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Aktienpaket-VorschlagDie CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

Um die wachsende Ungleichheit zu bekämpfen, fordert die CDU ein Aktienpaket für jedes Kind. Interessant, aber sorgt das wirklich für Gerechtigkeit?

Dieses Kind könnte ein paar Anteile vom „Deutschland-ETF“ gebrauchen, findet die CDU Foto: André Wagner/plainpicture

D er Staat schenkt allen Bürgern Geld, damit auch ärmere Haushalte mal auf einen grünen Zweig kommen. Diese oft geäußerte Idee erfährt nun eine neue Konjunktur, weil der Bundestagswahlkampf startet. So schlägt CDU-Politiker Sepp Müller, Parlamentarier aus Dessau und Wittenberg, einen „Deutschland-ETF“ vor, „und zwar für jedes Kind, unabhängig vom Reichtum der Eltern“.

Ein ETF ist ein Investmentfonds, der an der Börse gehandelt wird. Anteile an solchen Fonds solle der Staat jedem Kind regelmäßig kaufen, schlägt Müller vor, der auch Vizevorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist. Nach einigen Jahren oder Jahrzehnten wäre ein kleines Vermögen vorhanden, das die Bür­ge­r:in­nen individuell verwenden könnten.

„Wir sehen in Deutschland eine wachsende Vermögensungleichheit in Ost und West, zwischen Männern und Frauen, Akademikern und Arbeitern“, begründete der CDU-Politiker im Magazin Stern. Dagegen helfe nicht nur Umverteilung von oben nach unten. „Stattdessen müssen wir alle Menschen stärker am Produktivkapital beteiligen.“

Heißt: Wer Anteile an Fonds und damit zum Beispiel Aktien besitzt, profitiert von den Gewinnen der Unternehmen. Müllers Parteivorsitzender Friedrich Merz, der Bundeskanzler werden will, hat unlängst Ähnliches geäußert.

Reiche Kinder haben meist schon ein Aktienkonto

Solche Ideen werden immer mal wieder diskutiert. Im ersten Moment mögen sie sympathisch klingen. Allerdings knüpfen sich daran Fragen. Zum Beispiel: Warum sollte der Staat allen Kindern zu öffentlich finanziertem Kapital verhelfen?

Die Begründung, die soziale Schere zwischen Arm und Reich öffne sich weiter und die ärmere Hälfte der Bevölkerung bedürfe aus Gerechtigkeitsgründen der Förderung, erscheint plausibel, ist es in diesem Zusammenhang aber nicht. Denn ginge es wirklich darum, bräuchte der Staat nicht den Kindern der Wohlhabenden und Reichen ebenfalls ein Aktienkonto zu spendieren. Die haben oft schon eines.

Und warum ETFs, Aktien, mithin Beteiligungen an Unternehmen? Staatsanleihen, etwa die Papiere des Bundes, sind sicherer als viele Aktien. Die Freunde des Kapitalmarktes argumentieren jedoch, die Renditen an den Börsen wären auf lange Sicht unschlagbar. Andererseits kann gekniffen sein, wer sein angespartes Börsenvermögen gerade dann braucht, wenn vorher eine Finanzkrise eingeschlagen und die Kurse halbiert hat.

Ideen mit Potenzial

Auch ein Blick auf die vorgeschlagenen Summen lohnt. So regten die Wirtschaftsweisen an, die die Bundesregierung beraten, jedem Kind zwischen dem 6. und 18. Geburtstag jeweils 10 Euro monatlich aus staatlichen Kassen zu überweisen. Inklusive 4 Prozent Rendite kämen nach 12 Jahren etwa 2.300 Euro zusammen. Ließen die Beschenkten das Kapital weitere 15 Jahre arbeiten, verfügten sie über ungefähr 4.150 Euro. Nicht zu verachten, aber ändern solche doch geringen Summen etwas an der Ungleichverteilung der sozialen ­Chancen?

Anders sieht es aus beim Vorschlag des Grunderbes, den das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung vor drei Jahren unterbreitete. Alle 18-Jährigen sollten 20.000 Euro erhalten, finanziert aus höheren Steuern auf große Vermögen, um sie etwa in Fortbildung, Studium oder eine Eigentumswohnung zu investieren. Sowohl die Summe als auch der Umverteilungs­aspekt würden in diesem Fall erwarten lassen, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich tatsächlich etwas verringerte.

Als ähnlich wirksam könnte sich das Konzept eines Bildungsgrundeinkommens erweisen, das 2022 das Zentrum Liberale Moderne und die Bertelsmann-Stiftung propagierten: Alle Erwerbspersonen sollten demnach das Recht erhalten, während ihres Arbeitslebens drei Jahre lang 1.200 Euro monatlich vom Staat zu bekommen, um sich weiterzubilden.

Potenzial steckt in all diesen Ideen, nur müsste sie mal jemand in die Tat umsetzen.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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17 Kommentare

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  • "Der Staat schenkt allen Bürgern Geld, damit auch ärmere Haushalte mal auf einen grünen Zweig kommen."



    Da fängt der Unsinn schon im ersten Satz an ... sozialer Aufstieg passiert durch Bildung und Chancengleichheit, und nicht durch Almosen aus der Sozialkasse.



    Sogar wenn 10000 Euro zur Geburt: soviel verdient das Kind aus armen Verhältnissen später mal pro Monat wenn es die richtige Ausbildung macht und begabt ist.

  • Es geht natürlich auch darum, die Leute an den Kapitalmarkt heranzuführen und durch eigenes Erleben zu verstehen, dass so langfristig Vermögen aufgebaut werden kann.



    In der Schule lernt das ja nun niemand, weil die Lehrer fast alle verbeamtet sind und vom Staat alimentiert werden.



    Wer keine wirtscchaftlichen Sorgen hat (Beamte), muss sich nicht um den Vermögensaufbau und den Zinseszins kümmern, weil die Bezüge im Alter dicke reichen.



    Alle anderen sollten verstehen, dass man auch aus kleinen Beträgen etwas machen kann, wenn man erfolgreich anlegt.



    Das hat dann auch nichts mit Zockerei zu tun, wie es von Ahungslosen immer wieder fälschlich propagiert wird.



    Ich wäre froh, wenn Deutschland so wie (z.B.) Norwegen und Schweden handeln würde.



    Dann ginge es allen besser, nicht nur Erben von (großen) Vermögen.



    Einmalige EUR 20.000 sind da ohne Finanzbildung riskanter, weil es viele vermutlich einfach sinnlos verballern.



    Mit Finanzbildung sähe das vielleicht dann auch anders aus.



    Jeder sollte die gleichen Chancen haben, aber nicht jeder ist gleich.

  • Wegen langfristiger Geldanlage und Sparplänen bitte mal "Pantoffeldepot" googlen. Es sind nämlich weniger "Freunde des Kapitalmarktes ", die ETF's empfehlen, sondern die Stiftung Warentest.

  • Und wenn die CDU/CSU Kindern eine funktionsfähige Umwelt schenken würde? Soziale Sicherheit mit funktionierenden Sozial- und Rentenkassen? Mehr Geld für die Vielen und weniger für die Finanzhaie und Großerben?

    • @Janix:

      Ich kann hier keinen sinnvollen Vorschlag erkennen. Was wäre denn ein konkreter Vorschlag ihrerseits?

  • Das ist ja mal 'ne Nummer !

    Schenk sie ETFs - gleiche Bildungschancen wär'n zu teuer !!!!

  • Klar, verschenken wir einfach ETFs und 20.000€. Bezahlen werden das eh diejenigen, die schon zwei Rentner, Beamte und Politiker durchfüttern. Wir können denen ja auch noch die Rente kürzen. Also noch weiter.

  • Es kann nicht jeder reich werden, per Definition.



    Aber man kann die Lebensbedingungen aller verbessern und das geschieht auch.



    Man könnte natürlich noch mehr tun. Aber da würde ich vorschlagen, lieber 100 EUR pro Kind und Monat mehr in die Bildung stecken als so einen mickrigen Sparplan....das gibt dann auch mehr als 4% Rendite.

  • "Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken"

    Aus der Parteikasse? > O.K.

  • Das bietet so schöne Möglichkeiten ökologische Regulierungen für Aktien-Unternehmen oder gar Post-Wachstumsideen als anti-sozial zu defamieren. AfD und BSW freuen sich schon.

