Zweiter Nationalpark in NRW: Höxter stimmt dagegen
Auf dem Gebiet von Höxter wird das Waldgebiet Egge nicht streng geschützt werden. Im Nachbarkreis Paderborn steht die Entscheidung noch aus.
Ostwestfalen könnte trotzdem noch Standort eines zweiten Nationalpark in NRW werden: Das Ergebnis des Bürgerentscheids im benachbarten Kreis Paderborn steht noch aus und wird für Dienstag erwartet. In Paderborn liegen die größeren Flächen in dem Waldgebiet Egge, das durch Moore und wertvolle Geröllflächen mit Höhlen durchzogen ist. Dort leben seltene Tiere wie Schwarzspecht, Schwarzstorch, Salamander und verschiedene Fledermausarten.
„Natürlich ist das Ergebnis enttäuschend“, sagt Martina Denkner, Abgeordnete für die Grünen im Kreis Höxter, „aber die Sache war es trotzdem wert.“ Es sei befruchtend gewesen, mit aufgeschlossenen Leute zu reden, die die Chance eines Nationalparks für die Region erkannt hätten, so Denkner.
„Der Souverän hat entschieden. Das Mehrheitsvotum ist für uns alle bindend“, sagte CDU-Landrat Michael Stickeln. „Die hohe Beteiligung von 58,6 Prozent bei uns im Kreis Höxter setzt ein starkes Zeichen für die Demokratie. Dies zeigt, wie wichtig es den Bürgerinnen und Bürgern bei uns im Kreis Höxter war, mit ihrer Stimme Einfluss zu nehmen“, so Stickeln.
Auf der Suche nach einem Nationalpark
Damit habe der Bürgerentscheid den bereits bestehenden Kreistagsbeschluss bestätigt. Mehrheitlich hatte der Kreistag am 18. Oktober 2023 eine Bewerbung des Kreises Höxter für einen Nationalpark abgelehnt. Stickeln werde den zuständigen Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer (Grüne), über das Ergebnis des Bürgerentscheids informieren.
Die schwarz-grüne Landesregierung von NRW hatte in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt, dass sie nach dem Nationalpark Eifel einen zweiten Nationalpark in dem Bundesland einrichten wollte. Die infrage kommenden Gebiete – etwa im waldreichen Siegerland-Wittgenstein und im Sauerland, hatten allerdings gleich abgewunken.
Sollte auch der Bürgerentscheid im Kreis Paderborn negativ ausfallen, bleibt nur noch der Klever Reichswald am Niederrhein im Rennen; das Waldgebiet ist überwiegend mit einem Buchenmischwald bewachsen und ist der größte zusammenhängende öffentliche Staatsforst in NRW. Insgesamt wird der Reichswald mit seinen etwas mehr als 5000 Hektar von Fachleuten allerdings als zu klein für ein Nationalparksgebiet betrachtet.
Die Bundesrepublik hatte sich auf dem Weltnaturschutzgipfel in Montreal verpflichtet, bis 2030 rund 30 Prozent seiner Land- und Wasserflächen unter einen effektiven Naturschutz zu stellen. Bislang haben sich „in Sachen mehr Schutzgebiete oder strengerer Schutz bestehender Gebiete“ allerdings wenig getan, sagt Axel Paulsch vom Institut für Biodiversität (ibn). „Es tut sich wenig, auch die Reduzierung biodiversitätsschädigender Subventionen geht nicht voran“, so Paulsch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies