsentation ist ja keine mechanische Reproduktion von irgendwas, was immer schon da war. Trump hat seine Gefolgschaft auch formiert und geformt und zwar in Richtung einer identitären weißen Bewegung. Das darf man nicht verharmlosen, aber wir sollten jetzt nicht gleich schlussfolgern, dass alle, die ihn gewählt haben, Frauenfeinde, Rassisten und Looser der Globalisierung sind. Interessant sind die Umfragen, die zeigen, dass Sanders vielleicht gegen Trump gewonnen hätte. In beide Parteien gab es einen Aufstand, beide haben ihn bekämpft. Die Republikaner sind dabei gescheitert und ziehen jetzt ins Weiße Haus ein.

Ist für Sie Trump das Paradebeispiel eines Populisten?

Auf jeden Fall. Er macht etwas Typisches: Er sagt, er sei der alleinige Vertreter des wahren Volkes, die anderen Bewerber seien nicht legitim. Das ist nicht nur ein Konflikt über politische Inhalte, sondern wird moralisch und persönlich, eine Charakterfrage. Trump hat Hillary Clinton als korrupt und kriminell angegriffen. Und er hat ja immer wieder gesagt, dass die Leute, die ihn nicht unterstützen, nicht Teil des Real America sind, also nicht zum amerikanischen Volk gehören. Er hat gesagt: The important thing is the unification of the people, all the other people don't matter. Das heißt: Ich bestimme, wer das Volk ist. Wer einen amerikanischen Pass hat, ist dabei nicht entscheidend. Das ist Populismus pur. Darüber hinaus ist er noch rassistisch und sexistisch und so weiter, das ist nicht trivial, aber nicht notwendiger Bestandteil des Populismus.

Bernie Sanders war auch ein Anti-Establishment-Kandidat, manche haben ihn als Populisten bezeichnet. Zu Recht?

Nein, absolut nicht. Anti-Establishment und Kritik an den Eliten ist ja nicht automatisch populistisch. Man muss Sanders Vorstellungen nicht teilen, aber er hat nicht den Anspruch, er allein würde den Willen des Volkes repräsentieren. Diese Gleichstellung – wenn es rechts Populisten gibt, sind die auf der Linken auch welche – ist eine denkfaule Symmetrie. Weder Sanders in den USA noch Pablo Iglesias von der spanischen Podemos, der auch gerne genannt wird, sind Populisten. Sanders hat doch eher klassisch sozialdemokratische Vorstellungen und ist bestimmt keine Gefahr für die Demokratie.

Was bedeutet Trumps Sieg für die Rechtspopulisten in Europa?

Natürlich freuen sie sich. Eine Lehre ist sicher, dass man mit einer knallharten weißen Identitätspolitik sehr viele Leute mobilisieren kann. Aber man darf die Situation in den USA und Europa nicht gleichsetzen, hier gibt es nicht den Hintergrund eines afro-amerikanischen Präsidenten, der manche Amerikaner sagen lässt: Jetzt ist unsere Seite wieder dran! Wichtig ist auch, dass es so genannte Mainstream-Parteien gibt, die in Versuchung stehen, sich als populistische Parteien neu zu erfinden. Wir sehen das schon lange in Ungarn bei der Fidesz-Partei unter Viktor Orban, und wir beobachten derzeit, wie sich die Torys unter Theresa May als eine Variante von Ukip neu erfinden.

Müssen wir uns in Europa auch auf rechtspopulistische Siege und so brutale gesellschaftliche Spaltungen wie in den USA einstellen? Bald wird in Österreich, Frankreich und den Niederlanden gewählt…

Ich spekuliere nicht gern über Wahlausgänge. Aber zum Beispiel mit Österreich gibt es eine interessante Parallele. Wir haben in den USA ja gesehen, dass man auch ohne Unterstützung der etablierten Medienwelt gewinnen kann. Das ist interessant, weil die FPÖ seit langem dabei ist, bei Facebook, aber auch mit FPÖ-TV und solchen Sachen ein Paralleluniversum aufzubauen – mit gewisser Wechselwirkung mit der Kronen-Zeitung. Das führt dazu, dass die Leute in einer völlig anderen Medien- und Informationsumwelt sind. Die AfD arbeitet ja auch in diese Richtung.

Im Interview: Jan-Werner Müller

46, lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Princeton University/USA. Derzeit ist er Gastwissenschaftler am Institut für die Wissenschaft am Menschen in Wien. Im Frühjahr erschien sein Essay „Was ist Populismus?“ im Suhrkamp Verlag.

Wie ordnen Sie mit Ihrem Populismus-Begriff die AfD ein?

Anfangs war die AfD größtenteils keine populistische Partei und es war ein Fehler, dass man sie mit zum Teil hochmoralischen Argumenten als solche bezeichnet hat. Heute ist die AfD eindeutig populistisch, weil sie sagt, die anderen Parteien seien alle illegitim und eigentlich „Einheitspartei“; sie nimmt für sich in Anspruch, die einzige Vertreterin des wahren deutschen Volkes zu sein.

Nun ist durch die Bewegung der CDU in die Mitte rechts von ihr ein Platz im demokratischen Parteienspektrum frei geworden. Sehen Sie noch die Möglichkeit, dass die AfD diesen Platz füllt, wie Sie es unter Bernd Lucke vielleicht mal vor hatte?

Theoretisch ist das möglich, praktisch aber unwahrscheinlich. Wenn man sagt, Populismus ist Antipluralismus, dann müssen wir als Pluralisten die Kröte schlucken, dass auch Positionen über Einwanderung oder Familienpolitik, die in einem demokratischen Spektrum vertretbar sind, diskutiert werden, die wir ablehnen. Bürger, die diese Meinung haben, sollten auch die Möglichkeit haben, eine Partei zu wählen, die diese Positionen vertritt. Aber es gibt eigentliche keine Fälle, wo sich populistische Parteien in normale demokratische Parteien verwandeln. Warum sollten sie auch? Für Orban und Le Pen läuft es doch gut.

Wie Horst Seehofer und auch Sigmar Gabriel mitunter versuchen, AfD-Wähler zurückzugewinnen, wird oft als populistisch kritisiert.

Ich sehe nicht, dass Seehofer oder Gabriel einen moralischen Alleinvertretungsanspruch stellen. Aber das rechtfertigt nicht, was sie machen. Es ist eine fatale Entwicklung, dass sie das Narrativ der AfD über das, was gerade passiert, legitimieren oder sogar verstärken. Horst Seehofer ist auf gutem Wege, der Boris Johnson Deutschlands zu werden.

Das heißt?

Er verspricht sich einen Vorteil davon, dass er das AfD-Narrativ perpetuiert: Wir haben die Kontrolle verloren, wir haben riesige Probleme, die völlig ungelöst sind. Dabei könnte er auch sagen: Es gibt große Herausforderungen, die wir angehen müssen. Die Vorstellung, wir hätten die Kontrolle verloren, ist ja schon seit geraumer Zeit nicht mehr haltbar. Aus der Brexit-Debatte konnte man lernen, dass Nachahmung nicht funktioniert. Dort ließ man zu, dass Nigel Farage von UKIP das Narrativ, den Kern der Debatte definierte.

Was sollte man tun?

Natürlich gibt es keine Patentrezepte. Der totale Ausschluss, wie man das zum Teil bei der AfD bei Fernsehdebatten versucht hat, ist aber auf jeden Fall falsch. Damit legitimiert man deren Narrativ: Die Eliten hören nicht zu, es gibt Tabus usw. Nur: Mit Populisten reden heißt nicht wie Populisten reden. Man kann über vieles diskutieren, aber demokratische Politiker müssen auch sehr hart und konfrontativ sein, wenn zum Beispiel ein AfD-Politker sagt, es gäbe den Plan, das deutsche Volk durch Flüchtlinge zu ersetzten. Dann muss man den Zuhören signalisieren: Das ist keine normale demokratische Debatte. Die Hoffnung ist, dass manche Bürger dann sagen, ich will auch weniger Einwanderung, aber mit diesen Leuten, die Verschwörungstheorien verbreiten und unser System als Diktatur bezeichnen, möchte ich doch nichts zu tun haben. Und manchmal die Populisten auch schlicht mal ignorieren. Es ist gefährlich, wenn sie ständig alle Diskurse bestimmen, wie das in der Brexit-Debatte der Fall war, oder wie derzeit Frankreich: Da dreht sich alles um Le Pen. Sie muss selbst gar nichts mehr sagen.

Sie haben vorhin von parallelen Informationsumwelten gesprochen. Damit sind wir beim Postfaktischen, wovon derzeit so viel die Rede ist.

Darüber reden wir zu schnell, erst brauchen wir mehr Wissen. Die Beispiele, die es gibt, sind nicht eindeutig: Die 350 Millionen Pfund zum Beispiel, die durch den Brexit pro Woche angeblich eingespart werden sollten. Das war sicher nicht völlig unwichtig, aber ich glaube, dass der eigentlich sehr demokratische Slogan „Take back control“ viel entscheidender war.

Das heißt, Sie glauben weiter an die Kraft des Sacharguments?

Ja, aber Fakten sprechen nicht automatisch für sich selbst. Man muss sie im Kontext von Wertvorstellungen und Erfahrungen verstehen. Da noch einmal das Farage-Beispiel: Nachdem man ihm die Definitionshoheit überlassen hatte, worum es beim Brexit geht, also darum, die englische Freiheit gegen die Brüsseler Diktatur zu verteidigen, konnte man natürlich noch mit dem Fakt kommen, dass die Briten 4.000 Pfund ärmer sein werden. Aber wenn man das Narrativ akzeptiert, denkt man doch: Meine Freiheit ist mir schon 4.000 Pfund wert. Man sollte also nicht die naive Hoffnung haben, dass man die Gegenseite ganz einfach mit Fakten entzaubern kann.

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39 Kommentare

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  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    Auch wenn der Artikel wohl gleich im Orkus verschwindet will ich doch noch etwas anmerken.

     

    Alle gängigen Erklärungsmodelle zum Erstarken der Rechten lassen sich auf zwei miteinander korrespondierende Kernthesen eindampfen.

     

    1. Die Menschen sind zu dumm/verbohrt/bösartig um die Überlegenheit linker Ideen zu erkennen.

     

    2. Die Rechten haben nichts von Wert zu bieten, aber sie sind begnadete Menschenfänger.

     

    Und nun? Wie kommen wir aus der Kiste wieder raus? Die Erklärungsmodelle die auf diesen Annahmen beruhen lassen keine sinnige Gegenstrategie zu die zeitnah wirkt. Wir haben nicht Jahrzehnte lang Zeit.

     

    Daher ist ein bloses "weiter so" auf Grund der Annahme die gesellschaftliche Transformation werde schon irgendwann wirken meiner Ansicht nach ein Irrweg.

     

    Ich sehe da einen Teufelskreis der nur bald durchbrochen werden kann wenn wir uns von den beiden Grundannahmen verabschieden. Nur dann gibt es erfolgsversprechende Gegenstrategien, aber die werden weh tun...

     

    Die Alternative ist abzuwarten was schneller wirkt, die gesellschaftliche Transformation oder der Populismus. Ich vermute letzteres.

    • @32795 (Profil gelöscht):

      Rechts und links sind ja nur Polaritäten - die dann mehr oder weniger in der "Mitte der Demokraten" Sympathie finden. Schwierig wird es wenn die Mitte gespalten wird.

      In den USA ist es durch das zwei Parteien System per se "drastischer" und was sich dort Demokraten nennt wäre hier zulande mehr CDU als SPD.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @32795 (Profil gelöscht):

      "Alle gängigen Erklärungsmodelle zum Erstarken der Rechten lassen sich auf zwei miteinander korrespondierende Kernthesen eindampfen."

       

      Es gibt auch eine dritte. Per definitionem und auch in der Erwartungshaltung der Wähler waren es die Linken, die für die/den kleine(n) Frau/Mann waren. Eliten - das waren die anderen. Hat sich wohl in den letzten 20-25 Jahren geändert.

       

      Wie jemand trefflich in einem New York Post Artikel schreibt:

       

      “Whoever thought they would hear Republicans calling Democrats ‘the elites?'

      It turns out a C-list reality TV star — who has no A-list friends — understood that best of all."

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Wenn ihr "Loser" nicht schreiben könnt, ihr Loser, dann schreibt doch einfach "Luhser".

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Finanzmärkte sind etwas an der Leine. Euro braucht nicht saniert werden, der ist stabil. Die EU funktioniert, steigende Kriminallkitätsraten haben wir nicht, sondern fallende. Beim politischen Islam wird kein Auge zugedrückt. Es gilt gleiches Recht für alle. Gleichstellung der Frau und Inklusion, für Sie offenbar "positive Diskriminierung" nutzt. Ja doch ! Klimaschutz sind wir auf nem guten Weg, ist auch das Bohren dicker Bretter, wie Politik übrigens immer (außer für Populisten, die haben immer die einfachen Patentlösungen zu Hand). Sonst noch was ? Sie sehen, Probleme kann man lösen ohne rassistisch und menschenverachtend zu werden. Man braucht hierfür keine Faschisten. Und wenn Sie mal überlegen, nur so für sich selbst, wann Sie denn gerne gelebt hätten so außerhalb vom hier und jetzt, wann wäre das denn ? 1950, 1960 oder doch lieber 1930 oder 1915 ? Und von 1942 habe ich gar nicht geredet. So viel also zu Ihrem "Irrweg".

    • 3G
      32795 (Profil gelöscht)
      @60440 (Profil gelöscht):

      Es tut mir leid, aber so kann man nicht debattieren. Wenn da schon gleich nach ein paar Minuten der Vorwurf "Ewiggestriger wünscht sich Hitler zurück" kommt geht das nicht.

       

      Im Übrigen habe ich nur darauf Hingewiesen auf was die Populisten mit dem Finger zeigen. Und sie tun genau was ich so bedenklich finde, Sie kucken hin und sagen "da ist nichts, das bilden die sich nur ein".

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @32795 (Profil gelöscht):

        Sie mißverstehen mich falsch. Das aber richtig. Nichts für ungut ...

  • Populismus trifft dank Murphys Gesetz auf fruchtbaren Boden. Angst vor Stimmenverlust führt zum Verlust der Glaubwürdigkeit und jeder Schritt, der von den so falsch Motivierten dagegen unternommen wird, führt in die Katastrophe.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Ich hab echt ein Problem die Ausführungen von jemandem ernst zu nehmen, der für eine Organisation tätig ist (Institut für die Wissenschaft am Menschen) hinter der der Name "Soros" steht. Hier - Alex Soros, der Sohn von George Soros.

     

    Liberalismus, dessen einziger Zweck die Förderung von Neoliberalismus ist, ist am wenigsten geeignet sich mit dem Phänomen Trump auseinanderzusetzen. Er ist nämlich seine Hauptursache.

  • Nach dem ersten Satz aufgehört zu lesen wegen unerhörter Meinungsbeeinflussung, denn:

    Die Wahl , das Ergebnis ist letztlich DER Beweis, dass Demokratie funktioniert, auch wenn das Wahlergebnis unerfreulich ist.

    • @Tom Farmer:

      Ich lese gelegentlich PI-News und so´n Mist, ohne jetzt die taz in diese Nähe rücken zu wollen. Erste haben sich quasi schon vor dem ersten Satz disqualifiziert. Keine Angst, lesen Sie ruhig fertig, auch wenn man bei so manchem Artikel Herzdrücken bekommt.

    • @Tom Farmer:

      Falsch, Herr Bauer!

      Lediglich 45 % der Wahlberechtigen beteiligten sich an der Wahl und deren mehrheitliche Entscheidung wurde von dem vordemokratischen Wahlmännergremium zunichte gemacht.

      Zur Wahl stellen kann man sich in den USA ohnehin nur, wenn man so ungeheuren Reichtum erlangt hat, dass man sich dies monetär auch leisten kann.

      Dieses Wahlergebnis beweist nur dass man der Welt mit Erfolg, mittels eines undemokratischen Wahlsystems und prallem Geldsack, Demokratie vorspiegeln kann.

      Geld regiert die Welt!

    • @Tom Farmer:

      Da versucht doch jemand, Ihre Meinung mit Argumenten zu beeinflussen! Un-er-hört!

       

      Und wenn sich Demokratiefeinde bei Wahlen durchsetzen, ist das wohl kaum ein Sieg der Demokratie.

    • @Tom Farmer:

      Demokratie ist nicht, wenn jemand gewählt werden kann, Demokratie ist, wenn jemand wieder abgewählt werden kann. Es gibt Parteien und Leute, die nur so lange demokratisch agieren, bis an die Macht kommen und dann systematisch die Demokratie zerstören.

       

      Wie das aussieht, sollte man gerade in Deutschland aus Erfahrung wissen.

  • "Nein, absolut nicht. Anti-Establishment und Kritik an den Eliten ist ja nicht automatisch populistisch."

     

    Sanders Kapitalismus- und WallStreet-Kritik ist sehr populistisch. Auch Hillary Clinton ist eine Populistin wie sie im Buche steht, die sich als progressive Kraft verkauft aber Politik fährt, die bei uns eigentlich rechtsaußen wäre.

     

    "Wir haben die Kontrolle verloren, wir haben riesige Probleme, die völlig ungelöst sind. Dabei könnte er auch sagen: Es gibt große Herausforderungen, die wir angehen müssen."

     

    Diese Art von "positiven Denken" finde ich ganz ganz falsch. Diese verdrehende 'Kommunikation passt nicht zu uns. Es ist ein Stil, der einfach depressiv macht. Wie viel NLP Hirnwäsche von Beratern braucht man um den Verstand sich wegzubügeln?

     

    Dann kommen Volkstribune wie Trump und reden anders und alles Durchoptimierte fällt zusammen, professionelle nicht-offensive Kommunikation, professioneller Zuschnitt auf Wählergruppen.

  • "Ein Gespräch über rechte Elitenkritik, die AfD und Gefahren für Europa."

    Hat dieser Artikel irgendeinen Mehrwert? Ich kann das nicht erkennen!

  • Ich denke es gibt einen gewichtigen Unterschied zwischen Trump und den europäischen Rechten. Wenn man sich die Reden von Le Pen/Wilders/Höcke/Strache mal antut, dann stellt man fest das sie nur so triefen vor Pathos und Geschichte und Ruhm und Ehre. Sowas macht Trump einfach nicht. Er redet immer nur in Hauptsätzen und appelliert immer an den Egoismus: Mauer bauen; Jobs zurückholen; Straßen bauen; Moslems rauswerfen usw. Das sind ganz konkrete Themen. Und gerade weil sie so konkret sind, bestimmt Trump die Debatte. Ich hatte hier schon mal andernorts geschrieben, das ich glaube, daß Trump die Wahl gewonnen hatte, als er in Michigan vor den Managern von Ford eine Rede hielt und ihnen direkt ins Gesicht sagte, daß er 35% Zoll auf Autoimporte aus Mexiko erheben würde, wenn Ford die Autoproduktion nach Mexiko auslagert. Das schlug ein wie eine Bombe. Damit hatte er die Rust Belt States gewonnen. Endlich hatte mal einer den selbstherrlichen Bossen den Marsch geblasen. Hillarys Team hatte dazu überhaupt nichts zu sagen. Ein Blödmann aus dem Hillary Camp (Name vergessen), faselte sogar davon, das die Auslagerung von Teilen der Produktion den US Arbeitern sogar helfen würde, weil dann Kapazitäten frei wären um noch mehr F-150 Trucks zu bauen. Lächerlich. Und noch etwas: Der Politologe Müller redet hier ernsthaft darüber das Trump nicht die Unterstützung der Presse hatte. Aus welcher entfernten Galaxie kommt denn der werte Herr Müller? Trump hatte die Unterstützung von Drudgereport und von FOX! Damit liegt seine Publikumsreichweite in den USA bei ziemlich genau 100%. Bild, Bams, Glotze wie Gerd Schröder so schön sagte. Trump hatte sie auf jeden Fall.

    • @el presidente:

      Drudgereport kenn ich nicht, aber Fox wird hauptsächlich von republicans (conservatives) und höchstens von einigen libertarians geschaut. Die democrats, liberals, progressives schauen CNN, MSNBC usw. Und die waren zu 99,9% anti Trump. Außerdem gilt Fox bei denen als rasisstisch, sexistisch und kp als sonst noch was und wird als so ne Art "Lügenpresse" bezeichnet.

      • @h3h3y0:

        Um genau zu sein: Das deutsche Wort; "Lügenpresse" etabliert sich gerade wortwörtlich in den USA. Erstaunlich, welchen Ursprungs so manches wieder mal ist und gern genommen wird. Ich denke dabei auch an die internationalisierten X-idas.

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    Ja, über die Methoden der Politik ist zu diskutieren. Aber, gemessen werden am Ende die Ergebnisse der Politik. Wir können nicht das Prinzip "in Schönheit sterben" zum moralischen Imperativ erklären. Politik muss auch irgendwann einmal liefern, auch wenn es keine einfachen Lösungen gibt, auch wenn man es nie allen recht machen kann, irgendwann muss geliefert werden.

     

    Die Debatte dreht sich gerade um Deutungshoheit, Moral und Narrative. Das ist aber gar nicht gefragt. Jetzt nur zu deuten, zu moralisieren und Geschichten zu erzählen ist der Weg in den Untergang. Der Wähler droht mit Stimmverweigerung, er will Resultate sehen und zwar plötzlich. Und was tun wir? Wir wollen die Deutungshoheit zurück um die Probleme verleugnen zu können...

     

    Wir sind auf einem Irrweg. Der Kampf um die Deutungshoheit ist ein Mittel der Opposition. Die Regierung hat nicht zu deuten, sie hat die Probleme zufriedenstellend zu lösen.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @32795 (Profil gelöscht):

      Nennen Sie - postfaktisch hin oder her, doch mal ein Problem, das verleugnet wird, wo die Politik nicht liefert, das aber dringend gelöst gehört. Ich möchte nämlich dringend weg vom Irrweg, den ich dummerweise gar nicht sehe ...

      • 3G
        32795 (Profil gelöscht)
        @60440 (Profil gelöscht):

        Sind die Finanzmärkte an der Leine? Ist der Euro saniert? Funktioniert die EU? Ist unsere Gesellschaft gerecht? Haben wir steigende Kriminalitätsraten in sensiblen Bereichen? Drückt man beim politischen Islam kein Auge zu? Kulurrelativismus vs. gleiches Recht für Alle, wer gewinnt? Schadet positive Dikriminierung oder nutzt sie?

        Klimaschutz vs. Wohlstandsniveau, wer gewinnt? Es ist halt auch schwierig...

         

        Wir ringen nicht mehr mit uns, jede Splittergruppe strebt nur noch nach der Deutungshoheit über ihr Lieblingsthema und sieht dann nach belieben ein Problem oder auch nicht und verortet dann die Ursachen wo es ihr gerade gefällt.

         

        Die Populisten zeigen mit dem Finger auf Symptome und fabulieren dann Gründe herbei. Wir stehen daneben und behaupten da gebe es gar kein Symptom. Im Zweifel wählen die Leute jene die die selben Symptome sehen wie sie.

         

        Die Realität ist subjektiv. Nur weil wir manche Dinge als nebensächlich oder unvermeidlich ansehen bedeutet das nicht, dass andere das ebenso sehen.

      • @60440 (Profil gelöscht):

        -> Klimawandel.

         

        Wird von Trump geleugnet, Deutschland klammert sich zumindest hartnaeckig an seine Braunkohle.

         

        -> Globale Ungleichheit

         

        Wird weitgehend ignoriert, bis auf das Rumdoktorn an Folgen (Migrationsdruck).

         

        Beide Probleme sind sehr gefaehrlich und extrem schwer zu loesen. Vor allem aber, uebersteigen die potentiell katastrophalen Folgen der Untaetigkeit den zeitlichen Horizont von Legislaturperioden und Geschaeftsberichten. Alle Anreize sprechen also dagegen sich daran die Finger zu verbrennen. Ich meine, das ist ein Problem.

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Das ist ja das Problem - dass die Probleme nicht gesehen werden (wollen oder können) - oder dass die Probleme bis zur Unkenntlichkeit verdreht werden (vorsätzlich oder unbewusst) - und dass gleichzeitig ein gewisser Teil der Bevölkerung diese Probleme existenziell bedrohlich erleben muss - ABER: Deutschland geht es ja besser als je zuvor - diese pseudofaktische Wahrheiten sind das Problem!

        • 6G
          60440 (Profil gelöscht)
          @Georg Marder:

          Sie können also auch kein Problem benennen ? Wahrscheinlich, weil die bis zur Unkenntlichkeit verdreht wurden ? Wie schade.

          Somit schafft sich Deutschland weiter und weiter ab, nur wann ist es denn nu endlich so weit ?

          • @60440 (Profil gelöscht):

            Das war auch eines der Phänomene in den USA - ein Teil der Bevölkerung sah keine Probleme - in anderen Teilen Massenarbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Fremdenfeindlichkeit ...

            Wahrnehmung ist subjektiv und nur begrenzt wirklichkeitsnah - aber die Wirklichkeit setzt sich letztlich immer durch, unabhängig davon, ob wir sie anerkennen oder ignorieren oder verdrängen - die Wirklichkeit hat immer Recht - und wenn es ein Trump ist, der den verdrängten und ignorierten Teilen eine Stimme gibt - die Wirklichkeit setzt sich durch!

          • 3G
            32795 (Profil gelöscht)
            @60440 (Profil gelöscht):

            Hier einmal die Makrosicht der Anderen:

            http://www.ruhrbarone.de/its-the-end-of-the-left-as-we-know-it/135358

            • 6G
              60440 (Profil gelöscht)
              @32795 (Profil gelöscht):

              Na ja. Mit Bernie hätte die "abgewirtschaftete" Linke aller Voraussicht nach gewonnen und nicht nur hinsichtlich des popular vote (Clinton hatte immerhin rund 400.000 Stimmen mehr als Trump). Aber was sind Fakten im Postfaktischen ? Natürlich wären die Arbeiter und Abgehängten mit Clinton und den Demokraten besser gefahren, das werden sie auch noch merken. Trump ist Oberklasse, verachtet die Armen und Schwachen und seine Stuer- und Umverteilungspolitik wird die von Reagan in den Schatten stellen.

              Nach vier Jahren, wenn kein impeachment zustande kommt, werden die Karten neu gemischt. Dann werden wir ja sehen, wie tot die Linke ist. Was die angeblichen Denkverbote und die Bevorzugungvon Minderheiten angeht: Was ist so schlimm daran, allen möglichste gleiche Rechte angedeihen zu lassen ? Müssen Schwarze weiterhin von rassistischen Polizisten abgeknallt und systematisch nenachteiligt werden ? Dürfen Frauen nicht dasselbe verdienen wie Männer ? Muss man Homosexuellen die Ehe verbieten ? Haben Behinderte ein Anrecht auf Teilhabe ? Ich habe damit genau Null Probleme. Und Demokratie ist ohne Schutz der Minderheit nichts wert. Ich merke auch genau nichts von Denkverboten. Nie war die Medienvielfalt größer, nie war es leichter sich ungehindert zu informieren und seine Meinung kundzutun, heutzutage wo jeder Blödian seinen eigenen Blog betreiben und behaupten kann, was er will ...

              • 3G
                32795 (Profil gelöscht)
                @60440 (Profil gelöscht):

                Sie bekämpfen gerade einen Gegner den es nicht gibt. Ich bin nicht Ihr Feind.

                 

                Trotzdem muss ich Ihnen sagen, Sie machen genau den von mir angesprochenen Fehler.

                 

                Fakt ist, Bernie wurde nicht gewählt, Trump sitzt bald im weißen Haus. Popular Vote hin oder her. Daran ist aber auch gar nichts postfaktisch. Sie bauen sich da eine Scheinwelt und bezichtigen Andere der Realitätsverweigerung.

                 

                Ich verbitte mir auch die unterschwellige Botschaft ich wolle das alles so. Ich habe nur darauf hingewiesen auf was die Populisten mit dem Finger zeigen und schonnbeginnen Sie mich zu bekämpfen.

                 

                Genau so kommen wir keinen Schritt weiter...

                 

                P.S.

                Ich weiß nicht ob ich Ihre Freude über das bevorstehende Scheitern Trumps teilen soll. Gönnen würde ich es ihm ja. Irgendwie machen mir aber die paar dutzend Millionen schwer bewaffneter Amerikaner deren Messias vom "System" korrumpiert wird doch Sorgen. Ich glaube nicht, dass die dann einfach Vernunft annehmen werden.

            • @32795 (Profil gelöscht):

              Danke - dieser Artikel Ihres Links zeigt m. E. viele interessante Aspekte - für mich sehr lehrreich.

  • Müller erklärt den Trump-Sieg mit einer "knallharten weißen Identitätspolitik". Fakten sind demgegenüber: Nur 34% der US-Wähler sind weiße Männer. Trump hätte keine Chance gehabt, wäre es ihm nicht gelungen, in erheblichen Umfang auch von Frauen und Latinos gewählt zu werden. Offenbar sahen viele Wähler in Trump noch etwas anderes als nur einen Rassisten und Sexisten. Was man jetzt analysieren und untersuchen müßte, ist, was genau denn das war, was manche Frauen und Latinos bewogen hat, Trump zu wählen.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @yohak yohak:

      Weiße Männer UND weiße Frauen und schon sind Sie auf der richtigen Spur...

    • @yohak yohak:

      Das dürfte wohl eine Mischung von - durch Präsident Obama - schwer enttäuschter Hoffnungen und einer diffusen Abneigung gegen die Person und alles, wofür Hillary Clinton am Ende stellvertretend stand, oder auch ganz allgemein gegen eine Frau an der Spitze der USA, gewesen sein. Wer von den Frauen und Latinos Trump gewählt hat, wird vor allem gegen Clinton gewesen sein und nicht etwa für Sexismus, Rassismus und politische Dummheit. Genau damit wird er/sie jetzt aber wohl verstärkt rechnen müssen.

      Ein weiterer Punkt dürfte auch gewesen sein, dass man nicht noch einmal jahrelange Blockaden der Politik durch den mehrheitlich republikanischen Kongress sehen wollte.

      • 3G
        32795 (Profil gelöscht)
        @Rainer B.:

        Es gab ein verbindendes Element über alle Wählergruppem die Trump gewählt haben. Über 90% waren der Meinung Trump werde "die Dinge ändern". Diese Meinung zieht sich durch die Geschlechter, Altersgruppen, Bildungsgrade, Herkunft, Hautfarben, Einkommensklassen und Bundesstaaten.

         

        Clintons Wähler waren nur zu 10% der Meinung sie würde etwas ändern.

         

        Ob Trump überhaupt etwas ändern wird und ob er etwas zum Guten ändern wird kann dahingestellt bleiben. Das Motiv für Trumps Wähler war viel mehr der Wunsch nach "Veränderung" als nach "Gerechtigkeit", etc.

         

        Clinton stand ja eben für Stabilität und Konstanz. Aber aus ihrend einem Grund scheinen die Amis die Veränderung vorzuziehen.

        • @32795 (Profil gelöscht):

          Von Trump wird doch niemand ernsthaft "Veränderung" erwarten können. Man kann doch unmöglich - auch nicht in Amerika - ausserhalb des Systems Millardär werden. Wenn so viele dies gar nicht sehen wollten, spricht das nur für Verzweiflung und Fatalismus.

        • @32795 (Profil gelöscht):

          Die Hoffnung auf Veränderung ist, denke ich, ein entscheidender Punkt. Trump war ja auch eine Projektionsfläche für ganz unterschiedliche Veränderungswünsche, eben weil er sich programmatisch so wenig festgelegt hat. Und mit dem Veränderungswunsch einhergehend das riesengroße „Fuck you“ an die Eliten, wie Michael Moore es ausgedrückt hat.

          • @Ruhig Blut:

            Diese "Hoffnung auf Veränderung" gab's ja bei der Wahl Obamas auch. Warum sie ausgerechnet ein Republikaner jetzt mal erfüllen sollte, ist rational eben überhaupt nicht vermittelbar.

            • @Rainer B.:

              Vielfältige Veränderungen im Sinne der Rechten schon. Sozialpolitische Verbesserungen für die Armen wohl eher nicht, ne.