Agrarpolitik der Ampel-Koalition: Foodwatch für strengere Gesetze

Die Verbraucherorganisation kritisiert die Ampel-Agrarpläne deutlich. Statt einer Haltungskennzeichnung für Fleisch fordert sie striktere Regeln.

Sechs Küken stehen vor einem Gockel

Wie gut leben Nutztiere in Deutschland? Gockel und Küken Foto: ImageBroker/imago

BERLIN taz | Anders als etwa der Naturschutzbund lässt die Verbraucherorganisation Foodwatch kein gutes Haar am Agrarteil des Ampel-Koalitionsvertrags. Das Papier enthalte keine konkreten Schritte, um die Tierzahl zu halbieren, was aber für das Ziel der Klimaneutralität nötig sei, so Foodwatch-Gründer Thilo Bode am Donnerstag.

Um den Konsum zu senken, müssten EU-weite CO2-Abgaben für tierische Lebensmittel wie Fleisch und Milch eingeführt werden. Künftig müssten auch konventionelle Landwirte ihre Tiere mindestens so gut halten wie im Ökolandbau. Kontrollen sollten sicherstellen, dass Einfuhren die gleichen Anforderungen erfüllen.

Stattdessen setzen SPD, Grüne und FDP laut Foodwatch vor allem auf eine Haltungskennzeichnung für Fleischprodukte, damit VerbraucherInnen die tierfreundlicheren auswählen können. Das werde aber nicht dazu führen, dass alle Tiere gut genug gehalten werden, ebenso wenig wie der Plan der Koalition, Geld für tierfreundlichere Ställe zur Verfügung zu stellen, kritisierte die Organisation. Lediglich die angekündigte Beschränkung von Werbung für „ungesunde Lebensmittel“, die an Kinder gerichtet sei, sei ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Übergewicht. Laut Robert-Koch-Institut sind 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig.

Mit ihrer insgesamt negativen Einschätzung des Koalitionsvertrags unterscheidet sich Foodwatch deutlich von Umweltorganisationen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erklärte: „Die Ampel-Koalition hat einen ambitionierten Einstieg in den Umbau der Tierhaltung vorgelegt.“ Nun müsse die Agrarpolitik im Geiste der Zukunftskommission Landwirtschaft gestaltet werden, in der Umweltschützer und Bauernvertreter sich auf mehr Umweltschutz bei gleichzeitigem finanziellen Ausgleich für die Landwirte geeinigt hatten.

Bauern kritisieren Finanzierung des Stallumbaus

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) warf der Koalition vor, den Umbau der Ställe „aus dem Markt alleine“ finanzieren zu wollen. Der Vertrag sieht vor, dass das Geld nur von „Marktteilnehmern“, also nicht aus dem Staatshaushalt kommen solle.

Die Bauern belegen die Hälfte der deutschen Landfläche, vor allem sie belasten das Grundwasser mit dem potenziell gesundheitsschädlichen Nitrat aus Düngern, sie sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass immer mehr Pflanzen- und Tierarten aussterben. 13 Prozent der Treibhausgase kommen laut Umweltbundesamt aus der Landwirtschaft.

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