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AfD-Veranstaltung in MünchenJubelrunde für Petry

Nach dem Gerichtsbeschluss spricht Frauke Petry im Münchner Hofbräukeller und kostet diese Genugtuung aus. Eine Frage bringt sie ins Rudern.

Setzt Integration mit Assimilierung gleich: Frauke Petry Foto: dpa

MÜNCHEN taz | Es ist ein Triumph, den Frauke Petry am Freitagabend im Münchner Hofbräukeller feiert. Unter den Klängen des bayerischen Defiliermarsches und dem Geschwenke einer blau-weißen Rautenfahne schreitet die AfD-Bundesvorsitzende durch den Rittersaal zur Bühne. Vierhundert Leute im Saal klatschen dazu im Takt, klettern zum Teil auf die Stühle, um ihre Frontfrau besser zu sehen.

Genugtuung, dass die AfD nun doch hier ihre Veranstaltung abhalten darf, liegt in der Luft. Seine Absage für den Auftritt der AfD-Chefin Petry hatte der Wirt Ricky Steinberg zurücknehmen müssen. So hatte es am Donnerstag das Münchner Landgericht entschieden – und damit der AfD Recht gegeben. Den beiden Anwälten, die das Urteil erkämpft haben, spendet das Publikum einen Extra-Applaus. Petry erklärt, den medialen und gerichtlichen Wirbel vorab habe sie nicht erahnen können, er nütze aber der Partei. Und: „Wir sind im Hofbräukeller, weil es hier Platz gibt, und nicht weil irgendwer hier mal gesprochen hat“, betont sie. Eine Anspielung auf einen Irgendwer namens Auftritt Adolf Hitlers.

Nur hundert Meter Luftlinie von hier liegt der Bayerische Landtag. Da will die AfD in zweieinhalb Jahren hinein. Denn die bayerischen Löwen Seehofer und Söder brüllten nur, „um dann als Bettvorleger in Berlin zu landen“, ruft Petry. Brandender Applaus.

Von draußen dringen leise Trillerpfeifen und Protestmusik der Gegendemonstranten herein. Die Befürchtung der Polizei, AfD-Sympathisanten und ihre Gegner könnten zusammenstoßen, bleibt aus. Auf die 70 Gegendemonstranten kommen 120 Einsatzbeamte. Von den 20 angekündigten Pegida-Demonstranten sind am Nachmittag fünf gekommen. Der strömende Regen tut das Seine dazu.

„Wahnsinn“ und „Vaterland“

Drinnen stellt Petry das Parteiprogramm vor, das jüngst auf dem AfD-Parteitag in Stuttgart beschlossen wurde und beweisen soll, „dass keine Ein-Themen-Partei sind“. Also redet sie vom Wahnsinn des Euro-Rettungsschirm, vom national-souveränen Vaterland, davon, das EU-Parlament abzuschaffen, von der „Bargeld lacht“- Kampagne der AfD, vom „angeblichen Klimawandel.“ Echte Konzepte sind wie immer wenig dabei, dafür viel Kritik an „links-grünen Utopien, dass wir alle gleich sind.“ Wieder frenetischer Beifall. Aber Petry ist noch lange nicht fertig, da sind die meisten Maßkrüge schon leer, und auf manchen Gesichtern zeichnet sich Ungeduld ab.

Denn das große Thema der Partei, der Islam und die Flüchtlinge, lässt sie bei ihrer Rede betont außen vor – wohl wissend, dass viele der Gekommenen sie genau darüber reden hören wollen.

So ist es bei der anschließenden Fragestunde – bei der sich die Gäste vor Petry in einer langen Schlange anstellen – als bräche ein Damm. Eine Frage nach der anderen bezieht sich ausschließlich auf dieses Thema. Als mehrere Gäste dem Islam absprechen, eine Religion zu sein und ihn als menschenfeindlicher Ideologie bezeichnen, widerspricht sie nicht. Sie nickt und redet von der Inkompetenz muslimischer Schächter und davon, dass schlecht integrierte Muslime die seien, die mehr Kinder bekämen als die Deutschen und erklärt für „konsequent und fortschrittlich“, sich gegen Minarette und Muezzin zu wehren. Dabei gibt sie sich betont ruhig.

