Borussia Dortmund und sein Sponsor: Einmal Champions League mit Schuss!

Rheinmetalls Engagement beim BVB ist ein guter Moment für Fans, einen anderen Fußball zu fordern. Genug erfolgreiche Vorbilder für Protest gibt es.

Dortmundfans im Stadion

Dortmund-Fans sind nicht glücklich mit dem Rüstungssponsor Foto: Thisse/dpa

Es ist kaum zu glauben, aber es gibt ihn tatsächlich: den BVB-Grundwertekanon. Da steht auf geduldigem Papier geschrieben: „Wir werden uns stets für das gesellschaftliche Gelingen einsetzen. Darunter verstehen wir ein Vereinsleben und eine Gesellschaft ohne Rassismus, Antisemitismus, LSBTI+-Feindlichkeit, Sexismus, Gewalt und Diskriminierung.“

Gegen Gewalt, aha. Trotzdem lässt man sich von einem Rüstungskonzern sponsern. Wie geht das zusammen? Anders gefragt: Wie kriegt BVB-Geschäftsführer Aki Watzke es zusammen, dieses Geld zu nehmen von einem Unternehmen, mit dessen Produkten auch Kinder getötet werden? Dass Rheinmetall Geld übrig hat, liegt an den aktuellen Kriegen. Und mit diesem Geld werden die Spieler bezahlt werden, die, nun ja, die Spitze angreifen sollen.

Aki Watzke und mit ihm der BVB sammelt gern die Brosamen vom Schlachttisch auf, und vor allem tut er das in einem Moment, in dem er wenig Gegenwind zu befürchten hat: Ohne große Diskussion, aber heimlich sehr gut vorbereitet, sickert die Information zufälligerweise durch, wenn der BVB sein wichtigstes Spiel der letzten elf Jahre spielt. Der Zynismus, mit dem Aki Watzke kurz vor seinem Rückzug aus dem Geschäft ohne öffentliche Diskussion diesen Deal durchziehen will, einfach nur, weil er Dollarzeichen in den Augen hat, muss backfiren, wenn man solche Selbstherrlichkeiten künftig verhindern will. Watzke hat selbst gesagt, dass er keine Social-Media-Accounts hat, weil möglicher Gegenwind ihm sein Dasein vergällen würde; aber im Stadion wird er sich einer Gegenreaktion nicht entziehen können.

Die gute Nachricht daran ist: Fanproteste wirken. Sie wirken noch immer und in den letzten Jahren stärker als früher. Die Kurve des FC Bayern hat trotz all der Differenzen potentiell übertünchenden Erfolge den Verein dazu gezwungen, sich mit der eigenen jüdischen Vergangenheit auseinanderzusetzen, und hat auch die Partnerschaft mit Qatar erschwert, bis sie nicht zuletzt wegen der Proteste auslief. Best practice in dieser Kategorie ist nach wie vor TeBe Berlin, das in einem Akt von närrischer Götterdämmerung den ungeliebten Hauptsponsor, der sich auch den Posten des Präsidenten erschlichen hatte, stürzen ließ: ein glorreicher Moment des deutschen Fußballs.

Diesem Beispiel zu folgen, sollte den Dortmunder Fans nicht schwerfallen; schließlich haben sie es nicht versäumt, immer wieder den Hoffenheimer Großsponsor Dietmar Hopp ins Fadenkreuz zu nehmen. Ideal wäre freilich, wenn Fernseh-Sportjournalisten die Spieler fragen würden, ob sie wissen, woher ihr Geld kommt. Es ist Fußball, da wird man ja wohl noch träumen dürfen.

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