Rückläufige Zahl der Verkehrstoten: Noch immer erschreckend viele
Die Zahl der Verkehrstoten sinkt. Trotzdem sind sieben Menschen, die täglich ihr Leben lassen, noch immer viel zu viele.
J eden Tag sterben sieben Menschen im Straßenverkehr in Deutschland, mehr als 800 werden verletzt, etliche leiden ein Leben lang unter den Folgen. Wer durch die Coronakrise nicht völlig verhärtet ist, findet das erschreckend viel. Dabei: Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen sind so wenige Menschen im Straßenverkehr gestorben und verletzt worden – ein Nebeneffekt der Pandemie. Aber es sind noch immer viel zu viele, und nach der Coronakrise werden es wahrscheinlich wieder mehr.
Die Pandemie zeigt: Sind weniger Autos unterwegs, passiert auch weniger. Das klingt banal. Aber das ist es leider nicht. Denn offenbar sind Gesellschaft und Politik nicht bereit, aus dieser einfachen Tatsache Konsequenzen zu ziehen und den Auto- und Lkw-Verkehr generell zurückzudrängen. Und das wäre gar nicht so schwer. Bürger:innen könnten bei vielen Gelegenheiten das Auto stehen lassen, zu Fuß gehen, Rad oder Bahn nehmen.
Politiker:innen könnten dafür sorgen, dass überall dort, wo Kinder unterwegs sind, kein oder nur sehr langsam Auto gefahren werden darf. Das wollen viele Kommunalpolitiker:innen, aber der Bund schafft die Voraussetzungen dafür nicht. In den deutschen Verkehrsgesetzen hat das Auto nach wie vor Vorfahrt. Ob die neue Bundesregierung das ändern wird, ist fraglich. Die Ampel hat es leider nicht vermocht, echte verkehrspolitische Reformen zum Regierungsprogramm zu machen.
Das wären ein Tempolimit für Autobahnen gewesen oder die Freigabe für Kommunen, flächendeckend Tempo 30 einzuführen. Oder wenigstens am Himmelfahrtstag, an Neujahr oder am 1. Mai eine Null-Promille-Grenze für Autofahrende einzuführen. Denn an diesen Tagen gibt es die meisten Unfälle unter Alkoholeinfluss. Viele erwarten von dem neuen Verkehrsminister von der FDP gar nicht erst, dass er die Leerstellen im Koalitionsvertrag füllt.
Aber so einfach sollte man es Volker Wissing nicht machen. Er will erklärtermaßen Anwalt der besten Mobilität für alle sein. Daran sollte man ihn messen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos