piwik no script img

Demos gegen TTIP und CetaGabriel nimmt's locker

Zehntausende Menschen gingen gegen die Abkommen Ceta und TTIP auf die Straße. Doch ihr Gegner bleibt unbeeindruckt.

Sogar Zeichentrickfiguren hassen TTIP: Demo in Frankfurt Foto: dpa

Leipzig/Berlin/Hamburg taz | Man darf diesem Mann durchaus Respekt zollen: Matthias Weber ist ein groß gewachsener Kerl, der heute ein grob kariertes Hemd trägt. Er ist doch eigentlich einer von ihnen: von der Basis, gegen Ceta, und gegen TTIP sowieso. Seit Langem kämpft er dafür, dass das umstrittene Freihandelsabkommen zu Fall gebracht wird. Und nun steht er in Leipzig am Samstagmittag auf einer Bühne vor knapp 10.000 Menschen, neben der Vorsitzenden der Linkspartei, Katja Kipping.

Doch während die Profipolitikerin einen Applaus nach dem anderen genießt, ist Weber hier nur der Buhmann: Kaum macht Matthias Weber den Mund auf, fängt die Menge vor ihm an zu buhen. Sie pfeifen ihn aus, als hieße er Sigmar Gabriel.

Was ist sein Fehler? Matthias Weber, Stadtrat in Leipzig, ist Mitglied der SPD.

Und obwohl er bekennender Ceta-Gegner ist, kann er an diesem Samstag nicht mit Unterstützung rechnen. Die meisten hier haben brass auf die Sozialdemokraten. Sie wollen, dass die SPD jenes Abkommen zwischen Kanada und der Europäischen Union stoppt; dass die Partei die Reißleine zieht, denn geht es nach denen, die hier stehen – viele Umweltbewegte, viele Gewerkschafter –, dann gleicht das Freihandelsabkommen mit Kanada dem Sofortausverkauf des Staatswesens.

„Gibt es auch künftig noch das Recht auf Koalitionen?“, ruft eine Verdi-Rednerin von der Bühne. „Dürfen wir uns künftig noch in Gewerkschaften organisieren?“

Ihr, übertriebener, Alarmismus soll vermitteln: Das Ende ist nahe.

Ironie der Geschichte

Weit über 150.000 Menschen haben am Samstag in sieben verschiedenen deutschen Städten gegen das geplante Freihandelsabkommen mit Kanada (Ceta) und das ebenfalls im Raum stehende Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA (TTIP) demonstriert.

Ihr Termin ist überlegt gewählt. Ein Bündnis aus über 30 Organisationen hatte seit Monaten mit einer sehenswerten Materialschlacht zu dem Protesttermin mobilisiert, vor allem, um an diesem Wochenende ganz konkret Druck auf die SPD auszuüben.

Am Montag entscheiden die Sozialdemokraten auf einem Parteikonvent in Wolfsburg über die Frage, ob ihr Parteichef und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel das Abkommen stoppen muss. Für Gabriel, der das Abkommen befürwortet, wäre das eine herbe Niederlage und eine gravierende politische Schwächung.

Gerade deshalb ist es nicht unwichtig, was Männer wie Matthias Weber von der SPD-Basis denken und welche Macht sie am kommenden Montag entfalten können, wenn die Parteidelegierten ihre Entscheidung fällen. Dass ausgerechnet Weber in Leipzig ausgepfiffen wird – Ironie der Geschichte.

Treckerfahren gegen Gabriel

In Berlin gingen die Demonstranten etwas pfleglicher mit den Sozialdemokraten um, die unter ihnen waren. So erhielt der Berliner SPD-Politiker Jan Stöß Applaus für seinen Redebeitrag. Stöß war zuvor der einzige gewesen, der bei einer Abstimmung im Parteivorstand der SPD offen dagegen gestimmt hatte, das Abkommen mit Ceta zu unterzeichnen. Er sagte am Samstag: „Ich bin überzeugt, dass ich beim Konvent nicht der einzige sein werde, der gegen Ceta stimmt.“

In Hamburg, wo der Demonstrationszug von Bauern auf Treckern angeführt wurde, ist Sigmar Gabriel in verschiedenen Redebeiträgen an diesem Samstag ebenfalls immer wieder scharf angegriffen worden.

