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Ärger um neues Jagdgesetz in NRWKillerkatzen oder Katzenkiller?

Ein neues Jagdgesetz in Nordrhein-Westfalen treibt die Jäger auf die Palme. Streunende Katzen dürfen nicht mehr geschossen werden.

„Der Katzenabschuss ist nicht sinnvoll und nicht mehr zeitgemäß“, sagt ein Sprecher von NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Bild: dpa

KÖLN taz | Die Schonfrist ist vorbei. Waldschnepfen, Iltisse und Steinmarder dürfen seit Ende vergangener Woche wieder gejagt werden. Das empört den Vorsitzenden des nordrhein-westfälischen BUND: „Jäger töten pro Jahr rund 10.000 Iltisse und Marder, nur um sie anschließend wegzuwerfen“, sagt Holger Sticht. Grund seines Zorns: Die Tiere werden nicht verwertet, mit ihrem Fleisch und ihren Fellen kann niemand etwas anfangen.

Für die Waldschnepfen dagegen dürfte es zumindest an Rhein und Ruhr die letzte Saison sein, in der Jäger ihnen nachstellen. Denn der grüne NRW-Umweltminister Johannes Remmel will das Jagdrecht reformieren. Unter anderem soll die Liste, auf der die sogenannten jagdbaren Arten aufgeführt sind, kürzer werden: Außer der Waldschnepfe sollen Luchse, Greifvögel und Dutzende weitere Tiere künftig verschont bleiben. Auch will Remmel grundsätzlich verbieten, dass die Jäger streunende Katzen erledigen. Hunde dürften sie nur noch in absoluten Ausnahmefällen abschießen. Die Waidmänner im Land sind schwer verärgert und blasen zum Halali gegen den Minister.

Bei den Naturschutzverbänden findet Remmels Entwurf für ein „ökologisches Jagdgesetz“ hingegen Lob, wenn er ihnen auch nicht weit genug geht. „Natürlich sind wir beileibe nicht mit allen getroffenen Regelungen einverstanden“, sagt der NRW-Vorsitzende des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu), Josef Tumbrinck. Aber, sagt er: „Dem Land NRW ist mit dem Entwurf eines ökologischen Jagdgesetzes der Spagat zwischen Jagdinteressen und dem Natur- und Tierschutz eindrucksvoll gelungen.“

Auch BUND-Mann Sticht hätte sich noch mehr für ein „wirklich ökologisches Jagdgesetz“ erhofft. Er findet zwar gut, dass Totschlagfallen künftig verboten sein sollen, hätte sich aber gewünscht, dass auch Lebendfallen kassiert werden – weil viele Tiere, auch Haustiere, darin den Stresstod sterben. Auch fordert er ein generelles Verbot von Jagden in Naturschutzgebieten.

„Gängelei um der Gängelei willen“

Das sieht die organisierte Jägerschaft ganz anders. Das geplante Gesetz sei „eine Gängelei um der Gängelei willen“, sagt Andreas Schneider, Sprecher des Jagdverbands NRW. Die Grünröcke haben gleich 15 Punkte ausgemacht, die sie fundamental ablehnen. Dazu gehört die Einführung von jährlichen Nachweisen ihrer Treffsicherheit beim Schießen.

Jägerstreit andernorts

Niedersachsen: Christian Meyer, grüner Agrarminister, liebäugelt damit, ins Landesjagdrecht ein Katzenabschussverbot nach nordrhein-westfälischem Vorbild zu integrieren. Und: Statt die Zugvogeljagd in Vogelschutzgebieten – wie von Nabu und BUND gefordert – komplett zu untersagen, erhält sie ein enges zeitliches Korsett.

Schleswig-Holstein: Wie in Niedersachsen ist das neue Jagdgesetz noch in Vorbereitung. Die darin verfügte „ganzjährige Schonzeit“ für bedrohte Arten wie Rebhühner und Fasanenhennen werten Jäger als Anschlag auf ihr im Grundgesetz verbrieftes Recht auf Eigentum.

Baden-Württemberg: Hier wird seit Monaten um ein modernisiertes Jagdgesetz gerungen. Der nun vorgelegte Kompromiss beinhaltet folgende Regelungen: Eine zweimonatige Ruhezeit gilt nun nicht ab dem 15. Februar, der noch als guter Jagdmonat gilt, sondern erst im März und April. Wildschweine dürfen in dieser Zeit trotzdem gejagt werden, und zwar nicht nur auf dem Feld, sondern bis zu 200 Meter in den Wald hinein. Wer wildernde Hunde und Hauskatzen abschießen will, muss dies künftig von der Polizei genehmigen lassen. (bes, lem)

In seiner Stellungnahme an die Landesregierung klassifiziert der Verband das Gesetzesvorhaben „als massiven und verfassungswidrigen Eingriff in die Freiheits- und Eigentumsrechte, als antidemokratisch, unsolidarisch, tier- und artenschutzwidrig und letztlich nicht praktikabel“. In NRW haben 80.000 Menschen einen Jagdschein. Wie viele von ihnen aktiv jagen, ist unbekannt. Der Jagdverband hat nach eigenen Angaben 65.000 Mitglieder. Von Anfang an begegnete die Jägerlobby Remmels Plänen mit größtem Misstrauen – jetzt sieht sie sich bestätigt. Von einer „Kampfansage an alle Jägerinnen und Jäger“, spricht der Vorsitzende der Jägerstiftung natur + mensch, Jochen Borchert, einst unter Helmut Kohl Bundesagrar- und -forstminister.

Eine Unterschriftenliste gegen das Gesetz haben mittlerweile rund 10.000 Jagdfans unterschrieben. „Mit seinem Gesetzentwurf hat Minister Remmel im Handumdrehen das halbe Land gegen sich und seine Pläne aufgebracht“, glaubt der Präsident des NRW-Jagdverbands Ralph Müller-Schallenberg.

Doch da könnte er sich täuschen. Denn die Jäger zeigen sich auch bei einem emotional besetzten Punkt nicht kompromissbereit: dem Abschuss von Katzen. „Der Katzenabschuss ist nicht sinnvoll und nicht mehr zeitgemäß“, sagt Remmels Sprecher Wilhelm Deitermann. Das sehen die Jäger anders.

„Katzenmörder“

Seit Remmels Pressestelle kürzlich eine Liste mit den Zahlen der abgeschossenen Katzen veröffentlichte – bestens aufbereitet für die Lokalzeitungen nach Kreisen und Regierungsbezirken –, ist die Empörung über die „Katzenmörder“ groß. Im Jagdjahr 2013/2014 wurden in NRW immerhin 7.595 Katzen geschossen, die meisten im Regierungsbezirk Münster (4.347 Tiere), die wenigsten im Regierungsbezirk Köln (476 Tiere). BUND-Mann Sticht beobachtet mit einer gewissen Schadenfreude, wie sich die Jäger in dem Gesetzentwurf verbeißen. „Sie schaden sich nur selbst mit ihrer Haltung“, sagt er.

Sturm laufen die Waidmänner auch gegen das Vorhaben, die Jagdsteuer wieder einzuführen. Die schwarz-gelbe Regierung hatte sie 2009 abgeschafft. „Warum sollen wir als einzige Naturschützer für unser Tun bestraft werden?“, fragt Jägersprecher Schneider. Die Leute vom Nabu oder BUND müssten schließlich auch keine Abgaben entrichten.

NRW ist in 7.500 Jagdreviere aufgeteilt. Jedes hat einen verantwortlichen Jäger, der etwa von Autofahrern nach einem Wildunfall benachrichtigt wird. Diese Aufgabe wollen die Jäger nicht mehr ausüben, wenn mit der Steuer Ernst gemacht wird.

Die Jäger versuchen, einen Keil in die rot-grüne Koalition zu treiben. Er sei sehr gespannt, ob für die größere Regierungspartei akzeptabel sein könne, die Interessen der Jäger so zu missachten, sagt Jäger-Präsident Müller-Schallenberg: „Die Jagd steht wie die SPD ebenfalls in einer großen Tradition.“ Aber auch Sozialdemokraten haben Katzen.

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49 Kommentare

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  • Hallo, meiner Meinung nach, sollten alle Katzen gecipt und registriert werden. Dann könnten Katzen, die in der freien Natur angetroffen werden und mittels Lebendfallen eingefangen werden , dem jeweiligen Besitzer zugeordnet und disem mit einer entsprechenden Kostenrechnung zurückgegeben werden. Außerdem wäre es wünschenswert, über eine Katzensteuer nachzudenken. Das würde die Hemmungslose Vermehrungspolitik der Katzen durch den menschen zügeln.

    Es ist einfach unverschämt, sich ein Raubtier anzuschaffen und dieses dann unbeaufsichtigt in der Natur wildern zu lassen. Würden dass die Hundebesitzer machen, möchte ich mal die Kommentare lesen.

     

    Außerdem finde ich es von den Tierschützern unverantwortlich Tiere aus dem Ausland nach DE zu holen um sie hier zu vermitteln. Es gibt in DE genug herrenlose Tiere. Aber hioer geht es nur um Kommerzielle Dinge und nicht um wahren Tierschutz.

    • @ub1706:

      Die Kennzeichnung von Katzen ist allen Tierschützern schon lang ein Anliegen. Ebenso versuchen wir seit Jahren, eine Kastrationsverordnung für freilaufende Hauskatzen durchzusetzen. Damit und nur damit lässt sich die Anzahl der verwilderten Hauskatzen eindämmen.

      Der Abschuss von Hauskatzen ist sinnlos und die Begründungen sind schlicht und ergreifend hanebüchen. Vielleicht sollten sich die Jäger einmal wirklich "schlau" machen, bevor sie über das Jagdverhalten von Katezn oder auch, ganz aktuell, Wölfen herumschwafeln.

    • @ub1706:

      Die Wälder könnten vorzugsweise auch zu einem gigantischen Biotop für Gerichtsvollzieher werden, welche sie mit ihren Tierchip-Scannern Tag und Nacht durchstreifen - immer auf der Suche nach delinquenten Miezekatzen. Eine wirklich gute Idee und insgesamt sehr gesund für alle Beteiligten.

  • "die Interessen der Jäger so zu missachten, sagt Jäger-Präsident Müller-Schallenberg"

     

    Ich hatte mal eine Kollegen, der auch Jäger war. Seit einigen Jahren schon. Was ich bei diesem beobachten konnte, war, dass dieser von Naturschutz eigentlich wenig wusste. Seine Erzählungen bezogen sich auf das Jagdhornblasen und in der Mittagspause blätterte er sein Jagdzeitschriften. Naturschutzthemen waren dort nicht ein Thema.

     

    Jägerschutz ist nicht Naturschutz und Jägerinteressen sind nicht Naturschutzinteressen.

  • Die Katzenhasser wittern Beute,

    ich frag: Was sind das nur für Leute?

    Fängt die Katz nicht auch die Maus,

    in Garten, Wiese und im Haus?

    Möchte man ne Mäuseplage,

    wenn man stellt die Vogelfrage?

    Erwischt es manchmal einen Spatz,

    ist´s schade zwar um den Piepmatz,

    auch wenn die Eidechs Opfer ist

    oder die Blindschleich, sagt man "Mist!"

    Doch seinen Preis hat jedes Ding:

    Wer, wenn nicht Katz die Mäus uns fing?

  • Wer soll Mäuse und Wühlmäuse fangen? Die Jäger etwa?

  • Interessanter wäre es, mal zu erfahren, was Remmel unternimmt, um wieder große Raubvögel in NRW anzusiedeln. Die sind in den flachen Ebenen fast überall verschwunden, weil sie eben neben Katzen auch an Lämmer, Kälber und Ferkel rangehen und sich dann die Landwirte aufregen.

    Aber das sind nunmal auch die einzigen ernstzunehmenden heimischen natürlichen Feinde von Katzen.

    Im urbar gemachten Moorgebiet hier kann es aufgrund der Kanäle und der damit verbundenen Wanderratten gar nicht genug Katzen geben.

  • Das Wildschwein herrscht in Feld und Flur.

    Mit seiner menschlichen Natur,

    Denkt es nur stets ans Fressen.

    In monotoner Maiskultur,

    Da hat Frau Has gesessen,

    Mit ihrer süßen Kinderschar.

    Ein Wildschweintrupp war auch schon da

     

    Lampes Nachwuchs wird dahin gerafft,

    Das nennt man heute Marktwirtschaft.

    Die Schweine fressen alles auf

    Die Hasen gehen dabei drauf.

     

    Die Katzen, die sind auch nicht besser,

    denn sie sind Maus- und Vogelfresser.

     

    Hört meine Orwell-Fantasie von einer Welt mit Tieren:

    „Lasst keine Schweine an die Macht, lasst Hasen nur regieren.“

    • @lichtgestalt:

      btw:

      Nachbars Katze muss sich gar nicht bis in bejagtes Gelände begeben. Sie schlägt auch in unserem Garten reichlich Singvögel...

  • "Oh, die niedlichen Katzen, die tun doch keinem was", mag der Minister gedacht haben. Leider denkt er hier populistisch. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal die Lanze für die Jägerschaft brechen würde. Ob das Jagd-Verbot der wildlebenden Raubtiere dauerhaft sinnvoll ist, wird sich an den Bestandszahlen der Fauna zeigen.

