Lage in Sudan: Tatenloses Zusehen
Der internationalen Staatengemeinschaft ist klar: Die humanitäre Lage in Sudan ist dramatisch. Aber es wird nichts dagegen unternommen.
D ie Lage in Sudan ist hoffnungslos, aber sie wird nicht wirklich ernst genommen. Dieses niederschmetternde Fazit bietet sich nach der jüngsten UN-Sicherheitsratssitzung an, die am Montag ein Horrortableau zeichnete. „Das Leid wächst mit jedem Tag“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres und sprach von „unaussprechlichen Gräueltaten“. Sudans Zivilbevölkerung erlebe einen „Alptraum der Gewalt“, einen „Alptraum des Hungers“ und einen „Alptraum des Zusammenbruchs“. Nötig sei jetzt „entschlossenes Handeln“, mit einem sofortigen Ende der Kampfhandlungen und einem unbeschränkten Zugang für humanitäre Hilfe. Die anderen Redner schlossen sich dem vorbehaltlos an.
Was geschieht nun? Nichts. Dabei legte zeitgleich der UN-Menschenrechtsrat in Genf die Ergebnisse einer ausführlichen Untersuchung über Verbrechen in Sudans Krieg vor. Massenvergewaltigungen, sexuelle Versklavung, Menschenhandel – nichts lassen die UN-Experten aus, und sie fordern die dringende Entsendung von Schutztruppen zum Schutz der Zivilbevölkerung vor den Kriegsparteien. Auch hier kann man sich sicher sein: Nichts dergleichen wird geschehen.
Die internationale Staatengemeinschaft schaut ungerührt zu, wie sich in und um Sudan die größte humanitäre Krise der Welt entwickelt und ein riesiges Land komplett zerfällt. Von wem soll man denn „entschlossenes Handeln“ erwarten? Von den USA in der Schlussphase eines Wahlkampfes, der möglicherweise in einer Woche nur neuen Horror hervorbringt? Von einem Europa, das nur noch um sich selbst kreist und den Rest der Welt möglichst von sich fernhalten möchte? Von Russlands Putin-Terrorregime, das in verschiedenen afrikanischen Ländern Söldner als Täter übelster Verbrechen stationiert hält?
Das Allermindeste wäre jetzt ein sichtbar erhöhtes Engagement aufseiten jener, die aus Sudan fliehen – und jener, die in Sudan auf verlorenem Posten für das Überleben der Menschen eintreten. Auch wenn die Welt insgesamt untätig bleibt. Die große Lösung ist nicht in Sicht. Aber Menschenleben retten beginnt im Kleinen.
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