Susanne Knaul übrigens: Trump, Palivada und Villen mit Meerblick
Jetzt verstehe einer die Empörung über US-Präsident Donald Trump. Selbstsüchtig? Brutal? Verrückt? Sein Vorschlag für eine Befriedung in Nahost beweist das genaue Gegenteil: „Make Gaza beautiful again!“ Der schmale Küstenstreifen soll die Riviera des Nahen Ostens werden. Geniale Idee. Die Immobilienpreise in Gaza sind derzeit stabil im Keller, noch günstiger ist, dass weite Teile zerstört sind. So kann Trump, der unbestreitbar etwas von Immobilien versteht, ganz nach seinen Vorstellungen gestalten: Villen mit Meerblick, Golfplatz, eine private Strandpromenade mit einer Perlenkette von Pools für AnwohnerInnen. Jeder wird verstehen, dass diese schöne Zukunft natürlich nicht mit den PalästinenserInnen funktioniert. Schließlich sind die derlei Luxus nicht gewöhnt. Hand aufs Herz: Für die PalästinenserInnen wäre ein Neuanfang in einem der Flüchtlingslager in Jordanien oder im Libanon viel besser. Da wären sie dann wieder mit Ururoma und Ururopa vereint, die vor 75 Jahren dorthin gezogen sind. Oder warum nicht nach Syrien, wo es jetzt wieder friedlich sein soll? Der neue Chef in Damaskus hat sicher nichts gegen ein paar hunderttausend NeubürgerInnen aus dem gebeutelten Süden, die Erfahrungen mitbringen im Wiederaufbau zerbombter Wohnviertel.
Und was soll das Gerede von einer zweiten Nakba. Ehrlich, ich kann das nicht mehr hören. Nakba, Nakba – das klingt, als hätte sich eine Ente verschluckt. Nach den vergangenen Monaten kann man als Palästinenserin doch nur froh sein, wenn der Abstand zur israelischen Armee recht groß ist. Damaskus und Beirut reicht da noch kaum. Selbst in Teheran ist man neuerdings vor den Israelis nicht mehr sicher. Dann doch am besten gleich nach Amerika. Und zwar mit einem Landtausch. Ein paar zehntausend AmerikanerInnen machen es sich am Mittelmeer gemütlich und die Leute aus Gaza kriegen ein ähnlich großes Stück Land in Nevada, in der Wüste. Trockene Zeiten sind die schließlich gewohnt. Vielleicht ist dort auch noch Platz für die Leute aus dem Westjordanland.
Susanne Knaul
ist Redakteurin im taz-Meinungsressort und war von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
Natürlich müsste man einen robusten Zaun um „Palivada“ – ein wirklich schöner Name, finde ich – bauen. Die Menschen aus dem Gazastreifen sind es ja nicht anders gewohnt. Wenn dann auch noch ein paar Aufklärungsdrohnen über das Gebiet fliegen, dann werden sich die PalästinenserInnen dort im Nu wie zu Hause fühlen. Salam alaikum – Friede sei mit euch.
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