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Aus Le Monde diplomatiqueAlles kommt an die Oberfläche

Ihre Zukunft ist ungewiss. Doch dank der Gelbwesten kennt ganz Frankreich Macrons lange Liste sozialer Grausamkeiten.

Die Gelbwesten protestieren gegen die Folgen des Turbokapitalismus Foto: dpa

Paris, 15. Dezember 2018. Auf der Place de l’Opéra verlesen drei Gelbwesten eine Rede „an das französische Volk und Präsident Emmanuel Macron“. Gleich zu Beginn verkünden sie: „Diese Bewegung gehört niemandem und allen. Sie ist der Aufschrei eines Volkes, dem seit vierzig Jahren alles geraubt wird, was es früher an seine Zukunft und seine Größe hat glauben lassen.“

In kaum einem Monat ist aus dem Zorn über eine Benzinsteuer eine allgemeine Empörung über die soziale Lage und die Defizite der Demokratie gewachsen. Die Bewegung geht von einer kaum organisierten Bevölkerungsschicht aus, die sich in kürzester Zeit politisiert hat. Nur anderthalb Jahre nachdem Frankreich einen Präsidenten gewählt hat, der sich rühmte, die beiden großen Volksparteien der letzten vierzig Jahre hinweggefegt zu haben, sieht sich das Volk „seiner Zukunft beraubt“.

Nun also der Absturz. Wie bei den anderen Wunderkindern seines Schlags, etwa Laurent Fabius, Tony Blair oder Matteo Renzi. Für das liberale Bürgertum ist die Enttäuschung riesig. Nach der Präsidentschaftswahl hatte es gehofft, Frankreich sei in stürmischen Zeiten zu einer Insel der Seligen geworden. Nach Macrons Krönung zu den Klängen der „Ode an die Freude“ stellte ihn die britische Wochen­zeitung The Economist als strahlenden Jesus dar, der übers Wasser läuft.

Die Fluten haben sich über dem Wunderkind geschlossen, das zu sehr auf seine Intuition vertraut und mit zu viel Verachtung auf die wirtschaftliche Situation seiner Landsleute geblickt hat. Im Wahlkampf taucht das soziale Elend oft nur als Kulisse auf, meist um die „falsche“ Wahl der Bürger zu erklären. Aber wenn sich dann der „ur­alte Zorn“ Bahn bricht, ohne nach den Folgen zu fragen, kann das „Monster“, von dem Innenminister Chris­tophe Castaner sprach, aus seinem Käfig ausbrechen. Alles wird dann möglich.

Die Masse wagt „sich aufzurichten“

Das kollektive Gedächtnis der französischen Linken scheint ausgelöscht, nur so ist zu erklären, dass so selten auf die Analogien zwischen der Bewegung der Gelbwesten und den Arbeiterstreiks im Mai und Juni 1936 verwiesen wird. Auch damals staunten die oberen Klassen über die Lebensbedingungen der Arbeiter und ihre Forderung nach Würde.

Die Philosophin und Aktivistin Simone Weil schrieb im Juni 1936: „Alle, denen dieses Sklavenleben fremd ist, sind unfähig zu verstehen, worauf es in dieser Sache ankam. Denn in dieser Bewegung geht es um etwas anderes als um diese oder jene besondere Forderung, so bedeutsam sie auch sein mag. In Wirklichkeit ging es um Folgendes: Nachdem sich die Masse während Monaten und Jahren stets schweigend gebeugt, alles erduldet und eingesteckt hat, wagt sie endlich, sich aufzurichten.“

Macron vor den Kameras: angespannt und blass

Als Ergebnis der Streiks wurden die Matignon-Verträge geschlossen, mit bezahltem Urlaub, Vierzig-Stunden-Woche und Lohnerhöhungen (siehe den nebenstehenden Kasten). Ministerpräsident Léon Blum berichtete damals von einem Gespräch zwischen zwei Arbeitgebervertretern: „Dann hörte ich, wie Monsieur Duchemin, als man ihm die Lohntabellen zeigte, zu Monsieur Riche­mond sagte: ‚Wie ist das möglich? Wie konnten wir das zulassen?‘“

Hatte Macron eine ähnliche Erleuchtung, als er hörte, was die Gelbwesten von ihrem Alltag erzählen? Die Augen auf den Teleprompter gerichtet, angespannt und ziemlich blass erklärte er in seiner Fernsehansprache vom 10. Dezember: „Das, was ihnen abverlangt wird, ist zu viel und nicht gerecht.“

Dank der Gelbwesten kennt nun jeder die Liste der von der aktuellen Regierung begangenen Ungerechtigkeiten: Kürzung des Wohngelds (APL) um 5 Euro monatlich bei gleichzeitiger Senkung der Steuern auf Kapitalerträge; Streichung der Vermögensteuer (ISF) bei gleichzeitigem Kaufkraftschwund für Rentner. Und nicht zu vergessen die teuerste Maßnahme: die Steuergutschrift für Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung (CICE) für Unternehmen.

Im nächsten Jahr wird der reichste Mann Europas Bernard Arnault, dem unter anderem die Supermarktkette Carrefour und der Luxusgüterkonzern LVMH sowie die Tageszeitungen Le Parisien und Les Échos gehören, gleich zweimal von den Vergünstigungen profitieren.

Allein diese Maßnahme wird den Staat 2019 fast 40 Milliarden Euro kosten, das sind 1,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), oder anders gewendet: das ist das Hundertfache des Betrags, der sich aus den Einsparungen durch die Verringerung des Wohngelds ergibt. In einem fünfminütigen Protestvideo, das zu einem Auslöser für die Gelbwesten-Bewegung wurde, richtet die Bretonin Jacline Mouraud gleich mehrmals die Frage an Präsident Ma­cron: „Was macht ihr denn mit der Kohle?“ – Hier ist die Antwort.

Unverschämt hohe Benzinpreise, noch pingeligere TÜV-Kontrollen, und plötzlich kommt alles hoch: Die Banken, die sich an jedem gewährten Kredit bereichern, aber sich aus wirtschaftlichen Gründen „neu strukturieren“, sprich: Filialen schließen und Konten sperren, wenn Kunden aus Versehen einen ungedeckten Scheck ausstellen, um am Monatsende über die Runden zu kommen.

Sozialer Zerfall schon vor der Wahl

Die ohnehin zu niedrigen Renten, die die Regierung anzapft, als wären sie Ali Babas Schätze. Die alleinerziehenden Mütter, die um Unterhaltszahlungen von ihren Expartnern kämpfen müssen, die teilweise genauso arm sind wie sie selbst. Die Paare, die nach einer Trennung weiter zusammenleben müssen, weil sie sich keine zwei Mieten leisten können.

Die Ausgaben für Internetzugang, Computer und Smartphone, die unverzichtbar geworden sind, nicht um auf Netflix Serien zu gucken, sondern weil man, seit die Dienste der Post, des Fiskus und der Bahn rationalisiert wurden und auch die Telefonzellen verschwunden sind, gar nicht mehr ohne sie auskommt. Kindergärten, die schließen, Geschäfte, die pleitegehen, und stattdessen schießen überall Lagerhallen von Amazon aus dem Boden.

All diese Erscheinungen des sozialen Zerfalls – die technologischen Zwänge, die endlosen Fragebögen, die Berechnung von Produktivität und die Einsamkeit – zeigen sich so oder so ähnlich auch in anderen Ländern, und in Frankreich waren sie auch schon vor der Wahl Macrons zu beobachten. Aber Macron scheint diese neue Welt zu lieben und zu seinem gesellschaftlichen Projekt gemacht zu haben. Auch deshalb wird er gehasst.

Wenn die Flugzeuge über unsere Siedlung donnern, sagen wir uns: Das sind die Pariser, die in den Urlaub fliegen. Wenigstens ihr Kerosin lassen sie uns da.

Ein Mitglied der Gelbwesten

Nicht von allen natürlich: Wer gut zurechtkommt wie die verbeamteten Akademiker, Ökobobos oder wohlhabenden Großstädter, teilt den Optimismus des jungen Präsidenten. Ihnen gehört die Zukunft, solange die Unzufriedenen ruhig bleiben – oder hoffnungslos, was aufs selbe hinausläuft. Eine Gelbweste, Eigentümer eines Einfamilienhauses, das in den 1970er Jahren das Symbol für den sozialen Aufstieg verkörperte, spottet bitter: „Wenn die Flugzeuge über unsere Siedlung donnern, sagen wir uns: Das sind die Pariser, die in den Urlaub fliegen. Wenigstens ihr Kerosin lassen sie uns da.“

Macron kann neben den gut betuchten Großstadtnomaden, Journalisten eingeschlossen, noch auf andere Unterstützer zählen. Auf die Europäische Union zum Beispiel. Während Großbritannien zu seinem Inseldasein zurückkehrt, Ungarn murrt und Italien sich widersetzt, wird Frankreich für die EU unverzichtbar. Brüssel wird deshalb davon absehen, Frankreich wie Griechenland zu bestrafen, wenn der Haushalt außer Kontrolle gerät. So geschwächt Macron auch sein mag, er bleibt einer der letzten Aufrechten auf dem Schachbrett des liberalen Europas.

Dafür sehen sie Paris sogar ein paar Todsünden nach. So würde das Haushaltsdefizit auf über 3 Prozent des BIPs steigen, wenn Macron wie versprochen einige Forderungen der Gelbwesten erfüllt. Vier Tage vor Macrons Fernsehansprache fing EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici nicht etwa an zu schimpfen und zu drohen, sondern er erklärte: „Meine Aufgabe als Hüter des Stabilitäts- und Wachstumspakts besteht nicht darin, diesem oder jenem Land zu sagen: ‚Ihr müsst diese oder jene Sozialausgaben kürzen, ihr müsst diese oder jene Steuern anheben.‘ Die Drei-Prozent-Regel ist nicht das Wichtigste. Frankreich muss selbst entscheiden, was zu tun ist. Ich werde heute nicht sagen: Frankreich drohen Sanktionen, weil es den Defizitrahmen überschritten hat.“

„Im Augenblick der Krise sind Zahlen zweitrangig“

Man kann den Spaniern, Italienern und Griechen nur raten, diese Passage zu übersetzen. Und auch eine künftige französische Regierung sollte das Transkript in ihren Akten aufbewahren, falls ihre ökonomische Souveränität einmal angegriffen und Budgetüberschreitungen weniger gut aufgenommen werden.

„Im Augenblick der Krise sind die Zahlen zweitrangig“, erklärte Macron vor dem Parlament, um die etwa 10 Milliarden Euro zu rechtfertigen, die die Umsetzung seiner Versprechen kosten wird. Angela Merkel hat es nachdrücklich unterstützt, dass ihr französischer Partner den Forderungen der Gelbwesten nachgegeben hat. Auch die rechte Opposition in Frankreich hat sogleich dazu aufgerufen, die Proteste zu beenden. Die Bourgeoisie kennt ihre Interessen und steht zusammen, wenn die Bude brennt.

Macron bei seiner Fernsehansprache am 10. Dezember 2018 Foto: ap

Um Macron zu retten, hat die Arbeitgebervereinigung ihre Mitglieder aufgefordert, den Beschäftigten eine Sonderprämie zu zahlen – ihr Präsident ging sogar so weit, eine Erhöhung des Mindestlohns zu fordern! Die Medien haben aufgehört, den bedrängten Präsidenten zu verspotten. Im Leitartikel des Figaro vom 11. Dezember hieß es: „In dieser Stunde muss man der Exekutive das Verdienst zugestehen, die entscheidenden Reformen bewahrt zu haben, die steuerlichen Maßnahmen zugunsten von Investitionen (teilweise Abschaffung der Vermögenssteuer ISF, Flattax für Spareinlagen) ebenso wie die Senkung der Abgaben- und Steuerlast für Unternehmen. Hoffentlich bleibt es dabei.“

Macron schürte Angst

Es ist nicht auszuschließen, dass dieser Wunsch erhört wird. Emmanuel Macron ist zwar ins Wanken geraten, aber er ist nicht am Boden. Er hat sich wieder erholt, gestützt von den Institutionen der Fünften Republik und von einer Parlamentsmehrheit, die ihm treu bleiben wird, weil sie sich allein ihm verdankt.

Macron hat auch deutlich gemacht, dass sein vermeintlicher Liberalismus ihn nicht daran hindert, gepanzerte Fahrzeuge durch Paris fahren und hunderte Demonstranten vorsorglich verhaften zu lassen – 1723 allein am 8. Dezember. Weder schreckte er davor zurück, Angst zu schüren – das Präsidialbüro sprach von einem „harten Kern“ von Gelbwesten, der nach Paris komme, „um zu töten“ –, noch davor, ein ausländisches Komplott heraufzubeschwören, natürlich ein russisches. Und schließlich hat er sogar die „Migrationsfrage“ vorgeschoben und damit endgültig seine Neigung zu politischem Zynismus bestätigt.

Die Regierung kann froh sein, dass die Gelbwesten die internationale Wirtschaftsordnung kaum im Blick haben. Die Angebereien des Präsidenten, seine Symbiose mit der Finanzwelt und der Kulturelite hat die Illusion genährt, seine Politik werde von persönlichen Launen gelenkt, es stehe ihm also frei, sie radikal zu ändern.

Absolutes Misstrauen, geradezu Abscheu

Dabei verfügt Frankreich gar nicht mehr über sein Geld, der öffentliche Dienst untersteht der Wettbewerbspolitik der Europäischen Union, der französische Haushaltsplan wird Zeile für Zeile von EU-Beamten geprüft, und die Wirtschaftsverträge werden in Brüssel ausgehandelt. In der Liste der 42 wichtigsten Forderungen der Gelbwesten tauchen die Begriffe „Europa“ oder „europäisch“ kein einziges Mal auf.

Le Monde diplomatique

Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe von Le Monde diplomatique. LMd liegt immer am zweiten Freitag des Monats der taz bei und ist einzeln im taz-Shop bestellbar: Gedruckt oder digital (inklusive Audio-Version). Das komplette Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe finden Sie unter www.monde-diplomatique.de.

Den Besetzern von Kreisverkehren und ihren Anhängern war es offenbar wichtiger, gegen die Zahl der Abgeordneten und die Privilegien der Minister zu protestieren, als die Ohnmacht ihrer Regierung anzuprangern. Dabei mussten wir doch gerade erleben, dass der Boss des US-Autoherstellers Ford, nachdem er angekündigt hatte, eine Fabrik in Blanquefort, bei Bordeaux, zu schließen und die 850 Beschäftigten zu entlassen, noch nicht einmal bereit war, mit einem französischen Minister zu telefonieren.

Das ebenso „wunderbare“ und noch viel massivere Auftauchen der Gelbwesten zeugt von der allmählichen Verarmung immer breiterer Bevölkerungsschichten. Zugleich zeugt es von einem Gefühl des absoluten Misstrauens, ja geradezu einer Abscheu gegenüber den üblichen Formen der Repräsentation: Die Bewegung hat weder Anführer noch Sprecher, sie lehnt Parteien und Gewerkschaften ab, ignoriert die Intellektuellen, bekämpft die Medien. Vielleicht rührt daher ihre Popularität, die sie auch nach den Szenen der Gewalt bewahrt hat, die normalerweise vor allem der Gegenseite genutzt hätten.

Heterogenität bedroht den Zusammenhalt

Es ist müßig, die Zukunft einer Bewegung vorhersagen zu wollen, die unserer Redaktion und auch den meisten unserer Leserinnen und Leser eher fremd sein dürfte. Ihre politischen Perspektiven sind ungewiss. Dass sie so bunt zusammengewürfelt ist, hat zu ihrem Zulauf beigetragen, bedroht aber gleichzeitig ihren Zusammenhalt und ihre Kraft: Die Einigkeit zwischen Arbeitern und Mittelschicht ist größer, wenn es darum geht, eine Benzinsteuer oder die Abschaffung der Vermögenssteuer abzulehnen, als wenn eine Erhöhung des Mindestlohns den Kleinunternehmer oder Handwerker höhere Kosten befürchten lässt.

Einen möglichen Kitt gibt es jedoch, denn viele Forderungen der Gelbwesten reagieren auf die Folgen des Turbokapitalismus: die wachsende Ungleichheit, die niedrigen Löhne, ein ungerechtes Steuersystem, den Niedergang des öffentlichen Dienstes, eine Umweltpolitik, die die Ärmsten bestraft, die Verödung ländlicher Räume oder die Dominanz von Akademikern in den politischen Institutionen und den Medien.

Für Detroit und die USA stellt der Soziologe Rick Fantasia zur gleichen Zeit dasselbe fest: Es gebe „zwei linke Strömungen, die sich ignorieren“. Die eine besteht aus Aktivisten ohne politische Weitsicht, die andere aus Realisten ohne den Willen zu handeln. Auch wenn der Graben in Amiens ein anderer war als in Detroit – beide verweisen auf die wachsende Kluft zwischen den „einfachen Leuten“ und den Protestbewegungen, die (allzu) oft von Intellektuellen inspiriert sind, deren Radikalität auf dem Papier nicht die geringste Gefahr für die soziale Ordnung darstellt. Auch an diese Trennung haben die Gelbwesten auf ihre Art erinnert. Man darf sie jetzt nicht im Stich lassen.

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz

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28 Kommentare

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  • @Dietlinde Quack



    Habe ich was verpasst? Welche Demokratie? Wohl eher eine Autokratie.

    • @Illoinen:

      Offensichtlich haben Sie verpasst, dass in Frankreich regelmäßig gewählt wird, dass es demokratische Instanzen und Parteien gibt. In diesem Rahmen sollte die Gelbwestenbewegung sich jetzt auch strukturieren und Verantwortung übernehmen.

  • „Dank der Gelbwesten kennt nun jeder die Liste der von der aktuellen Regierung begangenen Ungerechtigkeiten: Kürzung des Wohngelds (APL) um 5 Euro monatlich bei gleichzeitiger Senkung der Steuern auf Kapitalerträge; Streichung der Vermögensteuer (ISF) bei gleichzeitigem Kaufkraftschwund für Rentner. Und nicht zu vergessen die teuerste Maßnahme: die Steuergutschrift für Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung (CICE) für Unternehmen.



    Im nächsten Jahr wird der reichste Mann Europas Bernard Arnault, dem unter anderem die Supermarktkette Carrefour und der Luxusgüterkonzern LVMH sowie die Tageszeitungen Le Parisien und Les Échos gehören, gleich zweimal von den Vergünstigungen profitieren.“

    „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen" Warren Buffett

    Und ein Großteil der glückseligen Leserkommentatoren in der taz schlagen sich schon heute auf die Seite der Gewinner!

    • @Frederik Andersen:

      Komment entfernt. Bitte verzichten Sie auf Pauschalisierungen. Danke, die Moderation

  • "Der französische Haushaltsplan wird Zeile für Zeile von EU-Beamten geprüft, und die Wirtschaftsverträge werden in



    Brüssel ausgehandelt."



    Der Artikel liest sich fast wie ein Wahlkampf Argument der AFD.



    Mehr Europa bedeutet halt genau das.



    Rechtspoulistische unsinnige Parolen hier zu verbreiten ist geradezu aberwitzig.



    Besser mal die Fakten checken.

    • @Demokrat:

      "Mehr Europa" ... Was bedeutet das inhaltlich? Mehr Neoliberalismus? Mehr Sozialstaat. Mehr Bürokratie? mehr Demokratie? Mehr Macht den Multis? Mehr Macht den Bürgern?



      Wer den Wählern wie Macron nur noch die Wahl zwischen Nationalismus und Neoliberalismus lässt, soll sich über die ergebnisse nicht wundern.

      • @B. Wondraschek:

        Zunächst mal mehr kompetenzen von den versagerstaaten nach Brüssel.

        • @Demokrat:

          Genau, noch mehr Demokratie abbauen! ;-)

          • @MontNimba:

            Das ganze natürlich mit freien wahlen.



            Rechtspopulismus bringt hier nichts.

  • Der Artikel ist leider wenig differenziert und damit wenig hilfreich zum Verstehen des Phänomens.



    Ich empfehle den deutlich instruktiveren Artikel von SPON:



    www.spiegel.de/kul...men-a-1243117.html

    Ich würde mir wünschen, dass auch über die Gewaltbereitschaft und Gewalttoleranz berichtet wird, die derzeit in der französischen Gesellschaft zu beobachten ist und die massiv gegen gewählte Abgeordnete aber auch gegen Journalisten gerichtet ist. Das ist antidemokratisch. Gegen diese Gewalt gibt es ja auch eine Bewegung: die Foulards Rouges / die Roten Schals mit mittlerweile nach meinem Kenntinsstand über 35.000 Anhängern.

  • letztendlich geht es um mehr geld , das frankreich nicht hat , schon jetzt fliesst jeder 2. euro in die diffuse utopie der sozialen gerechtigkeit . gläubiger der exorbitanten schulden sind oft rentenfonds und somit die eigenen alten . vollkommen absurd wird die geschichte unter berück-sichtigung des gegenwärtigen , vor-nehmlich deutschen experiments , die nationale gerechtigkeitsfrage zu globalisieren , während die anderen kulturräume ideologiefrei einen marktanteil nach dem anderen erobern . folglich wird das gerieren der nimmersatten sozialen ansprüche keinesfalls einfacher , der



    pawlowsche reflex nach stärkerer belastung der besitzenden erstens summarisch ungenügend , wenig motivierend und definitiv nicht nachhaltig . der marktwert des durchschnittlichen sinkt aufgrund des globalen wettbewerbs , die kuscheljahre der nachkriegszeit sind passé . und steuernd eingreifen kann ein gemeinwesen nur dann , wenn ihm das wasser nicht zum halse steht , vulgo wenn sich noch besitzende finden , welche vertrauensvoll investieren .

    • @oliver pasch:

      Man hat gerade die Einkommensstarken in Frankreich extrem entlastet.

      Worüber wollten Sie nochmal sprechen?



      "summarisch ungenügend"? "kuscheljahre der nachkriegszeit"?



      Ah ja...

      • @MontNimba:

        frankreich ist zu 97 % verschuldet ,



        hat "maastricht" 11x gerissen , in europa mit 33 % die höchste sozial-staatsquote und einen spitzensteuer-satz von 45 % , d.h.ab juli arbeitet man für sich . die industrie ist seit langem im niedergang . vielleicht sollte man jetzt die armen für ein paar milliarden entlasten , die tragen erfahrungsgemäss nicht nur durch ihr üppiges steueraufkommen traditionell zum aufschwung bei . und wenn man die reichen enteignet kann man die party 5 - 10 jahre verlängern . danach sieht man weiter .

    • @oliver pasch:

      [i]gläubiger der exorbitanten schulden sind oft rentenfonds und somit die eigenen alten .[/i]



      Wenn sie Ihre Altersversorgung als „diffuse Utopie“ bezeichnen wollen , dann teilen Sie diese Aussicht mit vielen. Dass dieses Geld in private Taschen fliest und von dort aus genau das Renditestreben befeuert, das die Einkommen senkt und die Altersversorgung für viele folglich einen utopisch hohen Teil ihres Einkommens ausmachen müsste, wenn sie es sich leisten könnten, ist kein Naturgesetz, sondern eine politische Weichenstellung.

      • @Volker Maerz:

        ja , eine globale

  • Die Globalisierung hat tatsächlich dafür gesorgt, dass es sehr vielen Menschen wirtschaftlich besser geht, aber zu einem großen Teil wurden sie regelrecht betrogen, denn diejenigen, die am meisten profitieren, sind nicht gewillt, ihre Gewinne so einzusetzen, dass es eine echte Gerechtigkeit geben wird!

    Es ist leichter Menschen zu regieren, wenn sie sehen, dass es einen Aufschwung gibt, auch wenn er noch so klein ausfällt!

    Allerdings zeigt sich nun in den Ländern der Hauptprofiteure der Globalisierung, Amerika und den Ländern Europas, dass die Menschen, trotz kleiner Erfolge, immer häufiger die Rechnung für die Gier der Wirtschaft, der Industrie und des Aktien Kapitals tragen müssen, denn sie Allein sollen den Erhalt der Staatsfinanzen tragen, in dem ihr finanzielles Dasein ständig zurück geschraubt wird, während den Hauptprofiteuren immer mehr Zugeständnisse gemacht werden!

    Obwohl den Staatenlenkern bewusst ist, wie extrem sie durch die Konzerne und die Aktionäre bei der Finanzierung ihrer Aufgaben durch Steuervermeidung und Hinterziehung betrogen werden, schützen sie derartige Unternehmungen, weil eben diese auch über das Wohl und Wehe einzelner Politiker die Deutungshoheit haben!

    Wie man bestens in den USA sieht, aus der ja nun Mal immer nach einer gewissen Vorlaufzeit, die Gepflogenheiten zu uns Europäern herüberschwappen, wird die Politik ausschließlich durch die immensen Parteispenden der Finanzwelt und der Konzerne fremdbestimmt!

    Es ist inzwischen so pervers geworden, dass ausgerechnet die ärmsten der Armen ihren Heilsbringer in jemanden suchen, der ausgerechnet zu der Kaste gehört, die am meisten von ihnen und ihrer Armut profitiert, Präsident Donald Trump!

    Auch in Europa rufen immer mehr Menschen genau jene als Heilsbringer aus, die zu Großteil für ihre Misere mitverantwortlich sind, wie Macron, der als Finanzjongleur in der Wirtschaft tätig war und gewählt wurde seiner Heilsversprechen halber, die er nicht mal im 1. Jahr gewillt war zu halten!!!

  • Das haben wir 1789 der prise de la bastille und der Republik francaise schon einmal zu verdanken:



    Die Republik und die Allgemeinen Menschen Rechte!



    "eine allgemeine Empörung über die soziale Lage und die Defizite der Demokratie" Da können die Deutschen nur davon lernen und sich an das Hambacher Fest 1832 erinnern! Liberte' und Demokratie!



    Details hat Aristoteles hinterlassen: Es gilt die Besten zu wählen und per Gesetz zu kontrollieren! Unsere Automobil- und Kohle Industrie zeigt uns das Gegenteil!

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    So diffus wie die Bewegung der Gelbwesten ist auch dieser Artikel. Missstände aller Art werden zusammengemixt (es gibt Alleinerziehende, die keinen Kindesunterhalt bekommen), die Folgen der Globalisierung nur negativ gezeichnet (man ist als armer Franzose gezwungen, Internetzugang, Computer und Smartphones zu besitzen, natürlich nur um sich im täglichen Daseinskampf zu behaupten), dazu eine Spritze EU-Antidot, fertig ist der Erklärungsrahmen für die aus dem ländlichen Raum kommenden gewaltbereiten Wutbürger.



    Anti-Establishment, Anti-Presse, gegen Ökosteuern, weils das Benzin teurer macht. Kommt einem sehr bekannt vor, aus den USA, aus Ungarn, aus Dresden.

    Englischer Chauvinismus, das totalitäre Regime eines Orban und das zum Teil faschistisch regierte Italien werden dabei zu Kronzeugen berechtigter (EU-) Kritik.

    Nur einige hanebüchene Ausführungen des Autors:

    Die 3%-Defizitsgrenze des Stabilitäts- und Wachstumpaktes hat Frankreich 2002-2004, 2008, 2011-2016 gerissen.

    www.zeit.de/politi...zitgrenze-finanzen







    Dies wurde von der EU stets toleriert, warum daraus nun eine Todsünde konstruiert wird und sich der Autor "wundert", dass es keine harschen Reaktionen aus Brüssel kommen, versteht wohl nur er selbst.

    Die angeblich unverschämt hohen Benzinpreise und damit der Auslöser für die Proteste der Autoverliebten (passenderweise gehört ja das Erkennungszeichen der Gelbwesten zur Standardausrüstung jedes französichen PkW) sehen so aus: Nach den Planungen der Regierung Macron sollte ab 01.01.2019 ein Liter Diesel um 6,5 Cent teurer werden, für Benzin werden 2,9 Cent mehr verlangt.

    www.tagesspiegel.d...nten/23659138.html

    Und wie sich wohl die Arbeiter von 1936 über die 35 Stunden Woche heutzutage, über ein Renteneintrittsalter von 62 Jahren und mindestens 25 Urlaubstage im Jahr gewundert hätten ?

    • @60440 (Profil gelöscht):

      "Dies wurde von der EU stets toleriert, warum daraus nun eine Todsünde konstruiert wird und sich der Autor "wundert", dass es keine harschen Reaktionen aus Brüssel kommen, versteht wohl nur er selbst."

      Und eben alle diejenigen, die in den letzten Monaten einen einzigen Artikel über Italien gelesen haben.

    • @60440 (Profil gelöscht):

      Gut, dann eine ganz einfache Erklärung. Es ist einem nicht wichtig, wie er verglichen mit 1936 oder verglichen mit irgendeinem Land in Zentralafrika steht.



      Entscheidend ist, ob es einem im zeitlichen Verlauf besser, gleich oder schlechter geht. Dazu kommen noch, wie diffus sie auch nicht sein mögen, die Gerechtigkeitsfragen - d.h. ganz simpel: wie viel bekommen andere vom Kuchen ab.

      Und wenn man die *richtigen* Statistiken liest, dann haben große Teile der Bevölkerung in Frankreich (und in Deutschland) jeden Grund angepisst zu sein.

  • Ah! ça ira, ça ira, ça ira



    les aristocrates à la lanterne!



    Ah! ça ira, ça ira, ça ira



    les aristocrates on les pendra!



    Si on n' les pend pas



    On les rompra



    Si on n' les rompt pas



    On les brûlera.



    Ah! ça ira, ça ira, ça ira



    les aristocrates à la lanterne!



    Ah! ça ira, ça ira, ça ira



    les aristocrates on les pendra!



    Nous n'avions plus ni nobles, ni prêtres,



    Ah ! ça ira, ça ira, ça ira,



    L'égalité partout régnera.



    L'esclave autrichien le suivra,



    Ah ! ça ira, ça ira, ça ira,



    Et leur infernale clique



    Au diable s'envolera.



    Ah! ça ira, ça ira, ça ira



    les aristocrates à la lanterne!



    Ah! ça ira, ça ira, ça ira



    les aristocrates on les pendra!



    Et quand on les aura tous pendus



    On leur fichera la pelle au cul

    • @Tatzelbrumm:

      Interessant, also den einen Terror durch einen Anderen ersetzen, das klingt sinnvoll und durchdacht.

      Vielleicht können Sie ja als geistiger Nachfolger von Jean-Baptiste Carrier oder François-Joseph Westermann einen Platz in den Geschichtsbüchern bekommen.

  • Die "verbeamteten Akademiker", die angeblich so gut zurecht kommen, haben seit 20 Jahren ein konsequentes Absinken ihrer Kaufkraft zu konstatieren (nicolas.tentillier.free.fr/Salaires/), sind überarbeitet, weil zu wenig Leute für zu viele Studenten eingestellt werden, und tun sich schwer damit, Forschungsfinanzierung zu finden.

  • Macron drückt mit aller Kompromisslosigkeit die neoliberale Agenda der Umverteilung von unten nach oben durch.



    Die EU-Kommission meint ihn zu stützen und füttert die Populisten in den anderen Ländern insbesondere in Italien.



    Aber es sind ja alles nur die bösen Populisten oder das böse Putin schuld.

  • Gleich, was aus den Gelbwesten wird, zweierlei ist ihnen schon jetzt gelungen. Erstens, sie haben Emmanuel Macron, entgegen seinen En March Verlautbarungen, erst entzaubert, dann entlarvt, als das, was er ist, eine Politische Figur in maßgeschneidert engem Goldman Sachs Boy Korsett von der Stange, dem es reicht in Posen zu stahlen, das Blitzlichtgewitter der aus aller Welt anreisenden Reporter für seine Krönungsmesse zu halten, überrascht zu tun, wenn das gesellschaftliche Wetter über Paris aus heiterem Himmel von der Freuden Ode an die Sonne der EU seines Elite Projekt Pyrrhussieges 2017 ermattet, umschlägt in Regengüsse, Blitz und, Donner.

    Das zweite, was ihnen gelingt, was bisher kaum gewürdigt scheint, sie haben unorganisiert die Schockstarre, die seit Nine Eleven 2001 in Europa gefahren ist, verstärkt durch den Ausnahmezustand Frankreichs seit 2015 nach Terroranschlägen in Serie, erst sichtbar gemacht, dann aufgebrochen, dem Verlassen von Denkblockaden geistiges Futter zu geben. Fad lamm, ungeachtet angeblich gesellschaftlicher er Fundierung der Gelbwesten im Urteil Dritter, gat nicht hoch h genug eingesschätzt werden. Danke!

    Ganz beiläufig ist es den Gelbwesten dazu gelungen, in einer Welt, in der angeblich, im Global Village kolportiert en Fly Over Land Touristen Lifestyle Habitus, jeder seines Glückes eigener Schmied ist, wenn nicht Krankheit so doch Bildungsferne, Armut, mit dem Blick auf andere gerichtet, selbsverschuldet gelten mit der Tendenz zu diskriminieren, verdirb uns nicht die drogenaffine "Bombenstimmung", geh uns aus den Augen, aus dem Sinn, mit Armut, monetäre Not, Verschuldung bekennenden Gelbwesten kommt alles ungefiltert an die Oberfläche, wie es im taz Aufmacher heißt, auf den Bildschirmen in Wohnzimmern der Nation auf Augenhöhe sichtbar zu werden, ihre Lage, wie sie ist mit Selbstverständlichkeit und Rückhalt in der Gelbwesten Gemeinschaft vorzutragen, Änderung sofort anzumahnen, statt Symposien, Pilotprojekt Grundeinkommen

  • "Wer gut zurechtkommt wie die verbeamteten Akademiker, Ökobobos oder wohlhabenden Großstädter, teilt den Optimismus des jungen Präsidenten. Ihnen gehört die Zukunft, solange die Unzufriedenen ruhig bleiben – oder hoffnungslos, was aufs selbe hinausläuft. "

    Ich habe den Eindruck, dass die Gelbwesten nirgendwo stärker gehasst werden als im hippen Milieu der Profiteure neoliberaler Politik, weil sie deutlich machen, dass es nicht nur "Frieden" durch Resignation bzw. Hoffnungslosigkeit geben muss. Gleichzeitig sind sie eine Bestätigung dafür, dass das etablierte Parteiensystem ausgedient hat, sofern von den Parteien nicht neue und demokratische Impulse gesetzt werden, die auch die Menschen zur Kenntnis nehmen, die als Verlierer rechts liegen gelassen werden.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Alles ist richtig in dieser Analyse. Die Linke dümpelt vor sich hin, die France Insoumise macht sich bei vielen Wählern unbeliebt, wegen der obskuren Vergabe der Listenplätze bei den Europawahlen, wichtige Leute wurden ausgeschlossen andere haben das Handtuch geworfen. Die Kommunisten halten sich immer noch für die Alleinvertreter der Lohnabhängigen und der Versuch der Grünen, der Bewegung um Benoît Hamon und dem Rest der Sozialistischen Partei, eine gemeinsame Liste aufzustellen, ist kläglich gescheitert an den drei egomanen Parteibossen, jeder wollte der erste sein. Vor allem die Grünen, die Rückenwind aus Deutschland spüren.



    Nur eine, die macht gar nichts oder, " service minimum, " Marine Le Pen, die zieht die Wähler an. Nur dem Méléchon hat sie einen Todeskuss verpasst, um noch ein paar Quefrontler unter den Wählern der France Insoumise anzulocken.



    Die Regierung rüstet inzwischen auf und einige wildegewordene Liberale im weissen Hemd mit Löwenmähne wie der ehemalige Erziehungsminister und Medienphilosoph Luc Ferry, fordern glattweg die Polizei auf, von ihren Schusswaffen gegen die randalierenden Gelbwesten Gebrauch zu machen. Aber es ist nicht jeder Clémenceau, der es sein will...und Flashballs geziehlt auf Demonstranten abzuschiessen reicht ja auch.

  • "Das ebenso „wunderbare“ und noch viel massivere Auftauchen der Gelbwesten zeugt von der allmählichen Verarmung immer breiterer Bevölkerungsschichten."

    So ist es. Und so ist es auch hierzulande, wo es überdeckt wird von a)Exportzahlen und b)Arbeitslosenzahlen garniert mit Uns-Geht-Es-Gut-Rhetorik. Dabei reicht ein Blick auf 2-3 andere Statistiken, um rosarote Brille abzunehmen.