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Vergewaltigung in Münchner U-BahnMehr Awareness, bitte!

Die Vergewaltigung einer Frau durch einen Zugführer in München ist schlimm genug. Umso erschreckender ist die Reaktion des Unternehmens.

Die Münchner U-Bahn Foto: dpa

Ein U-Bahn-Fahrer der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ist am Mittwoch vom Amtsgericht München zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Im Juni dieses Jahres hatte er eine 18-Jährige vergewaltigt, die die Bahn an der Endstation nicht verlassen, sondern sich schlafend und alkoholisiert noch in einem der Abteile befand. Der Fahrer gestand nun vor Gericht, die junge Frau in der öffentlich nicht zugänglichen Wendeschleife am „Klinikum Großhadern“ zunächst begrapscht und dann vergewaltigt zu haben.

Dieses Verbrechen allein ist schon schlimm genug. Doch umso erschreckender ist, was sich die Münchner Verkehrsgesellschaft als nachträgliche Reaktion auf den Fall leistete: Telefonisch machte ein Mitarbeiter der MVG dem Opfer „als Zeichen der Anteilnahme und Unterstützung“ das Angebot, an einer kostenlosen Fahrt in einer Partytram teilzunehmen. Als die junge Frau nicht auf das Angebot reagierte, soll sie nochmal von dem gleichen Mitarbeiter per SMS bezüglich der Partytram-Einladung kontaktiert worden sein.

Ein Shitstorm in den Sozialen Medien folgte. Die MVG äußerte sich in einem Post auf Facebook am Mittwochmittag, „dass sie zutiefst bedauern, die Gefühle der jungen Frau verletzt zu haben.“ In einem ausführlicheren Statement, das auf Anfrage mehrerer Medien abgegeben wurde, heißt es weiter: „Im Mitarbeiterkreis war die mutmaßliche Tat ein großes Gesprächsthema. Sie hat zu großer Betroffenheit geführt und in der Belegschaft massive Sorgen darüber ausgelöst, dass das Ansehen aller U-Bahnfahrer in Mitleidenschaft gezogen wird. Hier standen wir begleitend und beratend zur Seite, auch mit Unterstützung unseres hauseigenen Sozialdienstes.“

Und plötzlich geht es gar nicht mehr um das Opfer einer Vergewaltigung, sondern um das „Ansehen aller U-Bahnfahrer“ – und damit mal wieder darum, dass Männer vermeintlich Angst haben müssen, alle Frauen würden plötzlich unbegründet ihre „Ich-verklag-euch-alle-wegen-sexuellen Missbrauchs“-Keule rausholen. Auf Nachfrage der taz, ob es im Unternehmen eine generelle Auseinandersetzung mit dem Thema sexualisierte Gewalt im öffentlichen Verkehr gebe, hieß es, es handele sich bei dem Vorfall im Juni bislang um einen Einzelfall.

Das spricht nicht dafür, dass das Verkehrsunternehmen den Fall wirklich reflektiert und eingeordnet hat. Es handelt sich sicher nicht um den ersten Grenzübertritt, der in einer U-Bahn passierte, ob von Seiten der Angestellten oder der Fahrgäste. Bedauern ist ok, aber reicht nicht. Vielleicht wäre als Reaktion ein Awareness-Workshop für Mitarbeiter*innen eine gute Idee gewesen.

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46 Kommentare

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  • Es ist immer noch gesellschaftlicher Konsens, dass Opfer und Mitbetroffene sich Respekt erst verschaffen müssen. Oft auf sehr entschiedene Weise, wie man an diesem Fall ja wieder mal erkennen kann. Der Imageschaden für die Münchner U-Bahn ist auf jeden Fall groß.

  • In Gesellschaften, wo Sozialschwache, Gesundheitsschwache und andere Minderheiten benachteiligt werden, kann so etwas passieren.



    Wie ist der Umgang mit den Obdachlosen Menschen in den U/S-Bahnen und U/S-Bahnhöfen in Berlin?



    Mitarbeiter der Bahn und der BVG ziehen Handschuhe an und schmeißen Menschen wie Gegenstände aus den Bahnhöfen und S/U-Bahnen raus!



    Sind die Fahrer besser, wenn auf der Endstation eine Passagierin/ein Passagier nicht aussteigt, weil sie/er eingeschlafen, krank, müde, alkoholisiert oder auf Drogen ist?



