Russische Angriffe auf die Ukraine: Wohlfeile Worte aus dem Westen
Russland greift erbarmungslos ukrainische Städte an, unter den Opfern sind viele Kinder. An einem Frieden ist Putin nicht interessiert.
M indestens 35 Tote bei russischen Luftangriffen auf das Zentrum der nordukrainischen Stadt Sumy am vergangenen Sonntag und 19 ausgelöschte Leben durch russische Raketen auf ein Wohngebiet in Krywyj Rih vor neun Tagen: Angesichts des Grauens in der Ukraine, das mit Worten kaum noch zu beschreiben ist, überbieten sich führende westliche Politiker*innen mit Beileids- und Bestürzungsbekundungen.
Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz will erkannt haben, dass Russland seinen Angriffskrieg erbarmungslos fortsetze, Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni spricht von einer „schrecklichen und feigen“ Attacke. Sogar US-Präsident Donald Trump, der seinem vollmundig angekündigten „Friedensdeal“ keinen Zentimeter näher gekommen ist, lässt sich wenigstens dazu herab, den Krieg als „schreckliche Sache“ zu bezeichnen.
Für derartige Einlassungen, die vor allem Hilflosigkeit ausdrücken, kann sich die Ukraine nichts kaufen, geschweige denn auch nur ein einziges Leben retten. Und sie wirken wohlfeil. Denn klar ist: Russlands Präsident Wladimir Putin hat an einem Waffenstillstand oder Friedensschluss nicht das geringste Interesse. Stattdessen gilt es, die Auslöschungsfantasien des Kreml in die Tat umzusetzen gemäß dem Grundsatz: Wehret den Anfängen! Weshalb unter den Opfern, wohl nicht zufällig, immer wieder Kinder sind. Die in diesem Zusammenhang gebetsmühlenartig geäußerte Behauptung, das eigentliche Angriffsziel seien ukrainische Militärs gewesen, ist schlichtweg infam.

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Hat der Westen diesem Wahnsinn etwas entgegenzusetzen? Die USA sind, folgt man ihrem Diplomaten Steve Witkoff, bereit, Putin alle Ukrainer*innen der vier bislang nur teilweise besetzten Gebiete zum Fraß vorzuwerfen. Und Kyjiws europäische Verbündete? Stehen nackt da. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will Moskau zu einem Waffenstillstand zwingen. Aber wie? Alles in allem: Es ist ein Trauerspiel. Für die Menschen in der Ukraine ist es eine Katastrophe, zu der jeden Tag eine neue hinzukommt.
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