  • Ja gut, dann so rum und Fakten basiert:



    Nicht 20.000 Euro mit 18, sondern 20.000 € zur Geburt, bzw. reicht ein viel geringerer Anfangswert. Dann der Wissenschaftlichen Empirie auch trauen: 8% an der Börse anstatt der genannten 4%. Da kommt dann dank Zinseszins egal ob 10.000 oder 20.000€ ein erheblicher Betrag raus. Von dann gesparten Geldern wie für Bafög und Chancengleichheit ganz zu schweigen.

  • Ich zitiere: "So regten die Wirtschaftsweisen an, die die Bundesregierung beraten, jedem Kind zwischen dem 6. und 18. Geburtstag jeweils 10 Euro monatlich aus staatlichen Kassen zu überweisen. Inklusive 4 Prozent Rendite kämen nach 12 Jahren etwa 2.300 Euro zusammen."

    Ich persönlich hielt bis zu diesem Tiefpunkt die Wirtschaftsweisen für schlaue BWL-ExpertInnen. Nun ja ... Die Kinder sollen 12 Jahre lang monatlich also 10 Euro erhalten. Das sind insgesamt 12x12x10€=1.440€. Ich glaube, ich brauche eine stärkere Brille, um einen solchen finanziellen Mikrowitz überhaupt erkennen zu können.

    Wir haben unseren Kindern vor vielen Jahren Depots eingerichtet und dort Sparpläne für ganz bestimmte ETFs auf US-Indizes angelegt. Diese besparen wir monatlich mit je ca. 50 Euro. Darüber hinaus hatten wir auch Bausparer für die Kids abgeschlossen, die vor einigen Jahren zuteilungsreif wurden. Das Geld wurde dann zu noch besseren Konditionen wieder angelegt.

    Auf jedem dieser Depots befindet sich inzwischen eine 5-stellige Summe. Die Depots sind nach ca. 10 Jahren über 80% im Plus. Die Rendite ist deutlich höher als 4%.

    • @Aurego:

      Naja, in den letzten 10 Jahren hatten wir aber auch eine kummulierte Inflation von knapp 28%.



      Das macht aus den 80% Plus ein reales Plus von 40% ...dann passt das mit den 4% pro Jahr doch ganz gut.

  • Einerseits wird festgestellt, dass fast alle reichen Kinder bereits Aktiendepots haben.



    Auf der anderen Seite wird hinterfragt warum es ETFs, Aktien oder Unternehmensbeteiligungen sein müssen?

    Vielleicht weil es sich rentiert hat in die Aktien und ETFs zu investieren? Deshalb haben die reichen Kinder ja Aktiendepots. Und ja nur weil nicht die gigantische Summe bei raus kommt, so kann es dennoch helfen die Kinder und Jugendliche für Anlagemöglichkeiten zu interessieren.

    Und ich will einen größeren ETF sehen, welcher unsicher ist und auf lange Sicht zu Verlusten führt. DAX, MSCI World, S&P500 oder dergleichen sind sichere Garanten für ein Langfristiges Wachstum.

    Aber es muss natürlich immer das Rad neu erfunden werden. Bewährte Anlagemethoden sind halt Böse, weil Kapitalmarkt getrieben und damit Kapitalistisch.

    Jeder muss sich heutzutage mit Anlagemethoden auseinandersetzen. Selbst wenn man die Idee mit 20.000 Startkapital umsetzt. Wie sollen die angelegt werden? Vermutlich in Aktien. Wäre doch Gut wenn für die Jugendliche Anlagemethoden kein Fremdwort wären.



    Aber ich Vergaß, dass ist Kapitalistisch.

  • Die genannten Vorschläge sind nur Pseudo, schon weil die Summen zu klein sind, um gesellschaftlichen Effekt zu entfalten. Sie wollen Lösungsinitiativen vortäuschen.



    Profitieren würden nur Bürokraten und Firmen, die dieses ausnutzen (Blackrock, fragwürdige Bildungseinrichtungen).



    Der Gerechtigkeit wäre am besten durch (Wieder-)Verbesserung der staatlich bereitgestellten Bildungsmöglichkeiten gedient.

    • @JeanK:

      Finanzbildung, damit jeder sich swelbst kümmern kann. Oder was ist hier gemeint?

    • @JeanK:

      S'ist Wahlkampf. Die CDU blinkt gelb, für den Fall, dass die FDP wieder reinkommt.