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Alltagsrassismus in DeutschlandJeder dieser Momente sticht

Neonazis spucken, aber auch Linke sprechen langsamer oder halten unsere Autorin für eine Geflüchtete. Ein Jahr in einem Land, das nach rechts rückt.

Konnte vielerorts nicht einfach deutsch sein: die Autorin unterwegs in Deutschland Foto: Ann-Kathrin Liedtke

Im ersten Stock eines Gasthofs in Crottendorf im Erzgebirge sitzen fast hundert Menschen. Ich suche mir als Letzte einen Platz – doch anscheinend den falschen. Die Gruppe junger Männer, neben die ich mich gesetzt habe, steht auf und wechselt auf die gegenüberliegende Seite des Raumes. Auch ohne ihr Tuscheln – „Ne, nicht bei der“ – hätte ich es sofort gewusst: Sie haben sich keinesfalls wegen der besseren Sicht umgesetzt. Nein, ich bin der Grund. Meine braunen Locken, die schwarzen Augen, die dunkle Haut.

Es ist eigentlich nichts Neues für mich. Aber ich habe naiv gedacht, im Schutzfeld meiner KollegInnen, dem Kontext meiner Arbeit, passiert so etwas nicht. Dass meine Reise durch Deutschland eine ganz andere wird als für das restliche Team, wird mir jetzt erst deutlich.

Mit Blick auf die Bundestagswahl, die Erfolge der AfD im Kopf, ging taz.meinland auf Tour. Ein Jahr lang, 16 Bundesländer, mehr als 50 Stationen, mehr als 27.000 Kilometer. Die Großstadtblase verlassen, um Orte zu sehen und Geschichten zu erzählen, über die sonst nicht gesprochen wird. Unser Zuhause wurde der Kleinbus, Grundnahrung warme Gummibärchen mit zu viel Kaffee. Wir waren auf Hindernisse eingestellt. Nicht aber auf fehlendes WLAN, Sprachbarrieren durch Dialekte und unseren niedrigen Bekanntheitsgrad (nein, wir sind nicht die FAZ).

Wir lernten das Land kennen, warfen unsere eigenen Vorurteile über Bord und wurden mit anderen konfrontiert. Ländliche Gegenden bedeuten für mich immer viele Blicke. Ich kenne sie, genauso wie das leise, vermeintlich unauffällige Flüstern.

Rassistische Witze

Die Frage nach meiner Herkunft habe ich mindestens so oft beantwortet wie die nach meinem Namen. Dabei lässt sich aus ihr wohl kaum ein Hollywood-Blockbuster drehen: Geboren in der Puppenstuben-Stadt Tübingen, habe ich es bis zum Ende meiner Schulzeit nie großartig aus dem Schwabenländle heraus geschafft. Meine Mutter heißt Carmen, meine Oma Gerda und aufgewachsen bin ich in einer Patchworkfamilie.

Dass mein Vater aus Burundi, Ostafrika, kommt, ist für die meisten die einzig interessante Information. Dass ich selbst noch nie dort war, meine zweite Muttersprache immer mehr verlerne und Weihnachten trotz einer Pfarrerin als Mutter so unspektakulär wie all meine Freunde feiere, ist Nebensache.

Ländliche Gegenden bedeuten für mich immer viele Blicke. Ich kenne sie, genauso wie das leise, vermeintlich unauffällige Flüstern.

Ich bin mit Vorurteilen und Alltagsrassismus groß geworden. Kleine Dinge passieren täglich. Jemand macht zum Beispiel einen Witz: „Wieso werden im Winter weniger Schwarze überfahren? Weil man sie im Schnee besser sieht.“ Danach kommt die Stille, weil er bemerkt: Oh hey, da ist ja noch das schwarze Mädel. Meist sind diese Situa­tio­nen für die anderen unangenehmer als für mich.

Seit dem Sommer 2015 gehöre ich zur Kategorie gut integrierter Flüchtling. Automatisch bin ich für die meisten die Vorzeigemigrantin, die rasant die Sprache gelernt, sich integriert hat. Eben eine von denen, nicht eine von uns. Diese Haltung begegnet mir überall auf der Reise. In Husum fragt mich ein Mann, ob mir denn nicht kalt sei oder ob ich mich an das deutsche Klima schon gewöhnt habe.

Ein anständiger Name

In Ichenhausen spielen ein paar eingesessene Bayern das Spiel „Wo kommst du denn her?“. Während ich mir meine Feierabendzigarette und ein Fahrer-Spezi gönne, fangen sie an zu raten. Der Kontinent stimmt nach ein paar Runden. Das Land nicht. Wer kennt schon Burundi? „Ach, da waren doch mal die Deutschen. Da unten bei Südafrika.“

Nicht ganz: Südafrika ist schlappe 4.151km entfernt, mehrere Länder, Sprachen und Kulturen liegen dazwischen. Aber die geografieaffinen Bayern beharren auf ihrem Recht. Sie erklären mir, dass ich leider keine Ahnung von meiner eigenen Geschichte habe. Einen guten Spruch habe ich nicht auf den Lippen, denn es schockiert, dass eine Schwäbin im Jahr 2017 in ihren Augen nicht eine Malaika sein kann.

Der Klassiker, die Herkunftsfrage, ist an allen Orten der Republik zum Gesprächseinsteiger geworden. Für mich gehört sie nicht zum Smalltalk. Denn sie zielt darauf ab, mich einordnen zu können. Sie drängt mich zusammen mit anderen Deutschen in eine Ecke, gelabelt als „MitbürgerIn mit Migrationshintergrund“. Schon allein durch die Frage nach meiner Herkunft nimmt man mir das Deutschsein weg, denn es steht gar nicht zur Debatte.

In Nürtingen klopft mir eine ältere Dame freundlich auf die Schulter. Die Frau, begleitet von ihrer Tochter, sagt be-son-ders laaangsam, dass ich ja wirklich stolz auf mein Deutsch sein könne. „Da hat Ihre Schule aber gute Arbeit geleistet.“ Ihre Tochter nickt voller Mitleid, stellt mit trauriger Stimme fest: „Aber so ein anstäändiger Name wie Müller wäre aber schon geschickter gewesen, gell?“ – „Ach, wissen Sie, meine Mutter hatte die Wahl zwischen dem unanständigen Namen und ihrem Mädchennamen Krieg. Da bin ich über ihre Wahl schon sehr glücklich.“ Die Dame ist trotzdem anderer Meinung: „Na, aber Krieg ist doch kurz und jeder versteht es gleich!“

Alltagsrassismus ist Salonfähig

In Niedersachsen am Kanal der Oste gibt es Komplimente für die taz. „Toll, dass die sich jetzt auch so direkt für Flüchtlinge engagieren!“ In Hagen besucht mich eine Gruppe von Gästen beim Einpacken der Sticker, Kugelschreiber und Jutebeutel. Aber eigentlich brennt ihnen nur eine Frage auf den Lippen: Sorgenvoll wollen sie wissen, ob ich denn direkt nach dem Projekt wieder nach Hause müsse oder ob man sich für mich einsetzten würde, dass ich noch ein bisschen in Deutschland bleiben kann. Das schmerzt, denn ohne meine Geschichte zu kennen, stecken sie mich durch meine Hautfarbe in eine Schublade.

Jeder einzelne dieser Momente sticht, hinterlässt ein komisches Gefühl im Bauch. Und einen Anflug von Wut, denn oft fehlen mir die Worte. Ich sehe es als meine Aufgabe, mein Gegenüber darauf aufmerksam zu machen, dass es nicht unbedingt provokant gemeint ist, aber eben auch nicht weit gedacht. Und trotzdem kann ich mich glücklich schätzen, denn bisher waren es nur Worte, die mich getroffen haben. Oder Schweigen.

Vor einigen Wochen war ich wieder auf dem Weg ins Erzgebirge, dieses Mal mit dem Zug. Vor dem Hauptbahnhof in Chemnitz war ein großer AfD-Stand aufgebaut, zwei Leute verteilten Kugelschreiber und Flyer. Mir boten sie keinen an. Gegenüber saßen ein paar Jungs mit angesagtem Dutt und Mädels in Vintagekleidern. Auf dem Weg zu den Gleisen spuckte eine von ihnen ein paar Meter vor mir auf den Boden. Der andere meinte nur: „Ach komm, mehr ist sie doch nicht wert.“ In der Hand hielten sie die Heftchen der AfD.

In den letzten Wochen habe ich immer gehört, wie langweilig dieser Wahlkampf dieses Jahr doch sei, Mutti würde eh wieder Kanzlerin werden und der Einzug der AfD ließe sich nun auch nicht mehr verhindern. Die paar Prozent hin oder her. Für mich machen die Kommastellen einen Unterschied. Nicht zuletzt der AfD habe ich zu verdanken, dass Alltagsrassismus wieder salonfähig geworden ist.

Provozieren, relativieren – und doch so meinen

Keine dieser Erfahrungen ist mir neu, sie begleiten mich mein ganzes Leben. Es ist nicht die Häufigkeit der Anfeindungen, die mich erschreckt, sondern das Selbstverständnis, mit der sie geschehen, das Wegsehen der anderen. Provozieren, relativieren – und doch so meinen. Ein Spiel, das die AfD perfektioniert hat. Zwar ist die öffentliche Mehrheit darüber empört, Entsetzten und Wut spüre ich allerdings nur in meinem Bauch.

Am Sonntag wird feststehen, wie viele Menschen in den Bundestag einziehen dürfen, die mir mein Deutschsein nehmen wollen.

Nach außen präsentiert sich Deutschland als buntes Land, ein Land, in dem wir gut und gerne leben wollen. Rassismus, Homophobie und Antisemitismus werden nicht geduldet. Die Realität sieht anders aus. Am Sonntag wird feststehen, wie viele Menschen in den Bundestag einziehen dürfen, die mir mein Deutschsein nehmen wollen. Für die ich nicht dazugehöre, die ihre Deutschen lieber selbst machen wollen und nach deren Konzept ich somit auch gar nicht existieren würde.

Es brechen Menschen in einen für mich bisher geschützten Raum ein. Anfeindungen auf der Straße schmerzen – diese bald auch noch durch demokratisch gewählte Abgeordnete prominent hören zu müssen, lässt meinen Kloß im Hals wachsen.

„G’nauer g’sagt aus Schduagard“

Diese Reise durch Deutschland hat mir gezeigt, dass es sich hier nicht um einen Hype handelt. Wir können nicht darauf hoffen, dass die AfD von der Bildfläche verschwindet, sobald der Protest verklungen ist. Denn sie protestierten gegen Leute wie mich. Ich bin ein Teil von Deutschland, ein Teil einer Generation, die die dunkle Vergangenheit nur noch aus dem Geschichtsunterricht kennt und nun mit ihr konfrontiert ist.

Die eine richtige Lösung habe ich auch nicht, doch wenn das letzte Jahr mir etwas beigebracht hat, dann ist es die Wichtigkeit, einander zuzuhören, das Gefühl zu geben, gesehen und gehört zu werden. Ich muss lernen, weiterhin mein Gesicht zu zeigen und mich klar zu positionieren. Und viel öfter bei der Frage nach meiner Herkunft einmal mal auf Schwäbisch-A2-Niveau antworten: „G’nauer g’sagt aus Schduagard“.

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27 Kommentare

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  • Im Studium hatte ich Freunde aus ganz Deutschland, Brasilien und Finnland, durch meine Arbeit Kollegen aus China, Indien, Australien, den USA, England und Rumänien. In meiner Firma haben wir einen Programmierer aus Tadschikistan eingestellt, der als 10 Jähriger noch kein Deutsch konnte. Die Frage nach der Herkunft war in meinem Leben ständig relevant. Ich selber bin einfach zu neugierig, nicht wissen zu wollen aus welchem (Bundes)Land jemand kommt. Habe auf diese Art sehr viele tolle Dinge erfahren, Lebensgeschichten gehört und viel gemeinsam gelacht. Die Art und Weise der Frage ist entscheident. Frage ich aus Neugier und Wissbegier ist es etwas anderes, als wenn ich schon quasi voraussetze: Ey, schwarze Locken, bist wohl Flüchtling...

  • Dieser Art von Alltagsrassismus begegne ich leider jetzt auch öfter. Ich bin ein koreanisches Adoptivkind aber in Berlin aufgewachsen. Viele, die mit mir telefonieren hören auch einen sehr leichten "Berliner Dialekt" heraus. Wenn ich Leuten begegne liegt trotzdem der Gedanke offenbar fern, dass ich einfach eine normale Deutsche bin, die halt aus irgendwelchen Gründen nicht ursprünglich deutsch oder mitteleuropäisch aussieht. Zuletzt wurde ich in der Sauna wegen einer Lapalie beschimpft, ich würde ja offensichtlich gut genug deutsch sprechen, um mich in die "Kultur" hier einzufinden, gefolgt von einer Hasstirade aus Unterstellungen. Ich bin sicher, die Person sprach nicht von der finnischen Saunakultur...Keine umstehende Person hat sich davon distanzieren wollen. Die Beschimpfungen wurden als "Übertreibung" abgetan, als ich Leute nach ihrer Meinung dazu befragt habe. Fremdenfeindlichkeit wird von vielen Leuten mittlerweile anscheinend als etwas zu radikal geäußerte Wahrheit behandelt. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was jemand in dieser Situation zu hören bekommen hätte, der vielleicht sogar tatsächlich nicht perfekt deutsch spricht und nicht wie ich (Deutsch sozialisiert, Christin, und nicht gerade auf den Mund gefallen) keinerlei Angriffsfläche für politische Hetze bietet in Richtung Flüchtling, Muslim, schlechte Integration. Ich bin jedenfalls noch nie angeschrien worden, ich wäre wohl bestimmt fleißig, gut in Mathe, würde gerne Reis essen oder anderen Leuten sehr ähnlich sehen. Puh, Glück im Unglück!! ..

  • Es ist gut für Menschen, wenn sie sich realistische Ziele setzen. Auch solche, die vielleicht schwer zu erreichen sind. Gestern ist schließlich schon vorbei und nicht mehr zu beeinflussen. Im Heute aber gibt es viele Zwänge und Verpflichtungen. Wer das Gefühl haben möchte, halbwegs selbstbestimmt und frei zu leben, der muss auf’s Morgen setzen. Genauer: Auf ein Morgen, das anders ist als alles, was schon war. Weil es von Leuten mitgestaltet wird, die gestern noch zu jung waren und heute noch zu unfrei sind.

     

    Ich würde Malaika Rivuzumwami gerne Mut machen: Legen Sie sich ein etwas dickeres „Fell“ zu. Vergeben Sie Ihrer Mutter Ihren Namen und ihrem Vater Ihre Hautfarbe. Schließlich: Die Beiden waren offensichtlich Optimisten. Und die Frage nach dem Woher ist für sich genommen ja auch noch kein Beweis für irgendwas. Sie signalisiert nur Überraschung. „Da, wo ich herkomme“, bedeutet sie, „gab es jemanden wie Dich nicht“. Ob die Überraschung positiv oder negativ konnotiert ist, bleibt immer abzuwarten.

     

    Wer nach dem Woher fragt, schließt damit keineswegs die Möglichkeit aus, im Anschluss über ein gemeinsames Wohin zu reden. Auch nicht im Osten. Schon klar: Nicht jeder, der nach dem Woher fragt, will nachher Chancen nutzen, die er vorher mangels alternativer Gesellschaft noch nicht hatte. Manch einer sieht seine Zukunft auch in einer Vergangenheit, in der angeblich alles ganz einfach weil schön übersichtlich und sortiert gewesen ist. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen, sozusagen. Aber diese Märchenonkel und –tanten sollten es nicht sein, an denen man sich ausrichtet. Solche Leute glauben auch, dass unsre Erde eine Scheibe ist, wenn ihre Lieblingsautoritäten es behaupten. Die sind mehr Ballast, als sie Treibstoff sind.

     

    Malaika Rivuzumwamis Eltern waren anders. Aber sie sind deswegen noch lange nicht einzigartig. Die Zukunft ist noch nicht vorbei. Und ob sie so schwarz und weiß wird, wie die Vergangenheit angeblich war, liegt an uns selber.

    • @mowgli:

      Liebe/r Mowgli,

      ich denke nicht, dass Frau Rivuzumwami ihrer Mutter und ihrem Vater etwas nachträgt und auch nicht, dass sie es sollte. Das ist ja genau das Problem: Ihre Eltern sind nicht weltfremde Optimisten, sondern sie werden dazu gemacht, in der Wahrnehmung anderer. Und zwar dadurch, dass es zu viele Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die aus Hautfarbe und Nachnamen automatisch schließen, dass jemand nicht "dazugehört".

       

      Das muss nicht so sein. Diese gedankenlose Oberflächlichkeit verkennt, wie divers menschliche Gesellschaften sind, übrigens auch früher schon waren und hoffentlich immer bleiben.

       

      Nicht Frau Rivuzumwami sollte sich ein dickeres Fell zulegen. Alle, die bei ihrem Anblick sofort die Schublade Flüchtling oder Immigrant aufmachen, sollten sich an die eigene Nase fassen und sich fragen, wonach sie Menschen beurteilen.

      Natürlich neigen wir alle zu Schubladendenken. Aber in einer offenen Gesellschaft, in einer funktionierenden Demokratie, sollten wir unser Denken zumindest Reflektieren können...

       

      Sie schreiben:

      "Malaika Rivuzumwamis Eltern waren anders. Aber sie sind deswegen noch lange nicht einzigartig. Die Zukunft ist noch nicht vorbei. Und ob sie so schwarz und weiß wird, wie die Vergangenheit angeblich war, liegt an uns selber."

      Ich denke, dass sie ihre Eltern als "anders" sehen, liegt daran, dass sie zu etwas "anderem" gemacht werden, gerade von Leuten, die nationalistische und rassistische Ideen verbreiten möchten. Das ist schade! Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der ihre Eltern ganz selbstverständlich als "normal" oder "durchschnittlich" gelten.

       

      Ich stimme Ihnen allerdings zu, dass wir alle an einer Zukunft arbeiten sollten, in der die Hautfarbe keine Rolle dafür spielt, als was wir einen Menschen sehen! Und wir können das Arbeiten an solch einer Zukunft nicht nur auf denen von uns abladen, die durch ihre Hautfarbe oder ihren Namen ständig damit konfrontiert werden. Jeder ist gefragt!

  • Ich kenne die Bauchschmerzen die Sie beschreiben von Freunden. Ich habe selbst aber auch erst mal eine ganze Weile gebraucht um zu erkennen, wie verletzend die "harmlose" Frage nach der Herkunft sein kann.

     

    Ich glaube es ist wichtig, das Gegenüber herauszufordern. Deswegen finde ich Ihre Idee aus dem letzten Satz auch super: Ich habe erst angefangen zu verstehen, als die Antwort einer halb afrikanischen Freundin auf meine Frage nach der Herkunft ein Dorf in der mittelhessischen Provinz war.

     

    Ich finde es beim Schreiben diese Kommentars schwer, meine eigene "Herkunft" zu benennen. Soll ich von mir sagen dass ich "weiß" bin? Da muss ich direkt an "white pride" und alt-right-Nationalismus denken. Dass ich männlich bin? Nun, ja, aber gleichzeitig sind mir die meisten "männlichen" Verhaltensweisen furchtbar fremd, denn ich bin fast nur unter Frauen aufgewachsen. Cis hetero männlich weiss? Sehr sperrig, wie gesagt teils problematisch, und was "cis" und "hetero" angeht im aktuell diskutierten Kontext wenig relevant. Biodeutsch? Vielleicht noch am ehesten, aber man muss ja gar nicht weiss und ohne sogenannten Migrationshintergrund sein muss um Bioprodukte und Wollpullis zu kaufen.

     

    Es ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft, die hilft, am Rassismus zu arbeiten.

    Die Herkunft aus einer Familie, in der die Großeltern teilweise Nazis waren, mit allem was kulturell dazugehört (Kinder schreien lassen, patriarchale häusliche Gewalt die man oft erst mal suchen muss bevor man sie sieht, das Frauenbild...), und die Eltern 68er, hat Konsequenzen. Allerdings mehr für Menschen wie mich, denn für Menschen mit ein- oder beidseitigem sogenannten Migrationshintergrund.

     

    Ein Zweites deshalb: Fragen Sie das "woher kommst du" mit echtem Interesse zurück, und schauen Sie mal, was kommt. Nehmen Sie die Herausforderung an.

  • Ausgrenzen steht in Deutschland wieder hoch im Kurs. Und die Flüchtlinge, die AfD und die vielen Publikationen über ultra-kriminelle und gefährliche Araber-Clans haben ein Übriges getan, um viele Menschen zu alarmieren.

     

    Ausgrenzung würde man aber auch erfahren, wenn man sich ärmlich anzieht und freiaus erklären würde, man habe seit sechs Jahren keine Arbeit und lebe von Hartz-IV, aber eine Flachbildschirm habe man geschenkt bekommen und damit verbringe man jetzt die gewaltige überschüssige Zeit.

     

    Das wären dann aber keine rassistischen Vorurteile, sondern die Herabsetzung könnte direkt von einem SPD-Mitglied oder einem FDP-Wähler kommen.

     

    Ich finde beides schlimm und frage mich, warum ist das so extrem geworden und warum steigert es sich?

     

    Wahrscheinlich hat das viel mit der Agenda 2010 und der neuen Unsicherheit in Deutschland zu tun.

     

    Wo so viele Ängste bergründbar sind, da tauchen auch irrationale Ängste auf und da geht's dann gegen Fremde oder auch mal für sie, weil sie ja so toll Deutsch gelernt haben.

     

    Wer richtig schwarze Haare hat und aussieht, wie ein Kurde/Araber/Türke, Iraner oder Afghane, der wird verächtlich angeschaut, auch dort, wo angeblich das gesittete Bürgertum zuhause ist, wo alle glauben, liberal zu sein.

     

    Gerade in solchen Kreisen steigt die Abneigung gegen MigrantINnen an, warum? Also echte Gründe gibt's wohl nicht, denn die Ausgrenzung und Herabsetzung von MigrantInnen ist so gut organisiert, dass es um Konkurrenz, Arbeitsplätze, Partner oder Wohnungen wohl nicht geht.

     

    Aber die Angst, dass der ultra-ungebildete, aggressive und kriminelle Nachwuchs der Migrantinnen irgendwo im Bürgertum aufschlägt und dort seine Taten vollbring, diese Angst ist wohl dar.

     

    Auch sie ist so unbegründet wie der Rest, aber Ängste müssen nicht realistisch sein.

     

    Schon Adolf Hitler wußte, dass man die Menschen bei ihren irrationalen Gefühlen packen muss, den Verstand wollte er nicht haben, brauchte er auch nicht, die Stimmen reichten ihm.

  • Der Arikel ist sehr gut geschrieben. Er gleitet nie in Moralismus oder ins Klischeehafte ab. Man ist gewillter, sich mt der Position der Autorin auseinaderzusetzen,auch wenn man sie icht teil.

  • Ich verstehe nicht warum sich die Autorin daran stört das ihr das Deutschsein abgesprochen wird.

     

    Eine Deutsche Kultur ist ja abseits der Sprache nicht feststellbar - wie eine bekannte Integrationspolitikerin erklärt hat.

    Und da Gottes schönste Gabe bekanntlich der Schwabe ist bietet es sich an wie ein Tübinger Gog Menschen die dumme Fragen stellen den schwäbischen Gruß zu entbieten...

  • Es ist wohl die Gefühlslage einer Frau, die trotz des anderen Aussehens in Deutschland geboren ist. Da muss die Enttäuschung groß sein. Ich kenne das von meinen hier geborenen Kindern, die etwas dunkelhäutiger auch damit konfrontiert sind. Ich sehe das auf meine Person betreffend gelassener, wenn auch nicht unbesorgt, denn in meiner Heimat ist Rassismus immer präsent; Je heller, desto angesehener. Es wird dort (Brasilien) nicht immer direkt ausgesprochen, aber man spürt es bis in die letzten Lebensbereiche.

    Am meisten stört mich allerdings hier in D, wenn der Rassismus etwas verkappt in Richtung mitleidig herüberkommt. Ich bin dabei auf irgendwie ganz perfide Weise zuallererst die Schwarze, und es fällt mir bei den direkten Hatespeakern leichter, mal die Sau rauszulassen, aber dann gern in Muttersprache: Você é um bastardo, um estúpido nazista?

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Ich kenne das auch von meinen Kindern, die ebenfalls etwas dunkler sind (trotz fehlenden "Migrationshintergrunds") und von mir als ich noch jung war. Ich fand die Frage nach der Herkunft früher immer lustig, aber die Frager schienen mir auch wirkliches Interesse zu haben. Haben sie das heute eigentlich grundsätzlich nicht mehr?

       

      Ich weiß ja nicht, ob Sie jetzt z.B. trotz ihres nicht nur perfekten, sondern ausnehmend guten Schriftdeutschs (von dem sich so mancher Bio-Deutsche gut und gerne ein paar Scheiben abschneiden könnte :-)), "noch" einen Akzent haben (acredito naturalmente que você fala como escreve), wenn Sie Deutsch sprechen, aber ich würde Sie bestimmt fragen, wenn Sie so perfekt redeten wie sie schreiben und noch einen portugiesischen Restakzent hätten, wo sie herkämen, allein schon um meine Neugier zu befriedigen, ob ich diesen eventuellen Restakzent richtig zugeordnet hätte.

       

      Ich würde aber oft auch gern andere, "unauffälliger aussehende oder sich anhörende" Menschen etwas fragen, tu es aber nicht, weil man halt nicht einfach so fragt. Bei fremdländisch ausschauenden oder sich anhörenden Menschen nehme ich mir dieses Recht öfter einfach so heraus. Ich weiß aber immer noch nicht, ob ich das schlimm finden soll. Rassistisch ist es m.E. jedenfalls nie von mir gemeint und auch nicht per se, wenn es andere tun.

  • Dass wir über dumme Nationalisten und Faschisten nicht viel reden brauchen, ist klar. Wenn ein Deutscher immer noch nicht das schreckliche Erbe von den Zeiten der Nazis begriffen hat, ist er dumm!! Er kann zwar intelligent sein - auch vile Top-Nazis waren intelligent - aber in einer bestimmten Beziehung ist er dumm und nicht sozialisiert! Aber bei diesem Punkt 'Erbe' bin ich schon bei einem Unterschied zwischen der Autorin und mir - und allen 'Volksdeutschen' (Sorry für eventuelle Assoziationen durch das Wort.) Und sicher will sie mit diesem Erbe so wenig zu tun haben, wie wir mit persönlicher Schuld.

     

    Ist es aber nicht normal nach den Wurzeln eienes Menschen zu fragen, wenn dieser offensichtlich andere ethnische Wurzeln hat? Meist geschieht dies doch aus Interesse. Das ist doch so wenig herabwürdigend, wie wenn mich jemand im Ausland nach meiner Herkunft fragt oder dort meine Kenntnisse der dortigen Landessprache erwähnt! Negativ wird es erst, wenn herabwürdigende Bemerkungen fallen. Zwischen den Zeilen lese ich bei einigen Vorfällen Überempfindlichkeit. In diesem Land sind eben die alten 'Germanen' in der Überzahl, und dann darf man doch das 'Andere' bemerken. Angesichts der traurigen Existenz der AFD darf die Autorin doch nicht überrascht sein, wenn ihr von denen kein Kugelschreiber angeboten wird. Und ob diese geistigen Tiefstflieger ein paar Zehntel Prozent mehr oder weniger haben, das ist auch egal. Anders wäre es, wenn diese auch noch an einer Regierung teilhaben würden. Eine wirklich bessere Stufe wäre erst erreicht, wenn sie unter weit unter dem Limit von 5% lägen.

     

    Wenn jemand Wurzeln in Ländern hat, wo bessere Zustände herrschen als bei uns, dann kann er sich überlegen, wo er besser lebt. Andernfalls darf er gerne Missstände anprangern, aber er muss wissen und akzeptieren, dass wir hier keine paradiesischen Zustände haben. Und er sollte auch tolerant gegenüber einigen Fehlern bei der Mehrheit sein. Es ist das Recht des Menschen, nicht perfekt zu sein.

    • @fvaderno:

      Entschuldigung, aber dein Kommentar zeigt, dass du das Problem ueberhaupt nicht verstanden hast.

       

      Du schreibst: "Das ist doch so wenig herabwürdigend, wie wenn mich jemand im Ausland nach meiner Herkunft fragt oder dort meine Kenntnisse der dortigen Landessprache erwähnt!"

       

      Lies doch diesen Satz noch einmal durch und ueberlege, wo du bist, wenn du im Ausland bist -- genau! Im Ausland. Also: Nicht zuhause.

       

      Genau das ist der Punkt: Dass staendige Fragen danach, wo dein Zuhause "eigentlich" ist, im Endeffekt nur bedeuten, dass die Fragenden nicht akzeptieren, dass du schon zuhause bist.

       

      Du -- und besonders auch du, Wuff! -- freust dich bestimmt, wenn du nach einer Zeit im Ausland wieder an einen Ort kommst, wo dich die Leute nicht staendig fragen, wo du herkommst. Genau dieses Privileg hat Malaika eben leider nicht.

       

      (Ich habe mich jetzt extra neu hier ins Forum angemeldet, um diesen Beitrag zu schreiben. So wichtig finde ich, dass er verstanden wird :-)

    • @fvaderno:

      Gut beschrieben! Überempfindlich wird man sicher, wenn man oftmals täglich dasselbe gefragt wird. Aus Reisen in fremden Ländern, abseits der Touristenpfade, kennen das sicher viele.

      (Woher? Wohin? Wieso hier?....) Positives Interesse wird dann irgendwann negativ gedeutet. Das ist auf dem Land "normal" und wird sich so schnell nicht ändern.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Wuff:

        Stimme zu.

        Aber die erste Wahrnehmung ist die visuelle und damit die Hautfarbe. Leider können/wollen immer noch zu viele "Deutsche/Weiße" nicht angemessen damit umgehen.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "Wir waren auf Hindernisse eingestellt. Nicht aber auf fehlendes WLAN, Sprachbarrieren durch Dialekte und unseren niedrigen Bekanntheitsgrad"

    Mann, seid Ihr naiv in eurer metropolitanen berliner Parallelwelt.

     

    Zum Glück hatten Sie keine Nietenjacke an im Erzgebirge. Dann hätten Sie vielleicht die ganze Herzlichkeit von Sachsen (und der sächsischen Polizei) erfahren.

     

    Zu Besuch im Erzgebirge bei ein paar Punx:

    Selbst für Leipziger gibt's da schon Verständigungsprobleme. Eine junge Punkerin hatte ein Haus geerbt und gemeinsam mit Freunden bezogen, in einem Viertel, in dem die "100 Heiligen" wohnen, wie der "Volksmund" sagt.

    Im Frühjahr beim Garten-Umgraben kommt ein kleines Nachbarskind an und fragt ein Punk, ob es denn wahr sei, dass sie in ihrem Haus Babys umbrächten und diese dann im Garten vergrüben. Selbst das kleine Kind hatte da seinen "heiligen" Eltern schon nicht mehr vertraut.

     

    Nach der Wende war Sachsen ja immer fast genauso ethnisch bereinigt wie nach dem Holocaust. Ausser ein paar Vietnamesen ("Fidschis") und wenigen Afrikanern waren kaum "Gastarbeiter" in die DDR gekommen. Jetzt ist diese "national befreite Zone" wieder "verunreinigt". Man hat ja nichts gegen "Ausländer", aber die sollen doch da bleiben wo sie hingehören. Man selbst war ja auch nicht in den Westen abgehauen in der DDR. Die jungen Syrer sollten im Bürgerkrieg ihren Mann stehen - Rassismus muss mensch sich hier ständig anhören in der "Mitte" der Gesellschaft.

     

    Nach dem Mauerfall waren Sachsen in der Selbsterzählung reisefreudig, weltoffen und die Mauer war endlich weg. Heute ist davon nur noch die Reisefreudigkeit übrig. Weltoffenheit wird sich halt eingebildet, als Bildung. Endlich sind auch alle Mauern für die Festung Europa hochgezogen. Ganz wie damals, nur dass die Sachsen jetzt reisen können. Perfekt.

     

    Sie (die Verfasserin) haben Glück, wenn Sie Dunkeldeutschland nicht aus der eigenen Familie noch keinen. Mein Opa ging von der Hitlerjugend mehr oder weniger direkt in die Stasi.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Ich würde vielleicht auch fragen, wo Sie herkommen, aber gleich hinterherschieben, dass Sie (wegen Ihres Dialektes) sicher nicht aus Sachsen kommen.

      "Afrika" würde ich dann auch nicht als Antwort erwarten. Eher das "Ländle".

  • Hallo Malaika,

     

    ich lebe seit über zehn Jahren in Ostdeutschland und habe mich an vieles gewöhnt. Mir gelingt es dank kultureller Anpassung an den meisten Orten, für einen Einheimischen gehalten zu werden und nicht für den Wessi, der ich ja eigentlich bin.

     

    Bis ich meinen Namen sage. Dann bin ich der Vorzeige-Ausländer, "spreche aber wirklich gut Deutsch" oder "rieche ja gar nicht wie ein Türke".

     

    Ich war schon so weit, den Rassismus gar nicht mehr zu sehen, der in der "Woher?"-Frage steckte. Aber in der letzten Zeit ist dieser Rassismus wieder dermaßen offensichtlich geworden, dass ich auch keine guten Anworten mehr parat habe.

     

    Manchmal - vor allem am Arbeitsplatz, wo man ja noch viel mehr Dinge bedenken muss als die eigene körperliche Unversehrtheit - bleibt mir gefühlt nichts anderes mehr übrig, als freundlich zu lächeln, zu schweigen und mir im Stillen bewusst zu machen, dass ich am Ende privilegiert bin gegenüber denen, die da sagen "Du riechst ja gar nicht wie ein Türke!"

     

    Ich kann nur erahnen, wie viel heftiger es diejenigen treffen muss, die nicht die Bildung, den Wohlstand und/oder die anderen Privilegien haben, die ich ja zum Glück genieße, auch wenn ich in letzter Zeit in diesem Land zum Ausländer werde.

  • Viele Menschen mit Migrationshintergrund beschweren sich über den Alltagsrassismus. Es gibt sehr viele Geschichten, die es verdien haben erzählt und diskutiert zu werden.

     

    So werden Migrantinnen und Migranten in Vorstellungsgesprächen öfters (bestimmt so oft, wie die Prozentanteile der Stimmen die AfD, die NPD und zur Hälfte die FDP nach der Bundestagswahl zusammen bekommen) danach gefragt, wie und wieso sie nach Deutschland gekommen sind und ob es nicht die Möglichkeiten gab, im Heimatland zu bleiben.

     

    Ein Schüler wurde sogar rassistisch von einem Leerer beleidigt. Der Lehrer bezeichnete alle Menschen seiner Herkunft als Schweine. Und daraufhin gab es einen großen Lachen in der Klasse. Natürlich nicht alle Schüler haben gelacht.

     

    Dann gab es eine Beleidigung eines Migranten, dem das Wort mit „f“ beginnend in Verbindung mit seiner Mutter von einem Beamten gesagt wurde. Und dabei gab es mehrere Zeugen vom Amt. Es gab aber keine Körperverletzungen oder so etwas daraufhin. Der Migrant antwortete, dass Inzest nur in Ländern wie Deutschland und Saudi Arabien gesetzlich verboten ist und in Saudi Arabien werden Menschen ja geköpft.

     

    Und da muss sich die Gesellschaft natürlich immer stärker einbringen.

     

    So sprach eine emanzipierte Türkin mit einem Deutschen Patrioten (nicht wie Patrioten von der AfD oder NPD), dass sie mit Leuten auf der Strasse nicht streitet, wenn bspw. irgend ein Vorfall passiert und die Anderen Schuld daran sind. Sie hat Angst davor, gesagt zu bekommen, dass sie nach Türkei zurück soll. Dann hat der Deutsche ihr gesagt, dass sie keine Angst haben soll und dieses Land so sehen als ihr eigenes Land. Denn sie ist nach Ansicht des Patrioten ein Mensch ist und so eine Deutsche, die dieses Land braucht. Und gerade Menschen von der AfD, NPD oder Pegida dieses Land verlassen sollen.

  • Hey Malaika,

     

    Tut mir leid wegen all dem Bullshit den du in unserem Kartoffelland erfährst.

    Hab in Tübingen studiert es aber nach dem Studium dort nicht mehr ausgehalten :-(

     

    LG

  • Das es im Osten besonder viele Nazis gibt ist bekannt, aber die sind doch nicht in deine Welt eingedrungen, sondern du in ihre?

     

    Die Nazi stellen schon immer eine Gefahr für Menschen dar, die optisch nicht in ihr Weltbild passen. Deshalb meidet man deren Nähe und versucht die andere Seite zu finden und zu stärken. Das war für uns als junge Punker der 80'er und später nach dem Mauerfall bei Besuchen im Osten die Strategie, um selbst unbeschadet zu bleiben und den Einheimischen, die keine Nazis sind - die es dort auch zugenüge gibt - zu helfen.

     

    Das man die Autorin für eine (gebürtige) Afrikanerin hält, mag der fehlenden Lebenserfahrung (das Menschen mit dunkler Hautfarbe auch hier geboren und aufgewachsen sein können) geschuldet sein, ist aber weder völlig abwegig, noch per se abwertend (wie die Menschen aus Niedersachsen im Artikel ja auch deutlich zum Ausdruck bringen).

     

    Lustig ist, dass der ganze Artikel aus schnellen und Oberflächlichen Einordungnen andere Menschen besteht. Aber selbst wird die Einordnung von anderen am Anfang beklagt. Dabei ist völlig normal, dass andere Menschen Fremde "einordnen" wollen. Wenn einer eine Glatze und Springerstiefel hat, ist er vermutlich ein Nazi - muss aber nicht sein. Wenn jemand eine dunkle Hautfarbe hat, kommt sie aus Afrika, muss aber nicht sein.

     

    Alles ein Verhalten das Menschen zum überleben brauchen (eine Vereinfachung der Dinge) und in keinsterweise eine Diskriminierung. Die entsteht erst, wenn jemand Nachteile durch das Verhalten hat.

     

    Absurd finde ich dann die Schlußfolgerung.

     

    Ja, die Menschen sollten sich aneinander mehr zuhören. Aber der Versuch scheint der Autorin nicht gelungen zu sein.

  • Danke für diesen Artikel. Ich könnte heulen.

    Ich bin 22 Jahre lang in Berlin Lebenskundelehrerin gewesen und das, was Sie beschreiben, ist genau das, was ich immer beklagt habe: Da kommen diese kleinen Kinder, die hier geborten wurden zu uns in die Schule, voller Vertrauen mit großen Augen und offenem Herzen und wir nehmen Sie so wie sie sind auf und an und wenn sie dann die Schule verlassen, dann sind doch "Ausländer". Es ist zum Weinen. Die AfD macht mir ebensolche Angst wie Ihnen, ich bin ihrer Aggressivität nicht gewachsen. Ihr Hass ist so unvorstellbar, dass ich zurückzucke. Natürlich weiß ich, dass Sie - auf den ersten Blick - gefährdeter sind.

    Ich hoffe, Sie verlieren nicht ihre Kraft, sich als echte Schwäbin zu outen. Ich möchte lächeln und weinen gleichzeitig.

    • @Luise_Amy:

      Na, in Berlin ist es vielleicht nicht so günstig, sich als "echte Schwäbin" zu outen.

       

      Und Schwaben werden doch nach den Sachsen innerhalb Deutschlands sicher am meisten wegen ihres Dialektes und ihrer Arroganz/Überheblichkeit "gehasst".

       

      Alles nicht so einfach.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Hanne:

        Überheblich?

        Nein, objektiv oifach die Beschde!

  • Die Frage nach der Herkunft hat doch nichts mit der AfD zu tun. Es geht doch um das Deutschsein an sich. Linke möchten Migranten (gnädig und wohlmeinend) daran teilhaben lassen, Rechte (ganz rassistisch) eher nicht. Dass jemand mit dunkler Haut automatisch und von sich aus Deutscher sein könnte, darauf kommen eben auch linke "Gutmenschen" nicht, rechte sowieso nicht.

     

    Eine dunkle Haut läßt in Deutschland eben automatisch nicht auf eine deutsche Herkunft schliessen. Egal ob in Kreuzberg oder im Neubaublock in Stralsund. Dafür braucht es noch ein paar Generationen.

     

    Vielleicht sollte die Autorin über diesen Reflex nicht so traurig sein. Der Alltag in Deutschland wird sich trotz allem allmählich in Richtung multi-ethnisch verändern. Ein Problem ist m.E. nicht so sehr die AfD sondern die staatlich verordnete Toleranz und Gleichmacherei, die von den Menschen in dieser Form nicht angenommen wird. Das ist schon in 40 Jahren Hirnwäsche in der DDR nicht gelungen.

    • @TazTiz:

      Die sogenannte Toleranz und Gleichmacherei ergiebt sich aus dem Grundgesetz. Bedauerlich wenn Sie dies als Hirnwäsche empfinden. Unsere Gesellschaft segregiert sehrwohl massiv nach sozialem und Bildungsstatus, Geschlecht und amtl. Herkunft ect. Ist es zuviel verlangt den inneren Rassisten abzustellen? Vielleicht werden Durchschittsdeutsche nicht genug gedisst um sich darüber mal Gedanken zu machen. Mal sehen wie mein Umfeld reagiert, wenn ich jeden Brillenträger frage, ob er es verantworten kann Autozufahren , Ossis beglückwünsche nen Jib zu haben, Blöde auf Schedich anquatsche und jedem Bayern erkläre, dass er eigentlich kein Deutscher ist und es besser wäre, sich an Österreich anzuschließen, natürlich Nur alles Südlich von München

  • Sehr guter Artikel Ann-Kathrin.

    Leider wahr, und ich denke AfD wird sogar stärker, die Schuld haben sehr viel die Springer Verläge. Die Reinste HEtze diese Vierte Stärke des Staates!