Auch in Stuttgart, München, Frankfurt und Köln gingen am Samstag zehntausende Menschen auf die Straßen. Die Organisatoren sprachen von insgesamt 320.000 TeilnehmerInnen in ganz Deutschland. Damit hätten sie ihr selbst gestecktes Ziel erfüllt, wonach sie deutlich mehr DemonstrantInnen mobilisieren wollten als im Oktober 2015, als nach Organisatorenangaben 250.000 Menschen auf die Straßen gingen.

Nach taz-Einschätzung meinten die Organisatoren es allerdings diesmal auch besonders gut mit den eigenen Zahlen. In Berlin, wo die Organisatoren in Übereinstimmung mit der Polizei von 70.000 TeilnehmerInnen sprachen, gingen nach taz-Einschätzung weniger Menschen auf die Straßen. Hier hatten die Organisatoren zuvor das Ziel von rund 80.000 DemonstrantInnen ausgegeben. In Hamburg sprachen die Organisatoren von 65.000 Teilnehmerinnen, die taz schätzte 40.000 bis 50.000 TeilnehmerInnen. In Leipzig zählten die Organisatoren 15.000 Demonstranten, die taz zählte 10.000. Auch damit zählen die Proteste zu den größten der vergangenen Jahre.

Sigmar Gabriel ließ das unterdessen unbeeindruckt. Er verteidigte gegenüber der Bild am Sonntag das Abkommen erneut und sagte: „Würde Ceta scheitern, dann wäre der Versuch, die Globalisierung so zu gestalten, auf Jahrzehnte gescheitert. Denn niemand würde uns Europäer dann noch ernst nehmen.“ Eines machte der SPD-Chef in dem Gespräch mit der Zeitung allerdings vorsichtshalber auch gleich klar: Die Abstimmung über Ceta sei nicht an seine Person geknüpft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

44 Kommentare

 / 
  • Also, das ich bei der taz lesen muss, wie sich ein Jounalist an den Besucherzahlen echauffiert und diese selbständig richtig stellen muss zeigt die persönliche Kapitulation.

     

    Besonders die Zahlen der Polizei richtig stellen zu wollen, welche über digitale Zählmethoden verfügt, zeugt von weltfremdheit.

     

    Wollen wir die Arbeit der CETA und TTIP Gegner nun mit Statistiken wegbekmämpfen oder haben sich die Redakteure gar bei Springer beworben?

     

    Ich hatte mehr journalistische Arbeit erwartet, gefunden habe ich statistische Arbeit.

  • Hallo Herr Kaul ! Als aufrechter journalistischer Wegbegleiter der sozialen Bewegungen haben Sie sich offenbar auf den Weg gemacht, um die Demonstranten zu zählen. Dem Herrn Gabriel konnten Sie zur Entwarnung mitteilen, dass er locker und unbeeindruckt sein kann, denn was die Demonstranten von der Politik fordern, ist ja nur lauter Propaganda.

     

    Angesichts der Ungereimtheiten und Unklarheiten im CETA-Vertrag wurden allerdings auf den Demos sehr viele Fragen gestellt. Davon erfährt man in Ihrem Artikel nichts. Aber viele Zeilen über einen SPD-Mann in kariertem Hemd, der ausgebuht wurde.

     

    Werden Sie die Zahl der 16.000 taz-Mitglieder auch demnächst "unschön" dezimieren.

  • Sigmar Gabriel hätte es mehr interessiert, hätte jeder der Demo-Teilnehmer 100,-- EURO abgedrückt und das gesammelte Geld Herrn Gabriel in die Hand gegeben, damit er die Freihandelsabkommen abweist, als nur rum zu demonstrieren.

    Für mich ist es erschreckend zu sehen, wie viele auf solche Demos gehen aber auch hier in den Kommentaren wie viele zeigen, dass sie das neoliberale Konzept der SPD Protagonisten noch nicht verstanden haben. Es geht den SPD Protagonisten um nur zwei Dinge: Wie kriege ich meine eigene Kasse voll und wie bekomme ich so viele Stimme, das ich an der Macht weiter bleibe und weiter Kasse zu machen.

    Das ist das einzige Geschäftsmodel der SPD.

    Ich bin ja gespannt, wie viele dumme Kälber es heute werden, die erneut ihren eigenen Metzger wählen.

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @Nico Frank:

      Ich kann Ihnen versichern, dass es dem Gabriel relativ egal ist, wie die SPD 2017 abschneiden wird. Es winken schließlich lukrative Posten in der Wirtschaft, wo sich Ex-Politiker ohne viel Arbeit ein goldenes Näschen verdienen können. Wieso sollte jemand wie Gabriel, der sowieso keinerlei Überzeugungen hat, weiter den mühseligen Weg eines Spitzenpolitikers gehen, wenn er es woanders so viel einfacher und lukrativer haben kann?

      Auf die SPD-Basis kommt es jetzt an. Wenn die kurzsichtig genung ist, Ceta zuzustimmen, nur um ihren ohnehin beschädigten und völlig unglaubwürdig gewordenen Parteivorsitzenden kurzfristig den Rücken zu stärken, ist die Partei meiner Meinung nach verloren.

      Dann wäre nämlich der Beweis erbracht, dass nicht nur die SPD-Spitze inzwischen unzurechnungsfähig ist.

      Ich persönlich bin der Meinung, dass eine starke, wirkluch. sozialdemokratische Volkspartei absolut notwenig ist, wenn wir mittelfristig nicht in eine völlig unbarmherzige und seelenlose Markt- und Ellenbogengesellschaft abdriften wollen. Und nur die SPD kann diese Rolle einnehmen (die Linke, bei aller Liebe, nun wirklich nicht). Insofern hoffe ich wirklich, dass die Partei ihre Entwicklung noch mal umkehren kann.

    • @Nico Frank:

      "Das ist das einzige Geschäftsmodel der SPD."

       

      Aber es ist nicht das alleinige Geschäftsmodell der SPD. Da sind sich Grüne, Union und AfD (FDP kann man wohl inzwischen vernachlässigen) gleich.

  • Die SPD hat sich selber geköpft+ verraten, als sie zu den schwarzen gingen, anstatt ein Bündnis mit den den Linken und Grünen einzugehen!

     

    Und Sigmar Gabriel war schon immer ein Machtgeiler Mensch!

     

    Und nicht sozial orientiert!

     

    Schon seine frühsten Entscheidungen, in seinen Heimatwahlkreis, zu dem in die Umwelt auslaufenden, atomar und chemotoxisch belasteten sog, Endlager, Schacht: ASSE2 waren auch nicht gerade Bürgerorientiert!

     

    Aber weshalb ich aber eigentlich schreibe:

    Die deutsche Pressestelle gab vor der bundesweiten Gesamtzählung schonmal eine Info heraus.

     

    Dabei betrachteten Sie allerdings nur eine Demo und folgerten daraus das es weniger Teilnehmerzahlen sind.

     

    Wie Schade, das diese Info dann von allen von der dpa abgeschrieben wurden.

     

    Die Teilnehmerzahlen wurden aber in den verschiedenen Städten addiert.

     

    So gingen am Samstag, mehr als 320.000 Menschen bundesweit für einen gerechten Welthandel und gegen CETA+ TTIP auf die Straße.

     

    Wie schade, das die Anzahl der Demoteilnehmer nicht wieder korrigiert wurde!

     

    Und auch in der Tagesschau sprachen Sie "nur" von einigen zehntausend Demoteilnehmern - wie schade!

     

    Liebe Presse, diese Demo hatte bundesweit 7 Demos.

     

    Das heißt, man betrachtet nicht nur Berlin und sagt es waren einige zehntausend Teilnehmer und gibt gleich nach der dem Demoauftakt mal ne dpa raus- wie schade!

     

    Ein Schelm, der Vorsatz darin sieht- oder doch nicht?!

    • @Kai Uwe:

      P.S.: das dann die beiden taz Redakteure, die Teilnehmerzahlen auch herunterbrechen,

      treibt mich zu der Entscheidung, mit der ich schon einige Zeit spiele,

      aber durch diesen Kommentar der beiden Redakteure zu Entschluß gereift ist: das ist nicht länger meine Bürger "taz".

       

      Ich werde gleich meinen taz Genossenschaftteil kündigen.

       

      Auch die taz ist im Laufe der Zeit Einheitsbrei geworden und hebt sich für mich nicht mehr deutlich von "dpa" und "Tagesschau" ab.

       

      Mit traurigen Herzen, aber mit frohen Mut, werde ich meine Jahrzentelangen Lesegewohnheiten ändern und zu einer linken Zeitung wechseln- wie schade!

       

      Und mit den Worten von Hermann Hesse: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne- tschüß taz-

      • Martin Kaul , Autor des Artikels, Reporter
        @Kai Uwe:

        Lieber Kai Uwe, Ihre Nachricht, dass Sie Ihren Genossenschaftsanteil kündigen wollen, ist unschön. Aber: Wenn Sie von der taz erwarten, dass wir uns an Schönfärbereien beteiligen, müssen wir Sie tatsächlich enttäuschen. Das ist nicht unser Selbstverständnis von unabhängigem Journalismus. Gerade die traditionelle Nähe der taz zu sozialen Bewegungen und außerparlamentarischen Protesten macht uns zu einem kritischen Wegbegleiter. Die Behauptung, am Wochenende seien 320.000 Menschen in Deutschland auf den Straßen gewesen, ist aus unserer Sicht falsch. Wir haben diese Behauptung nicht verschwiegen, sondern eingeordnet. Das werden wir auch weiterhin tun. Es gibt über 16.000 GenossInnen, die uns in unserer unabhängigen Haltung bestärken und die von der taz zu Recht Aufklärung statt Propaganda erwarten. Mit besten Grüßen aus der taz, Martin Kaul

        • 2G
          25726 (Profil gelöscht)
          @Martin Kaul:

          "Wenn Sie von der taz erwarten, dass wir uns an Schönfärbereien beteiligen, müssen wir Sie tatsächlich enttäuschen."

           

          Nein, Sie "enttäuschen" mich nicht. Die ultimativen Lobhudeleien auf die ehemalige FDJ-Sekretärin für Propaganda, zeitweise hier fast täglich zu lesen, sind Schönfärbereien par excellence.

           

          " ..die von der taz zu Recht Aufklärung statt Propaganda erwarten"

           

          Deswegen hauen Sie mal eben "aufklärerische" Sätze raus wie (unten bereits von mir gerügt):

          "Ihr, übertriebener, Alarmismus soll vermitteln: Das Ende ist nahe"

           

          Ihre Rechtfertigungsbemühungen, Herr Kaul, sind - gelinde gesagt - für'n...

        • @Martin Kaul:

          Wie haben Sie denn gezählt? Wenn Veranstalter und Polizei übereinstimmend 70.000 sagen (was ja selten genug vorkommt, dass es hier gleiche Zahlen gibt) und die taz sagt, das stimmt nicht, dann würde ich schon noch gerne ein paar Informationen haben darüber wie Sie zu diesem Schluss kommen. Ich gehe davon aus, dass die Polizei über einige Erfahrung im Teilnehmerzählen verfügt. Trotzdem kann sie irren, aber warum sollte ich Ihnen mehr glauben, wenn Sie behaupten da sind weniger gewesen? Haben Sie gezählt oder geschätzt? Schleusen-Methode, Hochrechnung, Luftaufnahme? Mit wieviel Mann waren Sie zum Zählen im Einsatz? Zu welchem Zeitpunkt haben Sie gezählt? Unabhängige haltung ist klasse, aber mir scheint hier blasen Sie sich etwas auf. Nichts für ungut

        • @Martin Kaul:

          Na da schau her.

           

          "…Gerade die traditionelle Nähe der taz zu sozialen Bewegungen und außerparlamentarischen Protesten macht uns zu einem kritischen Wegbegleiter.…"

           

          Ja wie?

          "Damals in den Ardennen!" Oder was!

          "Diekmannisierung du taz!"

          (Klaus Theweleit!) - Null checkung¿!

          • @Lowandorder:

            Oder war´s am Skagerak? Muß jedenfalls schon verdammt lang her sein.

          • @Lowandorder:

            unschön - indeed

      • @Kai Uwe:

        P.S./ P.S.: sorry, Ihr seid ja 3 Redakteure, die mich jetzt endgültig überzeugt habt, das ich die taz Genossenschaft kündige.

  • Die Sozialdemokraten. Eine ehemals wirklich soziale Partei, die ähnliche Positionen wie die Linken Heute hatte, hat seit der Zeit von Schroeder ein ausgeprägtes FDP/CDU Format angenommen, Einheitsbrei. Wirtschaftskompetenz hat Sozialkompetenz abgelöst. Braucht unsere Gesellschaft so eine Partei überhaupt noch? Naja vielleicht ein bisschen, aber ohne Gabriels.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Gabriel geht es nicht um die Zukunft der Bevölkerung, ihm geht es ausschließlich um seine eigene. All diese Tricks dienen als Bewerbungsschreiben an die Wirtschaft für die Zeit nach seinem Ministeramt und Parteivorsitz; das wird bekanntlich nicht mehr lange dauern. Da kann er doch nicht jetzt die Interessen seiner zukünftigen Arbeit/Geldgeber gefährden. Ist doch logisch, oder?

  • Herr Gabriel soll doch mal erklären wie ein Abkommen welches ausschliesslich dereguliert die Zukunft gestalten soll.

     

    Ich meine das tut es natürlich, in Richtung von kompletter Kontrolle durch globale Grossunternehmen weg vom Sozialstaat hin zum Manchesterkapitalismus!

  • „Ich bin überzeugt, dass ich beim Konvent nicht der einzige sein werde, der gegen Ceta stimmt.“

     

    Was ein paar Abweichler denken, spielt keine Rolle. Denn eines ist genau so sicher: Dass die SPD-Mehrheit sich dafür entscheiden wird. Weil man jetzt ja Geschlossenheit demonstrieren muß, weil man ja zeigen muß, daß die SPD-Spitze den Laden im Griff hat, weil bald sind ja Wahlen und da will der Deutsche mehrheitlich eine stramm organisierte Partei sehen und keine Diskussionen hören. DAS hätte Weber ruhig hinzufügen dürfen. Sein Wahlkampf-Spagat ist leicht durchschaubar, wenn auch nicht für jeden, gell, werte Herren K&K.

  • „Gibt es auch künftig noch das Recht auf Koalitionen?“, ruft eine Verdi-Rednerin von der Bühne. „Dürfen wir uns künftig noch in Gewerkschaften organisieren?“

    Ihr, übertriebener, Alarmismus soll vermitteln: Das Ende ist nahe."

     

    Peinlich, liebe TAZ. Stichwort: Union busting. Bitte mal umfassender informieren, werte Herren K&K. Jaja, gerne auch historisch recherchieren + logische Rückschlüsse ziehen.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      korrekt - es gibt schlicht Formen

      Der Rotzlöffeligkeit - die denn auch als solche benannt werden sollen.

      Danke.

       

      kurz - dies ist kein Morgensternsches Gedicht - sondern sollte saubere

      Journalistische Arbeit sein. Aber nee!

      "Arbeiten an einer Seite Prosa -

      Wie an einer Säule - So siehste aus!"

      Kurt Tucholsky - Wohl wahr!

       

      kurz - Gabriel-Niveau du tazis!

  • "Gabriel nimmt's locker" - Ja wie?!

     

    Na ihr zwei beide -

    Scherzkasper verschluckt - wa!

    Dieser unterbelichtete BerufsCholeriker - Siggi Plopp!

    Nimmt doch gerade deswegen -

    Nie Nich Nix locker! &

    Da langt es doch darum grad nichemal zum "Pfeifen im Wald!"

    "Die Bedeutung meiner Stellung erfüllt mich mit Bewunderung!"

    Wie panne ist das denn!

    Diese Indolenz professionell hat ihn doch sicht&meßbar

    Derart früh - accellerando Verkohlfischern lassen!

    So weiß er doch bis heute nicht -

    Wie wahr sein ihn entlarvender Satz ist

    "Ach - Sie sammeln Unterschriften gegen etwas - was Sie noch gar nicht kennen!"

    Er wußte - doch doch - nur amders -

    Wovon er sprach bzw eben doch nicht!

    Bis heute.

     

    (Erstaunlich bleibt vielmehr -

    Wie es in einer derart traditionellen Partei wie der SPD - "Hier können Familien Kaffee kochen" - ja ja lang her

    Es gelingen konnte -

    In derart kurzer Zeit zwei - sowasvon -

    Derart empathieloser Gestalten wie -

    BastaGazPromGerd & Siggi Plopp

    An die Spitze zu hieven!

    Bitter!((

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Leider die 100%-ige Wahrheit.

      Volltreffer!

  • Man kann gespannt sein, wie sich der Kampf Reich/Superreich gegen Arm entwickeln wird.

    Und ob sich da mal eine etwas größere Hand bemüht, und das Blatt wendet.

    Kein Gott. Unser aller Hand, bevor sie zur öffentlichen wird.

    Das Gruppenbewusstsein muss über ein gewisses Mass wachsen(und das geht nur über Kommunikation), dann wird Betrug wieder empörend genug.

    Das sich die Wirtschaft immer und grundsätzlich am Bürger schadlos halten soll, die Firma am Individuum, das ist der Trick,

    ist ja hinter verschlossenen Stalltüren(bitte entschuldigt, liebe Bauern,

    in diesem Vergleich geht es um die humanoiden Schweine, die sich in den Bestallungen der Bürger suhlen,

    ohne je geschlachtet zu werden(wobei ich persönlich natürliche Schweine eher als Haustiere hielte)), schon sehr lange klar.

    Ein Marktbewerber, der nicht einen anderen in möglichst markanter oder auch süffisant unauffälliger Weise über den Tisch ziehen kann,

    ist für jeden BWL-Studenten nur ein müdes Lächeln wert. Und weniger als das, er orientiert sich nicht an ihm, also hat er keine Zeit, da gross hin zu schauen, da soll er ja nichts

     

    lernen. Wichtig sind die Leute, die mehr einbringen. In vielen Firmen, egal wie. Selbst Grosskonzerne haben ständig zünftige Skandale, in denen jemand, das Schlangenöl unter den

     

    Arm geklemmt, einem anderen schmierig und eifrig die Hände schüttelt, damit was abfällt. Weiss jemand, wieviel Möbelbauer wegen Ikea von uns gingen? Wie wird das, wenn es nur noch

     

    Ikea gibt? Und die haben jetzt schon manchmal richtig sc****e Sachen! Die E-Geräte sind Billigprodukte zum Qualitätspreis..

    Ich weiss, wen ich zitieren könnte, und würde hier doch gedruckt, Götz von Berlichingen; Wer aber hat denn solches, adequat berühmtes gesagt: Man müsste jedem Geldmacher

    prophylaktisch auf's Maul hauen. Jeden Tag. Wie Zähne putzen. Oder halbtot kitzeln? Das er erschlafft zurück ins Bett kriecht?

    Das mit den Geldwechslern im Tempel, stimmt ja, das gibts schon..

  • Ich hatte schon länger keine Demos besucht, aber konnte mich an welche gegen S21 mit 50000 erinnern.

    Das heute kam mir wie reichlich die Hälfte vor.

    Die 50 'damals' hatten einen nach Norden hin volleren Platz, aber da ging es noch

    satt in den Park hinein, und in die Königstr. hinein waren auch mehr. Anyway..

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Tahelia :

      Hallöle,

      wo haben sie gezählt?

      Außer in Schduegert wurde in 6 weiteren Städten demonstriert.

      Anyway...

      • @571 (Profil gelöscht):

        Am Ende der Königstr. gibt es ein erhöhtes Luftschachtpodest. Da hat man einen guten Überblick.

        In den sechs anderen Städten habe ich nicht gezählt. Ging nicht. Kein Sprit für meinen Hubschrauber.

    • @Tahelia :

      Richtig. Die gesamte Innenstadt erzitterte unter den "Mappus weg!"-Rufen aus zehntausenden Kehlen. Und im Landtag waren sie spürbar nervös: Was, wenn nächste Woche doppelt so viele kommen?

  • Was ist das für eine Sozialdemokratie, die eine solche Massenbewegung von Leuten, die großenteils ehemalige oder zumindest potentielle Wähler sind, mit seinen -von der taz als "locker" bezeichneten- allgemeinen Floskeln glaubt abtun zu können ?

     

    Sind jemals ein Gabriel, Schulz, Scholz oder Lange ernsthaft auf die Argumente eingegangen, die von Hunderttausenden vorgebracht werden ?

     

    Ist der von Gabriel verkündete Scheintod von TTIP und die gleichzeitige Propagierung von CETA nicht ein offensichtlicher Trick, mit dem er sich erst recht unglaubwürdig macht ?

    Schließlich sollen über CETA US-amerikanische Firmen mit Sitz in Kanada europäische Staaten verklagen dürfen, ohne dass die USA (wie bei TTIP angedacht) dafür auch nur die geringste Gegenleistung erbringen müssen ?.

     

    Wieso darf ein Gremium mit undurchsichtiger Zusammensetzung den Text von CETA später jederzeit völkerrechtlich gültig abändern dürfen - nachträglich ?

     

    Warum ist die von den Politikern lauthals versprochene Beibehaltung der europäischen Standards nirgendwo verbindlich im Text von CETA festgehalten ?

     

    Warum ist das europäische Vorsorgeprinzip nicht im Text garantiert, wohl aber die Klagerechte der Konzerne gegen europäische Gesetzgeber und Steuerzahler ?

    • @unSinn:

      Ihre Frage:

       

      "Wieso darf ein Gremium mit undurchsichtiger Zusammensetzung den Text von CETA später jederzeit völkerrechtlich gültig abändern dürfen - nachträglich ?"

       

      zeitigt die Antwort:

       

      Ginge es nach der deutschen Verfassung (Demokratieprinzip; Volkssouveränität) dürfte die SPD CETA nie zustimmen.

       

      Noch liegt die Sache beim BVerfG. Anschließend wird der Blick auf Artikel 20 Absatz 4 GG womöglich frei.

       

      Denn CETA und deren Zustimmung stellte nichts anderes dar als den Versuch, partiell die fdGO zu beseitigen. Widerstand wäre das Gebot des GG.

  • 2G
    25726 (Profil gelöscht)

    "Ihr, übertriebener, Alarmismus soll vermitteln: Das Ende ist nahe."

     

    Na, auch schon auf dem Sprung zur Springerpresse, ihr zwei Hübschen?

    • 2G
      25726 (Profil gelöscht)
      @25726 (Profil gelöscht):

      Sorry, ihr seid ja drei Mann in einem Boot.

  • Wer die SPD 1972 zu ihrem größten Wahlergebnis ihrer Geschichte gewählt hat, der weiss heute, dass Willy Brandt - lebte er noch - auf dem Podium in Berlin gestanden hätte und gegen das Abkommen CETA mit Kanada seine charismatischen Worte gesprochen hätte: "Wenn die Welt zwischen Nord und Süd gerechter werden soll, dann darf die Wirtschaft nicht die Macht über Europa übernehmen".

    Sigmar Gabriel stürzt die Sozialdemokratie in den Abgrund.

    • 0G
      0371 (Profil gelöscht)
      @Johannes Spark:

      Gabriel ist meiner Meinung nach einfach nur in der falschen Partei. In CDU oder besser noch FDP wäre er besser aufgehoben.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @0371 (Profil gelöscht):

        Nein, er ist in der genau richtigen.

        Nur haben das viele in Jahrzehnten noch nicht ganz begriffen.

      • @0371 (Profil gelöscht):

        Seit Ebert ist eigentlich niemand in der SPD in der richtigen Partei.

        Nicht in der aufrichtigen. Wer hat uns verraten..

        Brandt, ich geb auf Schmidt nicht so viel, das war approbierter Soldatenverstand,

        leider nicht viel mehr, und wer Kissinger seinen Freund nennt..

        Also Brandt zB war intellektuell, das Wort kann ich fast schon nicht mehr schreiben, so selten wird es benutzt,

        von solch augenblicklicher Aufrichtigkeit in der Sache, ein Suchender, dass nur zu seiner Zeit, die SPD so etwas wie Integrität erlangen konnte.

        Mit ihm kam zB ein Egon Bahr.

        Jemand dem man seine auch geistigen Hausschlüssel hätte geben können, ohne das etwas verdreht oder verlegt war, wenn man zurückkam.

        Schillernde mit Dreck am Haudegen wie Wehner waren da nur lebendiges Beiwerk, so wie woanders Strauss eruptiert hat..

        Ehrliche Lumpen kann man fassen, aber in der SPD..Quicksand..

        • @Tahelia :

          Beifall für den Charismatiker Willy Brandt. Er hat mit dem Moderator Egon Bahr die Wiedervereinigung seit dem Aufstand vom 17. Juni 1953 erkämpft. Nur durch Geduld und die Aufmerksamkeit für eine gleichberechtigte und freie Politik. Er war ein freier Journalist mit einer großen Menschenkenntnis. Ich kannte Helmut Schmidt persönlich, auch Loki seine Ehefrau. Er besann sich auf die zentralistische Macht, im Gegensatz zu Willy Brandt. Auch die heutige Verteidigungspolitik geht auf Helmut Schmidt zurück.

  • Wieso versucht auch die TAZ die Zahl der Demonstranten kleinzureden? In Stuttgart waren z.B. mehrere 10.000 Menschen, die von der bundesweiten Presse wohl nicht bemerkt wurden.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das waren reichlich 25000, würde ich sagen. Komisch, ja. Stuttgart wurde auch im Spiegel nicht erwähnt. Das neue Bielefeld?

      • @Tahelia :

        Auf der Bühne war von 40.000 die Rede. Das kann ich aber nicht einschätzen. Jedenfalls war der Platz vor dem Bahnhof während der Eröffnungskundgebung richtig voll. Am Ende kam es mir dann weniger vor.

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Mehrere 10.000? Leiden Sie an Rechenschwäche. Das waren höchstens 15.000.

      • @86548 (Profil gelöscht):

        Was soll der Angriff? Ich hatte keine Möglichkeit zu zählen. Außerdem bestand ein Unterschied zwischen der Eröffnungs- und der Abschlusskundgebung.

  • Es sind ja nicht nur diese Abkommen. Die SPD hat den Bezug zu ihrer Basis verloren und Gabriel ist keineswegs alternativlos. Ein Votum der Delegierten am Montag auf dem Parteikonvent in Wolfsburg gegen CETA/TTIP würde der SPD viel Anerkennung (zurück)bringen. Wie die meisten Demonstrationen, wurde auch die gegen die Handels-Abkommen von Gewerkschaftern organisiert. Wen vertritt die SPD? Die Beschäftigten oder das Kapital? Jeder weiß, ein Neuanfang bei den Sozialdemokraten ist nur ohne Gabriel denkbar. Mit Berlin ist es kurz nach der Wahl. Die beste Zeit sich anders aufzustellen.

  • Glauben diese Demonstranten, die scheinbar hauptsächlich Groll gegen die SPD hegen, dass dieses Abkommen unter Schwarz-Grün abgelehnt wird?

    • @IL WU:

      Das ist egal. Am Montag ist Der wichtige Parteikonvent der SPS. Und auf den kommt es an.