Stellenabbau bei Thyssenkrupp: Auf dem Rücken der Beschäftigten
Soll die Transformation sozialverträglich oder raubtierkapitalistisch sein? Was bei Thyssenkrupp passiert, ist die Blaupause für andere Unternehmen.
![Mitarbeiter des Werkes von Thyssenkrupp Steel stehen vor dem Gebäude während einer Unterbrechung der Betriebsversammlung Mitarbeiter des Werkes von Thyssenkrupp Steel stehen vor dem Gebäude während einer Unterbrechung der Betriebsversammlung](https://taz.de/picture/7383250/14/37104784-1.jpeg)
D as Management von Thyssenkrupp will in der Stahlsparte des Konzerns in großem Stil Arbeitsplätze abbauen. 5.000 Stellen sollen gestrichen, 6.000 ausgelagert werden. IG Metall und Betriebsrat betrachten diese Pläne mit Recht als Kampfansage. Den Beschäftigten ist zu wünschen, dass sie sich erfolgreich gegen diese Pläne wehren können. Die Neuwahlen kommen gerade richtig für die Stahlkocher:innen. Jetzt werden sie mehr Gehör finden als in anderen Zeiten.
Wie beim Autobauer Volkswagen hat auch der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp keine Probleme, trotz Krise Dividenden an Aktionär:innen auszuschütten – anstatt das Geld für die nötige Modernisierung und Bewältigung der Misere zu verwenden. Die schleppende Konjunktur, hohe Energiekosten und strukturelle Umbrüche machen Thyssenkrupp zu schaffen – wie vielen anderen Unternehmen auch. Gleichzeitig wird Thyssenkrupp vom Management und den Anteilseigner:innen rücksichtslos ausgepresst, die Krise soll allein auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.
Das macht nicht nur die Mitarbeiter:innen wütend. Diese Form der Umverteilung von unten nach oben in großen Industrieunternehmen ist empörend. Das muss zum großen öffentlichen Thema werden. Denn dahinter steht die Frage, wie der klimagerechte Umbau der Industrie in Deutschland aussehen wird: sozialverträglich oder raubtierkapitalistisch? Was bei Thyssenkrupp passiert, ist die Blaupause für viele andere Unternehmen. Der Konzern gehört zu den Vorzeigeunternehmen der industriellen Transformation.
Der Staat fördert den Umbau für die Produktion von grünem Stahl mit viel Geld. Das ist richtig, die Industrie braucht Leuchttürme – aber eben nicht nur technische, sondern gerade auch sozialpolitische. Trotz des Jobabbaus will das Management an dem Projekt festhalten. Aber: Milliarden an Förderung einstreichen und Jobs in großem Stil abbauen, verträgt sich nicht. Steckt der Staat Geld in das Unternehmen, muss er die Bedingung stellen, auf den Kahlschlag zu verzichten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören