Die Wahrheit: Henriette

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem erfreuen, das vor Hingabe zerfließt.

Eine Kneipe namens Nachtschwärmer von außen im Dunkeln angeleuchtet

Foto: Daniel Biskup

Einmal saß die holde Henriette

Neben mir in meinem Stammlokal;

Und wir teilten Bierchen und Bulette

Und bestellten beides gleich noch mal.

Hierauf trank die holde Henriette

Noch drei Bommerlunder und derweil

Frug sie, ob ich was dagegen hätte,

Wenn … – ich sagte: „Ganz im Gegenteil.“

Und da lachte sie, die Henriette,

Und sie küsste mich wie nicht von hier;

Ach, der Kuss, er schmeckte nach Bulette

Und nach Bommerlunder und nach Bier,

Doch er schmeckte auch nach Henriette

Und nach manchem, was unnennbar ist:

Leopard? Lakritze? Na, ich wette,

Niemals hat mich jemand so geküsst.

Leider stand die holde Henriette

Danach auf und griff nach ihrem Schal,

Schnürte sich die linke Stiefelette,

Strich mir übers Haar ein letztes Mal.

Schon im Gehen dreht sich Henriette

Noch mal um und flüstert: „Tschüs, min Jung!“

Und entschwebt. So seh ich die kokette,

Konfitürensüße Henriette

Heute noch in der Erinnerung.

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kari

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