+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: 20 Tote durch Raketenangriffe
Eine Welle russischer Raketenangriffe soll mindestens 20 Menschen getötet haben. Ungarns Ministerpräsident Orbán trifft Chinas Machthaber Xi Jinping in Peking.
Hinweis: Die externen Links in diesem Text enthalten Aufnahmen, die auf manche verstörend wirken können.
Kinderkrankenhaus in Kyjiw zerstört
Russische Raketen haben offenbar ein Kinderkrankenhaus in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw getroffen. Das teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj im sozialen Netzwerk X mit.
Die Zahl der Opfer dort stehe noch nicht fest. Der Staatschef veröffentlichte dazu ein kurzes Video, das zerstörte Krankenzimmer und Blutspuren auf dem Fußboden zeigte. Selenskyj sprach davon, dass Menschen verschüttet seien. „Alle helfen, die Trümmer zu beseitigen – Ärzte und andere Leute“, schrieb er.
Empfohlener externer Inhalt
Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko nannte den Angriff auf die Hauptstadt einen der schwersten in dem seit mehr als zwei Jahren tobenden Krieg. „Sie sehen: Es ist ein Kinderkrankenhaus“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters, während er neben einem schwer beschädigten Gebäude steht. (dpa/Reuters)
Mindestens 20 Tote bei russischem Raketenangriff
Die russische Armee hat die ukrainische Hauptstadt Kyjiw in mehreren Wellen mit Raketen angegriffen. Der ukrainischen Militärverwaltung zufolge wurden in Kyjiw bei den Angriffen sieben Menschen getötet (zuvor war man von fünf Toten ausgegangen); neun weitere wurden verletzt. In der Innenstadt waren gut zwei Dutzend Explosionen mutmaßlich von Flugabwehrraketen zu hören, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa berichtete. Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge gab es herabstürzende Trümmerteile in vier Stadtteilen sowie zahlreiche Notrufe.
Laut Klitschko und dem Leiter des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, gab es auch einen Einschlag in einem Kinderkrankenhaus. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge feuerte das russische Militär Marschflugkörper und mehrere Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) auf Ziele in der Dreimillionenstadt ab.
Raketenangriffe habe es auch auf die südostukrainischen Großstädte Dnipro und Krywyj Rih gegeben, hieß es. Bei dem Raketenangriff auf Krywji Rih sollen zehn Menschen getötet worden seien. 31 seien verletzt worden. Mindestens drei Menschen sind bei einem Angriff auf die Stadt Pokrows im Osten der Ukraine getötet worden. Am Morgen hatte die russische Luftwaffe Berichten zufolge bereits Marschflugkörper auf Ziele bei der westukrainischen Großstadt Schytomyr abgefeuert. Die ukrainische Flugabwehr hat dabei eigenen Angaben nach drei der vier Raketen abschießen können. Zwei weitere ballistische Raketen seien nicht abgefangen worden. Zum möglichen Ziel machte die Flugabwehr keine Angaben. (dpa/ap/rtr)
Orbán auf „Friedensmission“ in China eingetroffen
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán ist überraschend zu einem Besuch in China eingetroffen. Das berichteten chinesische Staatsmedien am Morgen (Ortszeit). „Friedensmission 3.0 #Beijing“, schrieb Orbán nach seiner Ankunft in Peking auf X. Dort veröffentlichte er auch ein Foto, das ihn bei der Begrüßung durch die chinesische Vize-Außenministerin Hua Chunying am Flughafen zeigt.
Chinas amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua zufolge traf Orbán Staats- und Parteichef Xi Jinping zu einem Gespräch. Thema waren demnach Fragen von gegenseitigem Interesse. Ganz oben auf der Agenda dürfte der russische Angriffskrieg in der Ukraine gestanden haben. Orbán schrieb in einem weiteren Post auf X, China sei eine „Schlüsselmacht“, um Bedingungen für einen Frieden in dem Krieg zu erzeugen. Deshalb habe er Xi getroffen.
Orbán war erst am Freitag zu einem umstrittenen Besuch nach Moskau gereist, wo er vom russischen Präsidenten Wladimir Putin empfangen wurde. Er hatte das Treffen mit Putin, dessen Land seit mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, als „Friedensmission“ inszeniert. Die Reise war auch deshalb auf Kritik gestoßen, weil Ungarn gerade erst die halbjährlich wechselnde EU-Ratspräsidentschaft übernommen hatte. Zuvor hatte Orbán die Ukraine besucht.
Xi war im Mai auf einer Europa-Reise auch in Ungarn. Budapest und Peking haben schon länger gute Beziehungen. Orbán war im Oktober einer von wenigen europäischen Vertretern und einziger EU-Regierungschef, der bei Chinas Forum zur „Neuen Seidenstraße“ teilnahm. Ungarn ist Teil des chinesischen Investitionsprojekts, mit dem Peking weltweit Infrastrukturprojekte umsetzt und damit seinen Einfluss ausbaut. (dpa)
Selenskyj empfängt neue Minister aus London und Den Haag
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mehrere Minister der neuen britischen und niederländischen Regierung in der Hafenstadt Odessa empfangen. „Ich habe sie über die Lage auf dem Schlachtfeld informiert“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Er kündigte eine „weitere Stärkung“ der ukrainischen Marine mit Unterstützung der beiden Staaten an.
Derzeit verfügt die ukrainische Marine nur über wenige kleinere Einheiten. Im kommenden Jahr soll Kyjiw zwei gebrauchte Minenjagdboote aus den Niederlanden erhalten. Ob die Schiffe wegen des Kriegs von den türkischen Behörden eine Durchfahrterlaubnis durch den Bosporus bekommen, ist nicht bekannt. (dpa)
Neues Patriot-System für die Ukraine
Die unter ständigen russischen Luftangriffen leidende Ukraine erhält von den Niederlanden ein Patriot-Flugabwehrsystem für den Ausbau ihres Schutzschirms. Das bekräftigten der niederländische Außenminister Caspar Veldkamp und Verteidigungsminister Ruben Brekelmans bei einem Treffen mit dem ukrainischen Außenamtschef Dmytro Kuleba, wie die Agentur Unian berichtete. Dass ein System zur Verfügung gestellt wird, war im Juni von der Vorgängerregierung in Den Haag angekündigt worden. Ein genauer Zeitpunkt für die Lieferung wurde nicht genannt.
Kyjiw soll derzeit über fünf Patriot-Systeme verfügen. Ein weiteres wurde unter anderem von Rumänien in Aussicht gestellt. Kyjiw hofft auf weitere Zusagen beim bevorstehenden Nato-Gipfel in Washington. Unter anderem sind bis zu sechs Patriot-Systeme aus Israel im Gespräch.
Präsident Selenskyj hatte ursprünglich mindestens sieben derartige Systeme für einen zuverlässigen Schutz regelmäßig mit Raketen angegriffener Großstädte wie Charkiw, Dnipro, Saporischschja und Odessa genannt. (dpa)
Baldiges Eintreffen von Kampfflugzeugen erwartet
Die Ukraine rechnet auch mit dem baldigen Eintreffen von Kampfflugzeugen vom Typ F-16 aus niederländischen Beständen. Ein genaues Datum ist aus Sicherheitsgründen nicht bekannt, ebenso wie die möglichen Einsatzflughäfen dieser Maschinen. Russland hatte bereits gedroht, auch Flugplätze außerhalb der Ukraine anzugreifen, sollten diese Jets dort stationiert werden.
„Wir haben auch alle technischen Bedingungen erörtert, die erforderlich sind, damit diese F-16 hier fliegen können, und es werden wichtige Schritte in diese Richtung unternommen“, wurde Verteidigungsminister Brekelmans von niederländischen Medien zitiert. Ein konkretes Datum für die Lieferung der Kampfjets wollte er aber nicht nennen. „Aber kurzfristig werden sie geliefert werden.“
Neues Waffenpaket aus London
Der neue britische Verteidigungsminister John Healey sagte der Ukraine bei seinem Antrittsbesuch neue Waffenlieferungen zu. Neben Artilleriegeschützen, Minensuchern und Panzerabwehrlenkwaffen umfasst das in der Hafenstadt Odessa vorgestellte Paket große Mengen an Munition. (dpa)
Russland vereitelt Kaperung von strategischem Bomber
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen die Vorbereitungen ukrainischer Truppen gestoppt, einen strategischen Bomber vom Typ Tu-22M3 zu kapern und in die Ukraine zu fliegen. Die staatliche Nachrichtenagentur TASS berichtet, Russland habe Hinweise erhalten und dann den Flugplatz Oserne westlich von Kyjiw angegriffen. (dpa)
Treffen Selenskyjs mit Republikaner Mike Johnson geplant
Der republikanische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson, wird am Mittwoch am Rande des Nato-Gipfels in Washington mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammentreffen. Dies geht aus dem offiziellen Terminkalender Johnsons hervor. Die Unterstützung für die Ukraine wird voraussichtlich eines der Hauptthemen des Gipfels in dieser Woche sein. Es herrscht Besorgnis über die künftige Unterstützung der USA für die Regierung in Kyjiw, sollte Donald Trump die Präsidentschaftswahlen am 5. November gewinnen. (dpa)
Familie fährt bei Charkiw auf Mine – vier Tote
In der Nähe der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw ist ein Auto mit einer Familie auf eine Landmine gefahren. Mindestens vier Menschen seien dabei ums Leben gekommen, teilt die Staatsanwaltschaft der Region mit. Demnach befanden sich vermutlich sechs Personen in dem Fahrzeug, das auf dem Rückweg von einem Ferienhaus der Familie auf einer Schotterstraße nordöstlich der Stadt war. Unter den vier bislang identifizierten Toten sind zwei Kinder. Die Ermittlungen dauern an. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen