Zwei Klassen von Geflüchteten: Zoo-Bonus für Ukrainer:innen
Im Zoo Hannover gibt es Rabatte für bestimmte Gruppen – auch für Ukrainer:innen. Das ist aber Kleinkram im Vergleich zu anderen Ungerechtigkeiten.
G ibt es selbst da jetzt Geflüchtete erster und zweiter Klasse?“, fragt sich eine taz-Leserin und weist uns darauf hin, dass der Zoo Hannover offenbar Ukraine-Geflüchteten noch einen Bonus-Rabatt einräumt.
Das passt natürlich erst einmal ins Bild, immerhin schreit ja auch sonst in so ziemlich jedem Unternehmen die Marketing-Abteilung: „Hier! Wir auch! Solidarität! Alles Blau-Gelb!“
Rabatte, Gratisleistungen, Spendenaktionen – man blickt kaum noch durch. Zum Glück beschränken sich die meisten auf Pressemitteilungen in deutscher Sprache, davon bekommen die Betroffenen nicht so viel mit, allenfalls über ihre deutschen Paten.
Im Fall des Zoos Hannover ist es aber noch ein bisschen komplizierter: Den Sonderrabatt für Geflüchtete aus der Ukraine gibt es nämlich in Wirklichkeit nur, wenn sie im Rudel auftauchen und dabei von einer gemeinnützigen Organisation begleitet werden. Für die gibt es dann ähnliche Tarife wie für Gruppen von Schwerbehinderten, Schul- oder Kindergartenkindern.
Komplizierte Buchungen verschleiern hohe Preise
Einzelne Geflüchtete aus der Ukraine werden genauso behandelt wie einzelne Geflüchtete aus Afghanistan oder Syrien und bekommen den Sozialtarif, den gibt es auch für Inhaber:innen des Sozialtickets aus der Region.
Um das zu verstehen, muss man aber schon ein Weilchen herumklicken auf der Zoo-Website, wo das Buchen von Eintrittstickets mittlerweile ein ähnliches Prozedere erfordert wie bei der Bahn oder bei Fluggesellschaften.
Das dient natürlich alles dazu, zu verschleiern, dass so ein Zoobesuch einfach schweineteuer geworden ist: 90 Euro zahlt die Normfamilie aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern (unabhängig von der Staatsbürgerschaft) für eine Tageskarte. Aber auch nur, wenn sie den Hund (Rasse egal) zu Hause lässt, sonst 100 Euro.
Den Preis drücken kann man, wenn man früh bucht oder sich auf bestimmte Zeiten und Tage mit geringer Auslastung festlegen lässt. Es ist kompliziert.
Viel bitterer ist die Diskriminierung durch den Staat
Da vergisst man fast, wie einfach Diskriminierung sonst geht, vor allem wenn sie vom Staat ausgeübt wird. Denn um noch einmal auf dem schmerzhaft zuckenden Gerechtigkeitsnerv unserer geneigten Leser:innenschaft herumzureiten: Ja, es gibt Geflüchtete erster und zweiter Klasse.
Und ja, die Geflüchteten zweiter Klasse hängen immer noch in diesem kafkaesken Limbus fest, in dem man immer auf noch irgendein unverständliches Papier wartet. Auf den gefürchteten Interviewtermin, auf das Ende der Wohnsitzauflage, auf den Beginn des Sprachkurses, auf eine Aufenthalts- und irgendwann vielleicht sogar eine Arbeitserlaubnis. All das immer mit dem verminderten Leistungssatz, der für Asylbewerber vorgesehen ist.
Bei Ukrainer:innen geht ja plötzlich alles, was sonst nie ging und auch immer noch nicht geht. Das wiederum ist so bitter, dass so ein Zoobesuch fast auch schon egal ist.
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