Zweite Staffel „Mapa“ in ARD-Mediathek: Sadcom mit Harpunenwitz
Zwischen Kita-Streit, Dating und Job fragt sich ein Alleinerziehender, wie viel sein Witwerbonus noch wert ist. Die zweite Staffel „Mapa“ überzeugt.
Für die meisten Menschen ist eine Beförderung ein Grund zur Freude, für den alleinerziehenden Vater Metin (Max Mauff) wirkt sie wie eine Bedrohung. Seit Jahren arbeitet er im Writers-Room der Soap „Was zählt ist jetzt“, die aktuell gute Quoten bringt, weil dort „Sandra ihren Papi fickt“. Nun soll er möglicherweise Chefautor werden, denn obwohl er nur noch halbarschig arbeitet, ist er laut seiner Chefin Sophie (Amélie Miloy) immer noch der beste Autor im Team.
Die kann seine abwehrende Haltung gegenüber einer möglichen Beförderung deswegen gar nicht verstehen und sagt genervt: „Och Metin, ich weiß, du hast da auch noch einen zweiten Fulltimejob.“ Und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: „Und außerdem ist dein Witwerbonus langsam aufgebraucht.“
Den sogenannten „Witwerbonus“ trägt Metin jetzt schon fünf Jahre mit sich rum – seit seine Freundin Emma (Lia von Blarer) ganz plötzlich ohne Vorerkrankung gestorben ist und er zum alleinerziehenden Vater eines sechs Monate alten Babys wurde. In der ersten Staffel „Mapa“ versucht Metin zwischen Kitaplatzsuche und Streitereien mit seiner liebevollen aber anstrengenden Mutter seine Trauer zu bewältigen und das Leben irgendwie wieder in den Griff zu bekommen.
„MaPa“, ab Do., 18. Mai alle sechs Folgen in der ARD-Mediathek
Folge 1-4, Fr., 26. Mai, ab 22.20 Uhr, ARD und Folge 5-6, Sa., 27. Mai, ab 23.40 Uhr
Die Auftraggeber Joyn und rbb kündigten die Miniserie 2020 als erste „Sadcom“ in Deutschland an – und obwohl sie durchaus komische Momente hatte, überwog der melancholische Grundton. Denn angesichts der harten Lebensrealität der Hauptfigur blieb einem als Zuschauer_in ständig das Lachen im Hals stecken.
Das Leben geht halt doch irgendwie weiter
Ein Erfolg wurde die „Sadcom“ trotz oder gerade deswegen. Dem Autor Alex Lindh und Regisseur Jano Ben Chaabane gelang es eine deutsche Serie ohne Stereotype und peinliche Dialoge zu schaffen. Sie wirkte wie aus dem echten Leben geschnitten. Trotz guter Kritiken und Preisnominierungen wollte Joyn die Serie nicht weiter produzieren.
Drei Jahre später gibt es nun trotzdem eine zweite Staffel – mit der ARD Degeto als zweitem Geldgeber. In der Serie ist der Zeitsprung noch größer, aus dem sechs Monate alten Baby Lene ist eine energiegeladene 5-Jährige geworden. Die Trauer von Metin ist zwar nicht verschwunden, doch sie hat sich verändert.
Er möchte jetzt nicht mehr nur überleben, sondern auch wieder mehr leben. Diese Entscheidung erfolgt aber nicht rein freiwillig, denn nicht nur die Chefin, auch seine Sexpartnerin und seine Mutter geben ihm das Gefühl: Es reicht jetzt mal mit der Rücksicht und der Trauer – das Leben geht halt doch irgendwie weiter.
Und das hält für ihn noch immer einige Herausforderungen parat. Wenn seine Tochter Lene nicht in die Kita will (Pola Friedrichs legt hier wirklich eine erstaunliche Performance hin) oder auf eine rote Perücke besteht, die bei ihr zu allergischen Reaktionen führt. Oder seine Mutter, die ganz eigene Erziehungsideen für Lene im Kopf hat. Oder der ständige Spagat zwischen ausreichender Fürsorge für seiner Tochter, genug Elan bei der Arbeit und Zeit für Privatsphäre. Denn Metin will sich wieder ins Datingleben stürzen und lernt gleich eine attraktive Astrophysikerin kennen. Doch zählt hier der Witwerbonus noch?
Obwohl die verstorbene Freundin Emma auch in der zweiten Staffel noch eine verhältnismäßig große Rolle einnimmt, hat in der zweiten Staffel „Mapa“ eindeutig die Komik die Oberhand. Die überzeugt vor allem in der Interaktion zwischen Vater und Kind oder in höchst absurden Szenen, wenn ein Gast in einer Bar versehentlich von einer Harpune aufgespießt wird. Es sitzt zwar nicht jeder Witz – aber das ist im echten Leben ja auch nicht anders.
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