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Joyn-Serie voller Tragik und KomikEin sympathisches Vaterbild

In „MaPa“ überzeugt Max Mauff als alleinerziehendes Elternteil: mit überraschend glaubwürdigen Dialogen und plausibler Emotionalität.

Max Mauff als plötzlich alleinerziehender Vater Metin Foto: Carolin Weinkopf/joyn

Mit Urlaubserinnerungen fängt „MaPa“ an. Ein junges Paar samt Baby in Griechenland, lauter fröhliche Fotos und Handyvideos. Doch unmittelbar im Anschluss springt die Handlung sechs Monate weiter, und von Heiterkeit ist keine Spur mehr.

Metin (Max Mauff) ist inzwischen alleinerziehender Vater, seine Freundin Emma (Lia von Blarer) ist gestorben. Woran, erfährt man als Zuschauer*in nicht, zumindest nicht in den drei Folgen, die der Presse vorab zur Verfügung gestellt wurden. Darum geht es aber auch nicht in dieser Serie, die vor allem erzählen will, wie man sich so durchschlägt, wenn man plötzlich als Mann allein für ein Kleinkind verantwortlich ist.

Der Titel „MaPa“, der bei Serien-Fans womöglich Erinnerungen an „Transparent“ weckt (wo die erwachsenen Kinder ihren Vater nach seinem Coming-out als Transfrau zunächst so nennen), will wohl bedeuten, dass Metin nun Mama und Papa gleichzeitig sein muss. Was natürlich Quatsch ist: Metin ist einfach Vater, nicht mehr und nicht weniger. Nur dass eben niemand mehr da ist, mit dem er die Verantwortung für Töchterchen Lene teilen kann.

Von Reiswaffeln auf dem Spielplatz bis hin zum Abstecher in die Shisha-Bar unten im Haus, die zwar eigentlich eher trostlos ist, aber wenigstens noch Babyfon-Empfang hat – „MaPa“ lässt keine Banalitäten und Problemchen des Elternseins aus. Übermüdung, Kita-Eingewöhnung, vom Tisch gefegter Frühstücksbrei, alles mit dabei. Nur dass Metin eben nebenbei auch noch mit dem Planen der Trauerfeier beschäftigt ist, irgendwann zurück in den Berufsalltag finden muss und plötzlich vor Fragen steht wie der, was man eigentlich mit dem Handy der verstorbenen Verlobten macht.

Kloß im Hals

Als „Sadcom“ bewirbt Joyn die neueste Eigenproduktion, was eine unnötige Wortschöpfung ist, wo es doch das schöne und sehr treffende Wort Tragikomödie gibt. In der Sache liegt man aber natürlich richtig: Mit einer klassischen Sitcom hat „MaPa“ nur gemein, dass jede Folge eine gute halbe Stunde lang ist. Ansonsten wandelt die Serie – für deutsche Verhältnisse eher ungewöhnlich – im Tonfall eher auf den Spuren von „Better Things“, „Work in Progress“ oder auch „Fleabag“.

Humor ist zwar omnipräsent, aber es ist einer, der sich meist aus Verzweiflung und Bitterkeit, manchmal auch Absurdität speist. Und weil, trotz Fokus auf das Vatersein, eben auch sehr ernsthaft von Trauer erzählt wird, ist einmal pro Folge ein Kloß im Hals noch das Geringste, was an Gefühlsregungen hier ausgelöst wird.

Bei all dem gelingt Alex Lindh, dem Schöpfer und hauptverantwortlichen Autor, eine Wahrhaftigkeit, wie sie selten ist. Nicht jeder Einfall funktioniert oder wird konsequent durchgezogen, etwa wenn Metin ein Gespräch, dem er im Möbelhaus zuhört, buchstäblich nur als „Blabla“ wahrnimmt, oder später in seinem Job als Seifenopern-Schreiber eine arg bemühte Metaebene Einzug hält. Die Dialoge allerdings sind bestechend authentisch und ungekünstelt, in den komischen Momenten genauso wie in den traurigen. Und das Gleiche gilt für die Beziehung zwischen Metin und Emma, die in Rückblenden zusehends neue Facetten gewinnt.

Die Serie

„MaPa“, sechs Folgen, ab 16. 4. im Stream auf Joyn

Besonders zum Gelingen dieser ungemein sympathischen Serie tragen nicht zuletzt die Darsteller*innen bei. Von Blarer ist umwerfend und Lina Wendel als Metins ebenso liebevolle wie anstrengende Mutter setzt komödiantische Glanzlichter. Aber natürlich steht und fällt alles mit Max Mauff, der zwar bereits seit bald 20 Jahren vor der Kamera steht, Grimme- und Ophüls-Preisträger ist und sogar schon mit Steven Spielberg drehte, aber irgendwie trotzdem noch das bestgehütete Geheimnis im deutschen Kino und Fernsehen ist. Mühelos trägt der 32-Jährige „MaPa“ in jeder einzelnen Szene auf seinen schmalen Schultern und zeichnet dabei ein Vater- und Männlichkeitsbild, an dem man sich kaum sattsehen kann. Mit seinem Metin würde man jedenfalls liebend gerne noch mehr Zeit verbringen, als es diese erste kurze Serienstaffel zulässt.

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2 Kommentare

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  • Zitat: "Der Titel „MaPa“, der bei Serien-Fans womöglich Erinnerungen an „Transparent“ weckt (wo die erwachsenen Kinder ihren Vater nach seinem Coming-out als Transfrau zunächst so nennen),"

    kleine Korrektur: "nach IHREM Coming-Out als trans Frau zunächst so nennen."



    "ihren Vater" kann man durch den Namen (nicht Deadname, sondern der weibliche) des Charakters ersetzen oder "ihre nun zweite Mutter" oder so ähnlich ersetzen.

    Wenn jemand ein Coming-Out als trans hat, ist es nicht so, dass die Person vor dem Coming-Out mit dem ursprünglich zugeordnetem Geschlecht und nach dem Coming-Out mit den tatsächlichen Geschlecht angesprochen wird. Das macht man dann auch in die Vergangenheit wirkend. Genauso wie eine Lesbe vor ihrem Coming-Out nicht hetero war, ist auch eine trans Frau vor ihrem Coming-Out kein Mann gewesen, sondern war auch schon davor eine trans Frau.

    Und eine (Gast?-)Autorin, die trans Frau ist und hier letztens einen Artikel verfasst hat, hat darauf aufmerksam gemacht, dass es "trans Frau" ist und nicht "Transfrau".

    Die Serie klingt allerdings sehr interessant!

    • @Hamnial:

      Oder man legt sich einen etwas entspannteren Umgang mit dem Thema zu und interpretiert keine Beleidigung und Abwertung in etwas hinein, wo sie einfach nicht zu finden sind.