Die Wahrheit: SEELERS LEBEN Ode an Uwe
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft erfreuen an einem Poem zum 85. Geburtstag eines großen Kopfballers.

HSV. Uwe Seeler. Flugkopfball. Tor? Foto: imago sportfotodienst
Dem Trainer war’s durchaus bewusst:
„Zwei Seeler sind in meiner Brust.
Ich glaub, es wird das Beste sein,
ich bringe Uwe von Beginn
und wechsle Dieter* später ein.
Doch, doch, ich glaube, das macht Sinn.“
Fallrückzieher, Scherenschlag –
Uwe übte Tag für Tag.
Am Spieltag dann, zu guter Letzt,
ward das Trainierte umgesetzt.
Und doch kam’s vor:
Es zielte Seeler
vorbei am Tor.
Und wusste gleich: Das war ein Fehler.
Als würd’ sich so ein Titel schicken:
Der Volksmund nannte ihn den „Dicken“!
Den Nationalelfkapitän!
Und Uwe? Nahm es souverän.
Nie Chelsea, nie Real und nie Torinos Juve,
bei jedem Angebot dasselbe:
3Treu blieb dem HSV uns Uwe,
treu blieb er Hafen, Alster, Elbe.
Weltmeister nie und nie Europas Bester,
nur eine Gattin und nur eine Schwester,
doch torgefährlich stets und nicht ein Mal geschieden.
Und Uwe Seeler war’s zufrieden.
* Dieter Seeler und sein jüngerer Bruder Uwe spielten zeitweise gemeinsam in der Ersten Mannschaft des Hamburger Sportvereins.
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
Mondschaf
Gepflogenheiten
de.wikipedia.org/wiki/Horacio_Troche
Dieser Mann aus Uruguay
pflog vom Platz mit viel Geschrei,
ging an Uwe dann vorbei
und haut dem einfach eine rein.
Einen Tritt vor’s Schienenbein
würden alle jetzt verzeih’n,
doch Uwe, hanseatisch kühl,
zeigte wieder einmal Stil,
fragte nicht einmal: „Wieso
schlug mich der Horacio?“,
lebt nach dem Philosophensatz:
„Die Wahrheit, die liegt auf dem Platz.
Dort werde ich die Antwort geben.“
Fußball ist und bleibt sein Leben.
www.sueddeutsche.d...n-polizei-1.972426
Ringelnatz1
DER SPIEGEL 26/1960
»Wo bleibt der Schlager von Uwe, gegen den kein Theodor gewachsen ist? Man hat die Beine der Marlene besungen. Auf, ihr Texter: Bedichtet jetzt die Beine des Mittelstürmers Uwe Seeler! Die müßte man haben...«
www.spiegel.de/pol...-0000-000043066071
Rainer B.
Der Kopfball ist sehr ungesund,
das Leder hart und auch nicht wirklich rund.
Uns Uwe hat ihn oft im Tor platziert
und letztlich nie den HSV blamiert.
Das durften Fußball-Millionäre später machen
drum hat der HSV heut nichts zu lachen.
Mit 85 fängt das Leben an,
wenn man - wie Uwe - dann noch immer aufrecht stehen kann.
Mondschaf
„treu blieb er Hafen, Alster, Elbe.“
Kennt Ihr die schönste Stadt der Welt?
Die verlässt man nicht für Geld.
www.weltbild.de/ar...V8U3VjaGVyZ2Vibmlz
(die Hamburger*innen berufen sich auf Thomas Mann)
Lowandorder
Na - Uwe - als Lübecker bleibt mir nich viel -
Liggers. Hier dein feines Abschiedsspiel:
www.youtube.com/watch?v=Kgq3vVahvDU
Nicki Müller
Fünfundachzig Jahre wird er jung
Und ist noch immer gut in Schwung.
Früh fing er mit dem Laufen an,
das mit einem Ball begann,
den er mit sehr viel Geschick
(manchmal auch gepaart mit Glück)
in's gegnerische Tor versenkte
und so die Blicke auf sich lenkte.
Mit sechzehn spielt er als „Senior“
gegen das Göttinger Tor.
Als Mittelstürmer später dann
ihm manch Supertor gelang.
Hunterfünfundachzig Mal
war‘s für die Gegner eine Qual
von Uwe Seeler in den Jahren
1956 bis 62 zu erfahren,
wie ein Ball mit Leichtigkeit
im Gegnertor sein Ziel erreicht.
Lukrative Angebote konnten ihn nicht treiben
seiner Heimat fernzubleiben.
So ist er mit seiner lieben
Frau der Heimat treu geblieben.
König ist er dann geworden
als Torschütze im hohen Norden.
Als Nationalspieler, das ist auch klar,
für viele er ein Vorbild war.
Stets bescheiden und ohne Skandal
war er für die WM erste Wahl.
In den fünfziger bis siebziger Jahren
ist er zu den Spielen gefahren,
um als Torschütze fungieren,
auf das andere verlieren.
Auch nach der aktiven Zeit
er stets auf dem Boden bleibt
und so wünschen wir rundum:
Uwe Seeler, bleib gesund!
Martin Rees
OHNE FEHL UND OHNE TADEL - UNS UWE IST FUSSBALL-ADEL/
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Es gab sie gestern und auch heute/
Im Sport, speziell auch im Fußball/
Gemeint sind derart tolle Leute/
Für die so was war kein Unfall:/
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Verloren das Endspiel in England/
Durch Treffer an die Querlatte/
Unmöglich drin bald die Physik fand/
Uwe deshalb doch Wut nicht hatte./
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Er hat der Mannschaft Charme verlieh'n/
Fair Siegern gratulierte er/
Das imponierte auch der Queen/
Doch der Trophäenschrank blieb leer./
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So wie er war im Spiel sehr wendig/
Tore schoss oft aus allen Lagen/
War er in Hamburg bodenständig/
Als Profi, das muss man schon sagen./
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Und eines wusste man genau/
Egal was je wohl kommen mag/
Er bleibt's Gesicht des HSV/
In seinem Leben jeden Tag./
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So rufe man: "Viel Glück und Vivat,/
Gesundheit und ein langes Leben!"/
Weil sich der Uwe das verdient hat/
Der liebe Gott möge es geben./
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November 2021, MR