    • @Chris Mahns:

      wenn Sie die Natur so lieben, dann machen Sie lieber Jagd auf sog. 'Landwirte', denn, 1 mal dürfen Sie raten, wer in der 'freien' Natur mehr Schaden anrichtet 'Bauer' oder Katze?

      • @Fotohochladen:

        => Landwirtschaft (Bauer), Straßenbau (Autofahrer), Siedlungsfraß (Jeder), ...

  • Ich bin sicher kein Freund des Geistes der Jagd, zumal in Bayern schon mehrfach illegal Luchse geschossen wurden - sehr wahrscheinlich von Jägern.

    Im Gegensatz zu Luchsen sind Hauskatzen aber nicht auf der Roten Liste und auch keine heimische Art.

    Ich habe einen Gartenteich, der war früher am Ufer von Zauneidechsen bevölkert, sogar Ringelnattern habe ich manchmal gesehen.

    Seit meine Nachbarin eine Katze hat, die in meinem Garten wildert ist es mit den Zauneidechsen vorbei, auch mit jungen Schlangen kann man so herrlich schön spielen.

    Ich plädiere für den Abschuss.

  • Frei nachTucholsky: Jäger sind Katzenmörder.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Wenn dieses Gesetz "Gängelei der Gängelei willen" ist, ist dann das Abschiessen von Katzen "Töten um des Tötens willen?" Und wenn man den Abschuss der "Vernichter von Bodenbrütern" betreibt, müsste dann nicht die Konsequenz sein, auch auf Autofahrer zu ballern? Die vernichten noch viel mehr Vögel... Auch die Chemieindustrie gehört dann ins Fadenkreuz.

    • @1714 (Profil gelöscht):

      nach einem Gerichtsurteil sidn Vögle im wahrsten Sinne des Wortes vogelfrei, während Katzen geschützt sind, nach dem Gesetz sind Vögel Dinge keine Tiere im Sinn des Wortes! wir hatten selber Katzen, da war der Garten vogelfrei, erst als unsere Katze nach 14 Lebensjahren in den Katzenhimmel kam , hatten wir wieder Vögel im Garten!

      • @Georg Schmidt:

        ALLE Vögel in Deutschland unterliegen dem Tierschutzgesetz, das besagt, dass ohne vernünftigen Grund kein Wirbeltier getötet werden darf. Die meisten Vögel unterliegen weiterhin dem Naturschutzgesetz- manche dem Jagdrecht.

        Auch eine Katze ist, wie jedes andere Tier gerichtlich gesehen eine Sache.

  • Mal abgesehen von der Lust am Töten waren "Jagdinteressen" schon immer ein sehr dehnbarer Begriff. Hunde und Katzen sind ja kein natürliches Wild im Wald. Hunde wildern dem Jäger die Beute weg, können also gar nicht im "Jagdinteresse" sein. Katzen kratzen liebend gern an Baumrinden und gefährden dadurch - nach dem dritten Jägermeister - schnell mal ganze Baumbestände. Seien wir doch ehrlich! Muss man nicht ausnahmslos alles im Wald, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, abknallen? Und muss man nicht vom Jäger vor allem einen Nachweis verlangen - den der zuverlässigen Treffsicherheit?

    • @Rainer B.:

      Sie scheinen von der Jagd und der Natur im Allgemeinen eher wenig Ahnung zu haben, wenn Sie bereits nach drei Jägermeistern auf derart abstruse Theorien kommen, aber ich will da niemanden Vorverurteilen, ein Mangel an Wissen wird von vielen Menschen gerne mit einem Übermaß an Meinung kompensiert - das muss nicht unbedingt etwas über den Charakter aussagen.

      Hunde wildern dem Jäger nicht die Beute weg, sondern sie wildern ohne sich an die Jagdordnung zu halten. Es gibt gute Gründe aus denen bestimmte Tierarten gänzlich oder in bestimmten Lebensphasen oder Jahreszeiten ausdrücklich von der Jagd ausgenommen werden.

      Und auch wenn Herrchen und Frauchen Fiffi und Mietzi eindeutig Priorität einräumen und ihnen den Auslauf gerne gönnen - der Jäger hat die Aufgabe die Wildtierbestände zu erhalten.

      Eine viel einfachere und auch in sich geschlossene Lösung ist es natürlich die Katze nachts wildern zu lassen und tagsüber den Rückgang von Bodenbrütern auf den Raubbau an der Natur zurückzuführen: Dann ist die Katze glücklich und Frauchen/Herrchen ein echter Umweltschützer.

      • @Questor:

        ".....der Jäger hat die Aufgabe die Wildtierbestände zu erhalten....." Weiss er das, der Jäger ? Wenn er seiner Aufgabe gerecht würde, gäbe es kaum Widerspruch. Aber es gibt leider nur wenige, die diese Aufgabe inhaltlich wirklich kennen und ihr auch ernsthaft versuchen gerecht zu werden. Daneben zeigt die Argumentation und Art der Auseinandersetzung recht deutlich, wessen geistes Kinder sehr viele Jäger sind. Leider ist es heute oft eine Image-Frage und hat mit dem genannten Ziel nix zu tun.

      • @Questor:

        Wollen Sie etwa behaupten, dass Katzen nicht gern an Baumrinden kratzen, Sie Halbtagsjäger? Und soll man etwa warten, bis Hunde die Jagdordnung endlich auch begriffen haben und nur noch nach der Jagdordnung wildern? Ihr Jägerlatein scheint mir doch noch ganz erhebliche Lücken aufzuweisen.

      • @Questor:

        Der Jäger hat die Aufgabe, die Jagd zu erhalten, und nicht die Tierbestände. Deshalb wird im Winter reichlich zugefüttert. Der Jäger ist nicht die Lösung der Probleme, der Jäger ist maßgeblich URSACHE der Probleme. Im Gegensatz übrigens zu Katzen und Hunden, die nur ein äusserst marginales Problem sind..

        • @Kaboom:

          Starke Thesen. Aber Sie scheren da zuviel über einen Kamm. Es gibt Reviere, da wird in der Tat so viel gefüttert, dass die Bestände überproportional anwachsen. Die Jäger in diesen Revieren zahlen dann aber auch die immensen Wildschäden, die eine solche Überpopulation verursacht. Aber es gibt nur sehr wenige Jäger, die sich das leisten könnten, selbst wenn sie wollten, und die, die es wollen, sind nur an ganz bestimmten Revieren interessiert. Im Übrigen wird hauptsächlich gefüttert, um das Wild davon abzuhalten, sich im Winter an Kulturpflanzen zu machen, die dann wieder teuer vom Jäger bezahlt werden müssen.

  • Ich finde es immer äusserst problematisch, wenn Menschen dem Glauben anhängen, sie könnten das Gleichgewicht der Tierpopulation herstellen. Wir bekommen das doch nicht einmal beim eigenen Konsum hin. Meere werden überfischt, Massentierhaltung schadet, Monokultur und der Einsatz von Pestiziden vergiftet genau die Natur, die der Mensch auf der anderen Seite glaubt, schützen zu können, indem er z.B. weitere Tiere tötet. Die Logik geht mir nur bedingt ein. Auch bin ich mir nicht sicher, ob der Eingriff in die Nahrungskette (durch Jagd) wirklich zu einer Erholung der gesamten Fauna beiträgt, oder ob er nicht vielmehr schadet, weil das Zusammenspiel zwischen dem Leben und Jagen der Tiere (untereinander) nicht viel komplizierteren eigenen Gesetzen folgt.

    • @Lesebrille:

      Ich geb dir da vom Gefühl her recht. Das Problem ist halt bei größeren Tieren das Fehlen von natürlichen Feinden. Bären, Wölfe, Luchse usw. Wobei es Luchse ja wieder vereinzelt mehr gibt in D. In Bayern gibt´s dann schon wieder Widerstand von Jägern, wegen der gemeinsamen Beute Reh. Viele Jäger übertreiben da wohl mit den Abschüssen und einer ausgeglichenen Population dient das nicht.

      • @fornax [alias flex/alias flux]:

        Hierzulande haben noch NIE Raubtiere primär den Rot- und Schwarzwildbestand reguliert, sondern Nahrungsmangel und Krankheiten. Und genau diese Regulierung verhindern Jäger im Winter durch Zufüttern. Und das wiederum schafft dann erst die "Notwendigkeit" der Jagd.

        • @Kaboom:

          Mei, wann gab´s in deutschen Landen zuletzt einen natürlichen Wald. Vor 1000 Jahren? "Nie" geregelt würde ich aber bezweifeln. Vom Prinzip her siedeln sich Raubtiere halt da an wo sie was zu fressen finden und tragen damit dazu bei eine Population zu regulieren. Das was sich aus allem zusammen ergäbe, wäre dann eine Population im natürlichen Gleichgewicht. Da es kaum mehr natürliche Feinde gibt, müssen das Jäger regeln. Die aber, wie du auch sagst, wiederum die Tiere Füttern, z.B. Wildschweine, dass die mehr zu jagen haben und ihren "Dienst" nicht nur aufgrund des Regelns der Population tun, wenn sie das auch gerne behaupten. Ansonsten glaube ich können wir Menschen in D gar nicht einschätzen wie die Natur die Populationen von Rot- und Schwarzwildbestand regulieren würde, da es ja keinen Wald im Naturzustand gibt. Krankheiten die Populationen regulieren zähle ich auch zur Natur dazu - ist aber vielleicht persönliche Definitionssache...

    • @Lesebrille:

      Nee, das is ja das blöde an der natur, die komplizierten eigenen gesetze sind leider : nager oder vogel nich schnell genug, zum spielen mit nach hause genommen und dann von jemandem in die tonne gekloppt. eben wie die mader von den jagern. so long, farewell

  • Die Jagd an sich hat ja schon gewissen Sinn bzw. Nutzen. Stichwort Wildschäden in der Landwirtschaften und im Forst. Der Waldbau wäre vielerorts ohne Bejagung nahezu unmöglich.

    Doch inzwischen ist es ja so, daß die Jagd ein elitäres Hobby ist. In gewissen Kreisen ist der Jagdschein also Pflicht. Der ganz große Zampano ist natürlich der jenige, der ein eigenes Revier hat. Der kann dann seine Freunde zum Saufen in die Jagdhütte einladen. Daher kommt wohl auch die Ablehnung der Treffsicherheitstest. Ich denke viele Jäger sind inaktiv und der Jagdschein ist mehr als Statussymbol zu verstehen.

     

    Das Abschießen von Katzen habe ich noch nie verstanden. Was wildern die bitte? Vor einiger Zeit gab es doch im Westen Deutschlands diesen wilderdenn Hund, der dann erlegt wurde. Später hat sich dann herausgestellt, daß es sich um einen Wolfs handelte.

    Waidmannsdank!

    • @gaskopp:

      Also, tatsächlich ist die Jagd nur partiell ein elitäres Hobby, denn die elitären (Trophäen-)Jäger, von denen Sie sprechen (und die es ohne Zweifel gibt) haben Ansprüche, die nur auf einem kleinen Teil der jagbaren Flächen tatsächlich erfüllbar sind. Die übrigen Jäger haben sicher auch eine gewisse Begeisterung für das, was sie da tun, aber bei ihnen steht die Erfüllung der Aufgabe - Verhinderung von übermäßigem Wildschaden bei Erhaltung einer nachhaltigen Wilddichte - an erster Stelle.

       

      Der Widerstand gegen die jährlichen Prüfungen hat eher etwas mit Stolz und mit auch mit Kosten zu tun. Wer in Deutschland mit Waffen hantiert, kann sich auch schon mal gegängelt fühlen - zumal wenn es gar keine Nachweise dafür gibt, dass die Schießleistung in den Revieren ernsthaft verbesserungswürdig wäre.

       

      Und was die Katzen betrifft: Die wildern Mäuse. Und Mäuse sind zufällig das Grundnahrungsmittel vieler Wildtiere. Etliche von denen sind bereits gefährdet, weil die Zivilisation ihnen zu nah auf die Pelle rückt. Und so eine eingentlich satte Hauskatze, die ihnen nur aus "Gewohnheit" nachts auch noch die Nahrung im Feld streitig macht, haben die gerade gebraucht.

    • @gaskopp:

      "Was wildern die bitte?" z.B. bodenbrütende Vögel!

      Ist bei uns ein Problem in einem nahe gelegenen Biotop. Da bekommt man keine Bodenbrüter mehr aufgezogen weil die lieben kleinen Kätzchen aus dem umliegenden Siedlungsgebiet diese immer auffressen.

  • Jagd bedeutet letztendlich immer eine Tötung von Tieren ohne jeden vernünftigen Grund ("zum Vergnügen") und ist daher grundsätzlich falsch, egal, ob es um Katzen oder andere Tierarten geht.

     

    "Grund seines Zorns: Die Tiere werden nicht verwertet, mit ihrem Fleisch und ihren Fellen kann niemand etwas anfangen."

    Und wenn man dem erschossenen Tier danach das Fell abzieht, ist es besser oder wie? Was für ein Unsinn...

     

    Die Art und Weise, wie mit nichtmenschlichen Tieren umgegangen wird, ist ein Skandal und muss sich grundsätzlich ändern. Dazu gehört ein Ende der Jagd genauso wie eine vegetarische/vegane Ernährung.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Heisenberg:

      So schlimm wie tierisch naive Menschen glauben andere mit ihrem utopischen Weltbild missionieren zu müssen...

    • @Heisenberg:

      Grundsätzlich stimme ich Dir zu (ich ernähre mich 100% vegetarisch und so etwa 80% vegan). Aber ein Jäger, der tatsächlich nur Rehe und Wildschweine zum Verzehr schießt, wäre mir immer noch lieber als ein Massentierhalter. Von daher sehe ich das neue Jagdgesetz als Schritt in die richtige Richtung.

    • @Heisenberg:

      Also, "Skandal" klingt irgendwie etwas hyperventilierend. Ist es auch ein "Skandal", wie andere Tiere mit ihren Mitgeschöpfen umgehen - zum Beispiel Katzen?

       

      Sie sind - genauso wie ich, jeder Schimpanse und jede Wildsau - ein natürlicher Allesfresser. Für Sie als Mensch gehören daher nichtmenschliche Tiere zur natürlichen Speisekarte wie alle die nichttierischen Mitgeschöpfe, die ein Gemüsegarten so hergibt. Ob Sie das leben oder nicht, ist Ihre Sache. Aber respektieren Sie auch die Wahl anderer Allesfresser, wie Sie die Wahl einer Wildsau respektieren, die sich zwischen Wurzeln und Kräutern auch einmal einen Maulwurf als Schmankerl gönnt.

       

      Und wenn sich schon einmal ein Mensch die Mühe macht, ein Tier erst in einer möglichst natürlichen Umgebung artgerecht aufwachsen zu lassen und es dann unter strenger Beobachtung der Populationsnachhaltigkeit selbst zu erjagen, statt es sich aus Massentierhaltung gezogen im Supermarkt zu kaufen, dann kommt mir das wesentlich unskandalöser vor als die steile These, dass der Mensch "auch nur" ein Tier sei, sich aber nie und nimmer wie eines verhalten dürfe.

      • @Normalo:

        Für mich ist "Skandal" ist genau das richtige Wort, wenn ich mir Videos wie z.B. das anschaue: http://www.youtube.com/watch?v=xiq9OBhZsCM

         

        Zu Ihren Argumenten: Seit wann orientieren wir uns in ethischen Fragen daran, was Katzen, Schimpanse und Wildsäue tun? Da lenken Sie einfach vom Thema ab - es geht darum, was wir als Menschen tun und lassen sollten. Allesfresser heißt nicht, dass man alles fressen muss, sondern dass es biologisch möglich ist. Außerdem könnte man dasselbe über Hunde und Katzen sagen, und trotzdem essen wir sie nicht.

         

        Fakt ist doch: Für uns gibt es keinerlei Notwendigkeit, Fleisch zu essen.

        • @Heisenberg:

          Das Filmchen hat mit der Jagd nichts zu tun.

           

          Im Übrigen sollte mein Posting Sie darauf hinweisen, dass Sie ihre ethischen Messstäbe nicht durcheinanderbringen sollten. ENTWEDER ich betrachte den Menschen als ein ethisch höherstehendes Wesen, das auch einer anderen Ethik unterworfen ist als Tiere. Dann kann er sich seine Regeln aber auch selbst machen und das Wohl der Tiere einordnen, wie es ihm beliebt. Es gibt dann keine "natürliche" Gleichberechtigung der Tiere auf Leben.

           

          Oder aber ich betrachte den Menschen als eines von vielen Tieren, die gleichberechtigt diese Erde bevölkern und einander zu allen Zeiten den gleichen Respekt schulden. DANN kann ich aber auch nicht an den Menschen im Umgang mit anderen Tieren höhere ethische Maßstäbe anlegen als an andere Tiere.

           

          Und was Hunde und Katzen betrifft: Schauen Sie doch über Ihren Tellerrand und fragen Sie mal die Chinesen. Davon ab schmecken Pflanzenfresser einfach weniger streng.

           

          Ganz ehrlich: Mir graut's vor dieser urbanisierten Kuschelattitüde zur Tierwelt. Das ist so naturfern wie nur was.

          • @Normalo:

            Ethische Maßstäbe richten sich natürlich nur an die, die auch in der Lage sind, darüber nachzudenken und sich an moralische Regeln zu halten (sog. "moral agents"). Dieses Kriterium verläuft übrigens nicht nur entlang von Speziesgrenzen, schließlich würde auch niemand mit einem neugeborenen Baby über ethische Fragen diskutieren.

             

            Das heißt aber nicht, dass diejenigen, die wie Katzen etc. (vermutlich) nicht ethische Maßstäbe haben, nicht auch ein Recht auf Leben haben.

    • @Heisenberg:

      Ich bin zwar kein Fan der Jagd, aber in bewohten Gegenden hat diese durchaus noch einen anderen Sinn. Durch den menschlichen Einfluss in die Natur gäbe es sonst starke Überpopulationen, da einige Tiere bevorteilt werden. Außerdem sind Menschen an ihrer Sicherheit interessiert und ggf. müssen gefährliche Tiere in der Stadt getötet werden - Einen Wolf oder Bären in Dorf oder Stadt (-Nähe) möchte niemand.

      • @Dubiosos:

        "Durch den menschlichen Einfluss in die Natur gäbe es sonst starke Überpopulationen, da einige Tiere bevorteilt werden. "

         

        Jägerlegenden. Ohne das Zufüttern des Wildes im Winter durch die Jäger und mit vernünftigen Abschusszahlen gäbe es keine Überpopulationen.

        • @Kaboom:

          "mit vernünftigen Abschusszahlen" --> Das war ja genau mein Punkt. Wenn man für vernünftige Abschusszahlen pläderiert, ist das ja auch kein Totalverbot. Dieses scheint mir keine ökologische Verbesserung darzustellen.

        • @Kaboom:

          in der CH kam es zu massiven Baumschäden durch Rotwild, die Bestände nahmen überhand und die Tiere verbissen ? sich eben an den Bäumen, wie auch immer! also, hier wird viel Stroh gedroschen !

      • @Dubiosos:

        Nach der Theorie müsste man - konsequent zu Ende gedacht - auch Menschen schiessen. Davon gibt es je nach Landstrich ziemliche Überpopulationen, die andere Tierarten Dank Gefrässigkeit oder Sammlergier (nahezu) ausrotten.

  • Was unterscheidet eigentlich eine "streunende" Katze von einer Freigängerin? Oder besser, wie unterscheidet ein Jäger das so aus der Entfernung?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das ist genau das Problem: Eine "Freigängerin" ist nach dem bisherigen Jagdrecht in dem Moment eine "streunende" - oder besser: wildernde - Katze, wenn sie da freigeht (und jagt, Katzen sind halt Raubtiere), wo Wild lebt. Aus Jägersicht greift eine solche Katze in den Haushalt der Natur ein und tötet - meist auch eher "zum Spaß" - die Nahrung schützenswerter wilder Predatoren wie zum Beispiel Eulen.

       

      Ergebnis: Die meisten Katzen, die geschossen werden, sind tatsächlich "Freigängerinnen", die sich nur zu weit von der heimischen Siedlung entfernt haben. Und die Eigentümer dieser Freigängerinnen sind dann recht bald Jagdgegner. Das eine gelangweilte Hauskatze durchaus in der Lage ist, z. B. ein mühsam angesiedeltes Schleiereulenpärchen Jahr um Jahr um seine Brut zu bringen, ist ihnen nicht klar bzw. egal.

      • @Normalo:

        Eine Katze ist nun mal ein Raubtier und sollte das entsprechend ausleben können. Soll jetzt jedes Raubtier, dass sich Artgerecht verhält, zum Abschuss freigegeben werden? Pazifismus im Tierreich? So brutal es klingt. Aber die Natur hat die Raubtiere dazu geschaffen, Schwache auszusortieren. Und wenn die Schneeeulen zu doof sind und ihr Nest so bauen, dass eine Katze ran kommt, dann sind sie eben nicht für Nachwuchs vorgesehen...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Hauskatzen gehören genauso wenig nach Mitteleuropa, wie die Aga-Kröte nach Australien. *Das* ist das eigentliche Problem. Sie verhält sich also auch nicht artgerecht, weil Mitteleuropa schlicht nicht ihr Habitat ist.

          • @HugoHabicht:

            Das Problem ist, dass sie nicht richtig recherchiert haben. Katzen die nach der Größe und nach ihrem Jagdverhalten unseren Hauskatzen sehr nahe kommen, gab und gibt es in ganz Europa. Die europäische Wildkatze. Der Mensch hatte sie nur schon fast ausgerottet...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Das Problem bei Hauskatzen ist, dass ihr Bestand sich nicht natürlich regelt. Jeder, der eine haben will, kann sich eine kaufen, und durch die regelmäßige Fütterung wird der Bestand auch nicht zurückgehen, wenn die Beutepopulation schwindet. Wildkatzen haben natürliche Reviergrößen zwischen 1 und 30 QuadratKILOmetern. die Dichte von Hauskatzen in Siedlungsnähe ist um ein vielfaches höher. Letztlich sind solche Katzen daher ein weiterer Übergriff der vom Menschen geschaffenen Zivilisation auf das natürliche Gleichgewicht der Wildbestände.