+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Hisbollah kündigt Vergeltung an
Der Konflikt im Nahen Osten droht weiter zu eskalieren. Auf den im Libanon getöteten Hamas-Vize al-Aruri hatten die USA ein Kopfgeld von 5 Millionen US-Dollar ausgesetzt.
Bundesregierung grundsätzlich bereit für Marine-Einsatz
Die Bundesregierung ist grundsätzlich bereit, sich an einem Marine-Einsatz im Roten Meer zum Schutz der zivilen Schifffahrt zu beteiligen. In Brüssel werde eine Mission der Europäischen Union derzeit geprüft, sagt ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin und fügt hinzu: „Wir als Bundesregierung wären dazu bereit.“ Grundsätzlich würden alle Optionen geprüft, „die völkerrechtlich und verfassungsrechtlich möglich sind“. (rtr)
USA hatten 5 Millionen US-Dollar Kopfgeld auf al-Aruri ausgesetzt
Die USA hatten auf den in Beirut getöteten Hamas-Vize Saleh al-Aruri ein Kopfgeld in Höhe von 5 Millionen US-Dollar (4,5 Millionen Euro) ausgesetzt. Eine Belohnung bis zu dieser Höhe versprach das US-Außenministerium für Hinweise zu al-Aruri, dem stellvertretenden Leiter des Politbüros der islamistischen Hamas. Die USA stufen Hamas wie die EU als Terrororganisation ein. Schon 2015 hatten die USA al-Aruri als weltweit tätigen Terroristen designiert.
Die USA hatten das Kopfgeld 2018 im Rahmen des Programms „Rewards for Justice“ angekündigt. Bei diesem wurden bisher mehr als 250 Millionen US-Dollar an 125 Tippgeber weltweit gezahlt, um mit deren Hinweisen „Bedrohungen für die nationale Sicherheit der USA“ zu bekämpfen, wie es beim US-Außenministerium hieß.
Al-Aruri war am Dienstagabend in Beirut durch einen mutmaßlich israelischen Drohnenangriff gezielt getötet worden. Insgesamt kamen sieben Menschen ums Leben, unter ihnen auch zwei Anführer des bewaffneten Hamas-Arms. Die Hamas gab umgehend Israel die Schuld. Israel kommentiert dagegen keine Berichte über mutmaßliche Angriffe oder gezielte Tötungen im Ausland. (dpa)
Hamas-Behörde: 128 Palästinenser in Gaza binnen 24 Stunden getötet
Binnen 24 Stunden sind bei israelischen Angriffen im Gazastreifen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde 128 Palästinenser getötet worden. Rund 261 weitere Menschen seien bei insgesamt zehn Attacken verletzt worden, teilte die Behörde am Mittwoch mit.
Damit seien seit Beginn des Kriegs vor fast drei Monaten insgesamt 22.313 Menschen getötet und 57.296 weitere verletzt worden, hieß es weiter. Am Dienstag hatte die Behörde die Zahl mit 22.185 Toten und 57.035 Verletzten angegeben. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Die Behörde unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und bewaffneten Mitgliedern von Terrororganisationen. Angesichts der aber auch hohen Zahl ziviler Opfer wird der Militäreinsatz international stark kritisiert. (dpa)
Iran: Tötung von Hamasvertreter erzeugt mehr Spannungen in Nahost
Irans Verteidigungsminister hat nach der Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon vor weiteren Spannungen im Nahen Osten gewarnt. Die Störung des Gleichgewichts in der Region werde sicher Konsequenzen haben, sagte Brigadegeneral Mohammed-Resa Aschtiani am Mittwoch vor einer Kabinettssitzung in Teheran. Verantwortlich sei vor allem die US-Politik. „Der Rauch bläst in ihre eigenen Augen“, sagte Aschtiani.
Teheran machte ebenfalls seinen Erzfeind Israel für die mutmaßliche Attacke verantwortlich. „Die böswilligen Aktivitäten der Terrormaschinerie dieses Regimes (Israel) in anderen Ländern sind eine echte Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit“, schrieb Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian auf der Onlineplattform X, ehemals Twitter.
Unterdessen wies die Islamische Republik erneut den Vorwurf zurück, für Angriffe schiitischer Milizen auf US-Stützpunkte in Syrien und im Irak verantwortlich zu sein. „Iran ist nicht für die Handlungen von Einzelpersonen oder Gruppen in der Region verantwortlich“, hieß es in einem Brief an den UN-Generalsekretär und den UN-Sicherheitsrat, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete. (dpa)
Israel übernimmt keine Verantwortung
Die Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon hat zu einer weiteren gefährlichen Eskalation des Konflikts mit Israel geführt und die Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln im Gazastreifen torpediert. Während Israels Militär Berichte über eine gezielte Tötung von Saleh al-Aruri nicht kommentieren wollte, kündigte die Hisbollah-Miliz im Libanon am Dienstagabend Vergeltung an: „Dieses Verbrechen wird niemals ohne Antwort oder Strafe vorübergehen.“
Diplomatische Fortschritte, um einen Geiseldeal zu erreichen, seien nun nicht mehr möglich, meldete die israelische Zeitung Haaretz unter Berufung auf arabische Diplomatenkreise. Gespräche konzentrierten sich nun darauf, eine Eskalation zwischen Israel und dem Libanon zu verhindern, meldete die israelische Zeitung. Das „Attentat“ habe die Situation verändert.
Der Vize-Chef des Politbüros der Hamas war bei der mutmaßlichen Explosion einer Drohne am Dienstagabend in Libanons Hauptstadt Beirut ums Leben gekommen. Insgesamt starben dabei laut der mit der Hisbollah verbündeten Hamas sieben Menschen, darunter auch zwei Anführer des bewaffneten Arms der Hamas. Die Terrororganisation gab umgehend Israel die Schuld.
Al-Aruri, den Israel als Drahtzieher von Anschlägen im Westjordanland sah, galt schon länger als mögliches Anschlagsziel. Er soll für die Aktivitäten des militärischen Hamas-Arms im Westjordanland zuständig gewesen sein. Israel übernahm aber keine Verantwortung für al-Aruris Tötung. (dpa)
Israels Sicherheitsberater um Entschärfung bemüht
„Wer auch immer das getan hat, es muss klar sein, das dies keine Attacke auf den libanesischen Staat war. Es war nicht einmal eine Attacke auf die Hisbollah“, sagte Israels Sicherheitsberater Mark Regev dem US-Fernsehsender MSNBC im offensichtlichen Bemühen um eine Entschärfung der explosiven Lage. Der mutmaßliche Angriff habe allein der Hamas gegolten.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte die israelische Regierung auf, „jedes eskalierende Verhalten, insbesondere im Libanon, zu vermeiden“. Das teilte der Élyséepalast in Paris am Dienstagabend nach einem Telefonat Macrons mit Benny Gantz, Minister in Israels Kriegskabinett, Medienberichten zufolge mit. Frankreich werde diese Botschaften der Zurückhaltung weiterhin an alle direkt oder indirekt beteiligten Akteure in dem Gebiet weitergeben, hieß es. (dpa)
Hisbollah-Chef plant Rede für heute
Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion. Dabei gab es auf beiden Seiten Tote. Es wird befürchtet, dass die Tötung von al-Aruri den Konflikt nun eskalieren könnte. Hinweise darauf könnte es an diesem Mittwoch geben – in einer am Abend geplanten Rede von Hassan Nasrallah, dem Chef der Hisbollah.
Ihre Kämpfer seien „in höchster Stufe der Bereitschaft“, teilte die Hisbollah am Dienstag mit. Noch am Abend unternahm die Miliz nach ihren eigenen Angaben einen ersten Angriff auf eine Gruppe israelischer Soldaten nahe der Grenze. Dabei habe es Tote und Verletzte gegeben. Israelischen Medienberichten zufolge rechnet die Armee nun auch mit Beschuss von Raketen größerer Reichweite. Die schiitische Hisbollah gilt als deutlich schlagkräftiger als die Hamas. (dpa)
Hisbollahs Tunnelsystem rückt in den Blick
Wie die Hamas soll die Hisbollah zudem über ein Tunnelsystem verfügen, das einem Medienbericht zufolge weit ausgefeilter sei als das der Hamas. Die unterirdischen Tunnel verliefen im Süden Libanons über Hunderte Kilometer bis zur Grenze nach Israel hinein, zitierte die Times of Israel am Dienstag den Geheimdienstexperten Tal Beeri.
Die Hamas nutzt ihr eigenes Tunnelnetz als Schutz vor Israels massiven Bombardierungen und um sich zu verstecken. Außerdem nutzen die Terroristen die Tunnel, um aus dem Nichts aufzutauchen und hinterrücks die heranrückenden israelischen Soldaten anzugreifen. Auch sollen die Terroristen darin noch Geiseln aus Israel festhalten. (dpa)
USA üben scharfe Kritik an israelischen Ministern
Das US-Außenministerium hat Äußerungen aus Israels Regierung zu einer möglichen Vertreibung von Palästinensern aus dem Gazastreifen scharf kritisiert. „Die Vereinigten Staaten weisen die jüngsten Äußerungen der israelischen Minister Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir zurück, die sich für die Umsiedlung von Palästinensern außerhalb des Gazastreifens aussprechen“, teilte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, am Dienstag mit.
„Diese Rhetorik ist aufrührerisch und unverantwortlich“, sagte er. Der rechtsextreme Polizeiminister Ben-Gvir verbat sich jegliche Kritik aus den USA in der Sache: „Ich schätze die Vereinigten Staaten von Amerika sehr, aber bei allem Respekt, Israel ist kein weiterer Stern auf der amerikanischen Flagge“, schrieb er auf X und fügte hinzu: „Die Vereinigten Staaten sind unser guter Freund, aber wir werden vor allem das tun, was für Israel das Beste ist.“ (dpa)
Neue Vorwürfe der WHO gegen Israels Armee
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warf Israel derweil „skrupellose“ Angriffe auf ein Krankenhaus in der umkämpften Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens vor. Nach Angaben des palästinensischen Rettungsdienstes Roter Halbmond seien bei den Angriffen mindestens fünf Zivilisten getötet worden, darunter ein fünf Tage alter Säugling, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Online-Plattform X in der Nacht zu Mittwoch. (dpa)
US-Institut: Truppenreduzierung in Gaza hilft der Hamas
Israels Armee riskiert im Gaza-Krieg nach Einschätzung von US-Experten, mit einem Nachlassen der bisherigen Bombardierungen in die Hände der islamistischen Hamas zu spielen. Die israelischen Streitkräfte gingen im Norden des Gazastreifens zu einer Phase gezielter Schläge mit geringerer Truppenstärke über, was es der Hamas wahrscheinlich ermöglichen werde, sich militärisch neu zu formieren, hieß es in einem Bericht des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) vom Dienstag. Israels Armee hat jüngst fünf Brigaden abgezogen und einigen Reservisten die einstweilige Rückkehr ins Zivilleben erlaubt.
Israels Armee habe zwar mehrere Hamas-Einheiten dezimiert und andere kampfunfähig gemacht, vor allem im nördlichen Gazastreifen. „Aber die militärischen Kräfte der Hamas sind derzeit weder besiegt noch zerstört“, erklärte das ISW. „Ein Nachlassen des israelischen Drucks würde es der Hamas vielmehr ermöglichen, ihre militärischen Fähigkeiten und ihre Infrastruktur wieder aufzubauen“, hieß es. Die Hamas verfüge über eine konventionelle Militärstruktur, was bedeute, dass sie in der Lage sein sollte, im Krieg gefallene Kommandeure schnell zu ersetzen. Dies laufe Israels erklärten Kriegszielen zuwider, die Hamas militärisch und politisch zu zerstören, hieß es in dem ISW-Bericht weiter. (dpa)
USA: Huthi erneute für Schüsse auf Schiff verantwortlich
Die proiranischen Huthi-Rebellen haben nach US-Angaben am Dienstag erneut in Richtung im Roten Meer fahrender Frachtschiffe geschossen. Die Huthis hätten zwei ballistische Antischiffsraketen auf einen Abschnitt im Süden des Roten Meers abgefeuert, das zu diesem Zeitpunkt zahlreiche Handelsschiffe durchfahren hätten, erklärte das US-Zentralkommando (Centcom) für den Nahen Osten. Demnach wurden dabei keine Schäden verursacht. Zuvor hatte die britische Behörde für maritime Sicherheit (UKMTO) Explosionen nahe einem Frachtschiff im Roten Meer gemeldet.
Die UKMTO hatte im Online-Dienst X erklärt, bis zu drei Detonationen hätten sich in einer Entfernung von einer bis fünf Seemeilen von einem Schiff ereignet, das sich in der Meerenge Bab al-Mandeb zwischen Eritrea und Jemen befunden habe. Es seien keine Schäden am Schiff bekannt, die Besatzung befinde sich in Sicherheit. (afp)
Ex-Mossad-Chef Zwi Zamir im Alter von 98 Jahren gestorben
Zwi Zamir, ehemaliger Direktor des israelischen Spionagedienstes Mossad, ist tot. Er starb nach Angaben des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vom Dienstag im Alter von 98 Jahren. Zamir leitete den Mossad von 1968 bis 1974 während einer turbulenten Zeit, in der es zu einer Reihe palästinensischer Anschläge auf jüdische und israelische Ziele in der ganzen Welt kam. Darunter war auch die Attacke bei den Olympischen Spielen 1972 in München, bei der militante Palästinenser elf Mitglieder der israelischen Delegation töteten.
Zamir habe sich während seiner Amtszeit „bedeutenden Herausforderungen“ stellen müssen, hieß es. Dazu zähle „insbesondere der Kampf gegen den palästinensischen Terrorismus in der ganzen Welt“ und die „militärische Bedrohung des Staates Israel, die mit dem Ausbruch des Jom-Kippur-Kriegs ihren Höhepunkt erreichte“. Das Büro machte keine Angaben zur Todesursache. Zamir war gebürtiger Pole und wanderte als Kleinkind in das heutige Israel ein, wie die Tageszeitung Haaretz berichtete. (ap)
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