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Geplante Nordsee-BohrungenRishi Sunaks fossiler Wahnsinn

Öl und Gas sind saubere Energiequellen? Fossile Kraftstoffe gehören zur Klimaneutralität? Der britische Premier hat außergewöhnliche Ideen.

Greenpeace Aktion gegen die geplanten Öl- und Gasbohrungen in der Nordsee Foto: Danny Lawson/ap

M anchmal sagt man genau das Gegenteil von dem, was man meint. „Danke, gut“ geht es einem da plötzlich, wenn diese irgendwie nervige, entfernte Bekannte am Rande einer Party danach fragt. Ob das stimmt oder nicht, muss die jetzt nicht wissen. Will sie wahrscheinlich auch nicht wirklich. „Und du, ich seh da gerade jemanden, aber lass uns mal ganz bald noch mal reden. Ja, ich freu' mich auch.“

Solche Gegenteilsmomente kennt ja eigentlich jede:r. Offenbar auch der britische Premierminister Rishi Sunak. „Es ist jetzt wichtiger denn je, dass wir unsere Energiesicherheit stützen und Nutzen ziehen aus dieser Unabhängigkeit, um mehr bezahlbare und saubere Energie an britische Haushalte und Unternehmen zu liefern“, hat der konservative Politiker kürzlich gesagt.

Natürlich geht es nicht wirklich um saubere Energie, denn Sunak will sie durch Hunderte neue Genehmigungen für Öl- und Gasbohrungen in der Nordsee gewinnen. Bei der Verbrennung dieser fossilen Kraftstoffe entstehen unweigerlich Gase, die die Luft verschmutzen und die Erde aufheizen.

Die Internationale Energieagentur hat deshalb schon vor zwei Jahren gewarnt: Wenn die Welt 2050 klimaneutral sein will, dürfen keine neuen Öl- und Gasquellen mehr angezapft werden. Sunak folgt dem Rat der Ex­per­t:in­nen nicht. Er vertritt die Meinung, dass auch zur Jahrhunderthälfte noch ein Viertel der Energie aus Öl und Gas kommen müsse – und zwar lieber frisch aus Großbritannien als aus „feindlichen Staaten“.

Die Regierung verweist auf die CCS-Technologie. Das heißt, sie will das viele CO2 in unterirdischen Lagern aufbewahren, um es von der Atmosphäre fernzuhalten. Ak­ti­vis­t:in­nen der Umweltorganisation Greenpeace verhüllten in der Folge am Donnerstag Sunaks Haus schwarz.

Der hatte indes noch einen seiner Gegenteilsmomente. Jeder vernünftige Mensch erkenne an, dass wir fossile Brennstoffe als Teil der Transformation zur Klimaneutralität bräuchten, sagte Sunak im Gespräch Zeitung Sunday Telegraph.

Aha. „Lass uns mal ganz bald noch mal reden. Ja, ich freu' mich auch.“

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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8 Kommentare

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  • So viel zum 1,5 Grad Ziel und warum wir es eh nicht erreichen werden. Jedes Land kocht sein Süppchen, keines ist auch nur annähernd auf der Ziellinie.



    Unsere Frackinggas-Terminals, sorry LPG natürlich, sind das gleiche in "deutsch".

    • @Rudi Hamm:

      Mit dem Unterschied, dass man in DE das Co2 aus dem Frackinggas nicht einmal per CCS-Technologie heraus filtern will.



      Da wäre Sunack dann schon sehr viel weiter als Habeck.

      • @Rudolf Fissner:

        Danke Rudolf, stimmt

        • @Rudi Hamm:

          CCS hört sich zwar gut an, aber senkt den Wirkungsgrad jedes Kraftwerks um ca. 20%. Und das 'Filtern' aus der Luft ist ebenfalls extrem aufwändig.

          Unabhängig davon, dass ein Einlagern von C02 über Jahrhunderte auch nicht einfach ist. Erfahrungen hat man ja genug mit Atommülllagerung.

  • Völlig verrückt. Der Milliadär Sunak macht Gefälligkeitspolitik für British Petroleum (BP). Er ist sozusagen deren verlängerter Arm/Handlanger. Reichenpolitik par Excellence.

    Dank willfähriger Politiker sitzt das fossile Imperium weiterhin fest im Sattel. 2023 und mit großer Wahrscheinlichkeit auch 2024.

  • Ja, es ist Wahnsinn. Aber die fossilen Flüssiggasterminals der rot-gelb-grünen Regierung sind das Gleiche. Während 8 Millionen Menschen in Afrika wegen des Klimawandels hungern, verfehlt Deutschland seine bei weitem zu geringen Klimaziele und investiert in fossile Energie. Auf allen Ebene führen genau diese Strategien zu sich verstärkenden Nachahmer-Effekten. Dabei wird auch deutlich, wer die Hauptzeche zahlen soll: Die Menschen im globalen Süden, gegen die EU und USA gerade ihre Abschottungsmaßnahmen enorm verstärken. UK ist dafür nur ein weiteres Beispiel.

    • @PolitDiscussion:

      Ganz genau, deswegen wird jetzt die Festung Europa dicht gemacht und das Regime in Tunesien, das Geflüchtete in der Wüste verrecken lässt, bekommt Milliarden. Ich kann nicht so viel essen wie ich kotzen muss.

    • @PolitDiscussion:

      Naja, die Quelle des Übels liegt immer noch an der Quelle: Neue Bohrungen machen dahingehend ein neues Fass auf, buchstäblich.

      Darüber muss frau doch mal berichten dürfen, ohne dass Sie ihrem Drang der groben globalen Verallgemeinerung nachgeben! Großbritannien ist im Bereich des fossilen Heizens deutlich rückständiger als etwa Frankreich und Deutschland.



      www.theguardian.co...-heat-pumps-report