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Mädchen und NaturwissenschaftenNiemand muss Angst vor Mathe haben

Wo Mädchen noch immer in der Minderheit sind: Klara (12) geht auf ein Gymnasium mit Schwerpunkt Mathe und Naturwissenschaft.

Sie hat Spaß an Zahlen Foto: McPhoto/imago

An den meisten naturwissenschaftlichen und mathematisch orientierten Schulen sind deutlich mehr Jungs als Mädchen. Genau so wie an meiner Schule. Wir haben 20 Jungs und 10 Mädchen in der Klasse, wobei es manchmal schwer ist sich durchzusetzen.

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Der Mangel an Mädchen liegt natürlich nicht daran, dass wir weniger intelligent sind, sondern weil sich einfach mehr Mädchen für andere Dinge wie Sprachen oder Musik interessieren.

Oft ist es so, dass sich Jungs für andere Sachen interessieren als Mädchen und wir deshalb manchmal überstimmt werden. Ob das nun ungerecht ist oder nicht, kann man nicht so genau sagen, da natürlich auch Mädchen die selbe Meinung haben können wie Jungs.

Aber im Unterricht sind es eigentlich immer Jungs die besonders laut sind. Dadurch kriegen wir manchmal mehr Hausaufgaben oder machen eine Sache doch nicht, weil die Jungs eben zu laut waren, auch wenn wir nichts gemacht haben. Natürlich machen das nicht alle Jungs, aber trotzdem ein Großteil.

Wir Mädchen halten gut zusammen

Weil es an meiner Schule so wenige Mädchen sind, hat eine Schülerin vor einigen Jahren den Marie-Curie-Tag erfunden. Marie Curie war eine Chemikerin und Physikerin, die zwei Nobelpreise gewonnen hat. An diesem Tag, der nach der Wissenschaftlerin benannt wurde, werden Mädchen, die von der Grundschule auf unser Gymnasium wechseln wollen, sich aber nicht sicher sind, ermutigt, auf unsere Schule zu kommen, damit es mehr Mädchen werden.

Und das scheint bis jetzt auch ganz gut zu klappen. Mir ist aufgefallen, dass in der neuen fünften Klasse schon viele Mädchen sind, so dass es einen guten Ausgleich gibt. Natürlich sind es immer noch mehr Jungs. Aber ich habe das Gefühl, dass es sich mehr ausgleicht.

Die Mädchen aus meiner Klasse und ich halten ziemlich gut zusammen. Wir helfen uns gegenseitig und sind eigentlich alle mit einander befreundet. Man ist natürlich nicht mit allen gleich eng befreundet, aber wir verstehen uns alle super miteinander. Zu bestimmten Feiertagen organisieren wir auch manchmal Dinge, wie zum Beispiel an Weihnachten. Wir machen an Weihnachten immer mit der ganzen Klasse ein Klassenwichteln, aber wir Mädchen machen uns auch nochmal ein extra Mädchenwichteln, da wir dabei unsere eigenen Regeln machen können und es uns einfach Spaß macht.

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Fußbälle, Schüsse, Tore – ein normales Jungsding oder? In meiner Klasse nicht. Ein paar von uns Mädchen spielen in der Frühstücks- oder Hofpause auch gerne Fußball, wobei die Jungs erst nicht wollten das sie mitspielen. Jetzt, da das schon zwei Jahre geht, haben sie die Mädchen akzeptiert und lassen sie immer mitspielen.

Man kann es mit Jungs aushalten

Es ist schon ein bisschen komisch an einer Schule zu sein, wo so viele Jungs sind, aber so dolle stört es mich eigentlich auch nicht. Ja, ich meine, Jungs können nervig sein, aber man kann es mit ihnen aushalten. Als ich nach der vierten Klasse auf das Gymnasium wechselte, wusste ich, dass dort viel mehr Jungs als Mädchen sein werden. In meiner Grundschulklasse waren wir ungefähr zur Hälfte aufgeteilt und ich konnte mir anfangs nicht vorstellen, wie es sein würde.

Jeden Monat wird bei uns ein neuer Sitzplan festgelegt. Jeder kann dann auf einen Zettel schreiben, neben wem er gerne sitzen würde und neben wem nicht. Mein Klassenlehrer sammelt diese Zettel dann ein und erfüllt unsere Wünsche, oder auch nicht. Das ist immer Zufallssache. Dabei muss aber ein Mädchen neben einem Jungen sitzen, obwohl dann immer noch Jungs neben Jungs sitzen. Natürlich verstehen sich auch nicht alle Jungs aber trotzdem finde ich es etwas unfair. Ich mag es nicht neben einem Jungen zu sitzen. Nicht weil ich sie alle hasse, sondern weil ich mich einfach nicht so richtig mit ihnen verstehe. Manche sind auch laut oder nehmen den ganzen Tisch ein.

Da meine Schule einen Schwerpunkt auf Mathematik und Naturwissenschaften hat, haben wir nicht nur viel Mathe-, Physik- und Biologie-Unterricht, sondern auch viele Wettbewerbe. Wir haben zum Beispiel die Matheolympiade, den Känguru Wettbewerb und den Informatik-Biber. Immer im Dezember haben wir auch noch Mathe und Physik im Advent, was wie ein Adventskalender funktioniert. Dort macht man jeden Tag ein Experiment oder eine Matheaufgabe und muss die richtige Lösung ankreuzen. Das ist eigentlich ganz cool, aber es ist manchmal ein bisschen blöd da man jeden Tag diese Aufgaben machen muss.

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Kein Mädchen sollte Angst haben

Auch wenn es so viel mehr Jungs an mathematischen und naturwissenschaftlichen Schulen sind, finde ich kein Mädchen sollte Angst haben dort hin zu gehen. Ich habe mich auch getraut und jetzt bin ich eigentlich sehr glücklich da. Natürlich ist es schwerer als die Grundschule, aber ich mag meine neue Klasse eigentlich, auch wenn dort so viele Jungs sind. Es wäre schön wenn sich ein paar mehr Mädchen ermutigt fühlen, vielleicht durch diesen Text oder etwas anderes, auf eine solche Schule zu gehen.

Ob ich, wenn ich mit der Schule fertig bin, etwas mit Mathe, Bio oder Physik machen möchte, weiß ich noch nicht so genau. Ich mag auch Englischunterricht oder malen. Vielleicht mache ich einfach beides.

Klara, 12 Jahre

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8 Kommentare

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  • Das Narrativ "Frauen können keine Mathe" sind lange, lange widerlegt und das jetzt noch immer vor sich her zu tragen macht es nicht besser.

    Ich will garnicht die vielen Frauen aufzählen die der Menschheit in der Wissenschaft unschätzbare Dienste erwiesen haben.

    Als Beispiel seien hier nur die "Computer" genannt, die in der vorelektronischen Zeit unzählige Rechenoperationen durchgeführt haben. Diese Computer bestanden aus Großraumbüros (Rechnersälen) in denen viele viele Frauen saßen und von Hand bzw auf Papier komplizierteste Berechnungen durchgeführt haben - die ihnen von den Männern reingereicht wurden.

    Sie wie man heute in den Taschenrechner tippt "7 WURZEL 62748517" hat man damals halt die Aufgaben zur Lösung an diese Rechnersäle gegeben.

    Und es war natürlich kein Zufall, dass dort vorwiegend Frauen gearbeitet haben. Die waren nämlich schneller und zuverlässiger als ihe männlichen Kollegen.

    • @Bolzkopf:

      Das zuverlässige Tippen langer Zahlenkolonnen in mechanische Rechenmaschinen ist wirklich keine Mathematik, sondern die gleiche Qualifikation wie die an alten Supermarktkassen. Wie sie selber schreiben - die algorithmischen Rechenschritte wurden von den (männlichen) Mathematikern vorgegeben. Dieses Beispiel hat mit der Fähigkeit von Frauen zur Durchdringung der Mathematik (von der ich fest überzeugt bin) nichts zu tun und ist definitiv nicht zielführend.