    Es ereignete ein Fall vor einigen Jahren in einer U-Bahn in Berlin.



    Endstation. Eine ältere Dame, entweder krank oder drogenabhängig ist in der U-Bahn eingeschlafen und ging nicht raus. Der Fahrer, (eher) mit einer Knast-Tätowierung, zog Handschuhe und sprich, Und schrie die Dame an. Sie reagierte nicht. Dann hat er angefangen an der Glasscheibe stark zu klopfen, an der die Dame ihren Kopf anlehnte. Sie reagierte nicht. Ein Schüler mischte sich ein und sagte, dass das nicht in Ordnung ist.



    Der Fahrer fing an, den Schüler einzuschüchtern und machte mehrere Schritte auf ihn zu. Der Schüler lief nicht weg. Ein Erwachsener Migrant, sehr intelligent angezogen, stellte seinen PC-Koffer ab, machte die Jacke auf und mischte sich ein. Er stellte den Blickkontakt zu den Fahrer, ging ein Paar Schritte auf ihn zu, sprach mit ihm, und sagte, dass er (der Fahrer) den Atz rufen soll und dass das nicht in Ordnung ist, wie er mit der Dame und mit dem Schüler umging. Vielleicht war in seinem Gesicht geschrieben: Du gehst gleich zu Boden, auch wenn du ein Paar Köpfe höher bist.

    Der Fahrer schloss schnell die Tür und fuhr mit der alten Dame weg. Schüler und Unbekannter konnten ihn nicht aufhalten. Mehrere Zeitungen bekamen daraufhin anonyme Hinweise.

    Auch wenn jemand obdachlos, alt, klein, krank, alkoholisiert oder auf Drogen ist und nicht eigenständig aussteigen kann, ist er oder sie ein MENSCH!

    Solidarität darf keine Grenzen kennen!

  • In den USA wäre für das Unternehmen Schmerzensgeld in Höhe von 1 Million USD durchaus angemessen!

  • Das ist ja wohl das Allerletzte!



    Verhöhnung der Vergewaltigung?

    Angebot, an einer kostenlosen Fahrt in einer Partytram soll etwa indirekt die Schuld für Vergewaltigung dem Mädchen gegeben worden sein?

    Es liegt außerdem höchstwahrscheinlich ein Regelverstoß in Bezug auf Datenschutz vor. Es muss geklärt werden, wie da Unternehmen an die Handynummer des Mädchens kam; ob diese freiwillig gegeben wurde, wofür ggf. die Nummer mitgeteilt war; wie kam der Mitarbeiter, der die SMS sendete an die Handy-Nummer, und ob er überhaupt berechtigt war, dies zu tun.



    Das Mädchen kann jedenfalls auf Schmerzensgeld klagen!

    Alle Eltern in München sollen nachdenken ob ihre Kinder oder sie selbst mit dieser Bahn je fahren würden!!!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...vielleicht sollte man(n)/frau sich merken: Begrapschen und vergewaltigen NUR während der sog. Wies'n-Zeit (Oktoberfest).



    War nur ein Witz, 'tschuldigung.



    Aber ich würde dennoch vorschlagen, alle Wies'n-Besucher müssen in Zukunft einen sog. "Awareness-Workshop" besuchen, DAS wär' mal eine gute Idee ; )

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Das in einem ausführlichen(..) Statement (unter anderem) auch nebenbei erwähnt wird, das andere unschuldige U-Bahnfahrer die Sorge haben, für diesen Vorfall in Sippenhaft genommen zu werden, kann ich wirklich nicht skandalös finden.

    Das diese Sorge absolut berechtigt ist, zeigt ja dieser Artikel und der Vorschlag eines Awareness-Workshops für die Mitarbeiter/innen.

    Also schön: Ein Awareness-Workshop und eine Sensibilisierung für dieses Thema wäre allgemein bei vielen Arbeitsplätzen nicht das schlechteste und auch gerade bei Bus oder Bahnfahrern, damit diese erkennen wenn jemand in Bus/Bahn bedrängt oder belästigt wird.(Obwohl ein/e U-bahn-Fahrer/in in der Regel wohl kaum mitbekommen kann, was hinten in der Bahn passiert)

    Aber einen Workshop bezüglich des eigenen Verhaltens der Fahrer zu fordern; das ist schon ein starkes Stück. Wie oft kommt das vor?

    "Es handelt sich sicher nicht um den ersten Grenzübertritt, der in einer U-Bahn passierte, ob von Seiten der Angestellten oder der Fahrgäste"

    ^^Aha...die Autorin weiß also das es "sicher nicht der erste Grenzübertritt war, ob von Seiten der Angestellten(tell me more), oder der Fahrgäste(was wirklich jedem klar ist).

    Die Differenzierung zwischen Angestellten und Gästen bekommt die Autorin nicht hin bzw. Sie verwischt meines Erachtens nach extra die Grenzen.

    Ich glaube nicht das so ein Verhalten an der Tagesordnung ist. Alleine schon deshalb, weil U-Bahnen videoüberwacht sind und der U-Bahnfahrer bei einer Anzeige gegen ihn leicht überführt werden kann.

    Insofern wäre so ein Workshop reiner Populismus und würde wie eine kollektive Anklage gegen die Angestellten wirken.

    Das es dagegen allgemein Sinn machen würde, zu diesem Thema Arbeiter/innen in ähnlichen Berufen zu sensibilisieren, halte ich für keine schlcehte Idee.

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Zu Grenzübertritten von Bahnangestellten gibt es unzählige Artikel und Akten. Meißtens geht es dabei aber um die Securities.



      Freunde von mir wurden wegen "Rumschwuchtelei" rausgeworfen. Die Polizei kam sogar dazu. Ich habe selbst schon Anzeige gestellt, in anderer Sache. Auf meiner Linie fährt ein Kontrolleur, der auffällig oft zuschlägt. Im Hauptbahnhof werden gezielt Schwarze auf den Bahnsteigen kontrolliert. Die Stadt hatte sogar vorübergehend die Hoheit über den Bahnhofsvorplatz am Hamburger Hauptbahnhof an die Bahn-Securities abgegeben und musste das nach massiven Beschwerden wieder rückgängig machen.

  • Skandalös ist auch das niedrige Strafmaß. Ein falsches Signal an alle Menschen, die aus einer besonderen Machtposition heraus Gelegenheit haben, sich an hilflosen Personen sexuell zu vergehen.

    • @Angelika Oetken:

      Welches Strafmaß halten Sie für angemessen?

      • @Rudolf Fissner:

        Mindestens 10 Jahre Haft.

        • @Angelika Oetken:

          Und bei jugendlichen oder geistig behinderten Tätern?

        • @Angelika Oetken:

          Glauben Sie wirklich ein 10jähriger Aufenthalt in einer deutschen JVA verbessert die Möglichkeiten für einen Vergewaltiger, sich therapieren zu lassen?



          Oder glauben Sie, das Rachegefühl des Opfers würde dadurch genüge getragen? Rachsucht ist auch nicht unbedingt das Mittel, zukünftige Straftaten zu vermeiden.

          • @Age Krüger:

            Abgesehen davon, dass ich nicht möchte, dass sie weitere Sexualverbrechen begehen, sind TäterInnen mir vollkommen gleichgültig. Die haben ihre Entscheidung getroffen, als sie ihre Verbrechen begingen und sofern man sie überhaupt vor Gericht stellt und verurteilt, haben sie das einkalkuliert. Die Höhe der Strafe für eine ungesetzliche Handlung sagt auch etwas über deren gesellschaftliche Bewertung aus. Milde Strafen stehen für eine Bewertung als minderschwer. Einen anderen Menschen zu überfallen und ihm seine eigene Sexualität aufzunötigen, ist eine maximale Grenzüberschreitung. Nicht nur ein Eindringen in den Körper des Anderen, sondern auch eine vorsätzliche Beschädigung seiner Würde und Integrität.

          • @Age Krüger:

            Unter SexualstraftäterInnen gibt es welche, die ihre Verbrechen in Folge einer psychiatrischen Erkrankung begehen. Die gehören in Behandlung. Die Mehrzahl der TäterInnen wird sexuell übergriffig, weil sich die Gelegenheit dazu ergibt. Auch beim Verurteilten im berichteten Fall handelt es sich um einen Mann, der als vollkommen durchschnittlich beschrieben wird: Ehemann, Vater, normaler Beruf, keine Vorstrafen. Die Annahme, die ganz gewöhnliche, übliche Sexualpraxis sei frei von Gewalt, Aggression, Ausbeutung und Entwertung halte ich für irrig. Dazu Rolf Pohl in einem Interview: www.sueddeutsche.d...erview-1.3801247-2.

            • @Angelika Oetken:

              Dazu - a.E. - wusch - mailtütenfrusch -

              “ "Die Annahme, die ganz gewöhnliche, übliche Sexualpraxis sei frei von Gewalt, Aggression, Ausbeutung und Entwertung halte ich für irrig. "



              (Angelika Oetken - weiter oben)







              Will nicht gewöhnlich und üblich sein...,



              denn wenn ich`s wär, wär ich ein Schwein.“

              Ja - die im Koben - wollemer net loben.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Angelika Oetken:

          Ich neige in solchen Fällen eher zu archaischen Massnahmen.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Die wirklich Bestraften sind die Frau und die Töchter dieses Mannes. Sofern er auch sie mit seiner übergriffigen Sexualität überzogen hat, hoffe ich, dass sie die Verurteilung zum Anlass nehmen, sich von ihm loszusagen. Schon etwaiger Enkelkinder wegen. Wer einmal die Grenze zum Täter überschritten hat, wird das immer wieder tun. Ich hoffe nicht, dass man die Angehörigen des Verurteilten für sein Verbrechen mitbüßen lassen wird.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Angelika Oetken:

              Ihrem Hinweis auf die möglichen Auswirkungen solcher Taten auf die jeweilige Familie stimme ich zu. Da steckt viel emotionaler und sozialer Sprengstoff drin.

              Ich war jahrelang in der sozialpädagogischen Familienhilfe tätig. Bin in Familien gegangen, in denen Väter unter Verdacht standen, sich an eigenen Kindern sexuell vergangen zu haben. Habe versucht, mit den mutmasslichen Tätern und Opfern zu arbeiten. Dabei haben sich Abgründe aufgetan und nicht immer wurde es eindeutig, ob die Vorwürfe berechtigt waren - oder nicht.

              Im vorliegenden Fall liegen die Dinge gottlob klarer. Frau und Töchter haben mein Mitgefühl.

              Das Interview mit Herrn Pohl habe ich noch nicht gelesen. Allerdings halte ich Ihre Aussage über die übliche Sexualpraxis für bedenklich. NEIN, sie ist nicht zwingend frei von Scheusslichkeiten. Und diese Verhaltensweisen können in beide Richtungen auftreten: vom Mann zur Frau, aber auch von der Frau zum Mann.

              Vive le difference!

    • @Angelika Oetken:

      Nunja - Sie sind da in - öh bester Gesellschaft.

      “…Ein falsches Signal an alle Menschen, die aus einer besonderen Machtposition heraus Gelegenheit haben, sich an hilflosen Personen sexuell zu vergehen.“

      Juristisch nennt frauman dess -



      Generalprävention -



      &Däh!



      In Westfälisch Sibirien vulgo Sauerland



      Fing ich mir als junger Richter ganz offen - dess ein:



      “Schon wieder einer - der gegen die



      Generalprävention im AuslR ist!“

      unterm——



      Strafrecht & das ausgeurteilte Strafmaß



      Dienen dem Schutz der Gesellschaft vor erneuter Rechtsverletzung. Wollnich.



      &



      EndeGelände.

      & Hörnmer mal bei einem Dr. jur. rein:



      “…Glaub nicht an die abschreckende Wirkung eures Spruchs; eine solche Abschreckung gibt es nicht. Noch niemals hat sich ein Täter durch angedrohte Strafen abhalten lassen, etwas auszufressen. Glaub ja nicht, dass du oder die Richter die Aufgabe hätten, eine Untat zu sühnen – das überlaß den himmlischen Instanzen. Du hast nur, nur, nur die Gesellschaft zu schützen. Die Absperrung des Täters von der Gesellschaft ist ein zeitlicher Schutz.…“



      &Däh a.E.



      “Hab Erbarmen. Das Leben ist schwer genug.“







      Eben & Danke Herr - Ignaz Wrobel



      Nu. Ditte is ma wat deutlich - wa.



      Mehr - könnte verunsichern - kerr*!*



      Nu. aus —-



      “Merkblatt für Geschworene

      Nachdruck erbeten“



      (hiermit z.T. geschehen;)



      & ooch klar —-



      Die Weltbühne, 06.08.1929, Nr. 32, S. 202. - Newahr. Normal.

      www.textlog.de/tucholsky-merkblatt.html - the whole thing;)

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Lowandorder - wie immer alles treffend gesagt.

        • @970 (Profil gelöscht):

          Na Na - servíce - only.;)

      • @Lowandorder:

        Strafen sollen auch präventiven Charakter haben und ein gesellschaftliches Signal sein. Vergewaltigung ist kein schlechter Sex in Folge eines Missgriffs auf der Datingplattform. Sondern sexuelle Folter mit schwerwiegenden physischen und seelischen Folgen.

        • @Angelika Oetken:

          Nunja. Wer hätte anderes erwartet.



          Newahr:

          “Strafen sollen auch präventiven Charakter haben und ein gesellschaftliches Signal sein.…“

          Daher: Lohnt nicht.



          kurz - s.o. - & sine ira et studio -



          Ohne Zorn&Eifer - Ist Ihnen ersichtlich:



          Ein Buch mit sieben Siegeln.

  • Der Vorschlag, einen „Awareness-Workshop“ abzuhalten, ist nicht sehr viel besser als der, mit der Partytram zu fahren, finde ich. Aber gut, halten wir mal einen „Workshop“ ab:

    Nicht alle Mitarbeiter der diversen Verkehrsgesellschaften müssen mit summa cum laude promoviert haben. Wer‘s nicht so sehr mit Sprachen hat, der wird vielleicht nicht Journalist, sondern sucht sein Auskommen bei der MVG. Wenn er kein Englisch kann, macht ihn das dort nämlich nicht zu einem minderwertigen Menschen.

    Julia Wasenmüller ist offenbar sehr stolz darauf zu wissen, dass es so was wie einen „Awareness-Workshop“ gibt. Womöglich hat sie schon an einem teilgenommen. Ins Wörterbuch, allerdings, hat sie vermutlich nicht geschaut im Zusammenhang mit ihrem guten Rat. Sie wüsste sonst: Awareness kann alles Mögliche heißen.

    Allein dict.leo.org zählt 46 Substantive auf, in denen awareness vorkommt. Die Spanne, die der Begriff im Englischen abdeckt, reicht von A wie Achtsamkeit über B wie Bekanntheit oder Bewusstsein, E wie Erkenntnis und S wie Sensibilität bis W wie Wahrnehmung. Welche Art Workshop stellt sich Julia Wasenmüller also genau vor? Einen anderen vermutlich, als die MVG.

    Die MVG hat gewiss schon Workshops angeboten, in denen ihre Mitarbeiter sensibilisiert wurden. Für die Frage etwa, wie die Bekanntheit des Unternehmens gesteigert werden kann. Vielleicht haben in einem solchen Kurs Menschen gelernt, dass der Bekanntheit der MVG gedient ist, wenn die Party-Bahn beworben wird. Und vielleicht hat der Mitarbeiter, der das Angebot unterbreitet hat, an einem solchen Kurs schon einmal teilgenommen.

    Er hat sich vielleicht eingebildet, er hätte was gelernt in diesem Kurs. So, wie Julia Wasenmüller sich eingebildet hat, sie hätte was gelernt. Das Fremdwort nämlich. In beiden Fällen fehlt leider die Empathie. Und das führt zu einem suboptimalen Ergebnis. Wie schade also, dass man Empathie nicht in einem bezahlten „Workshop“ lernen kann, sondern nur von richtig guten Freunden.

    • 9G
      98589 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      DANKE, genau die richtigen Worte zu diesem unsäglichen Artikel!

    • @mowgli:

      -;)( - anschließe mich.



      …awareness… - Au Backe.

      Jo. Alles Müller - oder was*¿*

      kurz - Maa waasens nich.



      &



      Frau - scheint’s aach nich.



      Normal. Newahr.

  • schlampiger Artikel!



    Zum einen wurde der Täter fristlos gekündigt, zum anderen hat der Mitarbeiter dem Opfer keine Mitfahrt in einer Partytram angeboten, sondern als Entschuldigung des Unternehmens eine Sonderfahrt nach ihrem Wunsch in einem "Privatzug". Das mag auch nicht angemessen sein, ist aber doch etwas anderes.



