Antidiskriminierung in Berlin: Sicher planschen ohne Oberteil
Ein Wasserspielplatz in Berlin-Treptow hat seine Regeln angepasst. Nun dürfen dort auch Frauen ihre Brust entblößen.
Diese ergänzende Formulierung hatte Doris Liebscher, Leiterin der LADG-Ombudsstelle in der Justizverwaltung, empfohlen. Denn vor gut einem Jahr, im Juni 2021, war Gabrielle Lebreton, die sich auf dem Gelände des Wasserspielplatzes oben ohne gesonnt hatte, erst von Sicherheitskräften und dann von der Polizei aufgefordert worden, ihre Brust zu bedecken oder die Plansche zu verlassen. Lebreton hatte sich erst geweigert – und sich an die LADG-Ombudsstelle gewandt. Zudem verklagte sie den Bezirk auf Grundlage des Landesantidiskriminierungsgesetzes (LADG) auf Entschädigung.
Im Zusammenhang damit hatte sich außerdem die Initiative „Gleiche Brust für alle“ gegründet, aus der auch eine Petition hervorging. Die Initiative setzt sich inzwischen auch außerhalb von Berlin dafür ein, dass überall dort, wo Männer oder männlich gelesene Personen ihren Oberkörper unbedeckt zeigen dürfen, dies auch Frauen und weiblich gelesenen Personen uneingeschränkt erlaubt sein soll.
„Ende der Ungleichbehandlung“
Philip Wohlfeil, Vorsitzender der Linksfraktion von Treptow-Köpenick, freut sich über die geänderte Vorschrift, die nun den Aufenthalt von Frauen mit freier Brust auf dem Wasserspielplatz klar regelt. Seine Fraktion hatte diese Formulierung als Vorschlag in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) eingebracht, die BVV hat darüber aber noch nicht abschließend abgestimmt. „Nacktheit im öffentlichen Raum wird heute nicht mehr als grob ungehörig oder gefährdend wahrgenommen“, schreibt Wohlfeil dazu in einer Erklärung auf der Webseite seiner Partei. „Das Bezirksamt beendet damit die Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts.“ Er gehe davon aus, dass nun auch die Sicherheitskräfte entsprechend geschult werden würden, sagte er der taz.
Die Klage von Lebreton auf Entschädigung wird damit allerdings nicht hinfällig. Eine Entscheidung darüber steht nach taz-Informationen noch aus, sie könnte möglicherweise im Herbst fallen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachtcafé für Obdachlose
Störende Armut
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau