Anja Krüger über die Gewinne der Autobauer
: Alles in den Umbau stecken

Den deutschen Autobauern geht es trotz Pandemie prächtig. BMW und Daimler haben im ersten Coronajahr rund 4 Milliarden Gewinn eingefahren, VW mehr als doppelt so viel. Würden die Ma­na­ge­r:in­nen vorausschauend handeln, würden sie das Geld nicht an die Ak­tio­nä­r:in­nen ausschütten, sondern eine Reserve für den Fall aufbauen, dass die Krise doch noch zuschlägt. Viele haben noch ihr Gejammer im Ohr, als sie im Frühjahr vergangenen Jahres eine Neuauflage der Kaufprämie für Verbrennerautos zur Ankurbelung ihre Absatzzahlen forderten. Die gab es zwar nicht, aber die höheren Zuschüsse für Elektrowagen spülen auch Milliarden in die Kassen.

Selbst wenn die jetzt beginnende Wirtschaftskrise die Autobauer verschonen sollte: Sie müssen ihre ganze Kraft in den Umbau der Branche für E-Mobilität stecken, statt Ak­tio­nä­r:in­nen zu beglücken. Die Gewinne im Coronajahr zeigen: Die wirtschaftlichen Spielräume für nötige politische Weichenstellungen sind vorhanden. Die überfälligste Entscheidung wäre: ein konkretes Ausstiegsdatum für den Verbrennermotor. Ja, das geht: In Großbritannien etwa ist der Verkauf ab 2030 verboten.

Dabei dürfen die Beschäftigten nicht hängen gelassen werden. Für den Bau von E-Autos werden weniger Leute gebraucht als für den konventioneller Fahrzeuge. Das muss nicht zum Stellenabbau führen. Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich kann sich die Branche leisten. Das wäre eine Chance für eine neue Balance von Erwerbs- und Freizeit, die auch mehr Geschlechtergerechtigkeit schaffen kann, weil sie Platz lässt für eine Umverteilung der Haus- und Sorgearbeit.

Auch wenn die Gewerkschaften das Thema auf dem Schirm haben, sie sind zu schwach, um sich durchzusetzen. Die Arbeitgeber erpressen sie mit der Drohung, Stellen zu streichen. Bei allem Respekt vor der Tarifautonomie: Ein Staat, der das System Auto mit vielen Milliarden an direkten und indirekten Hilfen subventioniert, darf hier nicht schweigend zuschauen.

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