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Initiative gegen illegal überhöhte MieteStopp dem Mietwucher?

Sowohl Linkspartei als auch Grüne wollen überhöhte Mieten strenger sanktionieren. Die neue Regierung will erst mal eine Ex­per­ten­grup­pe einsetzen.

„Mietendeckel jetzt“: De­mons­tran­t:in­nen gegen den folgenlosen „Wohngipfel“ der alten Bundes­regierung im Dezember Foto: Florian Boillot

Mie­te­r:in­nen werden hierzulande nicht selten abgezockt. Besonders in Ballungszentren wie Berlin oder München, wo die Nachfrage nach Wohnraum steil steigt, zahlen Zehntausende Haushalte gesetzlich zu viel, wie Daten eines Vergleichsrechners der Linken zeigten. Mit dem sogenannten Mietwuchergesetz will die Partei dem nun einen Riegel vorschieben. Dieses kommt am Donnerstag im Bundestag zur Abstimmung.

Ziel des Gesetzes ist es, überhöhte Mieten künftig einfacher ahnden zu können. Denn auch wenn eine entsprechende Regelung bereits besteht, kommt diese juristisch nur selten zum Zug. Grund dafür ist, dass bisher nachgewiesen werden muss, dass Ver­mie­te­r:in­nen die Knappheit an Wohnraum bewusst ausnutzen – was schwer zu belegen ist. „Wir wollen größere Rechtssicherheit für alle Beteiligten herstellen“, sagt die Linken-Bundestagsabgeordnete Caren Lay, seit Mittwoch Vorsitzende des Ausschusses für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen.

Einerseits soll künftig die Beweislast vereinfacht werden; das bloße Vorliegen eines geringen Wohnungsangebots soll als Beleg gegen den Vermieter ausreichen. Andererseits soll das maximale Bußgeld für Mietpreisüberhöhung von 50.000 auf 100.000 Euro erhöht werden. Der Vorschlag orientiert sich an einem Bundesratsbeschluss aus dem Jahr 2022. Eine Miete gilt dann als überhöht, wenn sie mehr als 20 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt. Für Lay ist das kein Kavaliersdelikt. „Wer falsch parkt, muss schließlich ebenfalls mit einem Bußgeld rechnen.“

Grünen fordern Verschärfung der Mietpreisbremse

Hanna Steinmüller, wohnungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, findet die Initiative richtig. „Doch eine Verschärfung des Wirtschaftsstrafrechts reicht nicht“, sagt sie der taz. Vielmehr müsse insgesamt verhindert werden, dass die Mieten so stark steigen dürfen. Ihre Fraktion hat deshalb ein umfassenderes Paket ausgearbeitet – das sogenannte Faire-Mieten-Gesetz, über das der Bundestag am Freitag zum ersten Mal berät.

Wer falsch parkt, muss schließlich ebenfalls mit einem Bußgeld rechnen

Caren Lay, Linken-Abgeordnete

Neben der Anhebung des Bußgelds sieht der Entwurf eine Verschärfung der Mietpreisbremse vor: Die Miete soll nur noch um höchstens 9 Prozent in drei Jahren steigen dürfen, aktuell sind es bis zu 15 Prozent. Die Regelung möchten die Grünen langfristig einführen, weiter sollen Indexmieten, also Mieten, die automatisch steigen, strenger reguliert und Eigenbedarfskündigungen erschwert werden.

SPD steht auf der Bremse

Dass sich die Linken sowie die Grünen mit ihren Vorschlägen durchsetzen, ist angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Bundestag unwahrscheinlich. Die SPD-Abgeordnete Sonja Eichwede teilt auf Anfrage mit, dass bei ihrer Partei zunächst die Verlängerung der Mietpreisbremse um vier Jahre im Fokus stehe. Ein entsprechender Gesetzesentwurf wurde am Donnerstag vom Bundesjustizministerium vorgelegt. Weitere Maßnahmen zum Mieterschutz würden „zeitnah in ordentlichen Verfahren angegangen“, so Eichwede.

Die Koalition plant, bis Ende 2026 eine Ex­per­t:in­nen­grup­pe mit Mieter- und Vermieterorganisationen einzusetzen, die sich auch der Mietwuchervorschrift annehmen soll. Zuerst werde die Regierung diese Ergebnisse abwarten, betont CDU-Abgeordneter Günter Krings.

Mieterbund kritisiert Regierungs-Pläne

Ihre Priorität setzt die Bundesregierung auf „bauen, bauen, bauen“ – wie es Kanzler Merz in seiner Antrittsrede formulierte. In den ersten 100 Tagen plant die Koalition einen Gesetzentwurf für einen „Wohnungsbau-Turbo“, der das Angebot an bezahlbarem Wohnraum erhöhen soll. Auch Indexmieten und möbliertes Wohnen will sie stärker regulieren. Ob das reicht, um den Markt zu entspannen? Der Deutsche Mieterbund begrüßt eine Reihe mieterschützender Vorschläge im Koalitionsvertrag, kritisiert aber die fehlenden Maßnahmen gegen zu hohe Mieten. Den Gesetzentwurf der Linken unterstützt der Verband ausdrücklich.

Dass ihre Initiativen wenig Erfolgschancen im Bundestag haben, ist der Linkspartei und den Grünen bewusst. Es geht ums Signal: Die Linke will zeigen, dass sie bei dem Thema Wort hält. Sie hatte die Wohnungskrise im Wahlkampf zu einem ihrer zentralen Anliegen gemacht.

Die Grünen wiederum nutzen die Vorlage, um sich als soziale Opposition zu profilieren – und um sich von der SPD abzusetzen, die in der Koalition in sozialen Belangen von der Union ausgebremst wird. Gleichzeitig soll es wohl auch ein Zeichen an ehemals grüne Wäh­le­r:in­nen sein, die zuletzt bei der Linken ihr Kreuz gemacht haben.

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13 Kommentare

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  • "eine Ex­per­t:in­nen­grup­pe" - ist doch eine Geile Idee.

    Kommt sie zu dem Schluß, diese Schritte seien richtig oder gat nötig läßt man deren Ergenisse hintem Schreibtisch verschwinden.

    Kommt sie zu dem Schluß das wäre falsch, trägt man das vor sich her und ist jede Verantwortlung los.

  • Auch wichtig: Untervermietungen unter die Lupe nehmen. Ich kenne sowohl Menschen, die deutlich überhöhte Untermietverträge eingegangen sind als auch Berichte über Menschen, die in der Nachbarschaft überhöht untervermietet haben. Die Leute behalten alte Mietverträge, ziehen woanders hin und verdienen dann viel Geld mit der alten Wohnung, die sie selbst gemietet haben.

  • Denn wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann bilde ich nen Arbeitskreis



    Wo es immer mehr Mietsuchende und immer weniger Mietwohnungen gibt herrscht Wohnungsmangel. Wo Wohnungsmangel herrscht, steigen die Mieten. Illegal, oder legal mit Tricks wie "möbliert". Immer mehr private Kleinvermieter verkaufen gerade ihre Wohnungen, Umwandlung in Eigentumswohnungen. Sie haben Angst vor den staatlichen Bevormundungen und Regelungen. Heute wirft jeder gute Fond schon mehr Rendite ab als vermieten. Da hilft kein rot/grünes Geschrei, da würde nur eines helfen: Bauen, bauen, bauen.



    Euer "Gremium" wird das Problem nicht lösen, es kostet nur nochmals Geld.

  • Hoffentlich werden die Initiativen von GRÜNEN und LINKEN bei den nächsten Wahlen belohnt. Weder CSDU noch die "S"PD setzen sich ernsthaft für Menschen ein, die nicht zum Establishment gehören. Denen bietet man tolle Sonntagsreden, die dann nach der Wahl schnell wieder vergessen werden - es ist ja auch kein Klientel das nennenswerte Parteispenden leisten könnte...

  • Nicht jeder private Vermieter ist gleich ein Gierhals. Teils im Gegenteil.



    Doch bei Immobilien haben halt auch die Haie mit hohen Renditeerwartungen und wenig sonstigen Werte Einzug gehalten bzw. wurde eben jahrzehntelang das deutsche und internationale Schwarzgeld eben auch gewaschen. Da könnten wir wenigstens heute mal anpacken.

    Anderer Aspekt: wir sind ausweislich der Zahlen ineffizient bei Raumverbrauch. Das ging früher besser.



    Da wurde noch draußen auf der Straße gespielt. Heute stehen da die SUVs, auf deren teuren Lack bloß kein Ball kommen darf, sonst Brüll.



    Da wurden Waschküchen und anderes gemeinsam genutzt.



    Da ging das Geld ins öffentliche Schwimmbad, nicht in Steuersenkungen für die Privatpoolies.



    Da gab es Einliegerwohnungen.



    Da hatte mensch als Studi keine Wohnung von Papi geschenkt, sondern eine Stube, ein Zimmer



    Vielleicht auch mal wieder in Effizienz denken.

    • @Janix:

      Was hier eben auch eine Rolle spielt und es gut beschreibt sind Begriffe wie: Commons, Genossenschaften und Gemeinwohl. Man könnte insbesondere diese drei Formate, soziale Wohnraumprojekte und dazu auch Verantwortungsgemeinschaften fördern, die solidarische Wohnkonzepte beinhalten. Heute ist das Wohnen vor allem eine "Ich" bezogene oder unsolidarische Sache, weil ich keine Zeit habe mich um meine Hausgemeinschaft zu kümmern oder diese sehr anonymisiert ist. Das ließe sich doch ändern? Mit mehr Genossenschaftswohnungen, mehr Gemeinwohlorientiertem bauen und da wo kleine Vermieterinnen oder Vermieter sind könnte man Zuschüssen für Gemeinwohlprojekte und nachhaltige Energie wie Balkonkraftwerke oder die Möglichkeit eines von der Wohngemeinschaft angelegten Gartens Abhilfe schaffen und Anreize setzen mehr solidarisch und gemeinwohlorientierter zu "arbeiten". Gab es in Ansätzen schon in Projekten wie dem Karl-Marx-Hof. Ist wahrscheinlich auch eher die Zukunft, weil man nicht drumherum kommt.

    • @Janix:

      Bitte nicht die Niedrigzinspolitik der EZB vergessen. Die verdrängte vorhandenes Kapital in den Aktien- und Immobilienmarkt, und das will eben jetzt seine Rendite.

  • Mit den Geldern, die die " Experten ( wenn ich das Wort schon höre...)" verschlingen, könnte man wahrscheinlich etliche Wohnungsmieten auf Jahre finanziell abfedern....

  • "Wer falsch parkt, muss schließlich ebenfalls mit einem Bußgeld rechnen.“



    Alle sind vor dem Gesetz gleich.



    Alle, bis auf ein paar Ausnahmen.

    • @Bolzkopf:

      Es scheint nur manchmal so (Topmanager können sich aus Anklagen rauskaufen? Geht auch für Normalverdiener. Topmanager kann man keine Vergehen nachweisen? Mangel an Beweisen gilt auch für Normalverdiener).

      • @Ciro:

        Sie haben natürlich recht.



        Es scheint nur so.

        Wenn des Topmanagers Köter auf die Wiese scheißt und erwischt wird kostet Herrchen das vielleicht 1/1000 des Monatslohns.

        Wenn Lieschen Müllers Hund das tut kostet es Frauchen 1/20 des Monatslohns.

        Wenn Otto Normalo schwarz fährt droht Ersatzfreiheitsstrafe.



        Wenn Mr. Topmanager das tut, droht dem Kontoletti sein Anwalt ...

        • @Bolzkopf:

          Hm stimmt, bei festen Bußgeldern ist das der Effekt, ebenso dass man sich die besten Anwält/innen leisten können muss.



          -



          Wenn es aber ernster wird als bei Ordnungswidrigkeiten (sprich Strafverfahren), dann Bußgelder oder Geldstrafen schon auf das Einkommen abgestellt (Tagessätze).

  • Bis Ende 2026 schon, die geben ja richtig Gas. Muss schwierig sein, geeignete Leute zu identifizieren und einzuladen.