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Klimastreik startetFridays-Protest an 250 Orten

Sie wollen die Politik antreiben. Deshalb gehen Fridays for Future an diesem Freitag auf die Straßen. Auch weltweit sind Klimaaktionen geplant.

Klimaprotest am Freitagmorgen in Dresden Foto: dpa

Berlin/Hamburg/Köln dpa | Mit Demonstrationen an fast 250 Orten in Deutschland will die Klimaschutzbewegung Fridays for Future an diesem Freitag von der Politik mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderwärmung einfordern. Rund um den Globus sind Hunderte weitere Kundgebungen und sogenannte Klimastreiks an Schulen geplant – mit der Forderung eines zügigen Ausstiegs aus Kohle, Öl und Gas. „Nie war es deutlicher als in diesem Sommer: Wir erleben live die Verschärfung der Klimakrise und gleichzeitig eine Regierung ohne klimapolitischen Plan“, sagte die Aktivistin Annika Rittmann.

In Deutschland verlangt die Bewegung die Einführung eines Klimagelds und die Verschärfung des Klimaschutzgesetzes. Das sogenannte Klimageld ist im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP festgeschrieben. Es soll steigende Preise für den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen sozial ausgleichen. Das geltende Klimaschutzgesetz sieht vor, die klimaschädlichen Emissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Zurzeit beträgt die Minderung laut Umweltbundesamt rund 41 Prozent.

Es ist der inzwischen 13. globale „Schulstreik fürs Klima“. Die Bewegung wurde vor fünf Jahren von der Schwedin Greta Thunberg ins Rollen gebracht.

Besonders viele Teilnehmer dürften hierzulande wie immer in den Millionenstädten zusammenströmen. In Hamburg spielt unter anderem live Herbert Grönemeyer auf der Kundgebung, in Berlin ist ein Auftritt der Popband Juli geplant.

„Historische Mobilisierung“

Weltweit sind von Freitag bis Sonntag Hunderte weitere Demonstrationen und Protestaktionen vorgesehen, zu denen die Veranstalter Millionen Menschen erwarten. Laut dem Climate Action Network richtet sich die „historische Mobilisierung“ auch an einen Klima-Gipfel am 20. September in New York (Climate Ambition Summit), zu dem UN-Generalsekretär António Guterres eingeladen hat.

Trotz aller Klimaschutz-Versprechen der vergangenen Jahre haben die weltweiten Emissionen nach Zahlen der Internationalen Energie-Agentur 2022 einen neuen Höchststand erreicht. Schon jetzt hat sich die Welt im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um etwa 1,1 Grad erwärmt, Deutschland sogar um 1,6 Grad. Die acht wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen waren die vergangenen acht.

Fridays-for-Future-Aktivistin Rittmann verwies auf die fatalen Folgen der Erderhitzung, wie jene Hurricans über dem Mittelmeer, die zur Katastrophe in Libyen geführt haben, brennende und überschwemmte griechische Inseln und auch bei uns in Deutschland Starkregen, Dürre und Hitzetote. „Nie war es wichtiger als in dieser Zeit, dass Menschen mit uns auf die Straße gehen, um gemeinsam für die Vision einer besseren Zukunft einzustehen.“

Der Aktivist Pit Terjung sagte, nach der Hälfte ihrer Amtszeit sehe die Klimabilanz der Ampel-Regierung verheerend aus. „Mit der drohenden Entkernung des Klimaschutzgesetzes, das Fridays for Future hart erkämpft hat, plant sie jetzt einen untragbaren Rückschritt.“

Regierung reagiert nur auf Druck von der Straße

Die Aktivistin Luisa Neubauer sagte auf Instagram, die Regierung reagiere in Sachen Klimaschutz erfahrungsgemäß nur auf Druck von der Straße. Sie schrieb auf Twitter: „Wir jungen Menschen werden unsere Probleme nicht alleine lösen können. Wir appellieren an alle Generationen und alle Berufsgruppen, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen.“

Die Einstellung der Deutschen zu Klima- und Umweltfragen hat Fridays for Future einer Umfrage von Infratest Dimap zufolge bisher nicht grundlegend ändern können. Für drei Viertel der Deutschen (75 Prozent) hatten die Demonstrationen wenig (35 Prozent) oder sogar gar keinen Einfluss (40 Prozent) auf ihre persönliche Einstellung zu Klima- und Umweltfragen, wie aus dem „Deutschlandtrend“ im ARD-“Morgenmagazin“ hervorgeht. Nur 23 Prozent fühlen sich von der Bewegung stark (19 Prozent) oder sehr stark (4 Prozent) beeinflusst.

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7 Kommentare

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  • "In Deutschland verlangt die Bewegung die Einführung eines Klimagelds und die Verschärfung des Klimaschutzgesetzes."

    Beides sind keine konkreten Maßnahmen, die eine unmittelbare Auswirkung aufs Klima haben. Das eine soll die Folgen irgendwelcher konkreter Maßnahmen abfedern, das andere fordert das erreichen eines abstrakten Ziels, ohne konkret zu sagen wie. Das ist ziemlich wenig. Es klingt ein bisschen nach "wir wollen was fürs Klims tun, aber wissen eigentlich selbst nicht genau was."

