Angekündigte US-Zölle: Trumps Pläne könnten Jobs in Deutschland gefährden
Um die Folgen von drohenden US-Zöllen abzufedern, sollten Bundesregierung und EU die eigene Produktion stärken, sagt Ökonom Sebastian Dullien.
Die Wiederwahl von US-Präsident Donald Trump dürfte negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben. Davor warnt der Ökonom Sebastian Dullien. Zu den Folgen könnte ein Anstieg der Arbeitslosigkeit gehören, vor allem Menschen in der Industrie könnten ihren Job verlieren, so Dullien, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung.
Deutschland erzielt gerade in den Branchen Maschinenbau, Pharmaindustrie und Automobilität große Gewinne durch das Exportgeschäft. Die USA sind das wichtigste Abnehmerland. „Deshalb würde es die deutsche Wirtschaft hart treffen, wenn Trump wie angekündigt Zölle von mindestens 10 Prozent auf amerikanische Importe erhebt“, sagt Dullien. Er geht davon aus, dass deutsche Produkte in den USA dann deutlich weniger nachgefragt würden, weil die Unternehmen sie zu höheren Preisen anbieten müssten. Dann hätten die deutschen Unternehmen weniger Gewinne, Stellenabbau sei die Folge.
Die US-Zölle hätten auch indirekt einen negativen Effekt auf die deutsche Wirtschaft: „Wenn zum Beispiel lateinamerikanische Unternehmen wegen der Zölle weniger in die USA verkaufen, steigt als Konsequenz in ihren Ländern die Arbeitslosigkeit“, erklärt Dullien. Dadurch gäbe es auch dort weniger potenzielle Käufer deutscher Produkte. Das ließe sich auf jede Region übertragen.
Keine Annäherung von China und Europa erwartet
Setzt Trump seine Zollpolitik wie angekündigt um, sind davon insbesondere chinesische Produkte betroffen. Das könnte einen Zollsatz von 60 Prozent auf diese Waren bedeuten, sagt Dullien. Als Reaktion sei damit zu rechnen, dass auch China Zölle auf US-Produkte erhebe. „Das würde zu einem Handelskrieg führen, der das globale Wachstum senkt“, so der Ökonom. Auch das hätte negative Folgen für die deutsche Wirtschaft.
Dass Europa und China ihre Handelsbeziehungen intensivieren, wenn sich die USA durch Zollerhöhungen abschotten, hält der Ökonom für unwahrscheinlich: „Ich gehe eher davon aus, dass China weiterhin durch Subventionen die Produktion im Inland fördert und versucht, einen weitestgehend in sich autarken Markt zu bilden.“ China wolle außerdem nicht auf Produkten, die das Land aktuell an die USA verkauft, sitzenbleiben. Deshalb sei davon auszugehen, dass „chinesische Waren bald den europäischen Markt zu günstigen Preisen fluten“, sagt Dullien.
Mit Investitionen das Schlimmste verhindern
Um den Schaden zu begrenzen, sollten Bundesregierung und EU die eigene Produktion stärken: „Unsere Berechnungen zeigen, dass starke öffentliche Investitionen die Folgen der US-Zölle abfedern könnten.“ In Deutschland sei es sinnvoll, die Autoindustrie, insbesondere die Batteriefertigung und Massenproduktion günstiger Modelle, stärker zu unterstützen. „Eine Maßnahme könnte zum Beispiel ein Social-Leasing-Modell wie in Frankreich sein“, sagt Dullien. Bei diesem Modell bezuschusst der Staat das Leasing von in Europa hergestellten E-Autos für Menschen mit geringem Einkommen.
Doch auch die Hersteller müssten ihren Beitrag leisten: „Es darf nicht nur darum gehen, Unternehmen zu subventionieren, die Hersteller sollten auch in die Entwicklung investieren und dafür ein paar Jahre geringere Gewinne in Kauf nehmen“, fordert Dullien
Im September sind die Aufträge der deutschen Industrie trotz Krise deutlich gestiegen. Hier zeichne sich ein positiver Zykluseffekt ab, sagt Dullien. „Die Leute haben gespart und kaufen nun wieder und auch Unternehmen brauchen langsam neue Maschinen für die Produktion.“ Diese Entwicklung dürfte nun allerdings ausgebremst werden.
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