Abfallreform der Umweltministerin: Ein Plan für die Tonne
Weniger Mikroplastik in der Natur will Umweltministerin Schulze. Und setzt bei der Entsorgung an. Nur: Besser wäre es, von vornherein fein zu trennen.
D ie Idee von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD), die Verbreitung von Mikroplastik in der Natur einzudämmen, ist zwar löblich: Sie will die Qualität von Biomüll verbessern, der letztlich als Dünger oder Kompost in Böden und Gewässer gelangt. Doch an der Umsetzung hapert es gewaltig, denn Schulze setzt an der falschen Stelle der Entsorgungskette an – bei den Kompostier- und Vergärungsanlagen.
Sofern der Bioabfall mehr als 0,5 Prozent Fremdstoffe wie Plastik enthält, müssen sie ihn künftig erst bereinigen, bevor sie ihn verarbeiten. Statt an der Ursache anzusetzen – nämlich bei den Bürger*innen, die neben Kartoffelschalen und hartem Brot auch wahllos Plastikpackungen in die Biotonne werfen –, will die Regierung nur die Symptome lindern. Das ist ungefähr genauso sinnlos, wie einen Schimmelfleck im Badezimmer einfach nur zu überpinseln.
Viel effektiver wäre es, zu verhindern, dass überhaupt erst Plastik in den Biomüll gelangt. Umweltverbände rufen zu Recht nach schärferen Kontrollen der Tonnen und Konsequenzen bei Fehlwürfen. Gleichzeitig muss die Regierung dafür sorgen, dass alle Haushalte eine Biotonne haben, damit es die Küchen- und Gartenabfälle auch in die Kompostieranlagen schaffen.
Obwohl die Kommunen seit sechs Jahren dazu verpflichtet sind, das Trennen von Biomüll anzubieten, besitzt laut Naturschutzbund nur jeder zweite Haushalt eine solche Tonne. Das ist fatal, denn viele Konsument*innen ohne Biotonne und ohne Komposthaufen schmeißen die Abfälle in den Restmüll – und der wird verbrannt. Nach Schätzungen des Umweltbundesamts besteht der deutsche Restmüll zu fast 40 Prozent aus Biomüll.
Dabei ist Biomüll das Mittel gegen Naturzerstörung schlechthin. Aus den Abfällen kann sowohl klimafreundliches Biogas entstehen als auch umweltfreundlicher Kompost und Dünger, der Torfe und chemische Stickstoffdünger ersetzt. Um das Potenzial von Biomüll voll auszuschöpfen, muss nicht nur der Anteil an Plastik und anderen Fremdstoffen radikal minimiert, sondern auch die Biotonne zur Pflicht gemacht werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Bisheriger Ost-Beauftragter
Marco Wanderwitz zieht sich aus Politik zurück