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Grüne gegen WirtschaftsministerinReiche soll Solarförderung nicht kappen

Die Grünen pochen auf ein „Recht auf Solar“: Die Bundeswirtschaftsministerin dürfe Betreibern von Photovoltaikanlagen die Förderung nicht wegnehmen.

Nicht mehr förderungswürdig: Private Photovoltaikanlagen an einem Haus in Berlin Foto: Florian Boillot

Berlin taz | Die Grünen fordern Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) auf, ihre Pläne für ein Ende der Förderung von privaten Solaranlagen fallen zu lassen. Die Be­trei­be­r:in­nen sollen nach Auffassung der Grünen weiterhin einen Anspruch auf eine garantierte Vergütung des ins Netz eingespeisten Stroms haben, sowie auf einen unkomplizierten Netzanschluss. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Forderungspapier „Recht auf Solar! Jetzt!“ der grünen Bundestagsfraktion hervor.

Ministerin Reiche hat die weitere Förderung von privaten Solaranlagen in Frage gestellt. Immer wieder signalisiert sie, dass in ihren Augen der Ausbau der erneuerbaren Energien zu schnell vorangeht. Sie hat ein Gutachten zum Stand der Energiewende in Auftrag gegeben, dessen Ergebnis Grundlage für weitere energiepolitische Entscheidungen sein soll. En­er­gie­ex­per­t:in­nen fürchten, dass die Ministerin das Gutachten nutzen wird, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu drosseln und den Bau von Gaskraftwerken zu rechtfertigen.

„Die Energiepolitik der schwarz-roten Bundesregierung ist ein Angriff auf Deutschlands Energiewende“, sagte die grüne Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge. Statt Blockade seien mehr Tempo und ein „Recht auf Solar“ erforderlich. Reiches Äußerungen zum Ende der Förderung privater Solaranlagen hätten zu einer „massiven Verunsicherung“ bei Bürger:innen, Hand­wer­ke­r:in­nen und in der Solarbranche geführt. Schon jetzt werde von Auftragsrückgängen für Photovoltaikanlagen berichtet. „Wir fordern Reiche auf, ihre Pläne zu stoppen“, sagte Dröge.

In dem Papier fordern die Grünen einen „Turbo für die Energiewende“ statt „rückwärtsgewandter Politik der Abhängigkeit von Öl und Gas“. Neben dem Festhalten an der Förderung privater Solaranlagen verlangen sie von der Wirtschaftsministerin, einen Masterplan vorzulegen für die schnelle Verbreitung intelligenter Stromzähler, sogenannter Smart Meter, und flexibler Stromtarife. So sollen Ver­brau­che­r:in­nen die Möglichkeit bekommen, dann Energie zu verbrauchen, wenn sie günstig ist – etwa wenn bei Sonnenschein Solaranlagen viel Strom produzieren. Außerdem soll die Ministerin dafür sorgen, dass Stromspeicher schneller in den Markt kommen und ins System integriert werden. Dafür brauche es unbürokratische Regeln fürs Ein- und Ausspeichern. Die Ampelregierung habe mit ihrer Speicherstrategie die Grundlage dafür gelegt, nun sei die Ministerin am Zug. Die Grünen wollen auch einen „Solar-Booster“ für öffentliche Gebäude wie Kitas, Schulen oder Kliniken.

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8 Kommentare

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  • Warum werden die Aufträge jetzt schon weniger?



    Plant sie etwa bestehende Förderverträge einseitig zu kündigen? Das wird sie doch rechtlich ohnehin nicht durchkriegen.



    Wer die Förderung durch hat, hat sie durch. Vertraglich geregelt. Auch was die Einspeisevergütung angeht.



    Ob neue Verträge immer noch mit entsprechend hoher Förderung abgeschlossen werden müssen, darüber kann man ja gerne diskutieren.



    Diese Diskussion müsste aber eher einen Run auf Solaranlagen auslösen, um noch rechtzeitig vor dem Ende der Förderung alles in trockenen Tüchern zu haben.

  • Ein Turbo bei der Energiewende setzt doch erst mal einen Turbo beim Netzausbau und beim Ausbau öffentlicher Speicherkapazitäten voraus.

    Durch eine Beendigung der Förderung wird das Recht auf eine Solaranlage auch nicht beschnitten.

    Ganz unabhängig davon muss die Grundlast durch klassische Energieträger im Falle von Dunkelflauten gesichert werden.

    Die Vorgängerregierung - und der entsprechende Minister - waren auch in diesem Punkt tatenlos.

  • Arg defensiv. Auch der Energiesektor kann noch einiges machen, der Ausstieg aus Fossil ist noch nicht durch.

    Dass Solar dank Rot-Grün damals nun das Günstigste ist, darf grundsätzlich auch abgebildet werden. CO2 bei Fossil muss teurer, angemessen teuer werden, dann löst sich das dadurch auch.

  • Sonne und Wind lassen natur- und wetterbedingt Lücken in der Stromerzeugung. Die müssen aufgefüllt werden.



    Will man den Anteil der Erneuerbaren an der Stromversorgung weiter erhöhen und Fossilstrom zunehmend obsolet machen, bringt ein weiterer hemmungsloser Ausbau von PV und Wind (a) wenig und (b) zunehmend Entsorgungskosten.



    Fast ebenso wenig bringen Klein- oder "Groß"speicher, die nach zwei Stunden leer sind, und das viel gelobte Lastmanagement, das bestenfalls 1-2 Tage überbrücken kann.



    Die Herausforderung der Energiewende sind Saisonspeicher. Über deren erforderliche Größenordnung herrscht weitgehend beredtes Schweigen; mir sind nur Habecks 200 TWh Wasserstoffspeicher bekannt.



    Es wäre schön, wenn sich die Ökostrombefürworter diesbezüglich einmal ehrlich machen könnten.

    • @sollndas:

      "Fast ebenso wenig bringen....bestenfalls 1-2 Tage überbrücken kann."



      Eine Pufferung/Speicherung von mehreren Stunden bis Tage wäre ein erheblicher Fortschritt. Dadurch würde die schwankende Erzeugung in die Nähe von "grundlastfähig", planbar gelangen. Bisher hat der schwachsinnige, dogmatische Überausbau -je mehr desto Klimarettung- dazu geführt, dass CO2-intensiv Regel- und Reservekraftwerke durchgehend unter Dampf gehalten werden müssen, ggf. durch entschädigungspflichtige "Stromvernichtung" oder Notabschaltungen ein Blackout verhindert werden muss, usw. usw..., Netzausbauanforderungen nicht nach Spitzenbedarf sondern nach erratischer Spitzenerzeugung gedacht werden.



      Da sind erzeugernahe, ggf. Kurzzeitspeicherungen das A und O. Ohne haben wir inzwischen eine nicht mehr handhabbare Erzeugungskapazitäten aufgebaut, mit Fördergelder-, Resourcenverschwendung, geringen Nutzen bei der Einsparung von Fossilen, die "billigsten" Rekordstrompreise usw. usw. was inzwischen nur noch einen unglaublichen Unwelt-, Wirtschafts- und Stromkundenschaden anrichtet, bzw. insgesamt hunderte Mrd. € Fehlförderung für Investorenglück aufgewendet haben.



      Das zu schreiben ist natürlich "Klimaleugnung".

  • Wir wäre es denn mal mit intelligenter Förderung? Oder verlangen wir zu viel Intelligenz von unserer Regierung?



    Intelligent wäre marktgerechte Vergütung: Kein Geld für Einspeisung Sonntag Mittags, viel Geld für Einspeisung aus der Hausbatterie zu Spitzenlastzeiten, günstige Ladetarife für e-Autos wenn Wind und Sonne die Netze überfluten, u.s.w.



    Grundlage für vieles wäre der intelligente Stromzähler. Da braucht es Druck bei den EVUs - viel Druck.



    Zudem sollte die Strom-Infrastruktur aus der öffentlichen Hand finanziert werden - genau wie Straßen. Dann könnte sich der Strompreis halbieren.

    • @Jörg Schubert:

      Ein ganz klares JEIN zu Ihren Ausführungen. Dass weder Speicherung noch intelligentes Energiemangement -beides zwingend notwendig für eine sinnvolle Energiewende- bisher nicht erkennbar dem Ausbau der Erzeugung gefolgt ist.... geschenkt, Schnee von gestern, da war die risikolose Investition in PV und WK einfach ein von den Grünen samt Lobbyanhang der Fördergoldesel, je mehr desto vorgelogenere "Klimarettung". Was haben die Grünen denn sonst noch anzubieten?



      PV und WK bedürfen nach all der Zeit keine weitere Förderung/Anschubfinanzierung mehr für die "billigste Stromerzeugung", inzwischen jenseits einer teuren, noch handhabbaren Netzstörung.



      Mit intelligenten Stromzählern, Netzen wäre auch garkeine EE-Förderung mehr notwendig, da finanziert die Nachfrage des "Marktes". Diese wird es aber erst geben, wenn nicht sinnfrei weiterhin das falsche gefördert wird.



      Ob die Strominfrastruktur öffentlich gefördert werden sollte... zumindest zum Teil. Besser wäre eine Beimischung von Erzeuger/Verbraucherbeteiligung, z.B. bei Anschusskosten und Verbrauch. Ersteres würde kostensenkend auf Ausbauplanung wirken, zweiteres zum Energiesparen anregen.

  • Warum wird der Artikel mit einem Bild von Balkonsolaranlagen aufgemacht? Um die geht es beim Thema überhaupt nicht, denn die bekommen ohnehin keine Vergütung für eingespeisten Strom.

    Es geht um private Solaranlage, die typischerweise auf dem Dach des Eigenheims installiert sind, den Eigenbedarf einschließlich E-Auto und Wärmepumpe decken und was übrigbleibt, ins Netz einspeisen.

    Angesichts gefallener Errichtungskosten und absehbar steigender Strompreise amortisieren sich solche Anlagen - richtig dimensioniert - von ganz alleine. Es dürfte kaum jemanden geben, der sich eine solche Anlage nur deshalb leisten kann, weil es eine garantierte Vergütung gibt. Da die mittlerweile ohnehin schon stark gesunken ist, dürfte es sich in der Regel um einen Mitnahmeeffekt handeln.

    Und es geht ja auch nicht darum, dass neue Anlagen ihren Überschuss nicht mehr verkaufen können sollen. Sie sollen nur keine garantierte Vergütung mehr bekommen, die von allen anderen Stromkunden finanziert wird (auch von Mietern, die vielleicht nicht mal die Möglichkeit haben, auch nur ein kleines Balkonkraftwerk zu installieren).