Wahl in Großbritannien: Gigantischer Triumph für Labour

Laut ersten Prognosen hat die oppositionelle Labour-Party die Parlamentswahl in Großbritannien klar gewonnen. Sie kann mit 410 der 650 Sitze im Parlament rechnen.

Der wohl künftige Premierminister Keir Starmer mit seiner Frau auf dem Weg zur Stimmabgabe am Donnerstag Foto: Claudia Greco/rtr

LONDON taz/dpa/rtr/ap/ | Die Labour-Partei hat die Parlamentswahlen in Großbritannien gewonnen. Der gemeinsame „Exit Poll“ der großen britischen TV-Sender gibt der bisherigen Oppositionspartei 410 der 650 Sitze im Unterhaus – mehr als doppelt so viele wie bei den letzten Wahlen 2019. Labour-Führer Keir Starmer wird damit am Freitag der nächste Premierminister des Vereinigten Königreichs.

Die bisher regierenden Konservativen rutschen demnach auf 131 Sitze ab, nur gut ein Drittel ihres Ergebnisses 2019. Nach ersten Prognosen haben zahlreiche Kabinettsminister ihre Direktmandate verloren, Premierminister Rishi Sunak aber behält voraussichtlich sein Parlamentsmandat.

Zweiter großer Verlierer ist die bisher in Schottland dominante Schottische Nationalpartei (SNP), die nur noch 10 der 56 schottischen Direktmandate hält. Damit sind ihre Ansprüche, auf der Grundlage eines guten Ergebnisses bei diesen Wahlen ein neues Unabhängigkeitsreferendum zu verlangen, voraussichtlich tot.

Die rechtspopulistische Partei „Reform UK“ von Nigel Farage erringt einen Achtungserfolg mit 13 Sitzen, mehr als weithin erwartet. Große Zugewinne werden auch den Liberaldemokraten zugeschrieben, die mit 61 Sitzen ihr bestes Ergebnisses seit 100 Jahren einfahren.

Schlechtestes Ergebnis seit 200 Jahren

Für die Konservativen wiederum ist es voraussichtlich das schlechteste Ergebnis seit fast 200 Jahren. Die siegreiche Labour-Partei bleibt knapp unter dem Rekordergebnis von Tony Blair beim Machtwechsel 1997, als Labour mit 418 Sitzen die Konservativen abgelöst hatte. Ersten Prognosen der Stimmanteile zufolge bleibt die Partei auch hinter den meisten Meinungsumfragen der vergangenen Wochen zurück und landet bei deutlich unter den vorhergesagten 40 Prozent.

Dennoch ist diese Wahl ein gigantischer Triumph für Labour und mehr noch eine verheerende Niederlage für die Konservative nach 14 Jahren an der Macht.

Eine ganze Reihe von Krisen und Skandalen hatte der seit 2010 regierenden Partei zugesetzt. Ende Mai hatte Sunak – angespornt durch gute Inflationszahlen – die Wahl für den 4. Juli an. So konnten die Briten am Donnerstag bis 23 Uhr ihre Stimme abgeben.

Die Wahl hätte spätestens bis Januar 2025 stattfinden müssen. Der frühere Wahltermin änderte aber nichts daran, dass Labour weiter die Umfragen dominierte, auch wenn Parteichef Starmer nicht als großer Charismatiker gilt.

Auszählung bis Freitag

Alle 650 Sitze im Unterhaus werden per Direktmandat vergeben. Die absolute Mehrheit im Unterhaus (House of Commons) beträgt 326 Sitze. Bei der bisher letzten Wahl 2019 hatten die Tories 365 Sitze gewonnen, Labour hatte 202 Mandate.

Die Wahlkreise werden noch bis zum Freitagmorgen ausgezählt. König Charles III. beauftragt den neuen Premierminister am Freitag offiziell mit der Regierungsbildung.

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