Begnadigung von Ex-Sheriff Joe Arpaio: Trump ruft zu den Waffen
Er signalisiert seinen reaktionärsten Wählern, dass sie ab jetzt freie Hand haben. Die Unabhängigkeit der Gerichte tritt er mit Füßen.
I n der Serie täglich neuer Zumutungen, die seit fast acht Monaten aus dem Weißen Haus kommen, hat Donald Trump an diesem Wochenende neue Tiefen erreicht: In der Person des Rassisten und ehemaligen Sheriffs Joe Arpaio, der stolz darauf ist, Angst zu verbreiten, hat Trump einen verurteilten Rechtsbrecher begnadigt. Und mit dem Verbot von Transmenschen im Militär hat er die Diskriminierung zur offiziellen präsidentiellen Linie gemacht.
In beiden Fällen hat Trump erst per Tweet die Stimmung getestet. Nachdem er sich sicher fühlte, dass seine Basis auch diese beiden Entscheidungen goutieren würde, machte er sie amtlich. Knapp zwei Wochen nachdem Trump unter den Neonazis von Charlottesville auch anständige Menschen gesehen haben will, attackiert er nun zwei Minderheiten.
Selbst für jene Latinos und Transgender-Menschen, die noch zu ihm hielten, ist er damit komplett indiskutabel geworden. Doch um sie geht es Präsident Nummer 45 nicht. Er signalisiert den reaktionärsten Elementen unter seinen Wählern und im Strafvollzug, dass sie ab jetzt freie Hand haben. Er ruft sie zu den Waffen.
Das ist gefährlich für den inneren Frieden der USA. Doch damit enden die Horrorbotschaften nicht. Trump bedeutet auch Mitarbeitern, die versucht sein könnten, gegen ihn auszusagen, dass er vor nichts zurückschrecke. Sowohl seine ehemaligen Berater als auch Sonderermittler Robert Mueller werden diese Botschaft verstehen. Noch dazu wissen jetzt alle Gerichte, dass Trump bereit ist, ihre Unabhängigkeit mit Füßen zu treten.
Trumps erste Begnadigung und sein Verbot von Transmenschen in Uniform zeigen, wie wenig Respekt er für die Institutionen der amerikanischen Verfassung hat. Die gibt einem US-Präsidenten zwar weitgehende Vollmachten. Doch zugleich sieht sie eine Gewaltenteilung vor.
Trumps neueste Entscheidungen läuten also auch eine Verfassungskrise ein.
🏳️⚧️ SHANTAY. YOU PAY. 🏳️🌈
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Informationen auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich aber leisten kann, darf einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Russland und Ukraine
Ukrainische Gebietsabtretungen im Tausch für Frieden?
Kürzungsdebatte im Sozialbereich
Und eure Lösung, liebe Linke?
E-Autos versus Verbrenner
Der gefühlte Freiheitsverlust
Trump setzt Museen Frist
Vorbei mit der Freiheit
Ökonom über ungerechtes Rentensystem
„Es geht um Umverteilung“
100 Tage Merz-Regierung
Kein Rezept gegen rechts