+++ Nachrichten zum Ukraine-Krieg +++: Angriffe auf die Donauhäfen
Drohnen haben in der Nacht zu Mittwoch Getreidesilos an der Donau beschädigt. Der Bürochef des Nato-Generalsekretärs schlägt vor, ukrainische Gebiete abzugeben.
Nato-Stabschef provoziert mit Äußerungen über die Ukraine
Stian Jenssen, der Leiter des Büros des Nato-Generalsekretärs, hat am Dienstag in einer Podiumsdiskussion in der norwegischen Stadt Arendal vorgeschlagen, dass die Ukraine im Austausch gegen Gebiete der Nato möglicherweise beitreten könnte. Er betonte jedoch, dass eine solche Entscheidung allein von Kyjiw getroffen werden sollte.
Jenssen sagte, es sei wichtig, darüber zu diskutieren, wie eine mögliche Nato-Mitgliedschaft der Ukraine erreicht werden könne. Die Aussage sorgte für Empörung in der ukrainischen Öffentlichkeit. Die norwegische Zeitung VG zitierte am Dienstagabend Jenssen: „Ich denke, eine mögliche Lösung für die Ukraine könnte darin bestehen, das Territorium im Gegenzug für die Nato-Mitgliedschaft aufzugeben“.
Im Nato-Gipfel am 11. und 12. Juli in Vilnius (Litauen) wurde ein Abschlussdokument vereinbart, in dem die 31 Nato-Staaten eine Einladung an die Ukraine in Aussicht gestellt haben: „Wir werden in der Lage sein, die Ukraine zu einem Bündnisbeitritt einzuladen, wenn die Verbündeten sich einig und Voraussetzungen erfüllt sind“, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg beim Gipfel. Es hieß, die Ukraine wird Teil der Nato – aber nicht jetzt. Auf mehr konnten sich die Staats- und Regierungschefs beim Nato-Gipfel in Vilnius nicht einigen. Vor allem, weil Washington und Berlin nicht mitziehen wollten. Zu allem bereit wären die baltischen Staaten oder Polen gewesen. (taz)
Rückeroberung von Uroschajne im Süden
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben bei ihrer Gegenoffensive im Süden das tagelang umkämpfte Dorf Uroschajne vollständig unter Kontrolle gebracht. „Uroschajne ist befreit“, schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Mittwoch im sozialen Netzwerk Telegram. Die ukrainischen Soldaten befestigten demnach ihre Stellungen am Ortsrand. Der Generalstab in Kyjiw teilte in seinem Morgenbericht mit, russische Gegenvorstöße auf den Ort seien abgewehrt worden.
Militärische Angaben zu Veränderungen an der Front lassen sich oft nicht sofort bestätigen; Experten analysieren die Bewegungen aber mit Hilfe von Fotos oder Videos aus dem Kampfgebiet. Uroschajne im Gebiet Donezk ist einer der Punkte, an denen die ukrainische Armee am weitesten in die verminten russischen Verteidigungslinien vorgedrungen ist. Russische Militärblogger hatten beklagt, dass die Reserven zu schwach gewesen seien, um das Dorf zu halten. (dpa)
Russland baut eigene Angriffsdrohnen
Russland setzt im Krieg gegen die Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste nun selbst hergestellte Angriffsdrohnen ein. Die unbemannten Fluggeräte basierten auf iranischen „Kamikaze“-Drohnen vom Typ Shahed, die Russland seit Monaten importiere, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. „Die einheimische Fertigung wird es Russland wahrscheinlich ermöglichen, eine zuverlässigere Versorgung mit Kamikaze-Drohnen aufzubauen.“ Allerdings schwankten die Leistungen der Waffe, und die Ukraine habe die Mehrheit abwehren können.
Moskaus Ziel sei vermutlich eine Selbstversorgung in den kommenden Monaten, hieß es in London. „Allerdings ist Russland vorerst weiterhin auf Komponenten und ganze Waffen aus dem Iran angewiesen, die hauptsächlich über das Kaspische Meer verschifft werden.“
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022 täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor. (dpa)
Getreidesilos durch russischen Drohnenangriff beschädigt
Das russische Militär hat in der Nacht mit Drohnenangriffen Getreidesilos und Lagerhäuser in einem Donauhafen beschädigt, teilt der Gouverneur von Odessa, Oleh Kiper, mit. Er lässt offen, welcher Hafen getroffen wurde. Die Ukraine hat zwei große Häfen an der Donau – Reni und Ismajil. (rtr)
Drei Drohnen in russischer Region Kaluga abgeschossen
Russland hat nach eigenen Angaben erneut einen Drohnenangriff in der südwestlich von Moskau gelegenen Region Kaluga abgewehrt. Drei ukrainische Drohnen seien am Mittwochmorgen von der Luftabwehr zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Nach Angaben des Gouverneurs von Kaluga, Wladislaw Schapscha, wurden die unbemannten Fluggeräte im Süden der Region abgeschossen. Es gebe keine Verletzten oder Sachschäden. Nach russischen Angaben handelt es sich um den fünften abgewehrten Drohnenangriff in Kaluga seit Monatsbeginn.
In den vergangenen Wochen war auch Moskau wiederholt das Ziel von Drohnenattacken geworden. Anfang August war ein Bürokomplex im Geschäftsviertel der russischen Hauptstadt zwei Mal binnen zwei Tagen von Überresten einer Drohne getroffen worden. Im Mai waren zwei Drohnen über dem Kreml abgeschossen worden.
Moskau liegt rund 500 Kilometer von der Grenze Russlands zur Ukraine entfernt. Das Stadtgebiet und das Umland der russischen Hauptstadt waren nach dem Beginn der russischen Ukraine-Offensive im Februar vergangenen Jahres zunächst nur selten im Visier ukrainischer Drohnen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte Ende Juli gesagt, allmählich komme der „Krieg auf das Territorium Russlands zurück – in seine symbolischen Zentren und Militärstützpunkte“. (afp)
Ukrainische Armee verlegt Reserven bei Kupjansk
Angesichts des Vormarsches russischer Truppen im ostukrainischen Gebiet Charkiw hat die ukrainische Armee Reserven an den Abschnitt Kupjansk verlegt. „Stellungen wurden verstärkt, gewisse methodische Empfehlungen gegeben und Reserven verlegt“, sagte der Sprecher der Armeegruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, am Dienstag im ukrainischen Nachrichtenfernsehen. Das verhindere weitere Vorstöße des Gegners.
Die russische Armee ist ukrainischen und russischen Militärbeobachtern zufolge bis auf etwa sieben Kilometer an die Stadt Kupjansk herangerückt. Die örtlichen Behörden haben zudem bereits eine Evakuierung von Zivilisten um die Stadt angeordnet. Kupjansk war erst im vergangenen Jahr im Rahmen einer erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensive im Gebiet Charkiw aus russischer Besatzung befreit worden. (dpa)
Russische Zentralbank testet digitale Rubel
Um die Auswirkungen internationaler Sanktionen zu begrenzen, hat Russland die Testphase für die Einführung des digitalen Rubel gestartet. Wie die russische Zentralbank am Dienstag mitteilte, sind zunächst 13 Banken und 600 Einzelpersonen an dem Pilotprojekt beteiligt. An 30 Verkaufsstellen in elf russischen Städten können die Testpersonen demnach mit der digitalen Währung bezahlen.
„Zwischen 2025 und 2027“ soll der digitale Rubel laut der Zentralbank dann an alle interessierten Russen ausgegeben werden.
Infolge des Ukraine-Konflikts hatten zahlreiche westliche Staaten Sanktionen gegen Russland verhängt. Unter anderem wurden viele russische Banken vom internationalen Bezahlsystem Swift abgeschnitten. Daraufhin beschleunigte Moskau die Entwicklung alternativer Zahlungssysteme. Ähnlich wie bei Kryptowährungen sind beim digitalen Rubel direkte Zahlungen über eine dezentrale Datenbank möglich.
Die neue Währung wird von der russischen Zentralbank ausgegeben und in elektronischen Geldbörsen aufbewahrt. Überwacht wird das System vom russische Geheimdienst FSB. Während russische Behörden behaupten, dass der digitale Rubel den Zahlungsverkehr sicherer mache, sehen einige Experten darin den Versuch, die Russen noch stärker zu kontrollieren.
Forschern der US-Denkfabrik Atlantic Council zufolge ist Russland weltweit das 21. Land, das in die Testphase für eine digitale Währung eintritt. (afp)
Selenski zu Frontbesuch im Gebiet Saporischschja
Kurz nach seiner Reise in das ostukrainische Donezker Gebiet hat Präsident Wolodimir Selenski auch frontnahe Positionen im südostukrainischen Gebiet Saporischschja besucht. „Ich danke Ihnen für den Dienst, danke dafür, dass Sie die Ukraine an diesem wichtigen südlichen Abschnitt verteidigen“, sagte der Staatschef in einem Feldlazarett gemäß einer Mitteilung vom Dienstag.
In dem Lazarett erhalten den Angaben zufolge täglich bis zu 200 Verwundete ihre Erstversorgung. Der Präsident habe Stäbe von acht verschiedenen Brigaden aufgesucht, hieß es. Begleitet wurde er wie schon am Vortag in Donezk auch dieses Mal vom Chef seines Büros, Andrij Jermak, und dessen Stellvertreter Roman Maschowez. Der für den gesamten Frontabschnitt zuständige Brigadegeneral Olexander Tarnawskyj schrieb dazu bei Telegram: „Gemeinsam mit dem Präsidenten und den Kämpfern sprachen wir über unsere Offensive“.
Die Ukraine wehrt seit über 17 Monaten mit westlicher Hilfe eine russische Invasion ab. Vor rund zehn Wochen hat die ukrainische Armee mit einer Gegenoffensive mit Schwerpunkt im Gebiet Saporischschja begonnen. Diese ist bisher jedoch hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben. Russland hält einschließlich der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim weiter mehr als 100.000 Quadratkilometer des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. (dpa)
Auch Lettland verstärkt Schutz der Grenze zu Belarus
Nach Polen und Litauen verstärkt nun auch Lettland den Schutz seiner Grenze zum benachbarten Belarus. Nach Angaben des Grenzschutzes des baltischen EU- und Nato-Landes werden künftig zusätzliche Beamte im Einsatz sein. Grund dafür sei eine „rapide zunehmende hybride Bedrohung“, teilte die Behörde am Dienstag in Riga mit. So seien innerhalb von 24 Stunden 96 Personen versucht, illegal aus Belarus über die Grenze nach Lettland zu gelangen. Auch seien die Behörden des autoritär regierten Nachbarlandes verstärkt an der Organisation der irregulären Grenzübertritte von Migranten beteiligt, hieß es in einer Mitteilung.
Lettland liegen demnach „Informationen über eine mögliche Zunahme hybrider Bedrohungen“ vor. Der Grenzschutz verhängte daher eine Urlaubssperre und rief Grenzbeamte aus den Ferien zurück. Zudem forderte die Behörde Unterstützung von den lettischen Streitkräften und der Polizei an. Verteidigungsministerin Inara Murniece wies die Armee daraufhin an, zusätzliche Kräfte an die Grenze zu entsenden. Nährere Angaben zur Anzahl an eingesetzten Einheiten gab es zunächst nicht.
Lettland hat eine rund 172 Kilometer lange Grenze zu Belarus – ein enger Verbündeter Russlands. Der Baltenstaat wirft dem Nachbarland und dessen Machthaber Alexander Lukaschenko vor, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die Grenze zu bringen.
Wie Polen und Litauen, die beide bereits den Schutz der Grenze zu Belarus verstärkt haben, ist die Regierung in Riga zudem besorgt wegen Aktivitäten der russischen Privatarmee Wagner im Nachbarland. Deren Truppen schlugen nach dem gescheiterten Aufstand gegen Moskau ihr Lager in Belarus auf – und sollen nach Angaben der Führung in Minsk die belarussische Armee schulen. (dpa)
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