Extremtemperaturen in Europa: Deutschland hinkt nur hinterher
In Südeuropa gelten Hitzewarnungen teils bereits flächendeckend, Wälder brennen. Hierzulande kratzt vermutlich der Mittwoch an den 40 Grad.

Die aktuellen Hotspots liegen jedoch in Südeuropa. Vor allem Frankreich haben die hohen Temperaturen in einem bislang nie dagewesenen Ausmaß erfasst: „Das hatten wir noch nie“, sagte Umweltministerin Agnès Pannier-Runacher am Montag, nachdem der Wetterdienst für 84 der insgesamt 101 Départements des Landes eine Hitzewarnung ausgegeben hatte. Nur die Küste am Ärmelkanal und die Grenzregion zu Belgien und Deutschland bleibt vorerst verschont.
Die Hitzewelle soll mindestens bis Mitte der Woche anhalten, örtlich werden Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius erwartet. Selbst nachts soll das Thermometer kaum unter 20 bis 24 Grad sinken.
Unternehmen wurden aufgerufen, ihre Beschäftigten so gut wie möglich zu schützen, rund 200 Schulen im ganzen Land sollten am Montag wegen der Extremhitze geschlossen bleiben. In der Nähe von Narbonne im Südwesten des Landes brachen am Sonntag große Waldbrände aus. Die berühmte Abtei Fontfroide und ein nahe gelegener Campingplatz wurden vorsorglich evakuiert. Mehr als 150 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Ein Teil der Autobahn zwischen Toulouse und Narbonne musste zeitweise in beide Richtungen gesperrt werden. Helfer verteilten Wasser an die Autofahrer, die bei sengender Hitze im Stau standen.
Hitze plus Unwetterpotenzial
Im Westen der Türkei waren am Wochenende bei ebenfalls extremer Hitze 77 Waldbrände ausgebrochen. Feuerwehrleute kämpften am Montag weiterhin gegen die Feuer, heftiger Wind behinderte die Löscharbeiten. Löschhubschrauber konnten bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 117 Stundenkilometern zeitweise nicht abheben. Am Montag waren laut Forstminister Ibrahim Yumakli mehr als 1.000 Feuerwehrleute, vier Löschflugzeuge und 14 Hubschrauber im Kampf gegen die Flammen im Einsatz.
In Deutschland wird die Hitze zur Wochenmitte erwartet, die Temperaturen sollen dann bis auf 40 Grad Celsius steigen. Der Mittwoch werde „der bisher heißeste Tag des Sommers“, erklärte der Deutsche Wetterdienst (DWD). Dann würden voraussichtlich verbreitet 34 bis 38 Grad erreicht, örtlich bis 40 Grad. Höchsttemperaturen unter 30 Grad werde es nur am Meer und im höheren Bergland geben.
In vielen Regionen im Westen und Südwesten galten schon am Montag Hitzewarnungen. Auch die Waldbrandgefahr steigt. Am Dienstag sind Höchsttemperaturen von 31 bis 38 Grad in der Mitte und im Südwesten möglich. Dort sei mit einer „extremen Wärmebelastung“ zu rechnen, mahnte der Wetterdienst. Begleitet wird die Hitze teils von Hitzegewittern mit Unwetterpotenzial. Örtlich sind Starkregenfälle möglich.
Türk: Klimapolitik ernst nehmen!
Der Juli knüpft damit nahtlos an den Juni an. Dieser war der ebenfalls am Montag vorlegten vorläufigen Monatsbilanz des DWD zufolge außergewöhnlich warm und viel zu trocken. Die Durchschnittstemperatur lag mit 18,5 Grad um 3,1 Grad über dem langjährigen Vergleichsmittelwert. Außerdem fielen nur 61 Liter Niederschlag pro Quadratmeter – annähernd ein Drittel weniger als üblich. Es sei schon der fünfte Monat in Folge mit zu wenig Niederschlag gewesen, hieß es. Im ersten Halbjahr 2025 fielen bundesweit im Schnitt nur 260 Liter Niederschlag je Quadratmeter. Laut Referenzperiode sind etwa 380 Liter normal.
„Die Klimakrise ist eine Menschenrechtskrise“, fuhr Türk fort. Die derzeitige Hitzewelle „muss uns dazu veranlassen, die dringend notwendigen Anpassungsmaßnahmen zu ergreifen, damit diese Rechte nicht beeinträchtigt werden“.
Wissenschaftlern zufolge sind wiederkehrende Hitzewellen ein eindeutiges Zeichen für die globale Erwärmung. Demnach kommen sie aufgrund des Klimawandels immer häufiger vor, dauern länger an und werden intensiver. Die hohen Temperaturen sind auch für die Tier- und Pflanzenwelt ein Problem.
Türk forderte die Länder auf, die auf der Klimakonferenz COP28 in Dubai gemachte Zusage zum Ausstieg aus den fossilen Energieträgern umzusetzen. Dies erfordere ein Ende der Produktion und Nutzung fossiler Brennstoffe und anderer umweltschädlicher Aktivitäten in allen Sektoren. Es sei klar, „dass unsere derzeitigen Produktions- und Konsumweisen nicht nachhaltig sind und dass erneuerbare Energien die Energiequelle der Zukunft sind“, sagte Türk.
Der UN-Menschenrechtskommissar kritisierte zudem „Unternehmen der fossilen Brennstoffindustrie“. Deren Verantwortung sei „völlig unzureichend“, sie verbreiteten „Fehlinformationen und Desinformation“ und förderten „falsche Lösungen und Greenwashing“.
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