Fassade hält nicht

Einmal fällt diese Fassade ab. Es ist der eigentlich spannendste Moment des Abends. Ein junger Mann mit Migrationshintergrund wagt sich unter die Fragenden: Ob Petry es auch – so wie eine Baden-Württembergische AfD-Abgeordnete – als Angriff auf ihre Partei verstehe, dass nun mit der Grünen Muhterem Aras erstmals eine Muslima eine Landtagspräsidentin sei. Eigentlich habe sie sich doch perfekt integriert. Petry weicht aus, sagt, Aras müsse den Muslimen hier eben klar machen, dass Integration nur mit Assimilierung funktioniere.

Als der junge Mann nachhakt, kommen aggressive Protestrufe aus dem Saal, Petrys Gesicht wird hart, mit metallischer Stimme bricht sie den Dialog ab: „Sie haben meine Antwort bekommen!“, ruft sie. Um eine inhaltliche Auseinandersetzung geht es diesem Abend klar nicht.

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21 Kommentare

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  • ...es ist schön zu wissen, dass München nicht mehr "die Hauptstadt der Bewegung" sein wird. Werden die wichtigen Fragen dieser Republik jetzt in Stuttgart diskutiert? Ist Deutschland ein "sicherer Herkunftsstaat"? Wie lebt es sich in einer Großstadt ohne Erstklassigkeit im Fussball? Können wir Bahnhof?

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Keine Parteinachrichten mehr, bitte!

    Die AfD kann doch ihre Anhänger auch über andere Kanäle informieren.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Und ihre Ziele über andere Kanäle erreichen, z.B. im Bundesrat über Kretschmann.

  • Es gab aber schon härtere Artikel gegen die AfD in der TAZ.

     

    Was mich wundert: Es wurde gar nicht berichtet, was Frau Petry anhatte, was für Frisuren die Zuschauer hatten, ob sie Bierbäuche hatten oder nicht.

     

    Solche wichtigen Informationen waren doch früher bei Artikeln der TAZ über die AfD Hauptsache...

     

    Was ist nur geschehen?

    • @Renée Bürgler:

      Diese Art der Berichterstattung findet sich in diesem Artikel: "Inside Elite" http://taz.de/Stipendium-der-Studienstiftung/!5299341/ wo es um die "Studienstiftung des Deutschen Volkes"

      geht. Man spürt regelrecht den Mief den die gute, voll moderne linke Reporterin wahrnimmt, als sie sich in diese Nest wagt. Alle Menschen dort sind quasi hässlich, abschreckend und spießig. Einfach Ewiggestrige. Einfach widerlich. Einfach deutsch. Aber zum Glück gibt es ja die taz: "baut auf, baut auf... für eine bessere Zukunft...

    • 2G
      25726 (Profil gelöscht)
      @Renée Bürgler:

      "Was ist nur geschehen?"

       

      Sie haben endlich gemerkt, das hier nicht die Kommentarspalte des Bayernkuriers ist.

       

      Für einen Rechten schon eine erhebliche intellektuelle Leistung. Glückwunsch.

      • @25726 (Profil gelöscht):

        Wer dem politischen Gegenüber die geistigen Fähigkeiten abspricht, braucht sich nicht zu wundern, wenn kein Dialog zustande kommt.

  • 3G
    33324 (Profil gelöscht)

    Da kommt sie in dem Artikel aber nicht besonders gut weg, die Frau Petri..

  • Den Leuten ist doch die Religion ganz egal, die wollen doch gar nicht die Muslime taufen wie es der auferstandene Jesus den Christen befohlen hat, sondern sie wollen einfach nur rassistische Programme von sich geben.

    • 3G
      33324 (Profil gelöscht)
      @Ansgar Reb:

      Jesus hat den Christen befohlen, Muslime zu taufen ? Na, da war er wohl gewaltig auf Zeitreise, wo der Prophet selbst doch erst im 6. Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel auftauchte.

  • Sie schreiben, dass es an diesem Abend nicht um eine inhaltliche Auseinandersetzung gegangen sei.

     

    Warum "an diesem Abend", oder anders gefragt, wann ging es ihnen denn um eine inhaltliche (!!) Auseinandersetzung (!!!)?

  • "Es ist ein Triumph, den Frauke Petry am Freitagabend im Münchner Hofbräukeller feiert." Na herzlichen Glückwunsch. Der Versuch an das 1000 Jährige Reich anzuknüpfen ist wohl gelungen? Es hat aber nur 12 Jahre bis 1945 gedauert. Sehr wirkungsmächtig war die Kneipe wohl nicht?

    Da lob ich mir die Farbe Grün in Stuttgart.

    Die Landtagspräsidentin herrscht über die Ordnung in diesem Parlament https://www.dropbox.com/s/yvbfchlfsbhpe5d/Bildschirmfoto%202016-05-14%20um%2007.36.33.png?dl=0

    Mir ist aufgefallen, dass Grün die Farbe des Islam ist und den Gebildeten zeigt, daß das Christentum laut Koran Sure 2, Vers 136, zum Islam gehört. https://www.dropbox.com/s/482rxqujyx8edaz/Bildschirmfoto%202016-05-10%20um%2018.51.26.png?dl=0

    Meine Interpretation des Pfingstwunder 2016

    "Als „Pfingstwunder“ bezeichne ich die in der Apostelgeschichte beschriebene wunderbare Fähigkeit in anderen Sprachen zu sprechen und andere Sprachen zu verstehen. Theologisch sei für Christen alle Menschen unabhängig von ihrer Nationalität und Ethnizität zu verstehen" Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ Viel Erfolg!

  • „links-grünen Utopien, dass wir alle gleich sind.“

     

    Natürlich sind wir nicht alle gleich. Wer will schon - sogar als Deutscher - gleich sein wie die, welche da im Bierkeller hocken und ihre intellektuellen Defizite ausleben, indem sie zu naziartigem Gewäsch johlen?

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Wir sind aber im Grunde alle gleich. Aber: Nicht die selben. Deshalb haben wir unterschiedliche Erfahrungen und somit unterschiedliche Ausprägungen.

      Aber im Kern...

      • @bonus bonus:

        Keine Relativierung rechten Stumpfsinns!

         

        Verschiedene Menschen reagieren auf dieselben Erfahrungen unterschiedlich. Es gibt keine "Ausprägungen", die rechte Gesinnungen rechtfertigen.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Ich möchte aber gern zur Ehrenrettung der AfD sagen:

    Die AfD als Kernkraftbefürworterpartei will sich darum kümmern, daß nach einem Kernkraftunfall alle Deutschen, die seit 6 Generationen sauber und deutsch sind, Asyl in nicht betroffenen europäischen Staaten und im nahen Osten bekommen. Welche Partei setzt sich schon so für ihre Wähler ein?

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @4932 (Profil gelöscht):

      Die AfD möchte auch den radioaktiven Abfall dezentral und "zugänglich und katalogisiertin gesicherten Orten eingelagert werden, wo jederzeit der Zugriff möglich ist, um sie mit technischemFortschritt aufbereitet weiter verwenden zukönnen."

       

      Auch mit bestmöglichem technischem Fortschritt (unsicher) beträgt die schädliche Mindesthalbwertzeit des Mülls etwa paar Hundert Jahre. gegenwärtig sind es eher ca. 100.000 Jahre. Bei der Windenergieanlagen fällt der AfD ein, dass sie "für Vögel eine tödliche Gefahr" sind.

      Echt kompetent.

      • @10236 (Profil gelöscht):

        "gegenwärtig sind es eher ca. 100.000 Jahre."

         

        Na also, da haben wir ja noch Zeit.

        ;)

    • @4932 (Profil gelöscht):

      Im nahen O...

      Verzeihung: IM NAHEN OSTEN???

      • 4G
        4932 (Profil gelöscht)
        @Nifty_Monkey:

        Ja, in Syrien bis Afghanistan. Da soll dieser Islam einmal sehen, wie es ist, wenn das eigene Land von Ausländern okkupiert und besetzt wird. (So hört man aus dem Vorstand der AfD. Bisher noch geheim und nicht veröffentlicht)

        • @4932 (Profil gelöscht):

          ...selten so gelacht!