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Agrarhandelskonzern BaywaRekordverlust trotz Aufsichtsräten von Bauernverband und CSU

Der Agrarhandelskonzern hat prominente und gut dotierte Aufsichtsräte von Bauernverband und CSU. Dennoch manövrierte er sich in eine schwere Krise.

Schwere Krise bei BayWa: Grund sind Abschreibungen auf Beteiligungen wie die an der Ökoenergie-Tochter Foto: Daniel Karmann/dpa

Berlin taz | Der von gut bezahlten Aufsichtsräten wie Bauernverbandschef Joachim Rukwied oder CSU-Politikerin Monika Hohlmeier überwachte Agrarhandelskonzern Baywa hat 2024 rund 1,6 Milliarden Euro Verlust eingefahren. Grund seien Abschreibungen auf Beteiligungen wie die an der Ökoenergie-Tochter Baywa r.e., teilte die für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung vor allem im Süden und Osten Deutschlands wichtige Holding am Donnerstag mit.

Nicht gefährdet sei aber das Ziel, nach dem Verkauf fast aller Auslandsbeteiligungen bis 2028 wieder ein positives Eigenkapital zu erreichen. Ein auf Pump finanzierter Expansionskurs im Ausland führte die Baywa vor einem Jahr an den Rand der Pleite, nachdem 2022 die Nullzinsphase geendet hatte.

„Bei den astronomischen Summen ist es kaum vorstellbar, dass diese Krise nicht absehbar gewesen sein soll“, sagte Lucia Heigl der taz, stellvertretende Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die kleine und mittlere Höfe vertritt. „Der Aufsichtsrat, in dem auch der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sitzt, hätte die Zahlen kennen müssen und er hat geschwiegen und schweigt nach wie vor dazu. Wo bleibt die Verantwortung der Aufsichtsratsmitglieder?“

Kritik von Bauern

Die einst als Genossenschaft gegründete BayWa sei ein abschreckendes Beispiel für ein Unternehmen, das zu einem Konzern wächst und dessen Tochterfirmen sich „verzocken“. „Das muss ein Warnsignal sein, für die anstehende Fusion der genossenschaftlichen Molkereien Arla und DMK zur größten europäischen Genossenschaftsmolkerei“, so Heigl. Falls diese Fusion nicht verhindert werde, müsse sichergestellt werden, dass nicht die Bauern das Risiko schlechter Geschäfte tragen.

Rukwied und Hohlmeier erhielten für ihre Mitgliedschaft im Aufsichtsrat laut Vergütungsbericht des Unternehmens 2023 jeweils rund 75.000 Euro. Hohlmeier fiel zuletzt auf durch Kritik an Fördermitteln der EU-Kommission für „Lobby­arbeit“ von Umweltorganisationen. Beide Aufsichtsratsmitglieder ließen Bitten der taz um Stellungnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet.(mit dpa, rtr)

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9 Kommentare

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  • Natürlich sollte man von Aufsichtsrat Mitgliedern erwarten das sie solche Zahlen lesen können. Aber hier hat sich ein Privatunternehmen verschuldet und stellt sich neu auf, nicht mehr, nicht weniger.



    Viel schlimmer ist es wenn ein (Wirtschaft) Minister + seinem ganzen Ministerium keine Bilanzen lesen kann und noch schnell mal 600 Millionen Steuergeld in eine marode, Pleite gehende Firma ( Northvolt) steckt und das Geld so direkt vernichtet. Und diese Personen haben viel mehr Steuergeld gekostet (pro Person) als die Aufwandsentschädigung bei der Baywa.

  • Ist offenbar eines der Unternehmen deren Führungsstrategie

    "Die Politik wird es schon richten." ist

    Und das Geschäftsergebniss bzw der operative Gewinn wird ausschliesslich und nur durch die Lobbiisten erwirtschaftet.

  • "Rekordverlust trotz Aufsichtsräte von Bauernverband und CSU"



    'Trotz'?



    Nicht schlecht...

  • Na ja, das ist nicht das erste Mal, dass Ruckwied ein Unternehmen, in dem er als Aufsichtsrat sitzt, so gut beaufsichtigt, vor Jahren ist seine damalige Weingärtnerkellerei beim Neubau unter ihm fast Konkurs- gegangen und musste später fusionieren. Die Mitglieder der Kellerei Eberstadt mussten die Zeche später zahlen während er die Kellerei wechselte .... ganz sang- und klanglos, so ist es eben als guter Aufsichtsrat, wenn es nicht klappt dann verschwindet man.

    • @Biolandhof Keicher:

      Vielen Dank für diese Information die viel zu oft von den Medien leder nicht in den Zusammenhängen dargestellt wird. Daher auch die sogenannten Aufsichtsräte nur eigene Kasse machen können, bevor Ihr wahrer Ruf bekannt wird. Aufsichtsrat ist ja auch ein gern gewählter Nebenjob unter Politikern, da sie in der Regele nur Ihren Namen bezahlen ohne weitere Expertise für die wirtschaftlichen Vorhaben die sie beaufsichtigen sollen.

  • Verluste "trotz" oder "wegen" ???

  • Da steht es doch, "... prominente und gut dotierte Aufsichtsräte von Bauernverband und CSU. ..." nicht etwa kompetent und intelligent. Was will man da erwarten?

  • Hahahahahahahahahahahaha

    Wenn ich schon Monika Hohlmeier lese…

    Hahahahahahahahahahahaha

    Beste Satire, ever.

  • Na was hat die TAZ denn erwartet? Die Protagonisten dieses Projektes werden einen Teufel tun und mit denen kommunizieren, die sehr merkwürdige Fragen stellen und möglicherweise auch noch Aufklärung der Machenschaften betreiben. Es handelt sich um a) Bayern und b) den Bauernverband. Faire Aufklärung? hahaha!