Zu viele Grundschullehrkräfte: Den Schweinezyklus stoppen
Künftig mehr Lehrkräfte als nötig für Grundschulen: Der ständige Wechsel von Mangel und Überangebot ließe sich durch eine bessere Planung verhindern.
E ndlich mal wieder eine gute Nachricht für das notorisch unterversorgte Bildungssystem: Für die Grundschulen stehen bis zum Jahr 2035 fast 100.000 neu ausgebildete Lehrkräfte bereit – und damit exakt 45.800 mehr, als voraussichtlich benötigt werden. Das sagt eine Prognose der Bertelsmann-Stiftung voraus. Ein Lichtblick, ohne Frage. Denn in den vergangenen Jahren hatten vor allem auch die Grundschulen mit fehlendem Personal zu kämpfen. Gut, dass die Länder reagiert, die Studienplätze ausgebaut und auch das Einstiegsgehalt an das Gymnasium angepasst haben.
Zum Jubeln oder Schulterklopfen ist es aber zu früh. Denn wer glaubt, der Fachkräftemangel an Schulen ist damit bald überwunden, vergisst zweierlei: erstens die Bräsigkeit der für Bedarfsprognosen zuständigen Länder. Die Kultusministerkonferenz (KMK) jedenfalls geht in ihrer 2035-Planung von einem viel geringeren Überschuss – 6.300 Lehrkräfte – aus.
Die sinkenden Schüler:innenzahlen haben die Ministerien offensichtlich noch nicht in ihrer, ähm, vollen Dynamik auf dem Schirm. Im Dezember erst musste die KMK zugeben, dass ihre Berechnungen zuletzt oft nicht gerade seriös waren. Was also in der Wirklichkeit passiert und wie die Ministerien planen, sind leider zwei Paar Schuhe.
Zweitens stellt sich die Frage, was die Länder dann, wenn die Realität sie einholt, mit dem Zuviel an Fachkräften anstellen. Die Vorschläge, sie an Brennpunktschulen, in der Ganztagsbetreuung oder in der Mittelstufe einzusetzen, sind gut. Noch besser wäre es aber, wenn sich die Bildungspolitik endlich den seit Jahrzehnten ungebrochenen Wechsel von Mangel und Überangebot sparen würde.
Um den Schweinezyklus zu durchbrechen, muss endlich eine langfristige Planung her. Die Bildungsminister:innen sollten also heute eine Einstellungsgarantie für die künftigen Lehrkräfte aussprechen – am besten für alle Schularten. Sonst dürfte der erwartete Überschuss dazu führen, dass die Studienzahlen bald wieder zurückgehen – und auf den Jubel morgen übermorgen die nächste Krise folgt.
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