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Energiesubventionen für UnternehmenStandort­faktor Strompreis

Vor allem die USA und China setzen Deutschland mit Stromsubventionen zu. Ein Überblick.

Lange Leitung: Das Thema Strommärkte ist komplex Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

taz | Die Kosten für Energie sind einer der entscheidenden Faktoren im weltweiten Standortwettbewerb. Die USA und China setzen die EU und vor allem dessen stärkstes Indus­trie­land Deutschland mit Subventionen für einheimische Unternehmen enorm unter Druck.

So sind in Deutschland die Strompreise nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine nach oben geschnellt. Der Staat hat deshalb mit Energiepreisbremsen vorübergehend in die Preisentwicklung eingegriffen. Energieintensive Unternehmen zahlen bis April 2024 13 Cent Netto-Arbeitspreis pro Kilowattstunde für 70 Prozent ihres vorherigen Verbrauchs, für den darüber liegenden Verbrauch die jeweiligen Marktpreise.

Nach Berechnungen der Gewerkschaft IG BCE würde sich der Industriestrompreis ohne weitere Eingriffe in der Bundesrepublik auf hohem Niveau einpendeln: Er wird etwa viermal so teuer wie in den USA und siebenmal so teuer sein wie in China. Die Gewerkschaft vertritt Beschäftigte aus energieintensiven Branchen. Nach einem von der IG BCE in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten wäre ein Industriestrompreis, wie ihn Vizekanzler Habeck plant, mit dem europäischen Beihilferecht vereinbar.

Strommärkte sind kompliziert und international schwer vergleichbar, weil es viele Besonderheiten gibt und die jeweilige staatliche Unterstützung auf regionaler und nationaler Ebene unterschiedlich ist. Ein Indikator sind die Summen, die Staaten für die Subventionen in die Hand nehmen. US-Präsident Biden hat mit dem Inflation Reduction Act (IRA) ein 370 Milliarden schweres Subventionsprogramm aufgelegt. Das Geld soll vor allem in den Klimaschutz und den Ausbau erneuerbaren Energien gesteckt werden und zu günstigen Strompreisen führen. Die IG BCE geht davon aus, dass der Industriestrompreis in den USA künftig bei 3 bis 4 Cent pro Kilowattstunde liegen wird. Und nicht nur das dürfte Unternehmen anlocken: Zuschüsse oder Steuergutschriften aus dem Programm für Unternehmen sind vielfach daran gekoppelt, dass die Produktion in den USA stattfindet.

Alles aus staatlicher Hand in China

In China ist die Subventionspolitik noch unmittelbarer: Dort sind die Strompreise staatlich reguliert, Stromproduzenten und Netzbetreiber sind staatlich. Das ermöglicht dem chinesischen Staat, direkt Einfluss auf den Standortfaktor Energiekosten zu nehmen und etwa mit Zuschüssen von Kommunen Preise zu senken. Hier geht die IG BCE von einem Industriestrompreis zwischen 1,5 bis 2 Cent pro Kilowattstunde aus.

Nicht nur außerhalb Europas ist der Strom billiger als in Deutschland, sondern auch in Frankreich. Die französische Regierung hat nach Ausbruch des Kriegs Unternehmen mit direkten Zuschüssen unterstützt. Sie hat den staatseigenen Energiekonzern EDF angewiesen, die Strompreise für kleinere Versorger zu deckeln. Ein wirklicher Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich ist jedoch schwierig, weil die Energiemärkte unterschiedlich aufgebaut sind. So lagen nach einer Expertise des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags die Strompreise in Frankreich und Deutschland für industrielle Abnehmen im Jahr 2022 nicht weit auseinander, wenn alle fälligen Abgaben und Steuern abgezogen werden.

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7 Kommentare

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  • Billigere Preise kommen vor allem drch niedrigere Kosten.

    Würde in Deutschland, wie sonst fast überall auf der Welt, der Strom aus Windparks in der Küstenregion mit Freileitungen nach Süddeutschland befördert werden statt mit den von Horst Seehofer durchgesetzten Kabeln, ginge es schon mal schneller.

    Würde der Strom aus Windparks generell genutzt statt häufig abgeregelt, was bei einer integrierten Preiszone erreichbar wäre, würden weitere Milliarden Kosten im Netzbereich gespart. Es braucht auch einfach mehr Strom, z.B. durch Genehmigungen und ausgewiesene Flächen für Solarparks.

  • Die USA versucht mit Subventionen die europäische Industrie abzusaugen, nachdem ihre nach China abgewandert ist. Europa soll in die Konsumentenrolle gedrängt werden, wie es schon mit digitalen Angeboten erreicht wurde.

    Europa kann sich dagegen nur gemeinsam wehren und muss der EZB ein Mandat zur Finanzierung geben.

  • Deshalb braucht es einen schnellen Wechsel zu 100% regenerativ erzeugten Strom, um diesen dauerhaft niedrig halten zu können. Allein mit Subventionen wird das dauerhaft nicht wirtschaftlich möglich sein. Nur die Sonne und der Wind schicken dauerhaft keine Rechnung. Die Fossil-Schurken dieser Welt leben davon Abhängigen ihre Energie zur Stromerzeugung zu verkaufen und sie davon abhängig zu machen. So haben sie dann unsere Wirtschaft im Griff und diktieren uns am Ende wie wir zu leben haben.



    Deshalb sollte die Industrie selbst in ihre eigene Energie-Autarkie (funktioniert nur mit Regenerativen) investieren, um die Geschäfte wirtschaftlich abzusichern.

    • @Sonnenhaus:

      "Deshalb sollte die Industrie selbst in ihre eigene Energie-Autarkie (funktioniert nur mit Regenerativen) investieren, um die Geschäfte wirtschaftlich abzusichern."

      Wenn ein Unternehmen selbst Geld in die Hand nehmen und mit eigener zugekaufter Infrastruktur dafür sorgen muss, das die Maschinen nicht stillstehen, dann zeugt das eher davon das a) dem Staat nicht mehr zu trauen ist und er die grundsätzlichsten Aufgaben nicht mehr auf die Kette bekommt und b) eine Verlagerung der Produktion in Länder, die Zuverlässig Energie liefern können, zur Überlebensfähigkeit des Unternehmens beitragen.

    • @Sonnenhaus:

      Bis Wind und Sonne keine Rechnung schicken, muss man aber viel Geld in die Hand nehmen... Ganz ehrlich: Der Spruch ist Mist.

      Und Autarkie wird richtig teuer, aufgrund der Speicher, die benötigt werden.

      Ich bin großer Freund der Energiewende. Aber sie ist teuer, das muss klar sein. Alles andere ist Schönfärberei.

  • Stromerzeuger in staatlicher Hand war in Deutschland auch lange Zeit die Regel. Und es war auch besser für alle Verbraucher, denn die Netze wurden ordentlich gewartet, bei Bedarf ausgebaut und der Strom war günstig genug.

    Kapitalismus in dem Bereich produziert nur eines: Oligopole, und unnötig hohe Kosten.

  • Deutschland hat wahrscheinlich den höchsten Strompreis in der gesamten Galaxie. Die liegt aber sicherlich nicht nur daran, dass andere Länder ihre Preise eifrig nach unten subventionieren, wie der Artikel suggeriert, sondern auch daran, dass sie ihren Strom schlicht günstiger produzieren.