Elektronische Patientenakte: Akten digital, aber oft noch leer
Für Befunde haben inzwischen fast alle Kassenpatienten eine digitale Akte. Viele nutzen sie noch nicht aktiv, kritisiert der Hausärzteverband.
Hintergrund ist, dass Millionen Versicherte für sie eingerichtete E-Akten bisher noch nicht aktiv nutzen, um eigene Gesundheitsdaten anzusehen oder auch sensible Inhalte zu sperren. Nach einer Reform der Ampel-Koalition haben 70 Millionen der gut 74 Millionen gesetzlich Versicherten seit Januar eine ePA von der Kasse bekommen. Dabei gilt: Wer keine möchte, muss aktiv widersprechen. Und: Man kann in seine ePA hineinschauen, muss es aber auch nicht.
Der Betrieb in Praxen und Kliniken wird derzeit bundesweit ausgedehnt – ab Oktober sind sie dann auch verpflichtet, wichtige Daten in die ePA einzustellen. Beier wies auf Probleme hin, etwa einen komplizierten Registrierungsprozess und störanfällige Technik. Die meisten Patienten hätten auch noch kaum etwas von der ePA mitbekommen.
„Die Krankenkassen sind aufgefordert, ihre riesigen Verwaltungsbudgets dafür zu nutzen, endlich eine vernünftige Aufklärung ihrer Versicherten sicherzustellen.“ Bislang hätten sie sich darauf beschränkt, Briefe mit allgemeinen Informationen zu verschicken.
Auch Ärzte in der Pflicht
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte, für eine Bruchlandung der ePA wären niedergelassene Ärzte und Kliniken selbst verantwortlich. „Schließlich müssen sie die Daten der Patienten einpflegen“, sagte Vorstand Eugen Brysch. „Versicherte können nur Inhalte steuern, die da sind.“ Eine Informationspflicht liege außerdem auch bei den Leistungserbringern, nicht nur bei den Kassen.
Millionen Versicherte nutzen ihre ePA noch nicht für sich selbst, wie es auf Anfrage bei großen Kassen hieß. Bei der Techniker Krankenkasse sind elf Millionen E-Akten angelegt, aktiv nutzen sie 750.000 Versicherte. Die Barmer hat 7,8 Millionen angelegte ePAs und etwa 250.000 aktive Nutzer.
Zur ersten Verwendung der App muss man sich generell zunächst identifizieren und freischalten lassen. Bei den elf Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mit 25,8 Millionen bestehenden E-Akten haben bisher 200.000 Versicherte dafür eine persönliche Gesundheits-ID angelegt, die ihnen den Zugriff ermöglicht.
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