    Das finde ich sehr schade. Wir diskutieren nur noch über Formen des Protests, über Aktivismus, darüber, wie man Aufmerksamkeit erzeugen kann. Aber das alles bringt dem Klima nichts. Wie brauchen ganz konkrete Lösungen und realistische Lösungswege, und zwar schnell!

  • Dann lauft euch mal die Füsse platt.



    Ist nicht böse gemeint, es spriccht die Erfahrung.



    Hier in Warnemünde liegen gerade 3 riesige Kreuzfahrtschiffe vor Anker.



    Sind sehr viele junge Leute, die ihre Koffer beim Service abgeben. Dieser steht direkt an der S-bahnhaltestelle.



    Jeden Tag fliegen mehr als 30 Prikvatjets von HH nach Sylt.



    Noch Fragen?

  • Bitte liebe alle @ taz, hört auf von "den Fridays" zu reden. Sogar Oberfuturist Welzer macht das. Diese Organisation heißt Fridays for Future, punkt aus. Es ist so despektierlich und merkwürdig deutsch. Wie "Die Tiffanys" in "Fleisch ist mein Gemüse", die bis zum Dahinscheiden dafür kämpfen "Tiffanys" ohne "Die" genannt zu werden, weil sie eben nur so heißen, aber die Schützenfestgemeinde kann das nicht leisten.

  • Butter bei die Fische ,,,



    Wieviele Streiks, Demos etc... gibt es und wieviele Teilnehmende sind da?

  • Luisa Neubauer: „Wir jungen Menschen werden unsere Probleme nicht alleine lösen können. Wir appellieren an alle Generationen und alle Berufsgruppen, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen.“

    Darauf kann Luisa Neubauer wohl lange warten, denn die 'Alten' nehmen den Klimawandel immer noch nicht ernst. Und mit "alt" meine ich alle Bürger über 30 Jahre, die immer noch glauben, dass ein paar junge Menschen den Klimawandel allein und ohne Hilfe besiegen können. Die 'Alten' haben doch auch stillschweigend mit angesehen, wie Fridays for Future von den wirtschaftshörigen Politikern veräppelt wurden ('Markus Söder (CSU) hat sogar mal wahlkampfmäßig einen Baum umarmt') oder wie Mr. Freedom von der Freiheitspartei den 'Fridays for Future'-Kids nahegelegt hatte, dass sie lieber zur Schule gehen sollen, damit sie dann später auch so ein erfolgreicher 'Porsche-Christian' werden können. Als Greta Thunberg sagte „Deutschland ist ein Klima-Schurke“ und FDP-Lindner daraufhin antwortete „Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen“, haben die 'Alten' sich lieber den nächsten Billigflugurlaub gebucht, anstatt sich auch endlich mal auf die Straße zu begeben und die jungen Leute zu unterstützen. Ja, auf die Straße gehen einige 'Alte' natürlich, aber nur wenn sie kurz mal aus ihrer CO2-Blechkiste steigen, um harmlose Straßenbesetzer (wie die jungen Leute von der LG) von der Straße zu zerren, damit die 'Alten' nicht zu spät zur Arbeit kommen und das klimaschädliche Wirtschaftswachstum auch ja keinen Schaden erleidet.

    Wir 'Alten' (ich gehöre ja auch dazu) lassen uns doch immer noch von den Politikern an der Nase herumführen. Politiker die auf dem Schoß der Wirtschaftsbosse (die wahren Verursacher des Klimawandels) sitzen und sich auch weiterhin einen Sch...dreck um Klimaschutz kümmern werden, weil das Wirtschaftswachstum für sie wichtiger ist als die Zukunft der jungen Menschen.

    • @Ricky-13:

      Ja, Verantwortung zu übernehmen hieße, dass eigene Handeln wesentlich umwelt- und klimafreundlicher zu gestalten. Und die Allermeisten wissen, was Umwelt und Klima schadet und was denen besser tut. Das bedeutet auf "privater" Ebene Konsum anpassen und auf politischer Ebene (Wahlen, Proteste/Aktivismus, im Betrieb uä.) Klima und Umwelt als oberste Priorität. Der Appell an die älteren Generationen für Verantwortungsübernahmein Zeiten der ökologischen Krisen ist richtig. Leider folgen die Leute diesem nicht oder viel zu wenig und langsam. Es hat schon etwas sehr absurdes, da ich den Menschen nicht Boshaftigkeit unterstellen würde. Allerdings zeigt deren Verhalten eine geringere Überschneidung mit ihren Haltungen (Klima-, Umweltschutz, für Kinder sorgen u.ä.). Es ist dann wohl eher Bequemlichkeit, Verdrängung, Gedankenlosigkeit, teils Wissenmangel, Ohnmacht ... Es ist schon eine gewisse "Leistung", dies über Jahrzehnte - je nach eigenem Alter seit Erwachsenwerden - in der Tendenz einfach weiter zu machen wie bisher. Obgleich auf Probleme bezüglich Umwelt und Klima und Lebens- und Wirtschaftsweise seit den 1970ern, wissenschaftlich fundiert, hingewiesen wird.

  • also wenn bei 250 demos im schnitt 1000 teilnehmer sind wären es ingesamt 250 000 oder besser im durchschnitt 4000 dann sind es insgesamt 1 million.auf gehts