Zögern der Bundesregierung: Keine Einigung beim Wasserstoff
Die Bundesregierung verschiebt ihre angekündigte Wasserstoff-Strategie abermals. Ein Streitpunkt ist, wie viel in Deutschland produziert werden soll.
![Windräder im Meer Windräder im Meer](https://taz.de/picture/4169814/14/25071499-1.jpeg)
Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft, zum Speichern von Ökostrom ebenso wie als Grundstoff für Industrieprozesse und Kraftstoff für Verkehrsmittel, die nicht direkt mit Strom angetrieben werden können. Deshalb wollte die Bundesregierung eigentlich schon im Dezember eine „Nationale Wasserstoffstrategie“ vorlegen.
Nachdem über das zentrale Projekt lange gestritten wurde, sollte es an diesem Mittwoch endlich vom Kabinett verabschiedet werden. Doch daraus wird auch diesmal nichts: Wie Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Dienstag mitteilte, wird die Strategie abermals verschoben. Grund seien „unterschiedliche Vorstellungen zu den Ambitionen“, sagte Karliczek.
Denn während Einigkeit darüber besteht, dass es im Jahr 2030 einen Wasserstoffbedarf mit einem Energiegehalt von etwa 100 Terawattstunden gibt, ist innerhalb der Regierung strittig, wie viel davon in Deutschland aus Ökostrom erzeugt werden soll. Das Forschungsministerium fordert eine Kapazität von 10 Gigawatt, womit knapp 30 Prozent des Bedarfs erzeugt werden könnte. Für dieses Ziel hat sich auch der SPD-Fraktionsvorstand ausgesprochen.
Das Wirtschaftsministerium hält hingegen nur 5 Gigawatt für realistisch. Experten des Ministeriums hätten errechnet, dass es bei 10 Gigawatt Erzeugungsleistung für Wasserstoff-Elektrolyse nicht genug Ökostrom gibt, um damit bis 2030 wie geplant 65 Prozent des Stromverbrauchs decken zu können, heißt es aus dem Haus von Peter Altmaier (CDU). Für beide Ziele zusammen sei nicht genug Fläche vorhanden.
In einem Entwurf der Strategie, der der taz vorliegt, ist angedeutet, wie ein Kompromiss in dieser Frage aussehen könnte: Dort wird „deutscher“ Wasserstoff unterteilt in solchen, der in Deutschland produziert wird, und solchen, der von Deutschland produziert wird – etwa aus dem Strom von Windrädern auf Flächen in der Nord- und Ostsee, die zum Hoheitsgebiet anderer Länder gehören, in dem aber mit finanzieller Förderung aus Deutschland Wasserstoff für Deutschland hergestellt würde.
Ebenfalls strittig ist die politische Verantwortung für die Umsetzung der Wasserstoff-Strategie: Das Forschungsministerium würde dies gern einen im eigenen Haus angesiedelten Innovationskoordinator übertragen, andere Ressorts lehnen das jedoch offenbar ab.
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