piwik no script img

Adler Group bricht VereinbarungMehr Miete als von Giffey erlaubt

Die Adler Group erhöht Mieten um die maximal möglichen 15 Prozent. Damit bricht auch dieser Konzern seine im Wohnungsbündnis gegebene Zusage.

Vor allem in ehemals günstigen Wohnungen treibt die Adler Group die Preise nach oben Foto: dpa

Berlin taz | Ob in der Angerburger Allee im Westend oder der Skarbinastraße in Lichtenrade – die Mieterhöhungsschreiben, die bei den Mie­te­r:in­nen der Plattenbausiedlungen der Adler Group derzeit eintrudeln, haben eines gemeinsam: Erhöhungen um 15 Prozent, wie die taz in mehreren Schreiben einsehen konnte. Der schlingernde und unter anderem wegen Bilanzfälschung und Marktmanipulaton unter Betrugsverdacht stehende Konzern mit etwa 20.000 Wohnungen in Berlin presst damit aus seinen Mie­te­r:in­nen heraus, was rechtlich möglich ist. 15 Prozent, mehr Mieterhöhung innerhalb von drei Jahren geht nicht.

Der am schlechtesten beleumundete der großen Immobilienkonzerne verstößt damit zwar nicht gegen das Bürgerliche, aber doch gegen das Giffey’sche Gesetzbuch: Als Unterzeichnerin des Bündnisses für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen hatte sich Adler eigentlich dazu verpflichtet, die Mieten um maximal 11 Prozent zu erhöhen. Folgen hat der Verstoß gegen die freiwillige Selbstverpflichtung keine, außer den weiteren Reputationsverlust, für den Konzern und für das Wohnungsbündnis.

Der Alternative Mieterverein, der auf die Erhöhungen hinwies, kommentierte, das Nichteinhalten der Kappungsgrenze sei „an Unverfrorenheit nicht zu übertreffen“. Das Verhalten stelle „eine Respektlosigkeit gegenüber dem Senat, den anderen Bünd­nis­part­ne­r:in­nen und insbesondere gegenüber ihren Mie­te­r:in­nen dar“.

Bereits im Juli war bekannt geworden, dass sich auch die anderen großen privaten Partner des Bündnisses, Vonovia und ihre Tochter Deutsche Wohnen, über die Abmachungen hinwegsetzen. So verschwieg die Vonovia in ihren Mieterhöhungsschreiben, dass die Mieten von Mie­te­r:in­nen mit Wohnberechtigungsschein maximal um 2 Prozent pro Jahr erhöht werden dürfen. Dieser Hinweis fehlt nun auch bei Adler.

Der mietenpolitische Sprecher der Linken, Niklas Schenker, sagte: „Es vergeht aktuell kaum ein Tag, an dem keine neuen Verstöße gegen das Wohnungsbündnis bekannt werden.“ Die Vereinbarungen des Wohnungsbündnisses seien „das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurden.“ Vom Senat forderte Schenker, er müsse „vom Konzern unverzüglich die Rücknahme der Mieterhöhungen einfordern“ oder andernfalls „diese Show­veranstaltung ­beenden“.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Jede*r Mieter*in sollten jede Mieterhöhung unbedingt rechtlich prüfen lassen! Das Mietenbündnis ist wertloses Giffey-Geschwätz.



    Aber: Die Regeln des BGB und des Mietspiegels gelten!



    Mieterhöhungen sind oft ganz oder teilweise rechtswidrig:



    www.berliner-miete...ngserfordernis.htm

  • Wen wundert es - mit der neuen Rechtsregierung in Berlin ist doch das bislang Vereinbarte hinfällig.



    Und Frau Giffey (vormals SPD) ist es doch erst recht mal egal, Hauptsache ihr Konto sieht gut aus.

  • Für mich ein deutliches Zeichen dafür, dass die Konzerne die Politiker:innen als das wahrnehmen was sie sind:

    Leere Hüllen ohne Wirkung und gänzlich ohne Durchsetzungsvermögen.

    Aber zumindest verläßlich sind sie.

    Wie Sprechpuppen: Drück' auf den Knopf und es ertönen vorgefertigte aber immerhin motivierende Worthülsen.

    www.youtube.com/watch?v=fRbweMEzrgo

  • Merkwürdig: Solche Meldungen über maximale Wohnungsmieterhöhungen (15%!) eines Wohnungsunternehmens lösen schon lange keine Welle der Empörung mehr aus; sie werden anscheinend von den MieterInnen (und der Öffentlichkeit) als völlig normal - und damit kritiklos - hingenommen. Bei anderen Themen ist im taz-Leserforum der Teufel los.

    • @Thomas Brunst:

      das liegt vielleicht daran, dass diese Mieten immer noch sehr günstig sind und die Gehälter im gleichen Zeitraum um mehr als 15% gestiegen sind...