Anzeige wegen Satanismus-Sendung: Böhmermann hat Probleme
Böhmermanns Team soll für eine Sendung über rituelle Gewalt angeblich auf rechtswidrigen Weg recherchiert haben. Vor Ausstrahlung gab es eine Anzeige.
Jan Böhmermann hat mal wieder ein Problem, dieses Mal wegen der neuesten Folge von „ZDF Magazin Royale“ mit dem Titel „Wenn man vom Teufel spricht“. Sie beschäftigt sich mit dem Narrativ, dass satanistische Kulte rituelle Gewalt ausüben würden. Dafür gab es schon vor der Veröffentlichung der Sendung eine anonyme Anzeige, wie das ZDF gegenüber der taz bestätigte. Dabei gehe es um „angeblich rechtswidrige Methoden“ bei der Recherche.
„Heute geht es um rituelle Gewalt. Sie soll zum Beispiel von satanistischen Kulten ausgehen, die mit brutalen Ritualen die Persönlichkeiten ihrer Opfer kontrollieren“, heißt es im Teaser der Sendung. „Nachweise dafür gibt es jedoch nicht. Oder weiß es eine Psychotherapeutin besser?“
Um diese Frage zu beantworten, hatte sich ein Journalist aus dem Team der Sendung „ZDF Magazin Royale“ unter Klarnamen für ein einschlägiges Weiterbildungsseminar im Bereich Traumatherapie einer Psychotherapeutin angemeldet und es auch besucht. Das stand allerdings nur Ärzt*innen und Psycholog*innen/-therapeut*innen offen.
Von Polizei über Anzeige informiert
Ebenjene Seminarleiterin und ihre Thesen zu ritueller Gewalt durch Satanist*innen machte Böhmermann dann zur Protagonistin der Sendung. Heikel: Laut Medienberichten mussten die Teilnehmenden eine Verschwiegenheitsverpflichtung unterschreiben. Das „ZDF Magazin Royale“ zitiert dennoch an einer Stelle aus dem Seminar.
Das ZDF wurde eigenen Angaben zufolge von der Polizei über die Anzeige informiert. Es teilte der taz auf Anfrage mit, dass Redaktion und Produktionsfirma die Vorwürfe als „völlig aus der Luft gegriffen“ zurückweisen würden. Das ZDF bezeichnet die Recherche als „in allen journalistischen Standards angemessen“. Die Anmeldung und den Besuch beim Seminar macht Böhmermann in der Sendung transparent.
Böhmermann steckt aktuell noch in einem weiteren juristischen Konflikt. Im Herbst 2022 hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den damaligen Präsidenten des Bundesamtes für Informationstechnik, Arne Schönbohm, von seinen Aufgaben entbunden. Vorausgegangen war eine Sendung von Böhmermann über Schönbohms angebliche Russlandnähe. Die Vorwürfe ließen sich später nicht erhärten.
Schönbohm, inzwischen Präsident der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung, verlangt nun eine Unterlassungserklärung und eine Entschädigung vom ZDF. Im Innenausschuss des Bundestags gab es bereits mehrere Sondersitzungen zur Causa.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel