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EU-Zölle auf chinesische E-AutosSchutz oder Schaden?

Auf elektrische Fahrzeuge aus China sind nun Zölle in Kraft. Die Meinungen über den Nutzen für die hiesige Autoindustrie gehen auseinander.

Unverhüllte Konkurrenz: Der chinesische Autobauer BYD präsentiert auf der Pariser Automesse 2022 sein damaliges Modell Foto: Michel Euler/ap

Aus China importierte E-Autos werden möglicherweise bald deutlich teurer. Zum Beispiel Fahrzeuge des Unternehmens SAIC könnten hierzulande etwa 40.000 Euro statt bisher 30.000 Euro kosten. Ob es wirklich so kommt, hängt jedoch von den Reaktionen aus China auf die neuen, höheren Einfuhrzölle ab, die die Europäische Kommission am Mittwoch in Kraft gesetzt hat.

„Die Zölle sind legitim und gerechtfertigt“, sagte Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). „Aber ob sie der deutschen Wirtschaft mehr nutzen oder schaden, weiß man wegen der angedrohten Gegenmaßnahmen heute noch nicht.“

Gegen den Willen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der Vorstände von BMW, Daimler, Volkswagen und des Automobilverbandes hat EU-Vizepräsident Valdis Dombrovskis Ausgleichszölle für aus China in die EU eingeführte Elektrofahrzeuge festsetzen lassen. Diese Zölle sollen die staatlichen Subventionen ausgleichen, die die Hersteller in China erhalten, um ihre Produkte unter anderem in Europa billiger verkaufen zu können.

Für E-Autos von SAIC beträgt der Aufschlag demnach 35 Prozent, für Geely 19 Prozent, für BYD 17 Prozent. Die Höhe unterscheidet sich je nach den erhaltenen Subventionen. Die neuen Zölle werden auf den ohnehin geltenden EU-Einfuhrzoll von zehn Prozent aufgeschlagen. Das gilt auch für europäische Hersteller wie BMW oder Volkswagen, die in China etwa den elektrischen Mini oder den Cupra Tavascan mit Subventionen fertigen und in die EU importieren. Vermutlich deshalb sind viele deutsche Autohersteller gegen den Zoll.

Arbeitsplätze in Europa schützen

„Der Druck durch künstlich verbilligte chinesische E-Autos auf den europäischen Markt steigt momentan“, erklärte hingegen IW-Ökonom Matthes. Deren Marktanteil ist nach EU-Angaben schnell auf bereits 14 Prozent gewachsen. „Den Druck will die EU-Kommission mit den Ausgleichszöllen reduzieren und den hiesigen Herstellern so Zeit verschaffen, um selbst konkurrenzfähige elektrische Klein- und Mittelklassewagen anzubieten.

Solche Modelle gibt es bisher zu wenige. So kommt der elek­trische ID.2 von Volkswagen für unter 25.000 Euro wohl erst 2026 auf den Markt.

Die EU-Kommission will Hunderttausende Auto-Arbeitsplätze in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und weiteren europäischen Staaten schützen und verhindern, dass das Zukunftsprodukt E-Auto später vornehmlich aus Asien importiert wird. Dafür nimmt Brüssel in Kauf, dass die Zölle jetzt auch die ausgelagerte Fertigung hiesiger Hersteller in China treffen.

Währenddessen fürchten manche Konzerne die Gegenreaktion von dort. „Vor allem die deutschen Autohersteller haben Angst, dass die chinesische Regierung den überschaubaren Export ihrer großen Verbrennerfahrzeuge nach China verteuert oder gar den ungleich wichtigeren Absatz in China erschwert, wo sie große Stückzahlen produzieren“, sagte Matthes.

Kommen jetzt Gegenzölle?

Wie die chinesische Regierung antwortet, ist aber bisher nicht klar. Einstweilen hat sie eine Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WHO) eingereicht. „China ist mit der Entscheidung nicht einverstanden und akzeptiert sie nicht“, erklärte das Handelsministerium in Peking in Bezug auf die Zölle. Im Raum stehen auch Gegenzölle auf europäische Produkte wie Branntwein, Schweinefleisch und Milch. Allerdings laufen die Verhandlungen weiter. Die EU könnte die Zölle zurücknehmen oder verringern, wenn die chinesischen Hersteller die Verkaufspreise ihrer Fahrzeuge anheben, um die Subventionen selbstständig zu neutralisieren.

Damit weiß man bisher auch nicht genau, um wie viel die Preise chinesischer Elektrofahrzeuge bei hiesigen Händlern steigen. Ohnehin zwingt niemand die Importeure, den höheren Zoll an die Käu­fe­r:in­nen weiterzugeben. Die chinesischen Unternehmen könnten auch akzeptieren, dass ihre schätzungsweise sehr auskömmliche Gewinnmarge geringer ausfällt.

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2 Kommentare

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  • Zitat "Die chinesischen Unternehmen könnten auch akzeptieren, dass ihre schätzungsweise sehr auskömmliche Gewinnmarge geringer ausfällt."

    Die deutschen Unternehmen können das nicht, siehe Volkswagen : Gewinnmarge immer noch auskömmlich und trotzdem Massenentlassungen.

    Abgesehen von diesem aktuellen Missmanagement hat Volkswagen auch eine negative Bilanz in Bezug auf Massenbereitstellung abgasarmer Fahrzeuge: Das CO2-Senkungswunder der Ära des "Autokanzlers" Schröder, das 3-Liter-Auto, brauchte in Wahrheit 3,5+ Liter pro 100 km. Aber nicht das war das Aus für diesen verbrennerbasierten Weg zur Erreichung der Klimaziele, sondern die Tatsache, dass das Sondermodell des VW Lupo aus teuren Materialien zu teuer für die Massen war. Und vor allem, weil sich VW nicht ein zweites besseres billigeres Modell ausdachte zum Benzinsparen.

    Nun sind wieder Grüne an der Regierung, das 3-Liter-Auto längst vergessen, und das Klimaziel wird mittels Elektromobilität angestrebt. Elektro-VWs scheinen wieder mal zu teuer zu sein. Verbunden mit Unsicherheit, ob E-AutofahrerInnen genügend Ladesäulen an längeren Strecken finden. Und VW hat wieder keine günstigen E-Fahrzeugpreise als schlagendes Argument!

  • Herr Koch, Ihr letzter Absatz: "....schätzungsweise sehr auskömmliche Marge..." woher kommt diese Schätzung? Zudem dachte ich, dass die laut EU Dumping Preise machen. Also auch VW mit Autos die jetzt aus China reinkommen gutes Geld verdient. Ist das so? Dann wäre ja die Frage ob die Staatsregierung in China tatsächlich (deutsche) Gewinnmargen sponsort? Wer eigentlich bekommt die Zolleinnahmen? Die EU, anteilig die Mitgliedstaaten wo die Autos verkauft werden?



    Für mich ist das alles nicht plausibel und riecht nach blankem Protektionismus. Wäre mal gut das umfassend zu recherchieren,