    Dass die Tat bei den anderen Fahrern "Betroffenheit ausgelöst hat" ist doch wohl gut und richtig, die Autorin will sie trotzdem zu einem Stuhlkreis über "Awareness" verdonnern. Der Artikel ist typisches PC-Gequatsche.

    • @Max Kistler:

      Ich stimme Ihnen zu. Wieso soll eine ganze Belegschaft einschließlich der Frauen etc. (im Artikel steht "Mitarbeiter*innen") einen "Awareness-Workshop" benötigen, nachdem einer von ihnen eine Vergewaltigung begangen hat? Außerdem weiß jeder Vergewaltiger ganz genau, was er da tut, und wenn ein Mann eine Frau vergewaltigt, dann bestimmt nicht, weil man es versäumt hat, ihm im "Awareness-Workshop" zu erzählen, dass er das nicht darf.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Max Kistler:

      Ich lese gerade zum ersten Mal von dem Vorfall und finde, es handelt sich hier um eine große Schweinerei.

      Dass dem Täter fristlos gekündigt wurde, finde ich absolut angemessen. Was eine Sonderfahrt in einem 'Privatzug' mit der Straftat zu tun hat, erschließt sich mir nicht. De-Sensibilisierungstraining für das Opfer? Das Klügste: man hätte das Opfer mal gefragt. Das hätte von Respekt gezeugt.

      In Ihrem Fazit stimme ich Ihnen zu: es hätte für Täter und Arbeitgeber des Täters sicherlich konstruktivere Lösungen geben können.

  • "sondern um das „Ansehen aller U-Bahnfahrer“ – und damit mal wieder darum, dass Männer vermeintlich Angst haben müssen, alle Frauen würden plötzlich unbegründet ihre „Ich-verklag-euch-alle-wegen-sexuellen Missbrauchs“-Keule rausholen."

    Nein, darum geht es überhaupt nicht. Geäußert wurde die Sorge, dass alle U-Bahnfahrer wegen der Tat eines einzelnen Kollegen verdächtigt werden könnten. Da geht es tatsächlich nicht um das Opfer. Aber um Pauschalurteile. Und Die Autorin macht leider fleißig mit, wenn sie "Scheiße, mein Kollege hat ein mieses Verbrechen begangen, hoffentlich denken jetzt nicht alle, ich wäre auch so" in "Scheiße, mein Kollege hat ein mieses Verbrechen begangen, aber Frauen können ja gegen uns Männer sowieso immer die Vergewaltigung vorbringen" macht. Das ist Sexismus.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Der taz-Autorin empfehle ich mehr Empathie. Ein Artikel ohne diese Hipster Begriffe wie "Awareness" und "sexualisierte" Gewalt käme gleich etwas menschlicher rüber.



    Auch gleube ich nicht, dass ein "Awareness-Workshop" das Fehlverhalten des Mitarbeiters korrigieren kann. Solche groben Menschen sollte man nicht ans Telefon lassen um Opfer zu kontaktieren.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Rolf Pohl unterscheidet zwischen "sexueller Gewalt" und "sexualisierter Gewalt". Zitat aus einem kürzlich erschienenen Interview:



      "Sie bemängeln, dass vor allem von sexualisierter, weniger aber von sexueller Gewalt die Rede ist. Worin besteht für Sie der Unterschied?

      Der Begriff der sexualisierten Gewalt suggeriert, Sexualität wäre ein Werkzeug, das benutzt wird, um Macht durchzusetzen. Als hätte das mit sexuellem Begehren nichts zu tun. Das ist naiv: Fast alle Formen von Vergewaltigung dienen auch der sexuellen Befriedigung. Es gibt diese Formen sexualisierter Gewalt, beispielsweise wenn bei Folter Gegenstände eingeführt werden. Daran können sich übrigens auch Frauen beteiligen, das wissen wir spätestens seit den Vorfällen im Foltergefängnis Abu Ghuraib. Aber wenn sexuelle Befriedigung im Vordergrund steht, spreche ich von sexueller Gewalt. Da ist die Sexualität das Hauptziel, die Gewalt wird lediglich zu ihrer Durchsetzung benutzt."



      www.sueddeutsche.d...erview-1.3801247-2

      Ich teile Pohls Position. Gewalt kann sexualisiert werden, aber auch in der ganz gewöhnlichen Sexualität ist Gewalt enthalten. Der Verurteilte hat seine Gewaltbereitschaft ganz sicher nicht sexualisiert, sondern die Gelegenheit genutzt, sich an einer hilflosen jungen Frau sexuell zu vergehen. Gewaltsex gehört zu den Rennern im Pornobereich. Wer weiß, wie viele Männer (und Frauen) sich sowas im Netz zur eigenen sexuellen Stimulation ansehen. Auf jeden Fall geht jeder 8. Internetaufruf in Deutschland auf Pornoinhalte.

  • Mal ein Gedankenspiel: Ob der Artikel auch so erschienen wäre, wenn der Täter kein U-Bahnfahrer gewesen wäre, sondern einer anderen Personengruppe angehört hätte? Wenn man im Artikel das Wort "U-Bahnfahrer" durch das Wort "Flüchtling" oder "Muslim" o. ä. ersetzt, dann entspricht die Reaktion, die in dem Artikel kritisiert wird, exakt der Reaktion, die in Politik und Medien wie der taz üblich sind, wenn ein Flüchtling, ein Muslim, ein Mensch mit Migrationshintergrund oder ein Mensch ohne Migrationshintergrund, aber of Colour, eine Vergewaltigung, einen Mord, einen Terroranschlag oder sonst ein Verbrechen begeht. Von den Auswirkungen auf die Opfer und ihre Angehörigen ist in jenen Fällen wenig die Rede, statt dessen ist die Hauptsorge, dass die Tat bzw. eine wahrheitsgemäße Berichterstattung darüber "Vorurteile bestärkt" bzw. "Rassismus fördert", zu einem "Generalverdacht gegen alle XYZ" führt, "den Rechten in die Hände spielt" oder "von Rechten instrumentalisiert wird", meist begleitet von dem Hinweis, dass es sich um einen Einzelfall handle. Wenn der Täter sich zum IS bekannt hat oder bei der Tat "Allahu akbar" gerufen hat, wird die Berichterstattung meist noch von einer akribischen Suche nach Ursachen begleitet, die gegen eine islamistische Motivation sprechen sollen, gern genommen wird die Erklärung, der Täter sei psychisch krank gewesen, als könnten psychisch Kranke keine islamistischen Terroristen sein.

    Aber hier geht es ja um U-Bahnfahrer. Da ist die Welt noch in Ordnung, denn gegen U-Bahnfahrer haben die Rechten nichts. Und wenn die Journalistin keinen Anhaltspunkt dafür benennen kann, dass es sich bezüglich der Angestellten des Verkehrsunternehmens nicht um einen Einzelfall handelte, kann sie ja immer noch wie im Artikel schreiben: "Es handelt sich sicher nicht um den ersten Grenzübertritt, der in einer U-Bahn passierte, ob von Seiten der Angestellten oder der Fahrgäste." Genial. Einfach das Wort "sicher" schreiben, und schon ist es kein "Einzelfall" mehr.

    • @Budzylein:

      Bei der Münchner Verkehrsgesellschaft dürfen Migranten oder Muslims keine U-Bahn-Fahrer werden?



      Oder wie kommen Sie darauf, ausschließen zu können, dass der betroffene U-Bahn-Fahrer autochthon ist?

      Ach ja, es gab ja auch Juden und Deutsche und niemals deutsche Juden.

      In Ihrer Logik sind Sie genauso weit, wenn Sie sich nicht vorstellen können, dass der vergewaltigende U-Bahn-Fahrer ein Allochthoner war.

    • @Budzylein:

      Ich finde die Einengung nicht so abwegig. Beschäftigte bei einem bestimmten Betrieb verfügen ja auch über eine gewisse Betriebskultur. Da kann ich schon fragen, ob es da einen Zusammenhang gibt.



      Das ist etwas gänzlich anderes, als ganze Religionen oder Ethnien unter Generalverdacht stellen zu wollen, wie es gerne geschieht, wenn es eben eine Tat von Nicht-Weißen ist.



      Genau das ist aber Unsinn. Die Kategorien Religion oder Staatsangehörigkeit taugen nicht für Schlüsse vom Einzelnen auf Alle. Bei einer vergleichsweise winzigen Gruppe wie Angehörige eines Betriebes sieht das ganz anders aus.

    • @Budzylein:

      Hallo BUDZYLEIN: Selbst wenn es mir nicht sympathisch ist und ich es ungern zugebe, aber an der Logik ihres Kommentars ist leider nichts auszusetzen.

    • @Budzylein:

      Sie haben vollkommen recht: So wie Rassismus und Sexismus gibt es natürlich auch gesellschaftliche Unterdrückungs- und Ausgrenzungsstrukturen gegen U-Bahnfahrer. Man denke etwa an die eindeutig U-Bahnfahrer-feindlichen Wahlplakate der FPÖ oder der AfD.

      Oder nochmal für Sie ohne Ironie: Es geht hier nicht um U-Bahnfahrer als solche, sondern um die Politik eines Verkehrsunternehmens, die blind ist für Rape Culture, also für ein strukturelles Phänomen, in dem Vergewaltigungen verharmlost und Betroffenen Vorwürfe für ihr Betroffensein gemacht werden.

      Und um anzunehmen, dass es in U-Bahnen bisher nicht nur einen Grenzübertritt gab, braucht es nicht viel. Schlagworte googlen reicht. Oder ein empathisches Gespräch mit Bekannten, um zu verstehen, wie alltäglich Grenzübertritte im öffentlichen Raum sind. There you go.

      • @smallestmountain:

        Die Kritik im Artikel daran, dass das Verkehrsunternehmen sich um das "Ansehen aller U-Bahnfahrer" sorgt, teile ich; diese Haltung des Verkehrsunternehmens ist völlig indiskutabel. Aber das gilt eben bei allen Personengruppen, denen jeweilige Täter zuzuordnen sind.

        Und dass eine "Rape Culture" bei dem betreffenden Unternehmen über den einzelnen Täter hinaus eine Rolle spielt, wird durch die Angaben im Artikel nun einmal nicht ansatzweise gestützt.

      • @smallestmountain:

        "unterm——

        Strafrecht & das ausgeurteilte Strafmaß

        Dienen dem Schutz der Gesellschaft vor erneuter Rechtsverletzung. Wollnich." Das muss aber n dicker Strich sein.

    • @Budzylein:

      Was für einen Verschwörungskonstrukt versuchen Sie hier gerade zu kreieren? Bitte belegen Sie Ihre Annahmen doch mit harten Fakten und Beispielen, sonst kommt man wirklich auf den Gedanken, hier Sie gleich als Verschwörungstheoretiker abzustempeln.

      • @Montagsdepression:

        Es gibt halt Leute, die sofort "Ausländer, Flüchtling, Muslim..." denken wollen, wenn sie das Wort Vergewaltigung" lesen. Und wenn es sich im Text dann zeigt, dass der Täter doch nicht der erhofften Gruppe angehört, sind sie enttäuscht und schreiben Beiträge wie Budzylein.

        Budzylein: sie denken sofort "Ausländer, Flüchtling, Muslim", wenn Sie "Vergewaltigung" hören, weil in den Medien vor allem über dieses Delikt berichtet wird, wenn der Täter aus der erwähnten Gruppe stammt und weil das dann auch über Wochen aufgewärmt und die Täterherkunft betont und ausgeschlachtet wird. Sie sind dem auf den leim gegangen.

        • @Kolyma:

          Nein, das denke ich nicht. Wie schon CHARLY_PAGANINI und STROLCH erkannt haben: Sie haben mich nicht verstanden; es ging mir um die Art des Berichtens über solche Ereignisse und um das Messen mit zweierlei Maß. Im Artikel wird übrigens gleich am Anfang gesagt, dass ein U-Bahnfahrer die Vergewaltigung begangen hat. Wie man da auf den Gedanken kommen sollte, dass der Täter ein "Ausländer, Flüchtling, Muslim" sein könnte, ist mir schleierhaft.

        • @Kolyma:

          Ich glaube eher sie haben den Beitrag von Budzylein nicht richtig verstanden...

        • @Kolyma:

          Nein BUDZYLEIN regt sich über die ungleiche Berichterstattung und die ungleichen Kommentare auf. Das ist alles.

      • 7G
        75026 (Profil gelöscht)
        @Montagsdepression:

        Na, dafür gibt es aber reichlich Beispiele. Siehe etwa hier:



        www.taz.de/Nach-Ge...in-Koeln/!5543779/

        "Faktenlage unklar", "viele Fragezeichen", "Hinweise auf eine psychische Erkrankung", "Motivlage unklar", aber: "AfD instrumentalisiert die Tat". Passt genau.