Sichtbarkeit lesbischer Frauen: Wir sind Schönheitskönigin!

Die Schönheitsköniginnen Fabiola Valentín und Mariana Varela haben geheiratet. Lesben haben damit auch die letzte heterosexuelle Bastion infiltriert.

Selfie

Miss Puerto Rico und Miss Argentinien haben geheiratet Foto: twitter/ddp

Wir scherzen in meiner Wahlfamilie oft, dass Lesben jetzt plötzlich überall sind. Zumindest im Entertainment – wobei wir wissen, dass die inzwischen obligatorische lesbische Nebenfigur in Fernsehserien ohne viele Zeilen und ohne viel character development uns jetzt auch nicht unbedingt retten wird. Und wenn es dann mal eine Hauptfigur in einem Film wie „The Happiest Season“ sein darf, ist es nicht gerade so, dass die Figur einer Tochter reicher weißer Eltern mit Luxusproblemen den Kampf um ökonomische Gerechtigkeit irgendwie vorantreiben würde.

Das wäre auch alles nicht so schlimm gewesen, hätte nicht Aubrey Plaza als Ex-Freundin viel mehr Chemistry in die ganze Konstellation gebracht, nur um dann sofort wieder zu verschwinden. Aber ich wollte ja gar nicht über „The Happiest Season“ schreiben, ist auch schon wieder zwei Jahre her. Ein kosmischer Moment hat aber tatsächlich vor zwei Jahren in der Miss-Wahl-Saison dazu geführt, dass wir seit ein paar Tagen nun wirklich-wirklich überall sind: wir sind Schönheitskönigin!

Fabiola Valentín, Miss Puerto Rico 2020, hat Mariana Varela, die 2020 zur Miss Argentinien gekrönt wurde, geheiratet. Auf Instagram gab es das schnulzige Video dazu. Die beiden lernten sich letztes Jahr beim Wettbewerb zur Miss Grand International in Thailand kennen, wo sie unter die Top 10 kamen. Samantha Bernardo, Miss Grand Philippines 2021, gratulierte. Abena Akuaba, die den Miss-Grand-Inter­na­tio­nal-Wettbewerb 2020 gewann, und Valentina Figuera, die im Jahr davor die Krone schnappte, auch. Ganz viel geschwisterliches Freuen statt Konkurrenz unter Frauen also.

Es hat etwas von Spion

Femme-on-Femme-Liebe in der Welt der normierten Weiblichkeitsideale, ich feiere das. Das hat so was von Spion. Da, wo Frauen sich für den männlichen Blick schlechthin zurechtmachen, haben sie nur Augen füreinander. Das wird am Ende sowieso passieren, Lesben wissen das. Und die heteronormativen Ordnungshüter und Ordnungshüterinnen wissen das auch. Kein Wunder, dass sie jedes Kinderbuch über schwule Pinguine versuchen mit einer Armee von Barbies und G.I. Joes zu überschreiben. Nur jetzt funktioniert das eben nicht mehr. Merkt es euch, wir haben auch die letzte Bastion der heterosexuellen Schule des Lebens infiltriert.

Unsere Schwestern in Drag kennen sich im Übrigen auch mit seriösen pageants aus. Sie zelebrieren das. Ohne das Vorbild pageant auch kein „Ru Paul’s Drag Race“, wo das ganze Paket, mit dem das Idealbild hetersosexuelle Frau geschnürt ist, vorgeführt wird, durchaus im doppelten Sinne. Denn es wird gefeiert und ironisiert. Beides. Weil es gar nicht anders geht. Ich würde behaupten, dass Filme wie „Drop Dead Gorgeous“, „Miss Congeniality“ und „Little Miss Sunshine“ genau das um die 2000er geschafft haben. Zu zeigen, dass es hier nicht nur feministische Gewissheiten gibt, sondern durchaus auch Raum für Destabilisierung undercover.

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Redakteurin für Kunst in Berlin im taz.Plan. Alle 14 Tage Kolumne Subtext für taz2: Gesellschaft & Medien. Studierte Gender Studies und Europäische Ethnologie in Berlin und den USA. 2020 Promotion "Chrononauts in Chromotopia" zum Lusterleben in der abstrakten Malerei. Themen: zeitgenössische Kunst, Genderqueerness, Rassismus, Soziale Bewegungen.

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