+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Mädchenschule bei Angriff verwüstet

Durch israelische Luftattacken starben wohl dutzende Menschen im Gazastreifen. Derweil drängen die USA Israel weiter zu einem Deal mit der Hamas.

Eine Frau sammelt Klamotten aus den Trümmern eines Hauses

Eine Frau sammelt im Flüchtlingslager Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens Gegenstände aus den Trümmern eines durch einen israelischen Luftangriff zerstörten Gebäudes Foto: Marwan Dawood/dpa

Angriff in Deir al-Balah galt Hamas-Kommandobasis

Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sollen Dutzende Menschen getötet worden sein. Am Samstag wurde unter anderem eine Mädchenschule in Deir al-Balah getroffen, in der Vertriebene untergebracht waren. Mindestens 30 Menschen wurden von dort in das Al-Aksa-Krankenhaus gebracht und für tot erklärt. Journalisten der Nachrichtenagentur AP sahen in der Nähe des Krankenhauses einen Rettungswagen durch eine staubige Straße rasen.

Im Schulgebäude waren Klassenzimmer verwüstet. Menschen suchten unter den Trümmern nach Opfern, einige sammelten Überreste von Toten ein. Das Gesundheitsministerium der militant-islamistischen Hamas teilte mit, bei weiteren Angriffen seien am Samstag mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen.

Das israelische Militär berichtete, der Angriff, bei dem die Schule getroffen wurde, habe einem Kommando- und Kontrollzentrum der Hamas gegolten, in dem Waffen gelagert und Anschläge geplant worden seien. Zivilschutzarbeiter im Gazastreifen sagten, in der Schule hätten Tausende Menschen Zuflucht gesucht. (dpa)

Irritationen vor Gesprächen zur Waffenruhe

Am (morgigen) Sonntag sollen Vertreter der USA, Ägyptens, Katars und Israels in Italien über die laufenden Verhandlungen für die Freilassung von Geiseln und eine Waffenruhe sprechen. Dabei wird ein Treffen des Direktors des US-Auslandsgeheimdiensts CIA, Bill Burns, mit dem katarischen Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, dem Direktor des israelischen Geheimdiensts Mossad, David Barnea, und dem ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel erwartet, wie aus Kreisen der Regierungen von USA und Ägypten verlautete.

US-Regierungsvertreter sagten am Freitag, Israel und die Hamas seien sich beim Rahmen für das Drei-Phasen-Abkommen einig, über das nachgedacht wird. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte aber in seiner Rede vor dem US-Kongress am Mittwoch an, er werde den Krieg so lange fortführen, bis Israel den „totalen Sieg“ errungen habe.

Ein Sprecher des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas im Westjordanland nahm den Angriff auf die Schule am Samstag zum Anlass, die Netanjahu-Rede zu verurteilen. Der Empfang, den Netanjahus Anhänger in den USA diesem bereitet hätten, komme einem „grünen Licht“ gleich, um die israelische Offensive im Gazastreifen fortzusetzen, sagte Nabil Abu Rudeineh. „Jedes Mal, wenn die Besatzung eine Schule bombardiert, in der vertriebene Menschen untergebracht sind, erleben wir nur einige Verurteilungen und Anprangerungen, die die Besatzung nicht dazu zwingen werden, ihren blutigen Angriff zu stoppen“, sagte er. (dpa)

Israel ordnet weitere Evakuierung von Chan Junis an

Im Gazastreifen hat die israelische Armee am Samstag eine neue Evakuierungsaufforderung ausgegeben. Die Armee wies die Bewohner weiterer Teile der Stadt Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets an, sich „vorübergehend in die angepasste humanitäre Zone in al-Mawasi“ zu begeben. Zuvor hatten die israelischen Streitkräfte in Chan Junis die Leichen von fünf israelischen Geiseln aus Hamas-Tunneln geborgen und weitere Einsätze in dem Gebiet angekündigt.

Es die zweite Anpassung der humanitären Zone innerhalb einer Woche. Am Montag hatte die Armee erklärt, sie sei „im Begriff, gewaltsam gegen die terroristischen Organisationen vorzugehen“, und rufe daher die Bevölkerung in den östlichen Vierteln von Chan Junis auf, „sich vorübergehend zurückzuziehen“. „Zu diesem Zeitpunkt wird die humanitäre Zone angepasst“, hieß es. Weiter erklärte die Armee, sie werde alles tun, um weiteren Raketenbeschuss auf Israel aus dem Gebiet unterbinden.

Anfang des Jahres hatte Israel in Chan Junis einen monatelangen Einsatz begonnen. Weite Teil der Stadt wurden zerstört, zehntausende Menschen flohen in das als humanitäre Zone ausgewiesene Gebiet al-Mawasi. Nach UN-Angaben haben die Evakuierungsanordnungen und die „verschärften Kämpfe“ die Hilfsmaßnahmen „erheblich erschwert“. Die Vereinten Nationen warnen seit Monaten vor „katastrophalen Bedingungen“ hinsichtlich Wasserversorgung und Hygiene. (afp)

Verhandlungen über Gaza-Abkommen gehen in Rom weiter

Die USA drängen Israel zu einem raschen Abschluss eines Waffenruhe- und Geiselabkommens im Gaza-Krieg – die derzeit stockenden Verhandlungen darüber sollen am Sonntag in Rom weitergehen. „Ich hoffe, dass wir eine Einigung erzielen werden“, sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Freitag (Ortszeit) nach einem Gespräch mit Ex-US-Präsident Donald Trump. Allerdings hatte Netanjahu zuletzt zusätzliche Forderungen erhoben, so dass unklar ist, ob seine Delegation bei den indirekten Gesprächen mit der islamistischen Hamas den nötigen Verhandlungsspielraum haben wird.

Die USA, Katar und Ägypten vermitteln bei den indirekten Gesprächen zwischen Israel und der Hamas. US-Präsident Joe Biden und seine Vize Kamala Harris hatten Netanjahu auf dessen US-Reise am Donnerstag bei Gesprächen zum raschen Abschluss eines Waffenruhe- und Geiselabkommens gedrängt. Die beiden Demokraten forderten Netanjahu zudem auf, mehr für den Schutz der notleidenden Bevölkerung im Gazastreifen zu tun. Das Verhältnis zwischen Biden und Netanjahu war zuletzt frostig.

Nach Ansicht der Vermittler, aber auch israelischer Verhandlungsteilnehmer, stellen Netanjahus Zusatzforderungen ein schwer überwindbares Hindernis für eine Einigung dar. Der israelische Regierungschef will unter anderem durchsetzen, dass israelische Truppen länger an strategischen Stellen des abgeriegelten Küstengebiets präsent sein dürfen. Die Hamas lehnt diese Forderungen ab und besteht auf einen – wie in einem Plan von US-Präsident Joe Biden vorgesehen – vollständigen Abzug der israelischen Truppen. (dpa)

Angeblicher Angriff der USA auf Flughafen im Jemen

Die USA und Großbritannien haben dem Huthi-nahen Fernsehsender Al-Masirah zufolge den von der Miliz kontrollierten Flughafen in der jemenitischen Hafenstadt Hudaida angegriffen. „US-amerikanisch-britische Streitkräfte haben einen Angriff auf den internationalen Flughafen von Hudaida ausgeführt“, teilte der Sender mit. Vonseiten der USA und Großbritanniens gab es dazu zunächst keine Stellungnahme.

Der Sender nannte keine weiteren Details zu dem Angriff auf den Flughafen, berichtete aber, dass sich dieser nur wenige Stunden nach einer ähnlichen Attacke auf die Insel Kamaran ereignet habe. Kamaran befindet sich am südlichen Ende des Roten Meeres. (dpa)

Trump trifft Netanjahu und nennt Rivalin Harris „respektlos“

Bei einem gemeinsamen Treffen haben der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu Einigkeit demonstriert – und sich gegen die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Kamala Harris gestellt. Besonders scharf äußerte sich Trump über seine mögliche Gegnerin im Rennen um das Weiße Haus: „Ich weiß nicht, wie jemand, der Jude ist, für sie stimmen kann, aber das bleibt jedem selbst überlassen. Aber meiner Meinung nach war sie auf jeden Fall respektlos gegenüber Israel.“

Netanjahu soll Berichten zufolge Trump um das Treffen in Florida gebeten haben. Netanjahu war zuvor in Washington und sprach dort vor dem US-Kongress. Außerdem traf er US-Präsident Joe Biden und dessen Vize Harris. Die beiden Demokraten forderten Netanjahu dazu auf, mehr für den Schutz der notleidenden Bevölkerung im Gazastreifen zu tun und einem Abkommen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln in der Hand der islamistischen Hamas zuzustimmen. Das Verhältnis zwischen Biden und Netanjahu war zuletzt frostig.

Harris hatte mit Blick auf die humanitäre Lage in Gaza nach ihrem Treffen mit Netanjahu gesagt: „Wir können angesichts dieser Tragödien nicht wegschauen. Wir können es uns nicht erlauben, angesichts des Leids gefühllos zu werden, und ich werde nicht schweigen.“ Sie habe in dem Gespräch mit Netanjahu ihre „ernste Besorgnis über das Ausmaß des menschlichen Leids im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht“. (dpa)

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