Türkei bereitet Angriff auf PKK vor: Nordirak rückt ins Visier der Türkei

Die Vorbereitungen der Türkei für einen Angriff auf das PKK-Hauptquartier in den Kandil-Bergen laufen auf Hochtouren.

Eine kurdische Frau der PKK zielt mit einem Gewehr.

Trainingslager der PKK in den Kandil-Bergen (Archivfoto). Das Hauptquartier ist jetzt Ziel der Türkei Foto: ap

ATHEN taz | Die türkische Regierung hat am Dienstag bestätigt, dass sie einen groß angelegten Angriff auf das PKK-Hauptquartier in den Kandil-Bergen im Nordirak vorbereitet. Die Vorbereitungen hätten bereits im März begonnen. Der Angriff könnte bald in die entscheidende Phase gehen.

Nach Angaben von Innenminister Süleyman Soylu seien einige Truppen bereits bis auf 30 Kilometer an die PKK-Stellungen herangerückt. Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu bestätigte bei einer Pressekonferenz, dass die Operation in Absprache mit den USA, der Regierung in Bagdad und der nordirakischen Autonomieregierung von Präsident Barsani erfolgen würde.

Çavuşoğlu war am Montag für einen Tag in Washington, um dort den neuen US-Außenminister, Mike Pompeo, zu treffen. Bei den Gesprächen ging es auch um die Zusammenarbeit zwischen den USA und der Türkei in Syrien.

Nach Aussagen von Çavuşoğlu habe man sich auf den Abzug der kurdischen YPG-Miliz aus der westlich des Euphrat gelegenen Stadt Manbidsch geeinigt. In einem monatelangen Prozess sollen türkische und amerikanische Soldaten dort gemeinsam die Kontrolle übernehmen. Reuters meldete am Dienstag, der Abzug der YPG aus Manbidsch habe bereits begonnen.

„Die türkische Fahne auf Kandil“

Die Militäroperation gegen das PKK-Hauptquartier in Kandil – einem Gebirgsmassiv, das direkt an der iranischen Grenze liegt und rund 100 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt ist – war lange geheim gehalten worden. Die türkische Armee hat dafür mehrere neue Militärstützpunkte im Nord­irak aufgebaut und ihre Truppen verstärkt, offenbar im Einvernehmen mit der kurdischen Autonomieregierung.

Das Gelände zwischen der türkischen Grenze bei Hakkari und dem Kandil-Gebirge ist nur schwer zugänglich. Deshalb hat sich die türkische Armee bislang immer nur auf kurze Vorstöße auf die irakische Seite beschränkt und Kandil lediglich aus der Luft angegriffen. Im Hauptquartier dort werden die beiden PKK-Führer, Cemil Bayık und Murat Karayılan, vermutet.

Nach türkischen Medienberichten war der Oberbefehlshaber der Armee, Hulusi Akar, am Montag an der Grenze zum Nordirak, um mit den dortigen Kommandeuren den Vormarsch abzustimmen. Laut Süleyman Soylu gibt es Gefechte mit PKK-Einheiten. Dabei wurden in der vergangenen Woche vier türkische Soldaten und angeblich 30 PKK-Militante getötet.

Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte bereits nach der Eroberung der kurdischen Enklave Afrin im Westen von Syrien angekündigt, dass die Armee auch gegen das PKK-Hauptquartier vorgehen würde. Der Chefredakteur der AKP-Hauszeitung Yeni Safak, İbrahim Karagül, wurde am Dienstag deutlicher. Der Vormarsch sei nicht nur eine Antiterroroperation, sondern eine strategische Maßnahme in den bevorstehenden Auseinandersetzungen im Nahen Osten. Niemand solle sich wundern, wenn noch vor dem Wahltag am 24. Juni „die türkische Fahne auf Kandil weht“.

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