  • Seit 2020/2021 sind mehr als die Hälfte der Studierenden Frauen.



    Seit 3 Jahren stellen Frauen mehr als 50% der Studierenden in Mathematik und Naturwissenschaften.



    Das ist am Beispiel BaWü (www.statistik-bw.d...teilungen/2022021)

    Solche Artikel sind also kaum mehr nötig... 😉 Einfach alle Geschlechter motivieren was möglichst technisches und komplexes zu studieren, um die Probleme der Welt zu lösen...

  • Mädchen sind natürlich nicht dümmer, ganz im Gegenteil. Bei uns waren Mädchen immer die besseren Schülerinnen was die Zensuren anging. Mädchen waren einfach fleißiger, haben immer ihre Hausaufgaben gemacht wo wir Jungs nur Schabernack im Kopf hatten.



    Warum Mädchen in Mathe, Physik und co weniger vertreten sind habe ich mir auch immer nur mit den Interessen erklärt.



    Wir Jungs liebten es einfach Dinge auseinander und wieder zusammen zu bauen - Motor, Lampe, Siphon - selbst heute noch wird bei mir erst ein Handwerker gerufen wenn ich es vorher endgültig 'kaputtrepariert' habe...😂



    Im Studium hingegen waren wir Männer zu meinen Zeiten erfolgreicher, nicht weil wir da dann intelligenter waren, aber die Mädels versuchten immer jeden noch mit durchzuziehen, wogegen wir Jungs nach dem Motto 'nur die Harten kommen in Garten' auf uns selbst fokussiert waren.



    Diese Prämisse erlebe ich bis heute in der Arbeitswelt - in der Wirtschaft ist das für mich bis heute eine Tugend, in sozialen Berufen würde ich es als Unding bezeichnen.



    Alles hat seine Berechtigung, wir brauchen Ellbogen und Feingefühl - es kommt immer darauf an WO man wirkt.

    • @Farang:

      Naja, ich will die andere Seite der Medallie mal anspreche denn Mädchen werden nicht selten von den LehrerINNEN durchaus mehr gefördert als die Jungens. Das geschieht gar nicht mal bewusst oder mit Absicht.



      Es ist eher ein BIAS (oder Bonus :-) ähnlich wie z.B. Akademikerkinder ihn geniessen.

      • @Bolzkopf:

        Das was sie bezüglich der Akademikerkinder ansprechen ist in der Tat ein Problem.



        Keine Ahnung ob es immer noch so ist, nur eins unserer drei Kinder wurde komplett in Deutschland beschult und auch das ist schon eine ganze Weile her, aber da war es tatsächlich auch so, dass von Seiten der Lehrkräfte überhaupt nie bezweifelt wurde, dass sie aufs Gymnasium gehen soll...



        Nach dem Motto Kleider machen Leute oder eben soziale Herkunft öffnet Türen - das ist eine Unart und da wird nüchtern gesagt auch ein Potential verschenkt bzw verwehrt, wie man es sich nicht leisten kann und auch auch einfach nicht darf 🤷‍♂️😐



        Unsere zwei älteren wurden komplett in Asien beschult, Singapur vor allem - ich bin ein Freund des dortigen Systems von Schuluniformen, das hat zum einen soziale Spannungen unter den Kindern meiner Meinung nach von Anfang an einen gewissen Riegel vorgeschoben aber auch natürlich Lehrer eher nur das Kind als den Habitus drumherum betrachten lassen.

    • @Farang:

      "Warum Mädchen in Mathe, Physik und co weniger vertreten sind habe ich mir auch immer nur mit den Interessen erklärt."

      Stimmt ja glücklicherweise auch nicht mehr. Die taz suggeriert das zwar, die Zahlen beweisen aber das Gegenteil. Siehe mein Post von oben.



      Und Wenn es das Interesse wäre: da wäre ja nichts schlimmes dran...

  • Du schaffst das, Klara. You'll make it, I swear!