Klagen von Krebspatienten in den USA: Bayer prüft offenbar Insolvenz von Monsanto wegen Glyphosat
Der Chemiekonzern erwägt wohl, die Klagewelle wegen des Pestizids durch eine Insolvenz der Tochter Monsanto zu stoppen. Kritiker finden das „infam“.

Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation hatte Glyphosat 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft – mit der Chemikalie gefütterte Säugetiere hatten Tumore entwickelt. In den USA verurteilten daraufhin mehrere Gerichte Bayer/Monsanto zu hohen Schadenersatzzahlungen an KlägerInnen, die ihre Krebserkrankung auf den Unkrautvernichter zurückführen. Bayer beruft sich dagegen auf Zulassungsbehörden, die Glyphosat als sicher einstufen. Das Gift tötet so gut wie alle Pflanzen und damit auch Nahrung für Vögel und Insekten. Deshalb gilt es Umweltschützern als Gefahr für die Artenvielfalt. Dennoch ließ die EU das Mittel 2023 für weitere 10 Jahre zu.
Rechtlichen Beistand habe sich Bayer von Restrukturierungsexperten der Anwaltskanzlei Latham & Watkins und der Beratungsfirma AlixPartners geholt, die alle Optionen prüfen sollen, ergänzte das Wall Street Journal. Mit einem Insolvenzverfahren nach US-Recht (Chapter 11) würde sich das Unternehmen etwa vor Forderungen seiner Gläubiger schützen. Bayer und die beiden genannten Beraterfirmen reagierten zunächst nicht Anfragen.
„Wenn das stimmen sollte, wäre das infam. Bayer droht mit einer Teil-Insolvenz, die die Glyphosat-Geschädigten fast leer ausgehen lassen würde, um eine möglichst billige Lösung zu erreichen“, sagte Brigitte Hincha-Weisel von der Coordination gegen Bayer-Gefahren. „Die Frage ist, ob die Gerichte das mitmachen werden.“
Bei Aktionären kam das mögliche Ende der jahrelangen Querelen mit Glyphosat in den USA gut an: Die Bayer-Aktien legten am Freitag um 2,7 Prozent zu.
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