Am rechten Rand der CDU: Den Resonanzboden rauben
In der CDU spielen weder Maaßen noch die Werte-Union eine Rolle. Geschickt inszenieren sie sich trotzdem als inner-parteiliche Opposition – noch.
![Hans-Georg-Maaßen vor einem Schild der WERTEUNION Hans-Georg-Maaßen vor einem Schild der WERTEUNION](https://taz.de/picture/6060890/14/32056744-1.jpeg)
F riedrich Merz wäre dann so weit. Erstmals spricht der CDU-Chef auch persönlich von der Möglichkeit eines Parteiausschlussverfahrens gegen Hans-Georg Maaßen. Reichlich spät und erst mal nur im Konjunktiv, aber immerhin. Die rechtlichen Hürden für einen solchen Ausschluss sind zwar hoch und der Erfolg nicht garantiert. Inzwischen bescheinigt aber selbst Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang seinem Vorgänger eindeutigen Antisemitismus.
Dass Maaßen erheblich gegen Parteigrundsätze verstößt und damit die Bedingung für den Ausschluss erfüllt, ist also keine abwegige Einschätzung. Ein erfreulicher Nebeneffekt, den der Rauswurf hätte: Sein Parteibuch würde Maaßen nicht länger als Verstärker dienen. Eigentlich haben weder er noch die Werte-Union, zu deren Vorsitzendem er am Samstag gewählt wurde, eine wirkliche Relevanz.
Der 60-Jährige hat innerhalb der CDU selbst kein Amt inne und fuhr als Direktkandidat bei der letzten Bundestagswahl eine deutliche Niederlage ein; die Werte-Union ist ein Verein außerhalb der Parteistruktur und hat auch jenseits von Maaßen keine Mitglieder, die in der CDU relevante Positionen innehaben.
Mediale Aufmerksamkeit erhalten weder die Gruppierung noch ihr neuer Chef wegen ihres tatsächlichen Einflusses, sondern wegen ihrer Inszenierung als innerparteiliche Opposition – vergleichbar mit Boris Palmer bei den Grünen und einst Thilo Sarrazin bei der SPD. Entsprechend wäre es mit dem Ausschluss von Maaßen nicht getan. Auch der Werte-Union müsste die CDU den Resonanzboden nehmen.
Sie hätte die Möglichkeit dazu, indem sie die Mitgliedschaften in der Partei für unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der rechten Splittergruppe erklärt. Damit könnte sie nach außen sichtbar machen, dass Partei und Verein nichts miteinander verbindet. Erhofft sich Friedrich Merz insgeheim nicht doch, mit Hilfe der Werte-Union Wähler*innen vom rechten Rand einzubinden, wäre das der logische nächste Schritt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören