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Für öffentlich Beschäftigte10,5 Prozent mehr Gehalt gefordert

Die Inflation und Energiepreise machen den Menschen Sorgen. Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen für Millionen öffentlich Beschäftigte.

Warnstreiks wie in vorausgegangenen Tarifrunden sind wahrscheinlich Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/picture alliance

Berlin dpa | Die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund dbb fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen für die Beschäftigten des Bundes und der Kommunen – mindestens aber 500 Euro pro Monat. Das ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Dienstag zentraler Bestandteil im Forderungspaket für die anstehenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst. Verhandelt wird Anfang kommenden Jahres für rund 2,5 Millionen Beschäftigte der Kommunen und des Bundes.

Die Gewerkschaften begründen die Lohnforderung unter anderem mit der hohen Inflation. „Die Beschäftigten sollen die Sicherheit bekommen, dass sie keinen Reallohnverlust hinnehmen müssen“, hatte dbb-Chef Ulrich Silberbach bereits gesagt. Verdi-Chef Frank Werneke hatte betont, dass neben dem Inflationsausgleich ein starkes Augenmerk auf die unteren Gehaltsklassen gelegt werden solle. „Bei der Forderungsfindung wird daher sicherlich auch ein Mindestbetrag eine wichtige Rolle spielen“, sagte Werneke zur dpa.

Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hatte bereits zu einer zurückhaltenden Lohnforderung aufgerufen. Die Kommunen stünden unter enormem finanziellen Druck. Viele Kommunen hätten erhebliche Altschulden. Der Investitionsrückstand der Kommunen belaufe sich auf rund 159 Milliarden Euro.

Warnstreiks gelten angesichts der unterschiedlichen Positionen als wahrscheinlich. So könnten im Rahmen der Tarifauseinandersetzung im Winter beispielsweise Erzieherinnen und Erzieher oder Busfahrerinnen und Busfahrer in den Ausstand treten, so wie dies in vorangegangenen Tarifrunden bereits der Fall gewesen war.

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16 Kommentare

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  • Lohn- Preis-Spirale rollt los.



    Wenn man 10,5 Prozent mehr Gehalt fordert, dann kann ich dies zwar der Inflation verstehen, doch rollt dann die Lohne- Preis-Spirale los. Das mehr verdiente Geld verschwindet innerhalb weniger Monate wieder durch Preissteigerungen. Und schon kommt die nächste Lohnforderung, die nächste Preiserhöhung.



    Einzig wirksam wäre es, die Inflation wieder unter 2% zu drücken. Die EZB könnte dies, doch dann explodieren die Schulden der Südländer.



    Die EZB hat sich durch ihre dumme Zinspolitik in eine Sackgasse manövriert, aus der sie ohne gigantischen Volksschaden nicht wieder raus kommen wird.

  • Das Ansinnen Reallohnverluste kompensieren zu wollen ist fast schon amüsant, wenn man sieht, wohin die Reise des Industriestandortes Deutschland geht. Realsatire wird es, wenn man betrachtet, wie die SPD die industriepolitische Demontage geschehen lässt. Bisher war der Unterschied zwischen den Sozialdemokraten und den Linken, dass Sozis wissen, dass man Wohlstand erst verdienen muss, bevor man ihn verteilen kann. Aber spätestens mit Esken war das vorbei. Die Politikverdrossenheit hat ihre Gründe.

  • Nachdem ver.di die Angestellten im TV-L (Länder) bei den letzten Tarifverhandlungen verraten und verkauft hat, geben sie sich jetzt vielleicht beim TVÖD (Bund und Kommunen) kämpferischer. Und die Schere zwischen TV-L und TVÖD öffnet sich weiter. 10% deckt im Übrigen kaum meinen (TV-L) Reallohnverlust. Ihr müsst euch bezüglich der Gehälter im öffentlichen Dienst also keine Bedenken im eure Steuern machen. Uns werden die Gürtel schon enger geschnallt…



    Am meisten Prozente bringt es wahrscheinlich einfach aus der ver.di auszutreten ;)

  • Auch die Gewerkschaften drehen ständig an der "Wachstum, Wachstum, Wachstum" Schraube.



    Dann bekommen die Gewerkschafter 5% mehr.



    Dann kommt die nächste Gruppierung.



    Immer mehr, immer mehr, immer mehr.

    Dann steigen alle Kosten noch mehr, denn die Lohnerhöhungen werden über Preise weiter gegeben.

    Und was ist mit Rentnern, Studiernden, Feiberuflern, Künstlern?

    • @000:

      Apropos Künstler und herausgegriffen, Herr Nullnullnull?

      Gestern eine Aufgescheuchte aus L., nämlich via Cc-Taste erinnert an ihre 2023er-Spielplanzusage - im Handumdrehen ist geantwortet, dass das zuvor wortreich Emporgelobte "in jedem Sinne zu groß", dass man beständig "lerne, was unser Publikum von uns erwartet" und ähnlicher Kindergeburtstags- und Dienstleistermüll.



      Nicht fehlen durfte schließlich der Hinweis aufs "Ehrenamt" sowie, schriftlicher Wortbruch einmal mehr, dass man keinerlei Gage bezahle ...

      Siehe auch: youtu.be/D4UGyMSi-M4

  • 10% wäre mehr als angebracht. Schade, dass es letztlich sicherlich auf deutlich weniger hinauslaufen wird.

    • @MartinSemm:

      Mit 20% Anfangen die Verhandlungen, der VKA fängt bei 0% an und dann trifft man sich schnell und zügig in der Mitte :D.

    • 6G
      650906 (Profil gelöscht)
      @MartinSemm:

      ...und wer bezahlt das?

      • 0G
        06455 (Profil gelöscht)
        @650906 (Profil gelöscht):

        Sie, ich und viele andere arbeitende Menschen.



        Wir haben zwischenzeitlich soviel Schulden, deshalb geschenkt.



        Irgendwelche Unkontrollierbare, die es nicht interessiert, schmeissen damit um sich.

      • @650906 (Profil gelöscht):

        Fragst du das auch bei Verhandlungen der IG Metall?

      • @650906 (Profil gelöscht):

        In der normalen Wirtschaft, zahlen das die Kunden. Im öffentlichen Dienst die Steuerzahler.

        • @MartinSemm:

          Und Tarifbeschäftigte und Beamte sind keine Steuerzahler?

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @MartinSemm:

      Da bin ich auch dafür, aber bei allen , die arbeiten und auch bei den Rentner und Rentnerinnen.



      Schliesslich trifft die Inflation nicht nur die genannte Berufsgruppe.

      • @06455 (Profil gelöscht):

        Die Rentner/innen profitieren auch von den Gehaltssteigerungen der arbeitenden Bevölkerung. Es dauert nur ein Jahr bis sich das bei der nächsten Rentenerhöhung bemerkbar macht.

        • 0G
          06455 (Profil gelöscht)
          @Gesunder Menschenverstand:

          10, 5 % mehr Rente wäre supergut.



          Gab es das schon mal?

          • @06455 (Profil gelöscht):

            Ich kann mich nur an eine Rentenerhöhung von ca 6% erinnern (in den letzten Jahren), wo es in dem Vorjahr gerade mal lausige 1 bis 2% Gehaltssteigerung für die arbeitende Bevölkerung gab. Da hatte die SPD gerade mal wieder die Spendierhosen an.